CD-Reviews Juli 2015
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
KADAVAR - Berlin
Nuclear Blast/Warner
Ein nicht nur leicht an Lenny Kravitz zu seinen besten Zeiten erinnerndes Lick ertönt, und schon geht mit dem Opener „Lord Of The Sky“ die Post ab. Mit einem Breitwandriff, das The Who (vor denen sie sich in „See The World With Your Own Eyes“ gleich nochmal verneigen) alle Ehre machen würde, läutet Deutschlands bärtigstes Musikertrio sein drittes Album ein. Dass Scheibe Nummer Drei seit jeher „make it or break it“ bedeutet, wissen wir alle, aber hat wirklich jemand geglaubt, die Band würde es nach dem grandiosen Vorgänger „Abra Kadavar“ mit dem dritten -, nicht alles, aber dennoch viel entscheidenden Rundling versemmeln? Ich habe jedenfalls die qualitative Konstanz von Kadavar nie angezweifelt, zu deutlich waren in der Vergangenheit die Zeichen, die steil nach oben zeigten. Und was sich ankündigte, sieht sich nun bestätigt: „Berlin“ ist ein bärenstarkes Album geworden. Und im direkten Vergleich mit den beiden Vorgängern haben die Jungs diesmal ein paar Schippen zugelegt. „Berlin“ hat irgendwie mehr Biss, mehr Coolness, mehr In-die-Fresse-Attitüde als „Kadavar“ und „Abra Kadavar“. Klangen letztgenannte bedingt durch die stilistische Ausrichtung streckenweise doch noch leicht angestaubt, finden wir auf „Berlin“ die perfekte Symbiose zwischen Tradition und Moderne. Egal, ob sie nun drauflosrocken – „Stolen Dreams“ oder „Into The Night“ sind beispielsweise Mattenschüttler allererster Sahne – oder wie in „The Old Man“ und „Spanish Wild Rose“ etwas getragener und nachdenklicher klingen, die Songs perlen frisch und zugleich klassisch aus den Lautsprechern und verfügen über genügend Hooks, die teilweise schon beim ersten Hördurchgang hängen bleiben. Und sie wissen, wie man die hungrige Meute befriedigt. Da ein Bisschen Hendrix, dort ein Hauch Golden Earring, The Who hatten wir schon, aber MC5 mögen sie scheinbar auch, das Trio agiert stets souverän und spart dabei nicht mit Querverweisen auf das goldige Zeitalter des Rock. Lediglich der etwas schräge, psychedelische Bonusträck „Reich Der Träume“ will sich mir nicht so recht erschliessen, passt vom weitaus tieferen Energielevel her auch nicht wirklich zu den anderen Titeln. Aber eben, ist halt ein Bonustrack, den man wohl nicht zu sehr in den Gesamtkontext stellen sollte, und der somit kaum Einfluss auf die Gesamtnote hat. Tatsache ist, Kadavar sind endlich da angekommen, wo sie hingehören, auf dem Rockolymp der Schlaghosenfraktion.
Mirko B. 

Punkte: 9.5 von 10
MAD MAX – Thunder, Storm And Passion (2 CDs)
Steamhammer/Musikvertrieb
Zwölf neu eingespielte Nummern der drei Mad Max-Alben „Rolling Thunder („Thunder“), „Stormchild“ („Storm“) und „Night Of Passion“ („Passion“) sind auf dieser Scheibe zu hören. Wer die Originalversion kennt wird erstaunt sein, was Bandleader Michael Voss noch alles aus den Songs rausholen konnte. Melodischer Hardrock, mit griffigen Riffs, knackigen Beats und einem kernigen Gesang, Rocker-Herz was willst du mehr. Dabei die perfekte Mischung aus schnellen, melodischen, emotionalen und rockigen Liedern. Wieso Mad Max den grossen Durchbruch, speziell mit „Night Of Passion“, nie schafften bleibt ein grosses Geheimnis oder Rätsel. Anyway, wer sich bis jetzt nicht die drei Hit-Alben unter den Nagel reissen konnte, hat hier die Möglichkeit dazu. Schade, dass die Sweet-Coverversion von „Fox On The Run“ fehlt, aber ansonsten ist an der Songauswahl nichts zu meckern. Wer sich die Special-Edition sichert kommt noch in den Genuss der Live-CD „Live At Bang Your Head-Festival 2014“. Wer damals die Show sah, weiss wie die Jungs ihren Track „Burning The Stage“ in die Tat umsetzten und mit dem Doublebass-Klopfer „Wait For The Night“ nicht zu bremsen sind. KAUFEN!
Tinu 

Punkte: 9.5 von 10
YEAR OF THE GOAT - The Unspeakable
Napalm Records/Universal
Schon der allerorts zu Recht gefeierte Vorgänger „Angels' Necropolis“ liess keine Zweifel daran aufkommen, dass das schwedische Sextett mit noch grösseren Taten aufwarten würde. Die Erwartungen wurden vollends erfüllt, wenn nicht gar teilweise übertroffen. Mit dem altbewährten Rezept, angenehm warmherzige Rocksounds der Siebziger mit Anleihen aus dem Doom, Prog und Okkult Rock zu paaren, schaffen es YOTG wieder im Handumdrehen, den Zuhörer zu verzaubern. Eigentlich ist die Vorgehensweise ähnlich wie bei Ghost, textliche Deibeleien werden in schaurig-schöne Melodien gepackt, welche durch ihre Eingängigkeit eine weit breitere Hörerschaft für die dunklen Botschaften erreichen, als es mit Extrem Metal welcher Couleur auch immer, jemals möglich wäre. Man mag der Band generell und Frontmann Thomas Sabbathi speziell eine etwas übertriebene Süsse vorwerfen – die operettenhaft hohe und falsettgeschwängerte Gesangsdarbietung in „The Emma“ ist tatsächlich schon fast grenzwertig – da haben die Kritiker noch nicht mal ganz unrecht, aber genau diese vordergründig unvereinbaren Kontraste, sprich die zwischen Schmalz, NWoBHM, Classic Rock und Horrorfilm- Soundtrack hin und her pendelnden Arrangements und Melodien, der affektiert-dramatische Gesang, die okkulten Texte machen die einzigartige Magie dieser Band aus, welche sich durch ihre progressive Herangehensweise deutlich von der Konkurrenz abhebt. Da verzeiht man ihnen sogar mit einem Augenzwinkern, dass der Übersong „Vermin“ stellenweise verdächtig nach Bryan Adams‘ Megahit „Run To You“ klingt… „The Unspeakable“ ist pure vertonte Magie, ein 52 Minuten währendes Ritual, das mit dem sehr epischen „Riders Of Vultures“ seinen scheinbaren Höhepunkt erreicht, nur um dann den Zuhörer überraschend mit dem finalen Monstersong „All He Has Read“ förmlich zu erschlagen. Sollte es die Band schaffen, dieses hohe Niveau beizubehalten, ohne in die Sackgasse der Selbstkopie zu geraten, dann wird uns die Truppe noch manch magische Stunde bescheren. Ganz grosses Kino, kaufen!
Mirko B.  
Punkte: 9.5 von 10
SECOND RELATION - Abiona
Long Branch Records/Musikvertrieb
Yeah, genau so muss Prog-Rock klingen! Spannend, knackig, melodiös. Der Opener „Chance, Aim, Way, Promise“ hat alles, was einen guten Song ausmacht. Cooler Gesang, oft zweistimmig, knackige kurze Instrumentalparts, ein toller Refrain: das Gesamtpaket ist einfach perfekt. Die Österreicher haben einfach was ganz Besonderes in ihrer Musik, das schwer zu erklären ist. Songwriting, Instrumentierung und die coole Stimme von Sänger / Bassist Bastian Berchtold - das alles ist einfach stimmig. Die unglaublich locker gespielten Drums von Michael Simic und auch die lebendigen, abwechslungsreichen Gitarren glänzen mit coolen Riffs und Soli. So zu hören beispielsweise in „Frightning Silhouettes“, vor allem ab Minute 3.40. Das Riffing und die Geige (Synthie) sind hier einfach grandios. Besser kann man solche Lieder nicht spielen. Ein Song stärker als der andere, man kann sich nicht satt hören an der Musik der Österreicher. Auch wenn’s mal etwas härter wird, zum Beispiel bei „Motherlight“, überzeugen Second Relation immer noch. Auch das neun Minuten lange „Impulse Against Separation“ ist ein wahrlich grosser Prog Song. Hie und da wird man an die seligen Sieges Even in ihrer musikalischer Endphase mit Arno Menses erinnert. In fast allen Songs finden sich immer wieder diese tollen mehrstimmigen Gesangsharmonien, gepaart mit coolen Orgelparts und den knackigen Drums, einfach unglaublich. „Abiona“ ist ein vom Anfang bis zum Ende spannendes Prog-Rock Abenteuer, dem man sich als Proggie kaum zu entziehen vermag und – man will es auch nicht. Sehr starkes Album der Herren aus Österreich!
Crazy Beat  
Punkte: 9.4 von 10
PRAYING MANTIS - Legacy
Frontiers Music/Musikvertrieb
Wow! Das hätte ich den Gebrüder Troy nun wirklich nicht mehr zugetraut. Ein so starkes Melodic Rock Album hab ich schon lange nicht mehr gehört. Mit neuem Sänger John Cuijpers und neuem Drummer Hans In’t Zandt am Start hauen die alten Briten, die Band wurde 1973 gegründet, uns ein hochmelodiöses Stück Melodic Rock um die Ohren, das unglaublich Spass macht anzuhören und mit grandiosen Gesangsmelodien glänzt. Zum Beispiel „The Runner“ - besser kann man Melodic Rock Songs nicht spielen. Angefangen beim Twin Solo der beiden Gitarristen über den Drive am Drum und der obergeilen Gesangsmelodie, einfach ein perfekter Song. Und John’s Stimme passt perfekt zu diesem Song. Aber das ist wirklich bei allen 11 Tracks so, keine Ausfälle, keine musikalischen Schwächen. Nur grandiose Songs! Das merkt man schon beim Opener „Fight For Your Honour“. Ab und zu erinnert mich dieses Album an das tolle „Before The Stor“ von Domain. Auch „Believable2 schlägt in diese Kerbe. Sehr melodiös, bleibt schnell hängen im Gehör und fordert auf zum Mitsingen, toller Refrain. John hat einfach was Magisches in seiner Stimme. Praying Mantis zählten ja auch zusammen mit Maiden, Def Leppard und Saxen zu der NWOBHM Bewegung und schaffen es nun 2015 als eine der wenigen Bands dieser Epoche, ein so tolles Album, ihr zehntes, zu veröffentlichen. Grosses Kompliment an Tino und Chris Troy und ihre Jungs, dies ist wahrlich ein königliches Melodic Hardrock-Werk geworden.
Crazy Beat  
Punkte: 9.2 von 10
BURIAL VAULT - Unity In Pluralism
Apostasy Records
Mit „Unity In Pluralism“ legen die Jungs von Burial Vault aus dem deutschen Papenburg ihren dritten Longplayer vor - und das ist mal ein wirklich gelungener Wurf. Melodischer Death Metal mit progressivem Einschlag der allerfeinsten Sorte! Melodisch und melancholisch ohne auch nur einmal ins zu gefällige oder gar kitschige abzudriften, was ja vielen modernen Melodic Death-Formationen nicht gelingt. Dabei kommt aber auch Härte und Druck nicht zu kurz und das Gesamtbild wirkt einfach authentisch, ausgereift und rundum gelungen. Das Songwriting ist wirklich stark und die Produktion ist weder zu modern noch zu rumpelig - dieses Album überzeugt absolut. Um der Genauigkeit Genüge zu tun: was mir nicht 100% gefällt ist die Kreisch-Stimme, die sich mit den tiefen Growls abwechselt, sie verhindert aber, dass der Gesang monoton wirkt. Die Ausflüge in den cleanen Bereich gelingen hingegen sehr gut so finde ich - könnten allerdings einigen Hörern zu sanft sein. Ich finde, sie zeigen, welche Bandbreite Burial Vault musikalisch abzudecken im Stande sind. Diese Truppe hat das Zeug zu was Grossem! Viel mehr Worte muss man hier nicht verlieren. Kaufen, unbedingt!
Lucie W.  
Punkte: 9.2 von 10
DRAGONFORCE - In the Line of Fire - Larger than Live (CD und DVD)
Ear Music/Phonag
Diese Live-DVD/CD macht Spass und Sinn! Spass, weil sie neben dem grandiosen Konzert in Japan diverse private Einblicke ins Bandleben gibt und dadurch grosse Unterhaltung bietet. Sinn macht dieses Package, weil es die erste Live-DVD von Dragenforce überhaupt ist und sich die Lieder nur in drei Fällen mit derjenigen von der Live-CD Twilight Dementia überschneiden. Kommt hinzu, dass damals noch Marc Hudson’s Vorgänger ZP Theart für den Leadgesang verantwortlich war. Toll für die Fans ist, dass die DVD/CD zusammen zum äusserst fairen Preis angeboten wird. Für Dragonforce-Fans lautet also die Devise: Sofort bestellen oder schleunigst weiterlesen und dann bestellen. Über die Livequalitäten der Engländer braucht man eigentlich nicht viel Neues zu schreiben. Ausser, dass die Energie von den Kameras toll eingefangen wurde und Marc Hudson mit ein paar Sätzen Japanisch überrascht. Seine englischen Ansagen erinnern derweil an diejenigen aus dem Rockstar-Film und sind entweder ehrlich oder reichlich stereotyp. Das Konzert ist mit einer Stunde eher kurz geraten. Die DVD bringt es aber trotzdem auf mehr als eineinhalb Stunden, weil im Zwei-Lieder-Rhythmus hinter die Kulissen von Dragonforce geschaut wird. Neben dem üblichen Rahmenprogramm in Japan sind es vor allem die privaten Einblicke, welche den Highspeed-Metallern eine sympathische, bodenständige Note verleihen und die DVD ins über 9-Punkte-Land hieven. So stellt Bassist Frédéric Leclerc seine musikalischen Eltern und seine Gitarren-Sammlung vor. Besonders interessant ist dabei eine putzige Katzengitarre, auf der Leclerc „böse“ Gitarren-Riffs spielt. Aber auch der von David Hasselhof persönlich unterschriebene Baywatch-Flipperkasten von Gitarrist Sam Totman kann sich sehen lassen. Derweil führen uns Marc Hudson und Keyboarder Vadim Pruzhanov ins Cat Caffee, einem Restaurant in dem man während dem Kaffee-Trinken noch Katzen streicheln kann. Natürlich gibt es noch weitere liebevoll eingefangene Elemente, die zum Entdecken einladen. Dragonforce präsentieren sich hier dermassen ausserhalb der gängigen Klischees, dass man sie einfach lieben muss! Fassen wir zusammen: Fairer Preis, tolle Unterhaltung und eine Live-CD dazu = Kaufen!
Roger W.   
 
Punkte: keine Wertung
ORPHEUS OMEGA – Partum Vita Mortem
Kolony Records
Orpheus Omega setzen sich auf ihrem dritten Album thematisch mit dem menschlichen Lebenszyklus auseinander. Angefangen bei der Geburt (Partum), über das Leben (Vita), bis hin zum Tod (Mortem). Im Death Metal-Genre ist ein Konzeptalbum eher selten, so dass „Partum Vita Mortem“ schon ein wenig exotischen Charakter mitbringt. Soundmässig setzt der Fünfer auf deftigen Melodic Death, der mehr als ordentlich auf die Pauke haut, um sich nachhaltig Gehör zu verschaffen. Einfluss musikalischer Art haben sicherlich Bands wie Arch Enemy, Children of Bodom und Dark Tranquillity genommen. Der Opener „I, Architect“ gibt der Platte gleich einmal faustdick die Laufrichtung vor. Mit „Practice Makes Pathetic“ bieten die Australier Abwechslung und Melodie pur, die aber zu keinem Zeitpunkt an Härte verlieren. Sie verschmelzen zu einem perfekten Song, der unter die Haut geht. Nicht viel anders ist es bei den folgenden drei Tracks „Our Reminder“, „Unravelling Today“ und „Breath’s Burden“. Bei der einen oder anderen Nummer bieten Clean-Vocals ein wenig Verschnaufpause zwischen den Growls, ansonsten fetzen die Stücke nur so vorbei. Erst mit „Tomorrow's Fiends & Yesterday's Ghosts“ gibt es stellenweise eine leichte Abkühlung, die sich mit weicherem Keyboardeinsatz und weniger Tempo bemerkbar macht. Nach dieser kleinen „Pause“ geht es umso brachialer weiter, und man wird das Gefühl nicht los, dass die Jungs die Hörerschaft mit „Beacons“ gnadenlos wegblasen und an die Wand spielen wollen. Aber nein! Auch der dritte Teil der Platte wartet noch mit Überraschungen auf. So kommt mit „Echoes through Infinity“ zu Beginn ein ruhiger und melodischer Track daher, um anschliessend mit „Revel in Oblivion“ wieder voll reinzuhauen und straight nach vorne zu explodieren. „Kharon“ steht dem in nichts nach und hämmert druckvoll aus den Boxen. Wer sich bei „Silence, the I“ einen ruhigen Abschluss vorgestellt hat, wird sich kurzfristig anpassen müssen. Hörenswert dabei ist das Gitarrensolo von Marios Illiopoulos (Nightrage). Nach einer Stunde ist auch diese Lebenslektion wieder Geschichte und ich der Überzeugung, dass „Partum Vita Mortem“ ein heftiger Death Metal-Bastard mit melodischer Gitarren- und schweißtreibender Drumarbeit und viel Abwechslung ist, den man sich unbedingt reinziehen sollte.
Oliver H.  
Punkte: 9.2 von 10
CATTLE DECAPITATION - The Anthropocene Extinction
Metal Blade/Sony Music
Wer als musikalischer Extremist das progressive GrinDeath-Kommando aus San Diego noch nicht kennt, sollte das tammisiechnomal dringendst nachholen. Verkörpern sie doch quasi das gesinnungstechnische US-Äquivalent zu Napalm Death, aber packen einen musikalisch mit ausgefeilter, grooviger Technik und einer angenehm druckvollen, abwechslungsreichen Produktion ebenfalls sofort an den Eiern. Darüber hinaus verfügen CATTLE DECAPITATION mit Sänger Travis Ryan auch noch über einen getriebenen, gesegneten Mikrowürger, der innerhalb eines Riesenspektrums einerseits schier unmenschliche, archaische Laute produziert, andererseits aber auch mit seiner fiesen, zwingenden Clean-Stimme unterschwellige und grosse Melodien in die ohnehin schon hypnotisierenden Songs fräst. Das komplette Album wirkt von vorne bis hinten sehr kompakt und trotz vieler toller instrumentaler Extrempassagen wird „The Anthropocene Extinction“ immer erst dann so richtig beschwörend, wenn das Quartett ab und zu das Tempo rausnimmt und mit viel Drehmoment und schönen Details ein Riff auswalzt. Für mich persönlich haben die Amis das richtige Gefühl und einen mich berührenden, epischen Bombast, grosses Kino! Den tatsächlichen Gesamtsound kann ich aufgrund der schlechten Vorab-.mp3-Qualität (schon youtube-Varianten klingen klarer ...) noch nicht endgültig beurteilen, aber das musikalische Potential ist schon mal enorm! Reinhören!
Hardy  
Punkte: 9.0 von 10
ORCHID - Sign Of The Witch
Nuclear Blast/Warner
Auch wenn man zweifellos zur Speerspitze der schier unaufhaltsam rollenden Retrowelle gehört, hat man es nicht einfach. So liessen die Musiker von Orchid jüngst in einem deutschen Musikmagazin keinen Zweifel daran aufkommen, wie sie die Prioritäten setzen müssen. Im Klartext: Zuerst kommt der Job, um sich und die Familie ernähren zu können, erst danach kann man sich, sofern gerade genug Zeit vorhanden ist, noch der Musik widmen. Warum erzähle ich das? Weil der letzte reguläre Langdreher schon über zwei Jahre auf dem Buckel hat und die Fans erwartungsgemäss nach einem neuen Album geifern. Dass sie nun „bloss“ eine 4-Track EP vorgesetzt bekommen, hat somit seine guten Gründe, und wir sollten der Band die Zeit lassen, die sie braucht. Wenn ich mir nun die vier neuen Nummern so anhöre, lohnt sich die Warterei auf jeden Fall. Was sich auf dem Vorgänger „The Mouths Of Madness“ bereits angekündigt hatte, wird auf diesem Appetithappen weiter verfolgt. Die vier California-Boys strecken zumindest einen Fuss noch weiter aus dem übergrossen Schatten der deklarierten Vorbilder Black Sabbath Mark I, und das Tempo bleibt angehoben, andererseits geht man diesmal weitaus rockiger zu Werke und lässt düstere Doom Momente fast komplett aussen vor. Aber keine Angst, Orchid mutieren nicht klammheimlich zur Happy Rock Band, die Trademarks sind noch vorhanden und werden gewohnt geschickt ausgespielt. Der Appetizer ist mit drei typischen Orchid-Rockern und einem an The Doors erinnernden, fast schon meditativ anmutenden Abschlusssong absolut gelungen. Fans dürfen blind zugreifen und sich auf den nächsten Longplayer freuen.
Mirko B. 
Punkte: 9.0 von 10
IMPERIAL STATE ELECTRIC – Honk Machine
Psychout Records
Zählt man das Cover Album „In Concert“ dazu, gehen Imperial State Electric mit „Honk Machine“ in die fünfte Runde. Dabei hat sich die Formation vom eigentlichen Soloprojekt des Schweden Nicke Andersson zu einer waschechten Band mit stabilem Line Up entwickelt. Nach wie vor fungiert dabei Nicke aber als Mainman, Hauptsongwriter, Sänger und Gitarrist. Der Mann ist sowieso eine Nummer für sich, gehörte er doch als Frontgaul der legendären Hellacopters zur Speerspitze des skandinavischen Rotz Rock. Mit ISE gibt der bekennende Kiss-Fan aber nicht mehr ganz soviel Gas wie mit seiner früheren Band. Nichtsdestotrotz hat sich seine aktuelle Formation aber eine eigene Nische geschaffen, die darin aktuell wenig Konkurrenz auf ebenso hohem Qualitätslevel zu fürchten braucht. Die Hauptbestandteile bestehen aus erdigen, rohen Siebziger Retrosounds, gepaart mit Pop Appeal aus derselben Epoche. Klingt nicht nur nach Old School, sondern ist es auch. Der gute Nicke macht das aber einerseits äusserst versiert, anderseits mit soviel Charme und Charisma, dass nicht nur spezifische Liebhaber von Siebziger Musik Gefallen an der Band finden können. Auf dem letzten Album „Reptile Brain“ begann die Geschichte aber zu schwächeln. Das Songmaterial war stellenweise arg eintönig und farblos. Glücklicherweise konnten die Musiker das Steuer nochmals herumreissen. „Honk Machine“ glänzt mit griffigen Hooks und mit intensiven Grooves. Die Songs besitzen wieder eine deutlich höhere Halbwertszeit, die Abwechslung wird wieder gross geschrieben. Mit dem an die Beatles angelehnten „Maybe You're Right“ und mit „Just Let Me Know“ haben Dolf de Borst (Bass) und Tobias Egge (Guitar) nicht nur je einen Song verfasst, sondern auch eingesungen. Nicke wiederum versuchte sich mit „Walk On By“ erfolgreich an einer Soul Ballade. ISE haben definitiv zu alter Frische zurückgefunden und toppen sich selber in Bezug auf Groove und Feeling. Als Resultat liegt uns das bis dato stärkste Album der Truppe vor.
Chris C.  

Punkte: 9.0 von 10
NEGACY - Flames Of Black Fire
Jolly Roger Records
Es war einmal eine sardische Band, 2005 gegründet, die im Jahr 2012 nach einer USA Tournee entschied, sich von Red Warlock in Negacy umzubenennen, um der neuen, moderneren und zunehmend düsteren musikalischen Marschrichtung Rechnung zu tragen. Jetzt erscheint das ursprünglich 2013 in Eigenregie aufgenommene, damals noch schlicht „Negacy“ betitelte Album neu, allerdings um zwei Tracks gekürzt. Abzocke? Wird uns hier alter Wein in neuen Schläuchen angedreht? Im Prinzip ja, aber tatsächlich sieht die Geschichte doch etwas anders aus. Die Schlankheitskur hat dem sehr intensiven Songmaterial hörbar gut getan, und als Kompensation für die Kürzung wurde den Nummern ein alles killender Powermix verpasst, wodurch die Scheibe jetzt in eine ganz andere Liga steigt. Negacy spielen einen sehr amerikanisch geprägten Power Metal mit teilweise harter, thrashiger Kante, der jedoch auch immer wieder gerne in Richtung Progressive Metal schielt. Kein Wunder, immerhin steht hier kein geringerer als Marco Piu am Mikro, der den Griffbrett- und Tastaturmathematikern unter euch als Fronter der italienischen Proggies Memento Waltz bekannt sein dürfte. Dementsprechend amtlich klingt es dann auch, wenn die fünf Italos loslegen. Messerscharfe Stakkatoriffs, rhythmische Breakdowns und grandios melodische Soli en masse, dazu die von Cleangesang über Screams bis hin zu Growls fähige Stimme der Frontglatze, und fertig sind zehn technisch und kompositorisch anspruchsvolle Abrissbirnen, welche jeden verzücken dürften, der sich ein Leben ohne Heavy, Prog und Thrash gar nicht mehr vorstellen kann. Wäre das Album wirklich neu, hätte es an der Bestnote gekratzt, in diesem Fall kann ich aber immerhin guten Gewissens eine unbedingte Kaufempfehlung aussprechen. Ach, noch was: Wer zur Hölle ist eigentlich Nevermore?
Mirko B.  
Punkte: 9.0 von 10
ROYAL HUNT – XIII Devil’s Dozen
Frontiers Music/Musikvertrieb
Auch wenn mit Meistersänger John West oder Marc Boals kurzzeitig wahre Götter bei Royal Hunt sangen, es gibt keinen besseren Shouter für die königlichen Jäger als DC Cooper. Das haben schon die Alben „Moving Target“ und „Paradox“ bewiesen. Was man den damaligen Melodie-Königen vorwerfen musste, dass sich der Hauptsongschreiber Andre Andersen (Keyboard) bei einigen Alben zu stark in progressive und komplexe Strukturen verirrte und so nicht mehr den roten Faden in den Finger halten konnte. Mit dem neuen Werk beweist der Fünfer aber wieder, dass sie Melodien für Million schreiben können, dabei immer einen hohen Qualitätsanspruch an sich selber haben und mit tief gehender Dramatik überzeugen. Beispiele? „So Right So Wrong“ oder „May You Never (Walk Alone)“. Auch wenn sich Andre noch immer gerne in den Vordergrund spielt, lässt er den Riffs von Jonas Larsen genügend Platz. Über die hohen Sangparts von DC muss man nichts sagen, die lieben eh alle, welche sie gehört haben. Royal Hunt haben mit „XIII Devil’s Dozen“ wieder den Weg aufgenommen, der sie so erfolgreich und zu einer der talentiertesten Rock-Bands machte. Einer, welcher Gotthard damals auf der „G.“-Tour das Leben Abend für Abend schwer machte. „Heart On A Platter“, das schnelle „A Tear In The Rain“ und „Way To Late“ könnten zukünftig das Live-Programm der Jungs bestens abrunden. Auch wenn kein Track der Sorte „Message To God“ oder „Running Wild“ zu hören ist, diese Scheibe gehört zum Besten was Royal Hunt jemals veröffentlichten!
Tinu 
Punkte: 9.0 von 10
NACHTGESCHREI – Staub Und Schatten
Oblivion/Musikvertrieb
Nachtgeschrei machen eine rasante Mischung aus Folkrock, Mittelaltermusik und Heavy Metal. Dabei kommen neben klassischen Folk Elementen wie dem Dudelsack und der Drehleier auch heftige Riffgewitter und rasende Drums zum Zug. Daraus ergibt sich eine dynamische Mischung die an Bands wie Saltatio Mortis, Schandmaul und, mit den sanft eingestreuten elektronischen Elementen, unweigerlich auch an Subway To Sally erinnert. Das Nachtgeschrei hat seit 2012 einen neuen Schreihals hinter dem Mikrofon am Start. Während einige Fans nach dem Abschied von Sänger Holger “Hotti“ Frank schon schwarz sahen für die Zukunft der Band, überraschte diese durch neues Feuer, welches angefacht wurde durch Vocal-Meister Martin LeMar. Mit LeMar gelang der Band ein echter Glücksgriff, denn seine Stimme ist das neue Highlight bei Nachtgeschrei – mal rau, mal honigsüss, aber immer kräftig und mitreissend. Mit dem rasanten Opener “Monster“ ist man gleich schon von Anfang an Feuer und Flamme und auch “Das Nichts“ sowie das folgende “Die Wilde Jagd“ gehören zu den Highlights dieses Silberlings. Der Titeltrack “Staub Und Schatten“ hat mich hingegen weniger überzeugt. Weiter geht’s dann mit der Quotenballade “Lunas Lied“, die zwar hübsch ist, aber nicht unbedingt zu den Highlights zählt. Dafür sorgt der Track “Bruder“ dann für echtes Gänsehautfeeling – das Lied könnte genauso gut aus der Feder von Schandmaul stammen. Auch der Midtempo-Track “Schlaflos“ geht dann noch ein letztes Mal in die Vollen und drückt auf die Emotionen – ein würdiger Abschluss für ein gelungenes Album. Fazit: Ich kannte Nachtgeschrei vorher nicht wirklich, werde aber das Gefühl nicht los, dass ich da echt was verpasst habe! Nun, besser spät als nie… “Staub und Schatten“ ist tatsächlich ein sehr gelungenes Album, welches ich Fans der etwas härteren Mittelaltermusik dringend ans Herz lege! Die Qualität ist konstant hoch, es sind einige Highlights mit dabei und nur wenig blosses Füllmaterial – also ein Album, das von Anfang bis Ende gefällt!
Patricia H.   
Punkte: 8.8 von 10
DIAMOND DOGS – Quitters & Complainers
Livewire/Cargo Records
Die schwedische Formation Diamond Dogs zelebrierte Siebziger Jahre Rock schon lange bevor dieser wieder in Mode kam. Bereits 1992 wagten sie den Blick zurück in Zeiten, in denen die Rolling Stones, The Faces oder Mott The Hoople in aller Munde waren. In deren Fahrwasser schippern Sänger Söran „Sulo“ Karlsson und seine Mitstreiter nicht nur äusserst versiert, sondern auch 100%-ig stilecht. Wüsste man es nicht besser, man könnte denken bei dieser Band handelt es sich um eine überlebende Band aus längst vergangenen Tagen. Ob Boogie, Glam oder schlichtweg Good Time Rock'N'Roll, die Jungs verstehen ihr Handwerk. Mit ihrem bereits 16. Studioalbum „Quitters & Complainers“ festigen sie ihren Status zum wiederholten Male. Dass es mit Fleiss und daraus resultierender Quantität nicht gemacht ist, ist Sulo offensichtlich bewusst. Halbgare Geschichten muss man von den Herren nach wie vor nicht befürchten. So besticht auch der aktuelle Output durch höchste Qualität. Musikalisch hat man den Rank gefunden und offenbart dabei erdigen Rock'N'Roll mit Herz und charismatischen Groove mit Seele und schafft es so, den Geist der Siebziger am Leben zu erhalten. Dreckige, rudimentäre Gitarren und lockere Pianoklänge ergänzen sich mit den kernigen Vocals von Mick Jagger / Rod Stewart / Ian Hunter Zögling Sulo auf äusserst charmante Art. Pflichtkauf, zumindest für Quireboys und Dogs D'Amour Fans.
Chris C.   
Punkte: 8.8 von 10
LYNCH MOB – Rebel
Frontiers Records/Musikvertrieb
Oha, zusammen mit seinem alten Dokken-Gefährten Jeff Pilson am Bass, dem mittlerweilen auf fast allen Alben zu hörende Ex-Whitesnake-Trommler Brian Tichy und Sänger Oni Logan, veröffentlicht der grandiose Saitenhexer George Lynch seinen neusten Streich. Die Lieder klingen wieder bedeutend erdiger und führen den mit dem Vorgängerwerk „Smoke And Mirrors“ eingeschlagenen Weg noch konsequenter weiter. Man könnte fast vom legitimen Nachfolger der ersten Lynch Mob-Scheibe „Wicked Sensation“ sprechen. Das liegt auch an der perfekt passenden Stimme von Oni. Unglaublich welche Tiefe „Testify“, „Santuary“ oder „Pine Tree Avenue“ an den Tag legen. Endlich hat George seine experimentelle Phase abgelegt und ist, frei nach dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ wieder dort gelandet, wo er sich musikalisch nach seinem letzten Meisterstreich „Lynch Mob“ verabschiedete und sich wie Michael Schenker eine Zeitlang in einer verwirrten Selbstfindungsphase verstrickte. Hört euch einfach einen Track wie „The Hollow Queen“ an und ihr wisst, wir haben Mister Lynch wieder dort, wo er hingehört. Das „Lynch Mob“-Werk bleibt logischerweise für immer unerreicht, aber mit „Rebel“ hat Mister Lynch nicht nur eine fantastische Truppe um sich geschart, sondern auch eine verdammt geile Scheibe abgeliefert.
Tinu   
Punkte: 8.7 von 10
WOMBBATH - Downfall Rising
Pulverised Records
Kommt mir das nur so vor oder übersteigt die Anzahl von Releases im Bereich Reunion-Alben in den letzten ein zwei Jahren fast diejenige der Debüts von neuen Bands? Und täusche ich mich, oder wird in Skandinavien besonders oft reüniert? Die Schweden sind unter den Skandinaviern ja auch die inzestuösesten Musiker, jeder spielt mal mit jedem in wenigstens einer Formation - am besten gleich in mehreren. Wombbath gehören zu der Riege schwedischer Death Metal-Bands die in den 90ern aktiv waren und neben einer Demo und einer EP nur ein einziges Album, nämlich „Internal Caustic Torments“ (1994), heraus gebracht haben. Selbiges wurde 2013 remastered erneut auf den Markt gebracht, um nun von einem brandneuen Longplayer gefolgt zu werden. Wenig überraschend bewegt man sich weiterhin im Bereich des klassischen Schweden-Todes - aber auf ganz ganz hohem Niveau! Frühe Entombed hört man hier genauso raus wie Dismember oder Grave - die Richtung ist also klar. Und es gibt ja nun echt nicht zu knapp Musik in dieser Schublade, aber „Downfall Rising“ sticht für mich positiv aus dieser Masse hervor. Das vor allem, weil hier die Düsternis und Dunkelheit und eine schwere, aber melancholische Aggression (das hört sich an wie ein Widerspruch, passt aber hervorragend) hier fast greifbar scheinen. Der extrem sägende, raue Gitarrensound, die organischen Drums und die wirklich ausserordentlich geile Stimme sind in klugem Songwriting zu sieben Tracks verschmolzen, die ich nur jedem Deather ans Herz legen kann. Unbedingt reinhören!
Lucie W.   
Punkte: 8.7 von 10
KATAKLYSM - Of Ghosts And Gods
Nuclear Blast/Warner
1992 gegründet gehören die Kanadier von Kataklysm schon fast zum Inventar der internationalen Death Metal-Szene. Mit „Of Ghosts And Gods“ bringen sie ihr zwölftes Studioalbum heraus und beweisen mit dieser Scheibe, wie sehr sie ihr Handwerk und ihren ganz eigenen Stil in den letzten dreiundzwanzig Jahren perfektioniert haben. Obwohl keine Scheibe aus der Diskographie des Quartetts gleich klingt wie eine andere - zu Beginn tobte man sich eher im Brutal Tech Death-Bereich aus, danach wurden mehr und mehr melodiöse Parts und die mittlerweile typische Groove-Teile eingebaut - bleiben sich Kataklysm immer selbst treu und legen mit ihrer neuen Scheibe die ganz organisch wirkende Weiterentwicklung ihres Sounds vor. Noch bombastischer, melodiöser und detailreicher als in den vorhergehenden Werken kann Of Ghosts And Gods überzeugen und mit Krachern wie „Soul Destroyer“ oder „ Thy Serpents Tongue“ ist auch die gewünschte Härte vorhanden. Maurizio Iaconos Stimme ist vielleicht nicht mehr so variable wie bei anderen Aufnahmen, dafür aber konstant - was auch gefallen kann. Was Kataklysm meiner Ansicht nach aber schon seit einigen Alben abhanden gekommen ist und von mir schmerzlich vermisst wird ist ein wenig Dreck und eine etwas kantigere Produktion, ein bisschen viel Plastik ist hier am Start - wie üblich vor allem beim Drumsound. Letzteres ist ja aber schon fast ein Markenzeichen von Kataklysm und die Fans mögen es. Wie sie auch dieses Album mögen werden, das für mich echt eines der besten der Kanadier seit längerem ist.
Lucie W.   
Punkte: 8.5 von 10
FEAR FACTORY - Genexus
Nuclear Blast/Warner
Die Angst-Fabrik eröffnet erneut ihre Türen und wie wir aus der Vergangenheit wissen, war dies nicht immer ein Grund um in gnadenlose Euphorie zu versinken. Zu durchzogen war die Qualität der letzten Produkte, ein Auf- und Ab zwischen mitreisend und belanglos. Kurzarbeit oder Überstunden an den Produktionsbändern ist die Frage um die es sich bei „Genexus“ dreht, welche rasch und klar beantwortet wird, nachdem die Klänge der 10 Songs ein erstes Mal durch die Gehörgänge in das Gehirn gewandert sind. Die Maschinen sind zurück und scheiden mit Chirurgischer Präzision das Fleisch von den stählernen Knochen. Eine Symbiose aus „Demanufacture“ und „Obsolete“ so ist der erste Eindruck, welcher sich zwangsläufig offenbart und dies über die gesamte Spiellänge der Maschinen-Orgie. Abgesehen von dem finalen „Expiration Date“ dringen in jedem Stück die Erinnerungen an die alten Errungenschaften derart penetrant durch, dass sich der Eindruck einer Blaupause mehr als einmal im Geist manifestiert. Auch wenn man Fear Factory hier einen Vorwurf machen könnte, ist es doch genau das, was man von den Jungs hören möchte und ich stelle hier die These auf, dass „Genexus“ das Album ist, welches eigentlich chronologisch gesehen an den Platz von „Digimortal“ gehört. Wer sich 20 Jahre zurück erinnert als damals „Demanufacture“ vom Stapel lief, der weiss noch genau, wie überraschend und frisch Fear Factory wirkten und es ist kaum übertrieben zu sagen, dass Fear Factory damals der Zeit voraus waren, so weit voraus, dass „Genexus“ 20 Jahre später mit den „Demanufacture-Genen“ noch immer zu überzeugen weiss. Einzig der Überraschungseffekt ging über die Jahre verloren und was zusätzlich erwähnt werden muss, ist die Tatsache, dass der grosse Schwachpunkt (mit einer Ausnahme) die melodischen Refrains sind, welche durch das Band qualitativ nicht auf der gleichen Stufe stehen im Vergleich zu den brachialen Riff-Attacken, da die Melodien zu wenig gross und mitreissend sind. Klarer Sieg für die Maschinen, doch eine kleine Überraschung haben die Architekten auf das Werk gepresst: „Expiration Date“ eine (und ich kann es kaum fassen, dass ich dies niederschreibe) „Industrial-Ballade“. Ja ihr lest richtig….ein KUSCHELSONG….und um es noch bizarrer erstrahlen zu lassen, er ist richtig gut, so gut, dass ich zu sagen wage: „Expiration Date“ ist quasi das Fear Factory - „Nothing Else Matters“ und zwar nicht eine Kopie, sondern stilistisch in den Farben der Angst-Fabrik gehalten, welches wunderschön zum Ausdruck bringt: Auch Maschinen haben Gefühle.
R.K.    
Punkte: 8.5 von 10
BLACK TRIP – Shadowline
Steamhammer/Musikvertrieb
Nach dem vor rund zwei Jahren erschienenen Debüt „Goin' Under“ der schwedischen Formation Black Trip erscheint nun der zweite Streich „Shadowline“. Gegründet wurde die Band von Peter Stjärnvind (ex Entombed, ex Nifelheim) und Joseph Tholl (Enforcer). Das Ziel der beiden war, ihren Einflüssen aus Jugendtagen zu huldigen. Der hochgelobte Erstling fusionierte auf versierte Weise Siebziger Sounds der Marke Kiss, Scorpions und Thin Lizzy mit NWOBHM Highlights im Stile von Iron Maiden und Saxon. Da das Projekt schnell auf Interesse stiess, wurde daraus eine richtige Band für kommende Life Aktivitäten zusammengestellt. In derselben Besetzung wie das Debüt erscheint nun das neue Werk. Musikalisch setzt man genau da an, wo man aufgehört hat. Dabei sind die Musiker merklich gewachsen, das ehemalige Projekt hat sich zu einer richtigen Band entwickelt. Der Sound der aktuellen Lieblingsbands von Peter, Geordie und Blue Öyster Cult, wurde als weitere Zutat hinzugefügt. Trotz dem eindeutigen Background kochen die Jungs aber ihr eigenes Süppchen. Inspiration wird gross geschrieben, kopieren aber komplett vermieden. Agiert wird also eigenständig und kreativ. Die Scheibe fängt dabei den typischen Siebziger und Achtziger Charme ein und transportiert ihn staubfrei in die heutige Zeit. Die Songs klingen dabei erdig und trotzdem heavy, verspielt und trotzdem griffig, groovy und trotzdem hart. Als perfekter Partner für die Produktion und den Mix entpuppte sich Nicke Andersson (Entombed, Hellacopters, Imperial State Electric), der im selben Metier zu Hause ist wie Black Trip. In dessen Studio „The Honk Palace“ wurde „Shadowline“ mit einem perfekt passenden, organischen Sound versehen. So weist das Gesamtresultat höchstens noch kleinere Mankos bezüglich Memory Effekt der Songs auf. Nichtsdestotrotz, eine starke und fundierte Fortsetzung der Geschichte.
Chris C.    
Punkte: 8.5 von 10
STAHLMANN – CO2
AFM Records/Musikvertrieb
Stahlmann – das ist Neue Deutsche Härte vom Feinsten! Mit dem Opener “Feindflug“ zeigen die Deutschen, dass sie ihrem Stil auch auf ihrem 4. Album treu geblieben sind. Mitreissende und eingängige Melodien mit düsteren Texten und klassischem Mitgröhl-Refrain. Doch Stahlmann entwickeln sich durchaus auch weiter und experimentieren mit neuen Elementen, wie zum Beispiel dem DubStep bei der tanzbaren Single Auskopplung “Plasma“. Mit “Deutschland Tanzt“ schlagen sie in dieselbe Kerbe wie schon das Lied “Schwarz“ auf dem Album “Adamant“: Ein Kinderlied wird zur Schwarzen Hymne! “Die Klinge“ ist eine düstere Perle – der Track ist ruhig, gefühlvoll und doch tiefschwarz in seiner Seele. Ein echtes Highlight! Dagegen geht die an sich ebenfalls gelungene Ballade “Spiegelbild“ glatt unter. Der Titel “Sadist“ erinnert ein wenig an Eisbrecher, mit denen sie auch schon auf Tour waren. Zum Schluss hin wird dann nochmals richtig aufgedreht: “Nimm Meine Hand“ krallt sich in den Gehörgängen fest und lässt einen nicht mehr los! Fazit: CO2 kann lückenlos an die Erfolge der ersten 3 Alben anknüpfen. Während andere Bands dieses Genres oft in den Düsterpop abdriften, bleiben die Stahlmänner weiterhin auf der metallenen Seite und lassen sich nicht verbiegen. Ein wirklich gelungenes Album!
Patrcia H.   
Punkte: 8.5 von 10
KADAVRIK – Grimm I & II
Testimony Records
Nach 3 LPs ist es nun, nach knapp 3 Jahren, an der Zeit, dass die künstlerische Schwärze der Deutschen erneut in die Herzen und Seelen der Zuhörerschaft fliesst. Dass hier nicht nur Schwarzwurzel-Gerödel an der Tagesordnung ist, sondern durchaus auch melodiöse, fast schon zerbrechliche Momente innerhalb der Songs zu finden sind, das macht prinzipiell jeder Song aus. Es lohnt sich kaum, hier jetzt einzelne Tracks hervorzuheben, da alle für sich stehen und eine ganz eigene Atmosphäre erzeugen. Mir persönlich kommen da immer mal wieder November’s Doom in den Sinn, denn die Amis beherrschen das Wechselspiel zwischen Lärm und Ruhe ebenso gut wie Kadavrik. Wer mit atmosphärischem Black Metal, der sich nicht sklavisch an irgendwelche ‚Regeln‘ hält, was anzufangen weiss, der ist hier absolut am richtigen Ort. Genauso wie ein kühles Bier in meiner Hand.
Toby S.   
Punkte: 8.5 von 10
THE MURDER OF MY SWEET – Bath Out Of Hell
Frontiers Music/Musikvertrieb
Spannende Musik präsentieren uns die aus Schweden stammenden The Murder Of My Sweet. Dabei setzen sie auf eine Mischung aus Prog und Melodic Metal. Aufgrund der immer wieder eingeflochtenen Hörspielteilen und der allgemeinen Atmosphäre erinnert das dritte Album gar an Queensryche‘s Operation Mindcrime. Einzig die Hitdichte ist hier nicht ganz so krass wie beim erwähnten Alltime-Klassiker. Da diese bisher selbst Queensryche selber kein zweites Mal geschafft haben, kann man The Murder Of My Sweet nur gratulieren. Hier stimmt nämlich sehr vieles: Der Frauenleadgesang nervt nicht, die unbekannte sparsam eingesetzt männliche Stimme sorgt für angenehme Kontraste, die Kompostionen sind abwechslungsreich und die symphonischen Klänge sind zurückhaltend in den Hintergrund gemischt. Wer beim Hören teilweise an Arjen Lucassen’s Ayreon denken muss, liegt sicher auch nicht falsch. Die Instrumental-Teile dienen aber nie der reinen Selbstdarstellung, sondern sind sehr songdienlich eingeflochten. Dabei stört es auch nicht gross, dass man gegen Ende doch geistig etwas abhängt. Wären jetzt noch veritable Hits auszumachen, hätten wir hier einen der Jahreshöhepunkte überhaupt! Knapp vorbei ist in diesem Falle aber auch daneben. Wer mit den erwähnten grossen Bands warm wird, für den ist Bath Out Of Hell definitiv mehr als ein Geheimtipp!
Roger W.   
Punkte: 8.5 von 10
KALEDON - Chapter IV: Twilight Of The Gods (Re-Release)
Scarlet Records
Es gibt Tage, da hasse ich es, CDs zu reviewen! Dies ist besonders dann der Fall, wenn mir wie hier bei diesen italienischen Symphonic Metallern ein komplett überarbeitetes Rerelease zum Beurteilen vorliegt, ohne dass man dem Kritiker die Original-Version mitliefert. Bei Chapter IV: Twilight Of The Gods handelt es sich um ein bereits vor neun Jahren erschienenes Werk. Dieses wurde nun neu gemastert und zwei Lieder als Bonus-Stücke vom aktuellen Line Up neu eingespielt. Der Originalsänger der Scheibe scheint nach längerer Abwesenheit wieder zurück in der Band zu sein, so dass man hier nur eine Stimme hört. Geändert hat zudem das Art Work. Was aber jetzt tatsächlich alles andres ist, ist schwer zu sagen. Wer die Scheibe als neues Album sieht, kriegt hier druckvolle, tolle Musik, welche aufgrund des Gesangs wie eine symphonischere Variante von Gamma Ray klingt. Dazu kommt noch ein gewisser Rhapsody-Faktor, welcher aber meist gleich wieder in den Hintergrund geballert wird. Kaledon musizieren hier auf hohem Niveau und können dank ihrem Gespür für gute Melodien und Power einige Akzente setzen. Die Riffs gehen gut ins Ohr und bauen auch mal unerwartete Wendungen auf. So beginnt „Eyes Of Fire“ eher ruhig, bevor plötzlich ein Sturm losbricht. Mit „The Fury“ beweisen Kaledon, dass sie auch mit schleppenden und epischen Liedern überzeugen können. Und sogar den True Metal beherrschen die Italiener, wie beim minimalistischen „The Prophecy“ zu hören ist. Danach ballern sie aber in gewohnter Manier wieder los. Chapter IV: Twilights Of The Gods gehört zum Besten, was ich in letzter Zeit von italienischen Power Metal-Bands gehört habe. Eine Neuauflage macht insofern Sinn, als dass diesem kleinen Meisterwerk nochmals Aufmerksamkeit geschenkt wird. Reinhören lohnt sich also!
Roger W.    
Punkte: 8.5 von 10
CATHEDRAL - In Memoriam (Compilation)
Rise Above Records
2013 wurde die Kathedrale der Briten offenbar für immer und ewig geschlossen – „The Last Spire“ ist denn auch mit sehr treffendem Titel der letzte Output gewesen. Nun, es scheint, als hätte man in den alten Gängen nochmals nach Schätzen gesucht, welche man den Fans und Musikfreunden nicht vorenthalten wollte. Tatsächlich hat man das allererste Demo namens „In Memorium“ (welches damals, 1990, als Kassette erschienen ist) nochmals überarbeitet und mit 5 Live-Tracks als CD wiederveröffentlicht. Dazu soll es im Booklet sehr viele Fotos, Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitte sowie Andenken an frühere Konzerte zu bewundern geben. Wer Cathedral schon immer zu ihren Anfangszeiten erleben wollte, hat nun die Chance dazu. Das Booklet dürfte zudem für einige Freudentränen bei eingeschworenen und ein freudiges Grinsen bei den jüngeren Fans sorgen. Da zudem alles beim Label des ehemaligen Cathedral-Vorsitzenden Lee Dorrian erscheint, kann man davon ausgehen, dass die Band auch wirklich hinter dem Output steht und den Fans etwas zurückgeben möchte.
Toby S.
   
Punkte: keine Wertung
TOSELAND - Renegade
Metalville/Musikvertrieb
Wer sich die Mühe macht und diesen (Nach-) Namen zuerst mal durch die Google-Welt jagt, wird mitunter auf einen James Michael Toseland mit Jahrgang 1980 stossen, der in jüngeren Jahren zweifacher Superbike-Weltmeister wurde. Eine schwere Verletzung beendete die Sportler-Karriere allerdings vor über zehn Jahren schon und so wandte sich der ehemalige Moto-Crosser Toseland ganz der Musik, seiner zweiten Passion, zu. Zusammen mit Toby Jepson (von den Little Angels) entstand vor einer Weile das Debüt-Album «Renegade», das nun auch ausserhalb Grossbritanniens für Aufmerksamkeit sorgen soll. In der Heimat war die bisherige Resonanz mit drei ausgekoppelten Singles ganz ordentlich und wer sich ausserdem fragt, wer im Line-Up denn Zurab Melua sein könnte und es da irgendwie klingelt..., hat recht! Der Gitarrist ist tatsächlich der Bruder von Katie Melua und diese hat wiederum, dreimal dürft Ihr raten..., 2012 den Herrn Toseland geehelicht! Somit sorgt James zusammen mit seinem Schwager und drei weiteren Kumpels für den Sound der Band "Toseland". Geboten wird kerniger UK-Hardrock, der, wie beim Opener «Life Is Beautiful», mit viel Zug nach vorne dargeboten wird. Gleiches widerfährt auch «Gotta Be A Better Way» und dem groovigen «Singer In A Band». (Halb-) Balladeskes findet sich bei «Just No way» oder «Kingdoms». Als kompositorischen Höhepunkt sehe oder besser höre ich «Burning The System», wo (die alten) AC/DC etwas Pate standen. Auch das fluffige wie frisch wirkende «Emergency» vermag zu gefallen und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, lässt sich der Titeltrack ebenso wenig bitten. Doch das ist nicht alles, denn die verbleibenden zwei Tracks vermögen das ab der zweiten Hälfte noch weiter gestiegene Niveau locker zu halten. Wer zum Beispiel auf Thunder und Konsorten steht, muss hier zwingend rein hören! In der Tat eine tolle Rock-Scheibe, die nach einigen Umdrehungen immer besser mundet.
Rockslave    
Punkte: 8.3 von 10
XANDRIA – Fire & Ashes EP
Napalm Records/Universal
Xandria hatte ja nun schon einige Wechsel im Line Up – Gerade bei der Sängerin immer ein schwieriges Unterfangen! 2013 löste Dianne von Giersbergen Sirene Manuela Kraller ab und diese neue Liaison scheint wirklich zu funktionieren! Das letzte Album “Sacrificium“ ist wohl das beste (mindestens aber das erfolgreichste) der Band bisher. Um den treuen Fans die Durststrecke bis zum nächsten Silberling zu verkürzen haben Xandria nun eine umfangreiche EP herausgegeben, die es in sich hat! Neben 3 neuen Tracks sind auch 2 altbekannte Lieder sowie 2 Coverversionen mit von der Partie. Doch von Anfang an: Der Opener “Voyage of the Fallen“ zeigt deutlich die etwas härtere Gangart an, die Xandria in den letzten Jahren immer mehr angeschlagen haben. Die Stimme von Dianne ist wirklich atemberaubend und kann ganz klar selbst den besten Sirenen der Szene das Wasser reichen. Auch “Unembraced“ hat mir sehr gefallen, denn trotz den rasenden Drums und den massiven Gitarrenwänden behält dieser Track eine gewisse Leichtigkeit. Dabei glänzt hier nicht nur Diannes kräftige Stimme sondern vor allem auch die Kompositionen, die Tempovariationen und allen voran auch die Gitarrenriffs. Mit “In Remembrance“ haben Xandria eine wirklich zauberhafte Ballade mit auf den Silberling gepackt die mit sanfter Akustik beginnt und mit den einsetzenden Instrumenten zur kraftvollen Powerballade mutiert. Mein persönliches Highlight ist jedoch das Meat Loaf Cover “I’d Do Anything For Love (But I Won’t Do That)”: Die Instrumentierung ist ziemlich nah am Original, vielleicht ein wenig kräftiger. Mutig, dass sie sich da ran getraut haben! Mit “Ravenheart“ und “Now And Forever“ sind auch 2 Klassiker aus Xandrias eigenem Repertoire mit dabei. Dabei soll die neue Frontfrau offensichtlich die Gelegenheit bekommen, den Songs ihren ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Welche Version man besser findet ist wohl einfach Geschmackssache. Das Cover von Sonata Arcticas “Don’t Say A Word“ kommt ebenfalls überraschend gut. Der weibliche Sopran und der orchestrale Background machen was ganz Neues draus – man sollte es daher eher als eine Adaption und nicht als Kopie betrachten. Fazit: “Fire & Ashes“ gibt Xandria Fans die Möglichkeit, sich an die neue Sängerin zu gewöhnen und der Band um sich mal so richtig auszutoben und etwas zu experimentieren. Ich freue mich jedenfalls schon aufs nächste Full Length Album!
Patricia H.  
Punkte: 8.2 von 10
CHRIS CAFFERY – Your Heaven Is Real
Metalville/Musikvertrieb
Was Chris bis anhin mit seinen Soloscheibe veröffentlichte war weit davon entfernt auch nur ansatzweise die gleiche Qualität wie Jon Olivas Pain oder Circle II Circle auszuweisen. Der Trans-Siberian Orchestra und Savatage-Gitarrist haut aber mit seiner fünften Soloscheibe interessante Songs aus seinen Saiten. Alleine der Titelsong könnte ein Überbleibsel einer verschollenen Demo-Aufnahme sein, welche dem Songwritingprozess der Savatage-Killerwerken „Hall Of The Montain King“ oder „Gutter Ballet“ entsprungen ist. Kernige Riffs, coole Vocals und eingängigen Melodien eingepackt in harte Sounds, Sava-Herz, was willst du mehr? Auch der zweite Song „Arm And A Leg“ und die folgenden elf Tracks weisen den gleichen Level auf. Was den Liedern aber fehlt ist dieser magische Moment, den man von den Savatage-Hits kennt. Der packende, unvorhersehbare Part. Löst man sich aber von seiner zentnerschweren Vergangenheit, so ist „Your Heaven Is Real“ eine sehr interessante, Gitarren dominierende Scheibe geworden, die es in sich hat. Speziell das über sieben Minuten lange „Why?“, der Instrumentaltrack „Hot Wheelz“, das balladeske, schwerfällige „I Never Knew“, und das verspielte „Over And Over“ können sich hören lassen. Etwas zu aufgesetzt erklingt der Abschluss mit „Come Home“, ansonsten können hier alle Savatage-, JOP- und CIIC-Fans bedenkenlos zugreifen.
Tinu  
Punkte: 8.2 von 10
LAMB OF GOD - VII: Strum und Drang
Nuclear Bast/Warner
Alles andere als angenehm war die jüngste Vergangenheit für Lamb Of God nach dem Tod eines LOG-Fans bei einer Show in Prag 2010 und der daraus resultierenden Anklage gegen den Sänger Randy Blythe. Um so erfreulicher ist es, dass trotz den Umständen nun doch ein neues Lebenszeichen der Herren an die Öffentlichkeit tritt. Der Auftakt mit „Still Echos“ und „Erase This“ gleicht wirklich einem Sturm und stellt gleichzeitig klar, das die Band nicht an den Ereignissen zerbrochen ist. Das Doppelpack liefert das, was man von Lamb Of God erwartet: schwere Riffs, fetter Groove und Randy der sich mit seinem Brachial-Organ die Seele aus dem Leib kotzt. Das Highlight ist jedoch das folgende „512“, dass zwar vom Tempo her gedrosselter daher rollt, jedoch eine solch düstere ja fast schon hypnotisierende Atmosphäre schafft wie ich sie noch nie von dieser Band erfahren durfte. „Embers“ und „Footprints“ wiederum sind sehr solide LOG-Tracks und verdeutlichen, dass die Band zurecht eine grossen Popularität erfahren darf. „Overlord“ überrascht anfänglich mit einer äusserst ruhigen und gemässigteren Gangart, welche nach der Hälfte des Songs aus der Lethargie gerissen und die Faust knallhart auf den Tisch geschlagen wird, ungewöhnlich aber durchaus hörenswert. Der Live-Knaller wird bestimmt „Anthropoid“, der zwar äusserst geradlinig vorgetragen, jedoch über einen mitreissenden Chorus verfügt, welcher den Moshpit zum glühen bringen wird. „Engage The Fear Machine“ wirkt dann jedoch auf mich weniger überzeugen, der Song ist an sich nicht schlecht, jedoch irgendwie auch langweilig, da kann „Delusion Pandemic“ doch wieder mehr mit seinem Groove begeistern. Abgeschlossen wird mit dem leicht progressiv angehauchten „Torches“, ein intensiver Song der deutlich macht, dass Lamb Of God nicht nur „Hau Drauf“ - Nummern im Blut hat sondern durch aus auch komplexere Songs und zu meistern vermag. „Sturm und Drang“ ist grundsätzlich eine absolut gelungene Rückkehr auf die Bühnen dieser Welt und zeigt einmal mehr auf, dass Lab Of God ein Eckpfeiler der jüngeren Metal Generation ist und bleibt. Auch wenn das Album nicht unbedingt als das Beste der Band bezeichnet werden kann und es doch auch ein paar Hördurchgänge braucht, bis einzelne Songs zünden, so darf man ohne schlechtes Gewissen sagen, dass „VII: Sturm und Drang“ kaum einen Fan enttäuschen wird.
R.K.
 
Punkte: 8.2 von 10
STORMZONE – Seven Sins
Metal Nation Records
Die irischen Jünger von Stormzone sind mit neuem Album zurück. „Seven Sins“ ist ein Konzeptalbum geworden, das strukturierter ausfällt als frühere Veröffentlichungen. Die Band aus Belfast hat sich musikalisch in Richtung „brillant“ hervorgearbeitet. Die Streicher zu Beginn von „Bathsheba“ erinnern zwangsweise an Einflüsse von Blind Guardian, und die sind Profis auf dem Gebiet, mit seichten Klängen zu starten bevor eine Armada an fetten Riffs den Song erzittern lässt. Die Gitarren sind klar und druckvoll, in einer Tiefe, die Hörspass pur garantiert. Auch die Drums haben ordentlich Punch und die Vocals überfliegen alles und setzen dem Sound der Truppe die Krone auf. Wer gerne schubladisiert, wird Stormzone irgendwo zwischen Queensryche und Iced Earth ansiedeln müssen. Es ist Standard Power Metal abgesehen von der Gitarrenarbeit, die wirklich exzellent ist. „Another rainy Night“ ist sehr melodisch und bleibt sofort im Ohr hängen. „Your time has Come“ hat wieder enorm Drive, und durch einige raffinierte Ecken und Kanten wird der Hörgenuss zusätzlich gesteigert. Die grossartigen Gitarrenriffs runden den Song entsprechend ab. Mit „The one that got Away“ ist ein Titel mit Iron Maiden Gitarrencharakter geschaffen worden und auch die Stimme von John Harbinson kommt hier besonders gut zum Vorschein. „I know your Pain“ ist einfach nur ein gute Laune-Song zum Mitträllern. „Seven Sins“, der Titeltrack fällt für mich persönlich durch, da er gegenüber dem restlichen Material schon fast langweilig daher kommt. „You’re not the Same“ klingt stark nach Helloween der frühen Tage und kommt überzeugend rüber. „Raise the Knife“ ist ein eher langsamer Track, der aber wunderbar funktioniert und ins Konzept passt. Viele satte Riffs geben dem Song die richtige Würze. „Abandoned Souls“ ist in der Gangart wieder eine Stufe härter und bietet eine gelungene Abwechslung in der zweiten Hälfe der Platte. Die Vocals wirken nochmals eine Stufe harmonischer als in den Stücken zuvor. „Special Brew“ eröffnet den Track mit Twin Gitarren Klängen, wie sie bei Iron Maiden auch gerne verwendet werden. „Master of Sorrow“ und „Born of the Damned“ beenden dann schliesslich „Seven Sins“. Alles in allem ein gutes europäisches Power Metal Album, das besonders in der zweiten Hälfte wirklich guten Stoff bietet. Hätte man nur die besten acht oder neun Songs auf die Scheibe gepackt, wäre es ein echtes Killerpackage geworden. Nichtsdestotrotz, es ist ein starkes Album, das definitiv jeder Fan von traditionellem Power Metal haben muss.
Oliver H.    

Punkte: 8.1 von 10
MASTERS OF METAL – From Worlds Beyond
Metalville/Musikvertrieb
Das Gitarrenduo Bernie Versailles und Juan Garcia sind stark verbunden mit dem Agent Steel-Album „Unstoppable Force“, dem zweiten Werk, der legendären Metal-Truppe. Damals sang noch Meistersänger John Cyriis, eine ebenso spezielle Persönlichkeit, wie ein begnadeter Shouter. Was Agent Steel mit dem Debüt „Skeptic Apocalypse“ und der schon erwähnten Scheiben schufen waren Platten für die Ewigkeit und leider auch eine Messlatte an denen sich die beiden Gitarristen auf immer und ewig messen lassen müssen. Masters Of Metal ist eigentlich nichts anderes als die Agent Steel-Version aus der heutigen Zeit und „From Worlds Beyond“ der erste Longplayer nach der 2013-EP „Masters Of Metal“. Gitarrentechnisch sind die Beiden noch immer eine Klasse für sich. Der Gesang von Bernie klingt wirklich sehr gut ist aber logischerweise nicht mit der gleichen Qualität ausgezeichnet wie der von John. Um es kurz zu machen, „From Worlds Beyond“ ist sicherlich weitaus besser ausgefallen, als die letzten Studiowerke von Agent Steel („Omega Conspiracy“, „Order Of The Illuminati“, „Alienigma“) weist aber nie den Glanz der beiden ersten Agent Steel-Scheiben auf. Packend sind „Supermacy“, „Tomb Of Ra“, „M.K. Ultra“ und das von Helstar-Sirene James Rivera gesungene „Vengeance & Might“. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht gewesen hätte man James das komplette Werk einsingen lassen. Ich glaube, man wäre den beiden Meisterwerken nahe gekommen…
Tinu   

Punkte: 8.0 von 10
TERROR - The 25th Hour
Century Media/Universal
Über das letzte Jahrzehnt haben sich Terror kontinuierlich einen Platz im Hardcore-Olymp geschaffen. Man könnte böse erwidern, weil es in dieser Sparte kaum namhafte Konkurrenz gibt, jedoch denke ich, es ist mehr der Aspekt, dass Terror einfach ehrlich, erdig und so schmutzig tönen wie unsere Welt ist. Terror sind weder hip noch „trendy“, folgen keiner Modeströmung und wischen sich mit Mainstream den Popo ab. Kurz, auf den Punkt und man merkt es jedem Song an, die Band ist authentisch und lebt für das was sie macht. Ein Aspekt der meines Erachtens immer mehr verloren geht, um so erfreulicher ist es, dass es noch die Bands gibt, denen man die eigene Überzeugung anhört. 14 Songs in knapp 23 Minuten, da bleibt keine Zeit für überflüssige Ballast oder belanglose Nettigkeiten, sondern nur der musikalische Tritt in die Magengrube. Hardcore als Grundgerüst, angereichert mit der Anarchie des Punk und gesalzen mit ein paar fetten Metal-Riffs so wird mit der Gegenwart abgerechnet. „Trust No Face“, „Sick And Tired“, „Blinded By The Lights“, „The Solution“, „Bad Signs“ und „No Time For Fools“ so tönt angepisster Hardcore der Spass macht. Innovativ ist die Sache nicht, aber muss das Hardcore wirklich sein? Ist nicht Hardcore viel mehr ein musikalisches Sprachrohr, eine Spiegel der Realität, welche wir nur zu gerne ausblenden? Wer die Schnauze voll hat von Hochglanz-Produktionen, keine Lust als aus Baum verkleidet im Mittelalter-LARP auf dem Dorfplatz zu stehen und den Lügen der Propaganda-Presse keinen Glauben mehr schenkt, der darf hier beherzt zugreifen.
R.K.     
Punkte: 8.0 von 10
EAT THE GUN – Howlinwood
Steamhammer/Musikvertrieb
Oha, da wird von Anfang an richtig losgerockt! Die Gitarren knarzen so richtig, und der Sänger klingt auch so, als ob seine Lungen schon etliches mehr als nur Sauerstoff zu sich genommen hätten. Das rockt und weiss zu gefallen! Erinnert sachte an die Amis von Lions (ihr wisst schon, die Truppe, die mehrere Tracks zu Sons of Anarchy beigesteuert haben), hat einen ähnlichen Grundtenor – staubig, trocken, klingt irgendwie nach einer Kneipe im gottverlassenen Nirgendwo. Da kriegt man richtig Lust, sich ein neues Bier aufzumachen. Kurzum: Wer auf erdigen Rocksound steht, der irgendwie nach Amerika riecht (und dabei von Deutschen produziert wird), nach endlosen, staubigen Highways und schäbigen Rockkneipen, der ist mit Eat The Gun absolut bestens bedient. Da setz ich mich doch glatt wieder in den Sattel meines Bikes und fahre in den Sonnenuntergang hinein.
Toby S.    
Punkte: 8.0 von 10
FOREIGNER - Greatest Hits Live
Ear Music/Phonag
Nachdem der letzte offizielle Release der britisch-amerikanischen AOR-Legende anfangs Jahr, respektive im Februar, schon eine Best-Of Scheibe («The Best of Foreigner 4 & More») war, wird nur gerade ein halbes Jahr später auf der Live-Seite mit «Greatest Hits Live» nachgedoppelt! Wer genau hinsieht, wird jedoch bald bemerken, dass es sich hier nicht um eine Mogelpackung, aber sehr wohl um eine identische Wiederverwertung des Albums «Foreigner - Live in '05» handelt. Konkret geht es um einen Zusammenschnitt des Konzertes von Las Vegas (26.11.2005), das vor zehn Jahren noch mit einer (wohl limitierten) Bonus-DVD mit ein paar zusätzlichen Songs von Paris 2005 erhältlich war. Für die neue Ausgabe wurde lediglich ein frisches Cover gemacht und schon sprudeln wieder ein paar Dollars in die Bandkasse rein. Musikalisch gibt es dabei fast nichts zu bemängeln, denn es ist just eine Dekade her, seit der Ex-Hurricane Frontmann Kelly Hanson den eigentlich unersetzbaren Ur-Sänger Lou Gramm auf sehr hohem Niveau ersetzt hat. Die Stimmlage ist zwar nicht ganz die gleiche, denn Master Kelly singt etwas tiefer, was sich dann zum Beispiel bei einzelnen Songs wie «Juke Box Hero» oder «Waiting For A Girl Like You» bemerkbar macht. Grundsätzlich ist aber alles im grünen Bereich, auch wenn die Aufnahme von Las Vegas, vor allem zu Beginn, reichlich poliert klingt. Damals sass ja noch Jason Bonham an den Drums und wer wissen will, was diese Rhythm-Section, ergänzt um Ex-Dokken Bassist Jeff Pilson, wirklich drauf hat(te), greift mit Vorteil zu den Aufnahmen (in Ton und Bild) vom BYH!!!-Festival 2006 («Alive & Rockin'»), wo sich Foreigner vor den Metalheads keine Blösse gaben und wohl einen der härtesten Sets der Neuzeit abgeliefert hatten. Wer es hingegen etwas plüschiger mag, wird, sollte er diese Aufnahmen nicht schon sein Eigen nennen, mit «Greatest Hits Live» bestens bedient.
Rockslave    
Punkte: keine Wertung
COFFINS - Craving To Eternal Slumber
Hammerheart Records
Coffins aus Tokyo, sehr geil. Eine Split-Band wie sie im Buche steht. Bisher deren 19 innert zehn Jahren konnte ich auf die Schnelle zählen. Und wer auf bauchgetriebenes, nochdampfendrohes Death/Doom-Gemetzel à la Hellhammer oder druckvolle Proberaumaufnahmen von Bolt Thrower, Six Feet Under oder Torture Killer abfährt, dürfte sich mit der vorliegenden EP „Craving To Eternal Slumber“ glückselig eine fast 30 Minuten lange, fette Bremsspur auf seine Synapsen brennen. Weit, weit weg von jeglichen aktuellen Konventionen zelebrieren Coffins eine Kultur die musikalisch zwar so prähistorisch wie ein T-Rex erscheint, aber auch genau deswegen mit einem instinktiven, tödlichen Groove aufwarten kann. Nicht zu jeder Stunde geniessbar, aber ab und zu geradezu bitterst benötigt. Deshalb darf diese Art von Album in keiner(!) Sammlung fehlen. Reinhören!
Hardy    
Punkte: prähistorische 8.0 von 10
REDS'COOL - Press Hard
Redscool Records
Dies ist das dritte Album der russischen Hardrock Band um Sänger Slava Aleksanov. Und auch hier bieten die Russen wieder jede Menge tolle melodiöse Hardrock Songs. „My Way“ ist so einer, mit einem simplen Gitarrenriff und einer coolen Gesangsmelodie. Oder auch „The Way I Am“, einfach zeitlose Rocksongs, die Spass machen beim Anhören. Mir gefällt die etwas raue Stimme von Slava, die er immer so einsetzt, wie es zum jeweiligen Song passt. „Brand New Start“ erinnert bei der Songstruktur etwas an Gotthard, klasse gespielt und gesungen. „Strangers Eyes“ hat dafür einen klaren Van Halen-Einschlag, was die Gitarren betrifft, der Refrain bleibt schon beim ersten Durchhören hängen, man singt automatisch mit. Auch „Call Me“ ist ein ganz starker Track, etwas schwerfällig zwar, aber Slava glänzt hier wieder mit seiner Stimme. Der Refrain erinnert auch eher wieder an Gotthard. „Love Behind“ startet mit einem Hammer Gitarrenriff und mündet auch wieder in einen Mitsing-Refrain. Man hört den Russen deutlich an, dass sie europäischen Hardrock mögen. Sie machen ihre Sache wirklich gut. Ich mag diesen zeitlosen Hardrock, den die Jungs zelebrieren. Nicht neu, aber frisch und lebendig gespielt, dazu noch mit einem so starken Sänger wie Slava Aleksanov. So kann ich Redscool nur allen HardrockFans empfehlen.
Crazy Beat    
Punkte:
8.0 von 10
9MM – Nitro Killers
Rodeostar/Musikvertrieb
Neues Outfit, neue Bandmember, neues Album, mit martialischem Cover im Western-Style und Sheriffstern als aktuellem Logo. Die Rock’n’Roll Cops von 9mm gehen mit „Nitro Killers“ in die nächste Assi-Rock-Runde. Seit der Veröffentlichung von „Fegefeuer“ von 2008 blicken die Haudegen auf ein Studioalbum pro Jahr, welches eben erst mit dem aktuellen Werk „Nitro Killers“ die Tradition bricht und in diesem Fall geschlagene drei Jahre benötigt. „Wir sind wieder da, durstig auch im neuen Jahr, sexy, schön und unheilbar…“, brüllt Rock’n‘Roll-Schwergewicht Rock Rotten selbstbewusst im Opener „Olé viva la Fiesta“, der perfekten Stimmungsgranate für jede Party. 12 Songs haben 9mm für „Nitro Killers“ aufgenommen, eine tollwütige Party-Rock’n‘Roll-Scheibe, die Saloon-Wände erzittern und Cowboy-Muskeln erweichen lässt. Songtitel wie „Bis zum letzten Mann“ oder „Ambrosia und Whiskey“ dokumentieren unmissverständlich, wohin der Ritt geht. Aber die Platte kann noch mehr. In „Ohne Dich“ zeigt sich Rock Rotten einfühlsam und nachdenklich. Der Song handelt von aller Art von Verlust. Zudem gibt es auch politische Statements, die weit über den Tellerrand reiner Suff- und Spass-Sausen hinausgeht. „Armageddon“ zum Beispiel thematisiert die Gefahr unkontrollierten Machtmissbrauchs. Wenn man sich die aktuelle Weltlage einmal genau betrachtet, legt Rotten den Finger in eine offene Wunde und setzt musikalisch die Sporen. Nicht minder kompromisslos geht es in „Denunzianten“ und „Extremisten“ zu Werke. Mit aussagekräftigen Formulierungen wie „Hey ihr Terroristen, Verbrecher, Anarchisten, verstohlen, nie allein, hässlich und gemein, wollt über andere richten, am besten sie vernichten.“ Eines ist also schon jetzt klar. Das neue Album ist typisch 9mm, aber dennoch neu und aufregend. Natürlich darf die typische Selbstbeweihräucherung wie im Song „Geiselwind“ auch nicht fehlen, jedoch hält sich diese auf „Nitro Killers“ noch einigermassen in Grenzen. Die Winchester geladen und den Whiskey am Halfter – der Weg bis Dodge City ist staubig! Mit etwas mehr als vierzig Minuten musikalischem Sprengstoff, versprühen Rock Rotten und seine Männer trockenes Schießpulver, das nur sein nächstes Opfer sucht.
Oliver H.
   
Punkte:
7.8 von 10
RAISE HELL - Written In Blood
Black Lodge Records/Non Stop Music
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, dass sich auch Raise Hell wieder aus ihrer musikalischen Gruft erheben und sich in der Szene zurück melden. Das letzte albummässige Lebenszeichen stammt von 2006 und trug den Titel «City Of The Damned». Jetzt, fast zehn Jahre und ein paar einzelne Live-Gigs später, haben die Stockholmer Thrasher offenbar neues Blut geleckt. Allerdings hat sich die alte Besetzung nicht halten können. Mit dabei sind aktuell die beiden Gründer Jonas von Wowern (g), dessen Nachname früher mit Nilsson angegeben wurde und Niklas Sjöström (b). Neu dabei ist Fronter Jimmy Fjällendahl, der seinem Kumpel Jonas den Gesang so zu sagen abgenommen hat, und komplettiert wird die Truppe durch einen deutschen Musiker, der nicht unbekannt ist: Sven Vormann! Der ehemalige Destruction-Felldrescher steht aktuell ja noch zusätzlich in Diensten der Schweizer Thrash-Pioniere Poltergeist und ersetzte seinen Vorgänger Dennis Ekdahl. Raise Hell präsentierten sich bei ihrem Debüt «Holy Target» von 1998 wie ein Rohdiamant der Güteklasse Eins. Einerseits bollerten die Schweden wie Immortal, wenn man sich den Opener «The March Of Devil's Soldiers» anhört, um danach aber schwer nach Metallica zu «Kill 'Em All» Zeiten zu klingen. Doch da war ausser dem ultraschweren wie fetten Riffing noch was und zwar die führenden Melody-Lines der Leadgitarre, die oft nach Mercyful Fate klangen. Diese Chose kam damals gut an und gipfelte für dieses und zwei weitere Alben («Not Dead Yet», 2000 und «Wicked Is My Game», 2002) in einem Deal mit Nuclear Blast (heute Nuclear Blast Records). Trotz guter Kritiken und dem Schwenk in Richtung Thrash, also weg von den blackmetallischen Elementen der Frühphase, blieb dem hoffnungsvollen Juwel der Feinschliff verwehrt. Mich persönlich erinnert dieser Karriereverlauf frappant an den von Legion Of The Damned aus den Niederlanden, also viel rein gesteckt in alles und trotzdem nicht wirklich erfolgreich geworden. Ob der neue Langdreher «Written In Blood» nun für Raise Hell was daran zu ändern vermag? Der Opener «Dr. Death» drückt schon mal mächtig auf die Tube und Jimmys Stimme ähnelt durchaus der von Jonas. Der Gitarrensound ist hingegen etwas dünner als früher, da halt nur noch eine Klampfe für die Riffs und Soli verantwortlich zeichnet. «Six Feet Under» erfüllt die gernetypische Anforderung zwischen fast & heavy hingegen spielend und lässt die alten Vibes ebenso anklingen. Der Rest ist zumeist ganz ok und vom Riffing und den Melodien her ist es offensichtlich, dass hier sorgfältig gearbeitet wurde. Was leider fehlt, ist der alles zermalmende Übersong, der einem die Hirnwindungen platzen lässt. Ob der Inhalt von «Written In Blood» nun als Neuanfang ausreicht, um den Anschluss wieder zu finden, wird sich zeigen, respektive wie viel Boden nach diesem langjährigen Unterbruch auch live zuerst wieder wett gemacht werden muss.
Rockslave    
Punkte:
7.8 von 10
ARCHER – Culling The Weak
Metalville/Musikvertrieb
Cooles Trio, die Jungs von Archer aus Santa Cruz. Kraftvoller Power-Metal, der von der Stimme und dem Gitarrenspiel von Dylan Rose geprägt wird. Sein Stil erinnert an eine traditionellere Version von Zak Wylde und spielt den Hörer schon beim Eröffnungstrack „Belief“ schwindlig. Die acht Songs sind purer zeitloser Metal, denen kaum Trends oder Hypes anheften. Genau dies wird den Jungs wohl auch den grossen Durchbruch verwehren. Nehmt einfach den Titelsong und alleine das powervolle und abwechslungsreiche Schlagzeugspiel von Keyhan Moini rechtfertigt den Kauf dieser Scheibe. Es sind diese unglaublichen Riff, die man von Raven, Anvil oder teils auch Agent Steel kennt, die sich sofort in der Gedankenstube festkrallen und dir ein freudiges Lächeln ins Gesicht hämmern. Sicher erfinden dabei die Jungs den Metal nicht neu, aber was sie machen, tun sie mit völliger Hingabe und einer unglaublichen Leidenschaft. Auch wenn dabei der grosse Hit fehlt, aber den haben andere Bands seit Jahren nicht mehr, oder noch nie geschrieben. Also, hört euch „Culling The Weak“ an, tippt dabei auf den Titelsong, „King For A Day“, das mit einer kleinen Megadeth Affinität ausgestattete „Day That Never Come“ oder „World Of One“!
Tinu    
Punkte:
7.8 von 10
GUS G. - Brand New Revolution
Century Media/Universal
Ganz klar gehört Gus G. zu den versiertesten Gitarristen dieser Zeit. Mit seiner Band Firewind hat er mit dem 2002 erschienenem Hammeralbum „Between Heaven and Hell“ und seinem damaligen Sänger Stephen Fredrick voll eingeschlagen. Und auch bei Ozzy leistet der Grieche einen grandiosen Job. Nun erscheint sein zweites Solowerk, das vor allem am Beginn etwas durchwachsen ist. Der Instrumental Opener, ein etwas überflüssiger Frickelsong, ist, wie ich finde, ein nicht so gut gewählter Song, um ein Album zu eröffnen. Auch der zweite Song „Brand New Revolution“ ist irgendwie etwas langweilig. Erst ab dem dritten Track fangen die Songs an zu greifen. Richtig gut wird’s dann mit dem von Jeff Scott Soto gesungenen „Gone To Stay“, ein treibender Metalsong mit toller Melodie. Ebenso „Generation G“, auch von Jeff stimmlich veredelt, ein klasse Track dessen Gitarrenriff etwas an ältere Metallica-Songs erinnert. Gehört klar zu den besseren Songs, Jeff weiss einfach wie man grossartige Gesangslinien singt. Sehr gut gefällt mir auch der Gesang von Mats Leven beim abschliessenden „The Demon Inside“. Überhaupt ein starker Song vom Aufbau her, könnte glatt auf einem Ozzy oder Magnum Album stehen. Der zweite Teil von Brand New Generation ist ganz klar stärker, wobei ich nicht Gus’ Leistung an der Gitarre schmälern will, nur einzelne Lieder greifen in der ersten Hälfte nicht so richtig. Aber trotzdem ist das Ganze hörenswert, und man erkennt nach wie vor die Liebe von Gus zu den 80igern.
Crazy Beat
   
Punkte:
7.7 von 10
SOULFLY - Archangel
Nuclear Blast/Warner
Ich muss zugeben, dass mich Soulfy in den vergangenen Jahren nicht mehr so interessiert haben wie zu Beginn, und dies weder von den Alben noch von den Konzerten her. Zum einen sah Mastermind Max Cavalera eine ganze Weile lang gesundheitlich nicht gut aus und zum anderen wurde sein Input auf der Bühne laufend bescheidener. Die Musik pendelte dabei immer zwischen den selber gesetzten Standards hin und her. Einmal wars wieder hart wie Sau, dann wieder mehr tribal- oder deathmässig. «Archangel» beschreitet da offenbar schon nur vom Cover-Artwork her andere Wege, denn so klerikal sah es zuvor noch nie aus. Der Opener «We Sold Our Souls To Metal» springt einem ohne Vorwarnung, respektive Intro, direkt ins Gesicht und macht keine Gefangenen, da mitunter die bekannten wie treibenden Riffstrukturen der alten Sepultura auftauchen. Gleichzeitig werden Melodien eingeflochten, die meines Erachtens die Handschrift von Dan Swanö (Ex-Edge Of Sanity) aufweisen. Interessante erste drei Minuten würde ich mal meinen. Der Titelsong verlangt darauf erneut die ganze Aufmerksamkeit des Zuhörers und bringt wiederum einige Vibes der ruhmreichen Vergangenheit wieder zum Vorschein. Auch hier fällt die Gitarrenarbeit von Mark Rizzo einmal mehr speziell auf und offenbart zudem schwarzmetallische Elemente, während «Sodomites» den alten Geist von «Roots Bloody Roots» zumindest bemüht. Überhaupt klingt das mittlerweile zehnte Studioalbum eher nach der Vergangenheit als nach dem neuzeitlichem Geknüpple der letzten Jahre, und plötzlich kurz einsetzende Bläser (Samples?) bei «Bethlehems Blood» überraschen dabei ziemlich. Hinten raus wird es dann allerdings wieder schneller, aber gleichzeitig zu gleichförmig. Somit bringen die ersten zwei Drittel die schon länger erhofften Impulse, für die vor allem Mark Rizzo (g) sorgt. Die Zeit der Gassenfeger, die einem früher die Gehörgänge permanent blockierten, scheint aber definitiv vorbei zu sein. Immerhin sind Soulfly aber hörbar gewillt, ihren eh schon üppigen Klangkosmos mit weiteren Facetten zu versehen und solange live immer noch ein paar der alten Kult-Schoten geboten werden, darf auch weiterhin von der Sepultura-Reunion des alten Line-Ups geträumt werden. «Archangel» in der Normalversion ist mit 36 Minuten Spielzeit verhältnismässig knapp ausgefallen, aber oftmals ist weniger mehr, so auch hier!
Rockslave    
Punkte:
7.6 von 10
STALA & SO – Stala & So
Escape Music/Non Stop Music
Der Finne Sampsa „Stala“ Astela gründete seine Glam Rock-Formation 1997. Nach „It Is So“, „Play Another Round“ und vier EP's erscheint nun mit dem auf ihn selbst verweisenden Albumtitel „Stala & So“ ein weiterer Longplayer. In der Szene ist der Namensgeber und Sänger kein Unbekannter. Er war als Drummer unter dem Namen Kita Mitglied bei Lordi und dabei an deren European Song Contest Erfolg beteiligt (Der Versuch 2011 es Lordi gleichzutun scheiterte in der Landesausscheidung, wobei man immerhin den zweiten Platz belegte.). Mit dem Bassisten Nick Gore hat man dann sogar noch einen zweiten Musiker in den Reihen, der bei Lordi mitmischte. Im Gegensatz zu den Schockrockern gehen Stala & So aber weit weniger aggressiv zu Werke. Man spezialisiert sich auf Siebziger Glam Rock der Marke Sweet, T-Rex und der Ziggy Stardust Ära von David Bowie. Dabei legen die Jungs grossen Wert auf catchy, pompöse Melodien, die zu einem stimmigen Gesamtresultat führen. Die oft präsente, popmässige Seite steht den Songs dabei ausserordentlich gut, und das hievt den Sound auf Stadion Rock- Niveau. Auf ganzer Linie überzeugt dabei die ausdruckstarke Stimme von Stala, die genauso versiert mit emotionalen, stellenweise fast melancholischen Aspekten wie auch mit Good Time- und Party Rock- Momenten zurecht kommt. Leider halten sich die Jungs aber auch ab und zu im seichtem AOR auf. Der Drive wird dabei immer mal wieder unterbrochen, so dass die Dynamik merklich leidet. Obwohl die Vielschichtigkeit in Bezug auf die Songs gewährleistet ist, haben sich auch einige Lückenfüller eingenistet, die den Gesamteindruck schmälern. Stala & So sind mit Sicherheit eine coole Truppe, im direkten Vergleich haben aber Lordi weiterhin die Nase vorn.
Chris C.    
Punkte:
7.6 von 10
KRISIUN - Forged In Fury
Century Media
Das brasilianische Bruder-Trio KRISIUN ist langsam der unumstrittene und eigentlich einzige Fackelträger der Frühneunziger-Death Metal-Szene à la Morbid Angel, Sadus oder Pestilence. Die furztrockene und ungeschminkte, aber druckvolle Produktion von Erik Rutan/Mana Studios erscheint in aktuellen Zeiten und auf den ersten Hinhörer erschreckend nackt, verlangt aber gerade deswegen Aufmerksamkeit und schlussendlich steht da wohl belohnte Geduld. Denn die neun Songs verbinden automatisch mit „alten“ Werten, und wer wie ich vor 20 Jahren neugierig und erregt neuen Alben lauschte, weiss was ich empfinde. Nicht wirklich hochstehend überragend, aber mit einer derartig tighten Energie und durchdachter Hingabe versehen, dass man sich das Album auf Dauer einfach schönhört. Es liegt mir fern „Forged In Fury“ schlechtzureden, aber nach dem letzten Überbrecher „The Great Execution“ fehlt mir zur Langzeitinfektion einfach diese ganz spezielle Magie. Hört trotzdem rein, denn eine ehrlichere und patriotischere Extreme Metal Band ist in diesen Zeiten extrem rar!
Hardy
  
Punkte:
7.5 von 10
HAMMERCULT - Built For War
Steamhammer/Musikvertrieb
Vor zwei Jahren hatte ich schon das Vergnügen, das Debut-Album der israelischen Thrash-Formation Hammercult zu reviewen - und ich war damals ganz von den Socken und doddaaaal begeistert. Irgendwie vor allem auch deshalb, weil Hammercult auf mich so wirkten, als ob sie sich selbst nicht ganz ernst nehmen und mit Klischees spielen und mir „Steelcrusher“ irre viel Hörspass bereitet hat. Das „Manowareske“ an dieser Scheibe habe ich als nicht ganz ernst gemeintes Stilmittel beurteilt, denn vor allem das Cover ist so over the top, dass man es eigentlich gar nicht ernst meinen bzw. nehmen kann. Nun merke ich mit Schrecken: ich lag da wohl komplett falsch! Die meinen das völlig ernst! Und meinten das wohl auch damals schon völlig ernst! Huch! Daher möchte ich als erstes meinem Bedauern Ausdruck verleihen - zum einen darüber, dass ich mir da ein fataler Irrtum unterlaufen ist, zum anderen aber auch darüber, dass ich diese zweiten Scheibe nicht ganz so enthusiastisch loben kann wie den Erstling. Hier ist mir einfach zu viel von diesem „Sabaton-Groove“ im Spiel - und das meine ich nicht musikalisch, denn da ist ganz viel Hörenswertes vorhanden - wenn einem auch die extreme Vielfalt an Stileinflüssen von Thrash über Heavy bis Hardcore und Punk fast schon etwas überrollt. Aber Überrollen ist wohl eines der Ziele dieses Albums und ich kann nur annehmen, dass Hammercult auf ihre eigene Art mit ihrem extrem martialischen Gehabe (die Fotos des Sängers sind schon fast eine Karikatur) mit dem Drama in ihrem eigenen Land und auf der Welt umzugehen versuchen. Spielerisch haben die Jungs ganz schön was aufm Kasten, hier sind ein Haufen guter Riffs und geile Soli am Start, die Stimme geht von Schreien und Kreischen über Growlen bis hin zu cleanem Gesang und Yakir Shochat macht bei allem eine gute Figur. Luftholen ist für den Hörer nicht angesagt, es wird hier fast nur im Uptempo-Prügel-Bereich gespielt und live haut das sicher voll rein, vor allem in Verbindung mit den Gangshouts, die häufig eingesetzt werden. Etwas weniger Gepose und ich geb’ nächstes Mal wieder einen Punkt mehr, versprochen!
Lucie W.   

Punkte:
7.5 von 10
HELL:ON – Once Upon A Chaos
Ferrrum
Thrash Metal aus der Ukraine? Wieso auch nicht – gibt genügend Sachen dort, worüber man wütend sein kann (was das sein könnte, sei jedem selbst überlassen herauszufinden). Die fünf Herren machen auf jeden Fall keine Gefangenen und dreschen gleich nach einem knapp 7-sekündigen Intro im selben Track noch ordentlich auf alles ein, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Wütend, animalisch, gnadenlos – so kann man den Sound ziemlich gut beschreiben. Der Gesang wie auch die gesamte Aufmachung der Mucke erinnert stellenweise an solche Grössen wie Testament (vor allem Gesang, wenn auch weniger variabel) oder Slayer, allerdings stellt sich zumindest bei mir nach dem Gesamtgenuss der Scheibe eine gewisse Sättigung ein – man mag dies den zwar vorhandenen, jedoch eher spärlich gesäten Abwechslungen zuschreiben, vielleicht liegt’s auch daran, dass in 7 von 8 Tracks die Geschwindigkeit kaum gedrosselt wird, lediglich beim letzten Song „I Am God“ wird sachte reduziert, und das Potential der Truppe, auch geile Wendungen und atmosphärisch wirkende Einsprengsel mit einzubringen, zeigt sich deutlich. Für mich persönlich hätten es ruhig mehr Tracks wie „I Am God“ auf „Once Upon A Chaos“ geben dürfen, aber ich denke mir, dass die Thrash-affinere Hörerschaft dies nicht zwingend teilt – daher kann mit gutem Gewissen gesagt werden: Wer es derber auf die Zwölf mag, der kriegt hier die volle Packung. Aspirin nicht inbegriffen.
Toby S.   

Punkte:
7.5 von 10
STORMHAMMER - Echoes Of A Lost Paradise
Massacre Records/Musikvertrieb
Neues Line-Up – gleiche Probleme! So kann man das neue Album der Münchner Power Metaller Stormhammer am besten zusammenfassen. Denn wie bereits sein Vorgänger Signs Of Revolution wirken die Lieder trotz neuem Sänger, Schlagzeuger und zweitem Gitarristen zwar ambitioniert, aber irgendwie zu wenig ausgereift und griffig. Einigen Metallern könnte genau diese ungeschliffene Rohheit gefallen. Die meisten werden aber wohl wie üblich lieber den grandiosen Releases der Szenekönige zuhören. Dabei machen Stormhammer eigentlich bereits vieles richtig. Der Bandname und das wunderschöne CD-Cover stehen klar für einen Sound und eine Zielgruppe. Die Lieder sind mal stampfend, mal pfeilschnell eingespielt. Sie wurden durch beiden Serious Black-Musiker Mario Lochert und Jan Vacik druckvoll gemixt und gemastert. Zudem verfügen Stormhammer über genügend Ideen, um zwischendurch mal aufhorchen zu lassen. Dies kann auch mal mittels Akustik-Gitarre, Klavier oder fetten Gitarren-Riffs geschehen. Auf der negativen Seite stolpern Stormhammer über diverse unsaubere holprige Reime und ein Songwriting, das über grosse Teile am Hörer vorbeirauscht. Einfacher zu lösen wird künftig sicher das erste Problem sein. Denn wenn selbst vermeintliche Vorbilder wie Grave Digger oder Blind Guardian nicht konstant Hit für Hit schreiben können, dann darf man das auch von Stormhammer nicht erwarten. Echoes Of A Lost Paradise ist ein ambitioniertes Werk, welches insgesamt viel bietet, schlussendlich aber nur für Szenefanatiker interessant sind dürfte.
Roger W.   

Punkte:
7.5 von 10
JACK DALTON – Past Swallows Love
Indie Recordings/Irascible
Die Band um Jimmy Nymoen (Vocals/Gitarre) machte zum ersten Mal in 2010 von sich reden, als sie bei „Zoom“, einem norwegischen Bandwettbewerb für Bands ohne Plattenvertrag, den ersten Preis gewannen. Der Bandname ist Programm. Alle Mitglieder sind Fans der 90er TV-Erfolgsserie „Mac Gyver“ und haben sich deshalb für den Namen von Mac Gyvers ältestem Freund „Jack Dalton“ entschieden. Die Band tourte bereits gross in Norwegen und Europa und spielte auf einem der wichtigsten Festivals in ihrer Heimat, dem „Larm and Pstereo Festival“. Der erste Track „Inherit Repetition“ spiegelt beinahe die ganze Bandbreite des musikalischen Schaffens der Band wider. Eine gelungene Mischung aus Industrial, Hardcore Elementen und Post Rock-Beats. Der Albumtrack „Past Swallows Love“ zieht geradlinig in Richtung Billy Talent und ist sicherlich auch für das jüngere Publikum eine spassige Nummer. Auch „Red Flags“ und „Dead Ends“ haben eher diesen Off-Beat Groove, der aber durch straighte Screamo-Einlagen nie die Oberhand gewinnt. „Easy Outs“ ist im Anschluss doch eher ruhig angehaucht, und der Mix aus Geschrei und reinem Gesang will irgendwie nicht so richtig passen. Egal, denn mit „When the time comes, walk away quietly“ geht es wieder krachend zur Sache. Ein basslastiger Titel der alles andere als ruhig ist. Mit „8 Times X Equals This“ steht der wohl experimentellste Titel der Platte am Start. Melodienverliebte werden mit diesem Song richtig abgestraft, da es sich eher um eine wütende Ansammlung von lauten Rockinstrumenten handelt. Ich bin mir nicht sicher, ob im Soloteil sogar noch Blechblasinstrumente aufs Übelste gewürgt werden. Es ist auf jeden Fall abwechslungsreich und macht bei jedem weiteren Hören mehr Spass. „Lack of Inhibition“ ist wieder eine eingängige, aber nicht weniger wütende Rocknummer. Insgesamt kommt die Mischung aus Hardcore Bands wie JR Ewing und Refused ganz gut daher, da es sich Jack Dalton auch nicht nehmen lassen, ihren ganz eigenen Stil noch mit rein zu packen. Eine ganz interessante Platte, die man laut hören muss. Einziger Wermutstropfen ist der letzte Track. Den Schlusssong „Unpreventable Patterns“ hätte man sich meiner Meinung nach wirklich schenken können, da man dabei das Gefühl kriegt, dass kein besseres Material mehr zur Verfügung stand. Ansonsten eine durchaus gelungene Platte, einer jungen Band, von der man sicherlich noch mehr hören wird.
Oliver H.
  
Punkte:
7.5 von 10
C.R.O.W.N – Natron
Candlelight Rcords/Irascible
Der Name war mir noch ein Begriff, aber ich habe nicht gedacht, dass die beiden Franzosen in den letzten zwei Jahren so viel energievoller geworden sind. Tatsächlich reisst bereits der Opener „Serpents“ mit den elektronischen Beats an den Nackenmuskeln, bis der Kopf beim Einsetzen der Gitarre gefährlich nahe an den Boden kommt. Auch das zweite Lied hat einen grossen Anteil an Elektronik, inklusiver klug eingesetzter Pausen und Sprachsamples, bei denen der plötzliche Ausbruch der Gitarren fast schon eine Erlösung ist. Der Sound hört sich im Vergleich zum Vorgänger dunkler an, die Gitarren haben nicht mehr so viel Mitten und Höhen, was das Hören angenehmer macht. Zudem ist das Album angereichert mit Gastmusikern von Alcest, Zatokrev, Nihill und Beastmilk, was vielleicht in der Entstehung des Albums für die eine oder andere zusätzliche Idee gesorgt hat. Auf jeden Fall klingt das Album nach einem durchdachten, spannenden Stück zeitgemässem Post (Black?) Metal, das Freunden von Nachtmystium, Decline of the I, Voices oder vielleicht auch Dodheimsgard gefallen könnte. Kein leichtes Album, das im Winter sicher noch bedrückender wirkt.
Tristan   

Punkte:
7.5 von 10
DISTRUZIONE - Distruzione
Jolly Rogers Records
Das Quintett aus Parma kann für sich beanspruchen, nicht nur zum Kern der vor rund dreissig Jahren aufkeimenden Metal Szene auf dem Stiefel gehört zu haben, sondern ebenso wie die musikalisch ähnlich veranlagten In.si.dia oder die Hard Rock-Pioniere Strana Officina auch auf in Muttersprache vorgetragene Songs zu setzen, was besonders in Hinblick auf eine internationale Karriere gerade in der überaus anglophilen Metal Szene ein Wagnis ist. Wie dem auch sei, das wüste Gebelle vom zurückgekehrten Originalsänger Devid Roncai funktioniert trotzdem sehr gut, etwas eintönig zwar, aber dennoch passend zum groovigen Old School Death Metal made in Parmesan City, denn er gibt sich wirklich alle Mühe, auch die letzten Spuren des schleimigen Latin Lovers in sich zu erschlagen. Und bei aller Liebe zur Tradition waren die Jungs dennoch klug genug, sich eine richtig dicke, laute Produktion mit massenhaft Druck verpassen zu lassen, was aus „Distruzione“ das wohl bisher härteste Album der Band macht. Was dem Album allerdings trotz melodischer Einsprengsel und den häufigen Breaks etwas fehlt, sind ein paar ganz grosse Songs mit hohem Wiedererkennungswert (der Begriff „Hit“ wäre in Bezug auf Death Metal wohl eher ein Fehlgriff in die Wörterkiste …), denn es haut immer noch dann am besten rein, wenn man sich die vierzig Minuten brutales Geknüppel am Stück einverleibt. Einzig das Schlusslicht „I Tre Vivi E I Tre Morti“ hebt sich punkto Atmosphäre und Abwechslung etwas von den anderen neun Tracks ab, wofür ich den Jungs glatt einen halben Bonuspunkt ans Revers hefte. Der nicht allzu langen Rede kurzer Sinn: Auch nach 25 Jahren Herumgerödel haben Distruzione immer noch ordentlich Dampf auf’m Kessel und treten mächtig in den Arsch, Geheimtipp für Todesblei-Fanatiker.
Mirko B. 
Punkte:
7.3 von 10
TIM BOWNESS - Stupid Things That Mean The World
InsideOut Music
Schon beim ersten Song des neuen Albums von Tim Bowness kommen mir sofort RPWL und Porcupine Tree in den Sinn. Der starke Einsatz der Drums mit dem melancholischen Gesang und typischen Wilson Gitarren - irgendwie geheimnisvoll. No-Man Chef Tim legt hier ein teilweise sehr ruhiges Werk vor, in der Schnittmenge Art-Rock, Singer-Songwriter, auch driftet man ab und zu ab ins Pop-Gefilde. „Sing To Me“ ist so ein Mix der drei Musikstile. Mit sehr viel Gefühl gesungen erinnert mich das, abgesehen von der Stimme, stark an RPWL. „Where You`ve Always Been“ geht dann klar in die Singer-Songwriter- Ecke. Tim schafft es immer wieder diese drei Stile zu vermischen, ohne in die Belanglosigkeit abzusinken. So ist denn der Titel-Track dem Pop zuzuordnen, und er bleibt trotzdem spannend, und zwar durch Tims Stimme. Ab und zu findet man auch musikalische Spielereien, wie man sie von Steven Wilson kennt. wie bei „Press Reset“. Es haben sich aber doch ein paar wenige Füller eingeschlichen wie das langweilige „All This Escapes“, das wie eine Mischung aus langweiligem Pop und Meditationsmusik klingt. Dasselbe bei „Everything You’re Not“. Dieser Rundling ist sicher nicht jedermanns Sache. Er hat ein paar starke Momente, aber eben auch ein paar langweilige. Porcupine Tree und RPWL Fans sollten sich das aber trotzdem mal anhören und selber entscheiden.
Crazy Beat  
Punkte: 7.1 von 10
DOCTOR DOOM - This Seed We Have Sown
Ripple Music
Auch wenn Bandname und das einleitende, amtlich verzerrte Bassriff es suggerieren, sind die französischen Retrorocker keine Doomband im eigentlichen Sinne. Dass man Okkult-Rock-Pioniere wie Coven mag, hört man der Truppe ja schon an, aber da spielt noch manch andere wegweisende Band aus den ausgehenden Sechzigern und frühen Siebzigern mit. Eigentlich ist ja diese Ära, in der die Wurzeln der Rockmusik mit all ihren Facetten liegt, heute nichts anderes als ein riesiger Selbstbedienungsladen, aus dessen Sortiment sich Doctor Doom – wie alle anderen Retro-Bands auch – mit vollen Händen bedienen. Da kann man sich schon fragen, ob es wirklich noch eine x-te Band in diesem inzwischen doch etwas überfüllten Genre braucht. Nun, meiner Meinung nach haben die vier Franzosen genug Klasse und experimentellen Mut, dass sich die Frage nach ihrer Daseinsberechtigung erst gar nicht stellt. Sie verwursten mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit neben Bausteinen des traditionellen Okkult Rock auch Elemente aus dem Heavy Blues der Marke Steppenwolf oder Dust sowie filigran-progressive Spielereien aus den frühesten Tagen von Yes und geben dem Ganzen eine sehr dezent hindurchschimmernde swingende bis psychedelische Schlagseite. Dass dabei keine zerfaserte Kackwurst, sondern glücklicherweise eine gut schmeckende Merguez herausgekommen ist, verdanken wir der Tatsache, dass die Jungs einfach gute Songwriter sind. Die Songs, so simpel und spartanisch sie anfangs auch anmuten mögen, glänzen durch Spannungsbögen, Dynamik und Überraschungen. Dass dabei die Gitarren bestenfalls sehr leicht angezerrt sind, stört in diesem Fall keinesfalls, viel mehr sind sie dadurch das ultimative soundmässige Bekenntnis zu jenen längst vergangenen Tagen der populären Musik. Sehr interessante Band, selbst wer von Kadavar über Graveyard und Ape Skull bis hin zu Kamchatka alles im Regal stehen hat, dürfte in „This Seed We Have Sown“ neues musikalisches Glück finden.
Mirko B.  
Punkte: 7.1 von 10
PROPHETS OF SATURN - Retronauts
HeviSike Records
Jetzt kommt wieder was für die fanatischsten Doom/Stoner/Proto Metal Nerds unter euch. In absolut ungeschliffenem, rohem Sound haben die vier durchgeknallten Briten ihren zweiten Longplayer eingedroschen, und, glaubt mir, so schräg und verdrogt haben nicht mal Black Sabbath oder Pentagram in ihren Anfangstagen geklungen. Lasst euch ausserdem nicht von der bescheidenen Anzahl Songs täuschen, hier handelt es sich tatsächlich um ein Full Length Album, auf dem lediglich das im flotten Stoner-Shuffle dargebotene „Witch Rider“ auf radiokompatible drei Komma irgendwas Minuten reduziert ist. Die drei restlichen Songs (oder sollte ich eher sagen Jams?) rödeln und krachen mit stolzen sieben, neun und siebzehn Minuten Spielzeit über die Ziellinie. Besonders erwähnenswert ist hierbei der abschliessende Longtracker „Damavand“. Dieser Song ist nichts weniger als ein kosmischer Trip in ungeahnte musikalische Sphären, ungleich hypnotischer, schwerer und vielschichtiger als die drei vorherigen Nummern zusammen, eine zuweilen beklemmend klingende, nicht enden wollende Fuzzbox/Big Muff- Orgie, die auch die kritischste „Hammer Of Doom“-Audience in die Knie zwingen dürfte. Keine Ahnung, was sich die Kerle da eingeworfen haben, als die Nummer entstanden ist, aber nach einem positiven Flower Power Kick klingt das definitiv nicht. Wer Kuschel-Doom Bands wie Avatarium oder While Heaven Wept belächelt und für die hässliche, orthodoxe Lehre einsteht, muss hier einfach zugreifen.
Mirko B.  
Punkte: 7.1 von 10
DISTURBED – Immortalized
Warner Music
Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was ich zum neuen Output von Disturbed sagen soll. Gut, halten wir uns mal an die Fakten: Vor knapp 4 Jahren entschied sich die Truppe, eine Pause einzulegen. Etliche Mitglieder betätigten sich als Solo-Künstler oder gründeten gleich eine neue Truppe, beispielsweise Device. Nun, im Jahre 2015 wurde die Rückkehr angekündigt und, oh Wunder, innert kürzester Zeit wird nun eine neue Langrille veröffentlicht. Das ist zwar ein Grund zur Freude, denn meine Wenigkeit dürfte nicht alleine dastehen, es schade gefunden zu haben, dass es vielleicht nie wieder ein neues Lebenszeichen des Vierers geben würde. Allerdings… Nun, jetzt kommen wir wieder zum Anfang dieser Review: Disturbed haben ein neues Album erschaffen, ja, und es klingt auch wie Disturbed, keine Frage, mit brachialen Hits (zum Beispiel der Titeltrack, auch wenn er ein wenig cheesy klingt, „Who Taught You How To Hate“ oder „Open Your Eyes“) und sanfteren Momenten („Light“, „You’re Mine“) – ABER: Es ist absolut nichts Neues. Weder sind innovative Momente zu vernehmen noch grossartige Experimente (oder auch nur kleinere, mal abgesehen von der ‚Ballade‘ „You’re Mine“, welche David Draiman für seine Frau geschrieben hat und eben ein Unikat innerhalb der Bandhistorie sein soll) oder schlichtwegs ein „Aha-Erlebnis“. Disturbed bleiben sich treu, das kann man getrost so stehen lassen, und es ist nach wie vor grossartige Mucke, keine Frage – mich persönlich, und ich bin mir sicher, ich werde nicht der einzige sein, beschleicht das Gefühl, etwas zu hören, das es so schon zigmal von Disturbed zu hören gegeben hat. Plus, und das ist jetzt mein persönlicher Negativpunkt: Ich vermisse grossartige, auch heftige Momente, wofür Disturbed unter anderem bekannt waren: Beispielsweise „My Child“, „Into The Fire“ oder „Ten Thousand Fists“, um nur eine kleine Auswahl aufzuführen. Mag sein, dass auf „Immortalized“ auch solche Tracks mit heftigem Inhalt zu finden sind, aber sie gehen unter anderem in der Masse der Songs unter. Es gibt keine richtige Abgrenzung untereinander, keine richtigen Höhen und Tiefen… Das Album zieht gut, keine Frage, und hat ordentlich Power unter der Haube – aber es ist zu wenig differenziert. Gut, genug geschrieben: Wer Disturbed mag, wird sich das Album ohnehin zulegen, und es mag gut sein, dass „Immortalized“ Zeit braucht, um sich entfalten zu können. Wer das nicht mitbringt oder nicht praktisch von Anfang an einen guten Zugang zu den Tracks findet, der wird es eher schwerer haben… Ich persönlich werde es weiterhin hören, einfach mit Vorbehalten.
Toby S.    
Punkte:
7.0 von 10
LYNYRD SKYNYRD - One More For The Fans (Live)
Ear Music/Phonag
Es ist noch nicht so lange her, da beehrten uns die Südstaaten-Rocker auch in der Schweiz. Genauer war dies Ende April in Winterthur. Vor knapp drei Jahren spielten sie am gleichen Ort und 2009 gastierte die personenintensive Truppe im Wettinger Sportzentrum Tägerhard. Dieses schweisstreibende Konzert ist mir noch in bester Erinnerung geblieben. Die vorliegende Live-Aufnahme stammt hingegen von letztem Jahr und wurde in Atlanta mit einer stattlichen Anzahl Gästen, darunter Blackberry Smoke, Cheap Trick, Peter Frampton oder Gov't Mule mitgeschnitten. All diese Bands und Einzelinterpreten nahmen sich einen der zahlreichen Kult-Songs der Skynners vor und gegen den Schluss hin, sprich bei «Free Bird» stand schliesslich doch noch die Original-Formation auf der Matte. Zuvor gab es bei «Travelin' Man» einen ergreifenden Moment zu erleben, als Johnny Van Zant diesen Band-Classic mit seinem verstorbenen Bruder Ronnie (R.I.P.), der auf einer Leinwand eingespielt wurde, zusammen sang. Wer von der originalen Band bei den einzelnen Songs jeweils auf der Bühne stand, lässt sich mit der vorliegenden Audio-CD nicht eruieren. Wen das interessiert, kann sich hierzu natürlich auch die DVD oder die blu-Ray des Events zulegen. Aufgrund dieses speziellen Konzertes sind es natürlich vor allem die Gesangsstimmen wie auch zum Beispiel entsprechende Guitar-Licks der Herren Frampton oder Nielsen, die für den Unterschied sorgen. Da teilweise gar eine Bläser-Section zu hören ist, wird dort der ursprüngliche und im Gegensatz zu Molly Hatchet eh schon viel weichere Sound zusätzlich verwässert und hört sich dadurch weitgehend viel zu cheesy an. Blackberry Smoke mit «Working For MCA» und Cheap Trick mit «Gimme Back The Bullets» lassen es dann wenigstens etwas krachen. Bei «Tuesday's Gone» (mit Gregg Allman) muss man hingegen schon fast ein Taschentuch hervor nehmen, bevor man dann eben «Travelin' Man» nicht nur hören, sondern vor allem sehen muss. Zu guter Letzt darf er keinesfalls fehlen, der Oberhit «Sweet Home Alabama», wofür dann alle Guests (!) auf die Bühne gebeten wurden. Auch hier bringt das zusätzliche Bild mehr, aber unter dem Strich ist das Ganze eher was für die Die-HArd Fans, die alles von den Amis haben müssen. Die viel bessere Alternative heisst hier klar «Live From Freedom Hall» von der 2007er Tour.
Rockslave   
 
Punkte: keine Wertung
DIE KRUPPS – V – Metal Machine Music
Steamhammer/Musikvertrieb
Nachdem Die Krupps lange Zeit nichts von sich hören lassen hatte kam 2013 das gefeierte Comeback mit dem Album “The Machinists Of Joy“ raus. Die Zeitreise in die frühen Tage der Synthie-Virtuosen stiess dabei auf grossen Anklang! Nur knapp 2 Jahre später melden sich die Szenegiganten zurück und nehmen ihre Fans erneut auf eine Zeitreise mit. Diesmal geht’s jedoch zurück in die 90er, als Die Krupps bekannt war für ihren Crossover aus EBM und deftigem Thrash Metal - quasi der Vorläufer der Neuen Deutschen Härte. “V – Metal Machine Music“ geht eindeutig wieder metalligere Wege und rückt die kunstfertige Elektronische Schiene, für welche Die Krupps berühmt berüchtigt ist, ein wenig in den Hintergrund. Ich persönlich werde mit dieser Schaffensphase von Die Krupps irgendwie nicht so richtig warm – das Ganze wirkt einfach zu brachial und der Trip zurück in die 90er ist etwas zu klischeehaft geraten. Mir fehlen ausserdem ein wenig die Perlen auf diesem Album, mal abgesehen vielleicht von “Alive In A Glass Cage“. Auch die beiden Deutschen Lieder, der Opener “Kaltes Herz“ sowie der letzte Track “Volle Kraft voraus“ stechen positiv heraus. Eher irritierend wirkt dagegen der Track “Fly Martyrs Fly“, welcher den Absturz des Germanwings Airbus in den französischen Alpen thematisiert. Angeblich hatte der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht, um Suizid zu begehen. “Road Rage Warrior“ zieht das Tempo dann wieder deutlich an – ob da Mad Max Inspiration war? “Kaos Reigns“ hält dagegen was es verspricht und wirkt enorm chaotisch und übermässig gehetzt. Fazit: Der Titel “Metal Machine Music“ ist nicht neu. 1991 gab es schon mal einen Track der so hiess. Doch Mastermind Jürgen Engler meint dazu: „Der Titel ist dermaßen auf den Punkt, dass das neue Album einfach so heißen musste! Er steht für die ultimative Symbiose aus Electro und Metal, wie ich sie mir schon immer vorgestellt habe.“ Nun da gibt es eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Meinen Geschmack triffts nicht, aber ich bin mir fast sicher, dass mir da diverse Die Krupps Fans widersprechen werden. Daher: Reinhören lohnt sich auf jeden Fall!
Patricia H.    
Punkte:
7.0 von 10
MARUTA - Remain Dystopian
Relapse Records/Non Stop Music
17 Songs bei einer Spielzeit von 28 Minuten? Das gibt einem schon mal einen mehr als leisen Hinweis, wohin die Reise hier gehen wird. Und tatsächlich arbeitet man bei den Amerikanern von Maruta mit dem Vorschlaghammer und prügelt sich mit gnadenloser Brutalität und atemberaubender Geschwindigkeit gänzlich ohne Rücksicht auf geistige Gesundheit und körperliche Unversehrtheit aller Beteiligten durch eine knappe halbe Stunde Grindcore und Brutal Tech Death, dass man beim Hören meint, Hirnblutungen davon zu tragen. Ganz schön heftige Nummer! Der Bandname Maruta kommt von einem Programm des japanischen Militärs, in dessen Rahmen man an Menschen Experimente unschönster Art durchgeführt hat und passt damit hier wie Arsch auf Eimer. Alle, die auf krassestes, nur scheinbar strukturloses, Geprügel, Geschreddere, Gegrunze und Gekreische à la Brutal Truth, Necrophagist, Ingested, Obscura und Konsorten stehen: bitte zugreifen! Alle anderen: wenn ihr keine Angst vor den Nebenwirkungen habt, gerne mal ein Ohr riskieren. Und die Gesundheit desselbigen gleich mit. Hier kann man kaum von Vergnügen reden - aber eine Herausforderung ist das dritte Album der Amis aus Florida allemal!
Lucie W.    
Punkte:
7.0 von 10
NEBIROS – VII
Folter Records
Polen und Black Metal, das muss nicht immer automatisch Behemoth sein. Und auch wenn die Truppe von Nebiros inzwischen nach Berlin abgewandert ist, die Texte sind nach wie vor in der Muttersprache gesungen. Während beim Intro vor allem durch den Synthesizer noch ein Hauch der Neunziger mitschwingt, klingen die folgenden Stücke um einiges räudiger. Hier wird nicht gekünstelt oder geklotzt, die Riffs sägen und die Breaks sitzen, so muss es klingen. Aber auch in Midtempo machen die Songs alles richtig. Bei „Jabol“ wie auch bei „Matka Kurwa“ gibt es immer wieder langsamere Parts. Gerade erstgenanntes kann mit zudem mit gut hörbaren Basslinien überzeugen, was im Black Metal doch eher eine Seltenheit ist. Hier kommen auch gesprochene Passagen dazu, was dem Lied Abwechslung verschafft. Und auch wenn die Band keinen Innovationspreis gewinnt, der leicht kauzige Faktor macht - zusammen mit der ungeschönten, aber dennoch klaren Produktion - ein wirklich nettes Stück Old School Black Metal aus den 52 Minuten. Vor 10 Jahren hätte Folter Records damit vielleicht sogar einen wirklich grossen Fisch an der Angel gehabt.
Tristan    

Punkte:
7.0 von 10
EISREGEN – Brummbär (EP)
Massacre Records/Musikvertrieb
Jaha, die Deutschen sind mit der neuen EP zurück, welche die Vorfreude auf das neue Album „Marschmusik“ schüren soll. Auf dieser Single sind zwei Tracks vertreten, „Panzerschokolade“ und „Gott der Panzer“, welche auch auf der LP dann zu hören sein werden, plus 3 Remixes von älteren Songs – sowie ein exklusiver Track namens „Luftschlag“. Es ist müssig zu erwähnen, dass sich Eisregen mit ihrer üblichen, makabren Art wieder der Kriegsthematik zugewendet haben – allzu viel lässt sich nun nicht wirklich aus dieser Single heraushören, es sei einfach so viel gesagt: Eisregen brechen nicht mit althergebrachten Traditionen und machen, was sie am besten können: Metal irgendwo in der Schnittmenge zwischen Death und Black, mit zynisch-morbiden Texten (die garantiert von irgendwelchen selbsternannten Sittenwächtern einseitig interpretiert werden) und dem nun wieder entfachten Flair für die Kriegsthematik. Für Fans sicher lohnenswert, wer sich aber ein genaueres Bild machen will, sollte vielleicht erst das Album abwarten.
Toby S.   
 
Punkte: keine Wertung
SWEAT LODGE - Talismana
Ripple Music
Dass sich der staubtrockene Wüstensound in den musikalischen Ergüssen des texanischen Quartetts wiederfindet, ist wohl wenig überraschend. Aber sich darauf zu beschränken, Kyuss, QOTSA und Vista Chino Tribut zu zollen, ist den vier Amis offensichtlich zu schnöde, und so ergänzt man das eigene Süppchen in geschickter Weise mit Stoner Rock-mässigen Riffwalzen, dezenten Elementen aus dem Psychedelic und Space Rock sowie zahlreichen Verweisen auf Black Sabbath (logisch …), ZZ Top (als das Trio noch eine erdige Blues Rock-Truppe war und nicht eine Synthie-Plastik-Hitmaschine), Led Zeppelin und Blue Cheer, letzteres nicht nur bezogen auf das mit einem „Doctor Please“-Erinnerungsriff versehene „Phoenix Ascent“. Der mit viel Hall unterlegte, nicht unbedingt sehr kräftige, aber dennoch durchaus passende Gesang unterstreicht hierbei noch den Bezug auf die musikalische Aufbruchstimmung der ausgehenden Sechziger Jahre, welche die vier Musiker wohl nur zu gerne bewusst miterlebt hätten. Dereinst sang Tom Angelripper in „Bon Scott hab‘ ich noch live gesehen“, „…Doch was hab´ ich, was Du nicht hast, die Gnade der frühen Geburt…“. Diese wurde den vier Texanern zwar nicht zuteil, dafür hat sie Mutter Natur mit viel musikalischem Talent beschenkt, und dieses Geschenk geben sie nun an uns passionierte Rockfans in Form dieses wertigen Debütalbums weiter. „Talismania“ ist eine vertonte Einladung zum Rocken, Träumen, Headbangen, Abheben und Schwelgen in angenehmen Erinnerungen. Sweat Lodge sind zwar noch keine Supernova, aber durchaus ein neues, helles Sternchen am Stoner/Retro/Desert Rock-Firmament, das hoffentlich noch einige Jahre scheinen wird.
Mirko B.    
Punkte: 7.0 von 10
IN VAIN - The Little Things That Matter
Pure Steel Publishing
Der meistens von Doublebass getriebene Powermetal der Spanier erinnert vom Riffing her öfters an ganz frühe Metallica, gut zu hören beim Opener „No Future For The World“. Einzig der Gesang ist etwas melodiöser als bei Hetfield und Co. So startet das Album mit einem starken Song, der von einem Mitsing-Refrain abgerundet wird. „Dragon Huntress“ hat deutlich teutonische Wurzeln, kommt sehr gut und rockt wie die Sau. In diesem Tempo geht’s dann auch weiter quer durch den Silberling, was mit der Zeit eine gewisse Ermüdung des Gehörs hervorruft. Auf Dauer klingt dann leider auch Daniel Cordons Stimme etwas monoton und der hohe Doublebass-Anteil beginnt zu langweilen. Nur beim Rausschmeisser „The Last Waltz“ nimmt die Band den Fuss zeitweise vom Gaspedal und zeigt, dass sie auch anders können. Toller Abschluss, der aber auch nicht ganz ohne Gebolze auskommt. Ich finde das „The Little Things That Matter“ etwas mehr Abwechslung gut getan hätte, vor allem im Tempo-Bereich. So kommt das ganze Album etwas zu eintönig daher, obwohl die Spanier hier auf hohem musikalischem Niveau spielen. Aber das allein reicht halt nicht.
Crazy Beat    
Punkte: 6.9 von 10
LEWIS AND THE STRANGE MAGICS - Velvet Skin
Soulseller Records
Sollte Quentin Tarantino wieder mal einen pechschwarzen Roadmovie in Petto haben, sollte er unbedingt diese drei Spanier mit dem Soundtrack beauftragen, denn wenn es um Film Noir, Okkultismus und psychedelisches Gewaber geht, sind sie voll in ihrem Element. So klingt es also, wenn bei einer Okkult Rock-Band (oder so was ähnlichem …) ein Kerl an Stelle einer praktizierenden Wicca Hexe am Mic Ständer steht. Dass das Ganze mit Metal etwa so viel am Hut hat wie Kollege Kissi mit gepflegtem urbanem Erscheinungsbild inklusive Yuppie – Fritte und gezupften Augenbrauen, liegt auf der Hand. Nichtsdestotrotz haben die Songs durchaus ihren Reiz und wissen durch ihr poppiges Flair in schwarzem Gewand zu gefallen. Dass man selbst nicht davor zurückschreckt, swingende Klänge in bester Cocktail-Bar-Manier zum Besten zu geben („Suzy’s Room“), zeugt vom Mut dieser Truppe, sich jeglichen vorgefertigten Musikkonventionen zu verschliessen. Natürlich versucht man auch, den Deibel durch liebliches Liedgut heraufzubeschwören („…come Master raise tonight, come Master Lucifer…“ – „How To Be You“), scheitert aber letztendlich doch an der vielleicht noch etwas zu grossen kompositorischen Ambition. In dieser Sparte sind und bleiben Ghost, vor allem mit ihrem Bandhit „Ritual“, nun mal das Mass aller Dinge. Aber sie sind nah dran, die drei Iberer, keine Frage. Leider geht dem Album gegen das Ende hin die Luft aus, und die beiden Schlusslichter „Cloudy Grey Cube“ und „Your Evil Trip“ verbreiten bestenfalls noch gepflegte Langeweile. Die Frage lautet also: Quo vadis, Lewis And The Strange Magic? Das Potenzial ist zweifellos vorhanden, aber kompositorisch muss die Band noch nachbessern. Vielleicht täte sie gut daran, personell aufzustocken, denn man hört der Scheibe an, dass hier fünf Instrumente auf drei Protagonisten verteilt waren, zusätzliches Personal könnte der Truppe durchaus den finalen Kick geben. Nicht schlecht für den Anfang, aber da geht eindeutig noch mehr.
Mirko B.    
Punkte: 6.8 von 10
PYOGENESIS – A Century In The Curse Of Time
AFM Records/Musikvertrieb
Nach 13 Jahren (!) Pause kommt nun endlich wieder ein Lebenszeichen der Stuttgarter Kombo die in den 90ern Erfolge mit ihrem Crossover/Alternativ Rock feierte. Wolfgang Maier und Tim Eiermann dürften einigen dabei eher aus ihrem erfolgreichen Zweitprojekt Liquido bekannt sein, die damals mit ihrem Hit “Narcotic“ die Tanzflächen zum Beben brachten. Doch trauern wir nicht der Vergangenheit nach, sondern schauen uns was die Gegenwart bringt: Ein Konzeptalbum ist es diesmal geworden! Es geht, kurz gesagt, um die Entwicklung der Gesellschaft im 19. Jahrhundert unter dem Einfluss der industriellen Revolution. Doch nun zur eigentlichen Review: Pyogenesis ist bisher irgendwie an mir vorbei gegangen, deswegen ging ich ziemlich unbelastet an die Sache ran. Der erste Eindruck mit “Steam Paves Its Way (The Machine)“ ist schon mal sehr gut: deftiger Melodic Death Metal mit sehr schönen Kompositionen. Ähnlich rasant geht’s weiter mit dem Track “A Love Once New Has Grown Old”, der stellenweise fast schon ein wenig punkig rüber kommt. Der Midtempo-Track “This Won’t Last Forever“ erinnert ein wenig an Lost Prophets und zählt ebenfalls zu den Highlights. Dann hat aber offensichtlich jemand zuviel Pop-Weichspüler reingekippt, denn ab “The Best Is Yet To Come“ wird’s ziemlich soft. “Lifeless“ reissts dann nochmals kurzfristig raus mit richtig schönen Riffs und einer leicht melancholischen Stimmung, die den ersehnten Tiefgang mit reinbringt. “The Swan King“ ist etwas belanglos und bei “Flesh And Hair“ wollte man wohl eine neue Hymne mit Sprechgesang kreieren, doch dieses Experiment ist so dermassen danebengegangen, dass es einen ziemlich bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Der Titeltrack “A Century in The Curse Of Time“ ist dann ein 14-Minuten-Monster und hat in etwa den Tiefgang einer Gummiente. Die ersten 3 Minuten besteht der gesamte Text aus “yeah, yeah, yeah!“. Musikalisch hat‘s zwar durchaus was zu bieten, aber auch die an sich schöne Melodie vermag die Spannung nicht über eine derart lange Zeit aufrecht erhalten. Fazit: Das Album fängt richtig vielversprechend an, flacht dann aber ziemlich schnell ab. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass da mehr drin gewesen wäre. Der Silberling wirkt leider ziemlich seicht und bleibt kaum hängen. Nostalgiker können hier aber ruhig mal reinhören….
Patricia H.    
Punkte: 6.7 von 10
SHADOWKILLER – Until The War Is Won
Pure Steel Records/Non Stop Music
Power-Metal aus Nordkalifornien. Nun ja, sieht man das Bandfoto, könnte man nicht meinen, dass dieser Vierer sich den Power-Metal verschrieben hat. Da würde eher eine Status Quo-Coverband auf der Bühne stehen. Aber lassen wir die Optik und lassen die Musik für sich sprechen. Wie gewohnt bringen Pure Steel Records reinen Metal auf die CD. Einer, der getrieben von den Gitarren und der kräftigen Stimme von Joe Liszt für Furore sorgt. Können Shadowkiller halten, was sie mit dem Opener „Flames Of War“ versprechen? Zumindest „Generation Strong“ hämmert in die gleiche Kerbe und lässt auf noch mehr hoffen. Es sind die Riffs und die Solos, welche den Lieder eine dicken Stempel aufsetzen. Aber mit der Zeit auch durch den Gesang an Nachhaltigkeit verliert. Hört man sich die neun Songs an, ist „Until The War Is Won“ eine interessante Scheibe, die aber niemals an Truppen wie Riot, Lizzy Borden oder Metal Church heranreicht. Für reine Power-Metaller sicher eine mega-geile Scheibe, für die anderen ein Album das man sich anhören kann, aber nicht muss.
Tinu    
Punkte: 6.6 von 10
DAGOBA - Tales Of The Black Dawn
Ear Music/Phonag
Die Franzosen haben mit „Tales Of The Black Dawn“ ihr nun 6. Werk am Start, welches den eigeschlagenen Pfad aus einer Mischung von Neo-Thrash, (Melodic)-Death angereichert mit ein paar Samples/Keys und Clean-Vocals nicht verlässt, zumal dies in der Vergangenheit äusserst gut funktioniert hat. „Face The Colossus“, „Poseidon“ und „Post Mortem Nihil Est“ sind durchaus sehr gelungene Modern-Metal Veröffentlichungen welche die Erwartungen an das neue Werk sehr hoch stiegen liessen. Und es gibt auch Songs, welche diese Erwartungen erfüllen können, z.B.: „Born Twice“, „Half Damn Life“ und „O, Iverted Word“ insbesondere, weil diese Songs mächtig Druck machen und richtig fett anrollen, ohne grosses „Beigemüse“ und ohne widerliche Clean-Vocals die den Spass auf „Tales Of The Black Dawn“ stellenweise ordentlich versalzen. Ein Beispiel dafür ist der Opener „Sunset Curse“ der grundsätzlich ein höllischer Bastard wäre, wenn da nicht dieser halb gare melodische Refrain, der so viel Wucht aus dem Song nimmt, dass ich weinen könnte. Mit „Loss“ wird es noch schlimmer, da widern dieser weinerlichen Pop-Vocals nur noch an, selbiges gilt für „Dawn“. Grundsätzlich ist dieses Werk der Franzosen nicht schlecht und ihre Klasse die sie früher unter Beweis gestellt haben, blitzt auch hier noch durch, doch „Tales Of The Black Dawn“ kann nicht restlos überzeugen. Vielleicht waren die Erwartungen einfach zu hoch, jedoch bleibt irgendwie der Eindruck am Werk haften, dass die Band auf der Stelle tritt. Wirklich flott ist Dagoba dann unterwegs, wenn sie sich auf die Essenz, den Groove und die Härte konzentrieren der Rest fällt Qualitativ ab und taucht das Gesamtbild in einen negativen Schimmer, selbst wenn die Produktion astrein ausgefallen ist. Bleibt zu hoffen, dass sich Dagoba für die Zukunft wieder mehr auf das konzentrieren, was sie zweifelsohne im Blut haben und dieses nervende „Gesülze“ über Bord schmeissen.
R.K.    
Punkte: 6.5 von 10
ROOT – Zjevení (Re-Release)
I Hate Records
Was kann man über eine Band noch schreiben, die seit 25 Jahren Musik macht, was noch nicht geschrieben wurde? Die Musik ihres ersten Albums klingt auch jetzt noch kauzig und roh, ob nun ab farbigem Vinyl oder nicht. Damals werkelten die Herren noch ein wenig roher und unbeholfener (was zur Hölle wollten sie mit dem Rumkratzen und Keuchen bei „Výsilech“ aussagen?), was dem Album aber eine ganz eigene Energie verleiht. Da die Texte polnisch gesungen oder gesprochen werden, lassen auch all die Interludien einiges an Platz für Interpretationen, wenn auch Titel wie „Písen Pro Satan“ einige Hinweise gibt, womit sich die Herren beschäftigen. Mit diesen Titeln haben sich die frühen Root auch Feinde in der Politik gemacht. Ein Stückweit hält man mit Zjevení also Zeitgeschichte in den Händen. Wirklich kultige Songs wie auf „The Book“ findet man hier aber leider nicht, die Lieder sind oftmals zu kurz geraten, um Stimmung zu machen. Für Sammler und Liebhaber, alle andern sollten unbedingt erst reinhören.
Tristan   
 
Punkte: keine Wertung
TRACER – Water For Thirsty Dogs
OMN Label Services
Tracer gehören zum Kreis der Classic Rock, Grunge und Stoner Rock-Familie. Ihr Sound hat einen bluesigen Kern, der mit feinstem Hard Rock-Handwerk weiterverarbeitet wird. Das hörbare Resultat ist eine Mischung aus Alice in Chains, Kyuss oder auch Soundgarden. Mit ihren beiden Vorgängeralben haben sich Tracer in Fankreisen bereits einen guten Ruf erspielt, der mit „Water for thirsty Dogs“ sicherlich gefestigt wird. Ob die neue Platte allerdings für den grossen Durchbruch reichen wird, ist dennoch fraglich, denn neben ein paar wenigen Eingeweihten, die sich mit dem Schaffen des Classic Rock-Trios bereits vertraut gemacht haben, agiert die Band weitestgehend unter dem Radar der Hard Rock- und Metalgemeinde. Dabei sind die Songs wirklich gut arrangiert und produziert und machen grundsätzlich Bock auf Rock. Die früheren Stoner-Einflüsse, die bei den Australiern immer wieder aufgetreten sind, sind merklich in den Hintergrund getreten. Dafür liegt die Konzentration mehr auf kompakten Rock-Songs, die weiterhin den Spirit der 70er hochleben lassen, soundtechnisch aber klar in den 90ern anzusiedeln sind. Der Opener „Water for thirsty Dogs“, aber auch weitere Songs wie „We're only Animals“, „Us against the World“ oder „Astronaut / Juggernaut“ haben in etwa dieselbe Klangfarbe und sind durchaus als eingängige Rocksongs einzustufen. Mid-Tempo-Nummern wie „The Machine“ oder das an die Foo Fighters erinnernde „Homeward Bound“ sind ebenfalls vertreten. Ruhig und schleppend kommt dann noch „Lazy“ daher, das direkt aus der Feder von Alice in Chains stammen könnte. Eher folkig geht’s mit „Tremors“ zur Sache. Ein durchaus gutes Rockalbum, das sich hören lassen kann. Einen Kritikpunkt müssen sich Tracer aber definitiv gefallen lassen. Die Songs auf „Water for thirsty Dogs“ sind allesamt gut, aber nichts ist wirklich herausragend geworden. Wer die bisherigen Alben der Band mochte, der sollte auch mit dem neuen Album keine grossen Probleme haben. Auch Fans von Bands wie The Answer oder Crobot sollten das Album auf jeden Fall mal anhören. Tracer liefern nicht weniger ab, als gewohnte Qualität – allerdings auch nicht mehr.
Oliver H.  

Punkte: 6.5 von 10
NERGARD - A Bit Close To Heaven
Battlegod Productions/Non Stop Music
Hinter diesem vielleicht etwas seltsam anmutenden "Bandnamen" steckt in Tat und Wahrheit der norwegische Songwriter und Multiinstrumentalist Andreas Nergård, der mit «A Bit Close To Heaven» nach dem Debüt «Memorial For A Wish» von 2013 seine zweite (Solo-) Scheibe raus haut. Eigentlich läuft das Ganze unter einem Allstar-Projekt, denn die Liste der Guests, die mitunter gesangsmässig mitgewirkt haben, ist mit einigen szenebekannten Namen wie Ralf Scheepers (Primal Fear), Nils K. Rue (Pagan’s Mind), Michael Eriksen (Circus Maximus) und Elize Ryd (Amaranthe) bestückt. Dazu kommen noch Saiten-Credits der Marke Jørn Viggo Lofstad (Pagan’s Mind), Jostein Svarstad (Jan Holberg Project), Stig Nergård (Tellus Requiem) und Øyvind Voldmo Larsen (Withem), um mal ein paar der genannten Musiker zu erwähnen. In diesem Umfeld werden Songs gezockt, die dem Genre Melodic Rock und Melodic Metal zuzurechnen sind. Allerdings besteht bei so vielen Mithelfern stets die Gefahr, dass die Scheibe zu einem zusammenhangslosen Stückwerk verkommt. Beim Opener «Light And Shadows» tippe ich mal, ohne es nachprüfen zu können, auf Nils K. Rue als Sänger. Die Mucke ist durchaus im Bereich des melodischen Metals angesiedelt und verströmt zusätzlich ein paar progressive Vibes, was die acht Minuten Spielzeit mehr oder weniger bestätigen. Ob das dramaturgisch aber clever ist, den längsten Song gleich an den Anfang zu setzen, wird sich noch weisen. «Fall From Grace» kommt da schon eher auf den Punkt, ist aber ebenso kein Überflieger, trotz der lieblichen Stimme von Elize Ryd. «Let It Come» profitiert dann immerhin von Michael Eriksens Hammerstimme, die ja unter anderem auch das gewaltige Debüt von The Magnificent veredelt hat. Der Rest dümpelt mehr oder weniger ziemlich uninspiriert und ohne einprägsame Melodien vor sich hin. Sicherlich ist «A Bit Close von Andreas Nergård zeitgemäss produziert worden und technisch einwandfrei, aber ein Teil der genannten Leute, die hier unter die Arme gegriffen haben, machen selber deutlich bessere Mucke.
Rockslave  

Punkte: 6.5 von 10
ZANDELLE – Perseverance
Pure Steel Records/Non Stop Music
Die amerikanischen Zandella bieten erneut symphonischen Power Metal mit europäischer Prägung. Die seit über 20 Jahren bestehende Gruppe überzeugt vor allem mit ihrem Durchhaltewillen. Musikalisch dagegen ist und bleibt die Band je nach Gesichtspunkt ein Geheimtipp oder überflüssig. Wirklich schlecht sind sie, nicht, überragend gut aber auch nicht; Durchschnitt also! Dazu kommt der Gesang von George Tsalikis der Segen und Fluch zugleich ist. Segen, weil er Zandella einen gewissen Wiedererkennungswert gibt. Fluch, weil er die Power Metal-Gemeinde spalten wird. Einige werden das Gesungene eine Stunde lang aushalten können und sogar Freude daran habe. Viele werden aber nach spätestens drei Lieder umschalten. Da ich leider zu letzteren gehöre, ist ein faires Review schwierig. Bleiben wir aber bei den objektiven Tatsachen. Und da klingt Perseverance äusserst dünn produziert. Ob der viele Hall Absicht ist oder nicht, kann nicht beurteilt werden. Musikalisch bieten Zandelle die gewohnte Abwechslung, und sogar eine gewisse Progressivität ist auszumachen. Schlussendlich gilt hier das gleiche wie bei den meisten Veröffentlichung von Pure Steel Records: Eine liebevolle Durchschnitts-Power Metal-Scheibe von Liebhabern für Liebhaber. Und das ist doch schon einiges!
Roger W.  

Punkte: 6.5 von 10
ISTAPP – Frostbiten
Trollzorn
Wenn eine Band sich auf ein bestimmtes Thema festlegt, kann das interessante und in sich stimmige Auftritte sowie Alben bringen. Die Schweden von Istapp haben sich voll und ganz dem Winter verschrieben, was in der Musik besser klingt als in den Interviews. Eine Kostprobe gibt es in einem aktuellen Printmagazin aus Deutschland, welches die beiden Eiszapfen zu ihrem zweiten Album befragt. Wer mit dieser Art von Witz etwas anfangen (oder drüber hinweg sehen) kann, kriegt 35 Minuten melodisches, harmonisches Black Metal mit einigen Ähnlichkeiten zu alten Ensiferum oder der ersten Wintersun. Leider haben sich aber auch einige abgegriffene Riffs („Fimbulvinter“ oder „Polcirkelns Herre“) eingeschlichen, welche die ansonsten anständige Kost trüben wie Feinstaub den Gletscher. Eine halbe Stunde davon ist nicht unbedingt das, was man als ewiges Eis bezeichnen kann, aber ihre thematischen Vorreiter mit dem Hang zu endlosen Wintern (Immortal) haben die Vierzigermarke ja auch nur selten überschritten. Und das Album wird zu keiner Zeit so wirklich langatmig, es macht sogar beim dritten Mal Hören noch Laune. Unbedingt im Regal stehen haben braucht man es aber nicht.
Tristan  

Punkte: 6.5 von 10
AWAKEN THE EMPIRE – Aurora
Another Century/Universal
Hmm… Nicht ganz einfach zu verdauen, was einem die Amis hier vorsetzen. Also prinzipiell spielen die Jungs und das Mädel eine Mischung aus Alternative Rock/Metal und elektronischem Ambient, man könnte hier eine Schnittmenge aus Linkin Park (ohne Rap) und Skillet (ohne den deutlichen Rock-Anteil) ausmachen. Eine gewisse düstere Grundstimmung ist auch auszumachen, erinnert stellenweise gar an eine Post-ähnliche apokalyptische Soundlandschaft. Allerdings tauchen Awaken The Empire in kein Genre so richtig ein, sondern streifen es lediglich. Das führt zu einer gewissen Oberflächlichkeit, eine Art von Austauschbarkeit – die eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn musizieren kann die Truppe, auch wenn mir persönlich alles viel zu glattgebügelt und ohne Ecken und Kanten daherkommt. Vielleicht wäre eher die Ambient-Schiene geeigneter für die Amis, das kann man nicht so genau sagen, aber ich kann mir diesen Eindruck nicht verwehren. Zuweilen scheint der Sound auch ein wenig überladen zu sein, so dass man die Spuren nicht mehr sauber trennen kann – liegt aber vielleicht auch am Medium mp3. Kann man auch nicht so genau sagen. Fakt ist, dass die Mucke nicht schlecht ist – nicht mehr und nicht weniger. Ich geh jetzt erst mal eine rauchen.
Toby S.   
Punkte: 6.0 von 10
DARKTRIBE – The Modern Age
Scarlet Records
Die Franzosen versuchen sich in einer Sparte, in welcher schon so manche Band vor ihren Landsleuten nicht so richtig in Fahrt gekommen ist: dem progressiven Power Metal. In diesem Fall ist dieser irgendwo in der Schnittmenge zwischen Kamelot und Serenety angesiedelt. Das Potential, eigene Akzente setzen zu können, ist entsprechend klein und so beugen sich auch Darktribe dem Gesetz, dass nur die Besten glänzen können. Wobei die Franzosen mit ihrem ambitionierten Werk durchaus einen gewissen Druck gegen oben ausüben können. Gerade das von einem fröhlichen Keyboard getragene „My Last Odissey“ weiss zu gefallen. Schade nur, dass die Stimme von Anthony Agnelli ungewöhnlich künstlich klingt. Was mich ebenfalls auf The Modern Age stört sind die Keyboards, welche den ganzen Sound zukleistern und viel von der an sich vorhandenen Dynamik rauben. Hätten sie nicht nur auf den Keyboarder, sondern auch auf sein Instrument verzichtet, wäre der Sound mit Schlagzeug, Bass und Gitarre wohl um ein Vielfaches transparenter und intensiver. So aber werden an sich tolle Ideen wie der Anfang von „No Train To Earth“ bereits nach wenigen Sekunden wieder zunichte gemacht. Weniger ist in diesem Falle halt doch mehr. Dies zeigt auch die Ballade „Holy Water Day“. So bleibt The Modern Age ein überproduziertes Album, welches trotz annehmbarer Lieder unrühmlich schlecht wegkommt. Schade.
Roger W.    
Punkte: 6.0 von 10
HAMMERHEAD – The Sin Eater
High Roller Records/Musikvertrieb
Aus Cumbria kommen die Jungs von Hammerhead und entsprangen der „New Wave Of British Heavy Metal“. 1981 veröffentlichte der Fünfer seine erste Single und jetzt wisst ihr eigentlich schon, was euch erwarten wird. Genau, traditioneller Metal/Hard Rock, der nie gross an die Öffentlichkeit gelangte und nun dank High Roller das Tageslicht erblickt. Der Opener „Angels Fall“ liegt irgendwo zwischen Black Sabbath, uralten Judas Priest, Jaguar oder Anvil. Spielerisch lassen die Herren keine Wünsche offen und auch produktionstechnisch klingt alles sehr gelungen. Allerdings wirkt alles (sogar für mich) sehr altbacken. Da ändert auch der zehn Minuten lange Titeltrack nichts, sondern ab dem dritten Song „Faithless“ macht sich eine gewisse Langweiligkeit breit. Ein Knaller wie „Wrathchild“ von Iron Maiden, oder „Tyrant“ von Judas Priest fehlen komplett. Von den anderen Maiden- und Priest-Hits ist das Material von „The Sin Eater“ eh zu weit weg. Also, wer sich der „NWOBHM“ gerne unterwirft, kann hier bedenkenlos zugreifen, alle anderen können mal reinschnuppern.
Tinu    
Punkte: 5.5 von 10
INAEONA – Force Rise The Sun
Prosthetic Records
Das Album der Bostoner InAeona startet mit „Bright Black“, was eine präzise Beschreibung für den Rest des Albums ist. Es beinhaltet helle IndustriaI Synthesizers, Teile mit röhrenden Gitarren, komplizierten Bassläufen und tanzbaren Drumparts. Die Stimme der Sängerin Bridge vervollständigt den dunklen Sound des Trios. Manchmal sehr roh und unbändig, anschliessend wieder weich und gebrechlich zieht sie sich durch die neuen Stücke des Albums. Beeinflusst werden InAeona unter anderem durch Muse, Vangelis oder Tangerine Blues. Ebenfalls finden Nuancen von „The Cure“ in ihrem Sound Platz. Trotz all diesen Vergleichen und Einflüssen, hat die Band einen eigenen Stil kreiert, der irgendwo zwischen Post Rock, Industrial und Ambient Electronica liegt. Die zweite Nummer „Leader“ ist ein wenig härter und abwechslungsreicher als der Opener. Aggressive Gitarren die den Hörer mit auf eine Reise durch Wind und Sturm nehmen. Nachfolgetracks wie „Sun Moon“ oder „Empty Now“ fahren unermüdlich ihre Zeit ab ohne grosse Abwechslung im Gepäck. „Ghosts“ und „Soldier“ bieten da schon ein wenig mehr musikalische Wechsel, indem Brigde vermehrt wütend ins Mikro schreit. Ansonsten bewegt man sich gekonnt im Rahmen dieses Musikgenres. „Never Forever“ besticht hingegen durch die choralen Lyrics, die in dieser Form auf „Force Rise The Sun“ doch eher speziell sind. Es gibt der Platte im zweiten Teil neuen Schwung, der mit „A Ways Away“ im Anschluss, postwendend und bestialisch ausgebremst wird. Ein Instrumental, so eintönig und fehl am Platz, dass man schlichtweg überrascht ist, dass danach mit „Skywatcher“ doch noch ein offizieller Schlusssong folgt. „Force Rise The Sun“ ist für Kenner dieses Musikstils sicherlich ein Leckerbissen, den es im CD-Regal zu haben gilt. Für Liebhaber des restlichen Rock- und Metalgenres ist diese Platte sicherlich ein harter Brocken und schwer verdaulich. Macht euch am besten selbst ein Bild davon.
Oliver H.   
Punkte: 4.5 von 10
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