Livereview: Y&T (45th Anniversary Tour)

22. September 2019, Pratteln - Z7
By Rockslave
Die amerikanischen Hardrocker um Mainman, Gitarrist und Leadsänger Dave Meniketti befinden sich in diesem Jahr auf ihrer "45th Anniversary Tour", obwohl sie erfolgsmässig nie zu den grossen Acts aufgestiegen sind. Das ist umso bemerkenswerter, als dass es im Musicbusiness nicht mehr viele Bands gibt, die in diesem Umfeld so einen langen Schnauf haben. Mir fallen da aktuell höchstens noch Nazareth oder Molly Hatchet ein, die allen erlittenen Schicksalen zum Trotz immer noch neue Alben heraus bringen und nach wie vor live unterwegs sind. In Fall von Y&T ist allerdings zu sagen, dass ihre musikalisch hochstehenden Konzerte in kleinerem Rahmen weitaus besser zur Geltung kommen, als auf irgendeiner riesigen Hallen- oder Festivalbühne. Unvergessen in diesem Zusammenhang sind die Konzerte von Biberist (23.05.2007 im Rockpalast) und Pratteln (26.07.2012 in der Galery). Zwei Auftrittsorte, die leider nicht mehr existieren, aber für unauslöschliche Erinnerungen gesorgt haben. Dies war grundsätzlich auch für heute Abend, da ohne Support-Band unterwegs, vorgesehen. Hierzu waren gerade mal etwa 300 Leutchen gekommen, die jedoch keinesfalls enttäuscht wurden.

Y&T

Im Vorfeld des heutigen Konzertes, respektive mitunter über die Sozialen Medien, konnte man in Erfahrung bringen, dass die Amerikaner auf ihrer Jubiläums-Tour beabsichtigen, einen "weit über zweistündigen Gig" zu spielen. Das klang grundsätzlich schon mal gut, obwohl ich Y&T grundsätzlich kaum unter zwei Stunden habe spielen sehen. Soweit so gut, aber der vorgesehene wie angekündigte Beginn um 19:30 Uhr wurde erst mal glatt eine Dreiviertel-stunde nach hinten geschoben! In Anbetracht der fehlenden Support-Band hätte es deshalb an einem anderen Abend bestimmt zu Unmutsbezeugungen der anwesenden Leute, sprich einigen Pfiffen geführt, doch das heutige Publikum nahm dies ziemlich gelassen hin. Als es dann endlich los ging, waren die Fans ready, und die Stimmung liess nicht lange auf sich warten. Wie schon bei anderen Live-Rezis erwähnt, stellten sich die Die-Hard Supporter der Band heute Abend wiederum die Frage, welcher jeweilige Lieblings-Song denn diesmal auf der Setliste fehlt. Eigentlich ein pures Luxus-Problem, aber wenn der Backkatalog der Amis eben aus so vielen geilen Songs besteht, durchaus nachvollziehbar. Somit spielt es jeweils kaum eine Rolle, mit welchem Song ein Y&T-Konzert beginnt. Heute Abend war es «Hurricane», und kaum angefangen, ging die Party bereits ordentlich los. Was erst nach dem Gig verifiziert werden konnte, war, dass von allen zwölf Studioalben (!) mindestens ein Song zum Besten gegeben wurde. Dass dabei die frühen Zeiten der LPs «Meanstreak» (1983), «Earthshaker» (1981), «Black Tiger» (1982) und «Down For The Count» (1985) für mehr als die Hälfte der Songs sorgten, zeigte natürlich einmal mehr, wo die Essenz des Quartetts liegt. Die Qualität der Tracks ist jedoch immer im grünen Bereich gewesen, und so fallen auch «I Want Your Money» und «I'm Coming Home» vom bisher letzten Studioalbum «Facemelter» (2010) kein Quäntchen gegenüber dem restlichen Material ab.

Dave Meniketti präsentierte sich in bestechender Form, sprich er war zum Glück nicht erkältet, und was sein immer noch fantastisches Gitarrenspiel angeht, gab er sich natürlich eh absolut keine Blösse. Zusammen mit seiner tighten Hinter-mannschaft, bestehend aus John Nyman (g), Mike Vanderhule (d) und "Neuzugang" Aaron Leigh (b) lieferte er einen Klassiker nach dem anderen ab. Obwohl das Z7 durchaus noch einige Zuschauer mehr vertragen hätte, war die Stimmung durchgehend gut und das praktisch von Anfang an. Im Zugabenteil fragte Dave nach «Sail On By», welcher nächste Song gewünscht sei, und weil sich hierbei ein paar lautstark darauf reagierende Fans sofort einig waren, schrien sie mit vereinten Kräften «Lipstick And Leather»! Und siehe da…, prompt wurde dieser Oberkracher, der zum Beispiel auf der aktuellen Live-DCD «Live At The Mystik» (2012) nicht zu finden ist, sogleich angestimmt! Was für ein audiomässiges Festessen…, einfach geil. Doch das war ja noch nicht alles, denn mit «I Believe In You» und «Forever» wurden natürlich die letzten wie unerlässlichen zwei Asse aus dem Ärmel geschüttelt. Danach war leider definitiv Schluss, und der automatische Blick auf die Uhr offenbarte mit 127 Minuten "nur" etwas mehr als zwei Stunden Spielzeit. Das lag zwar klar hinter der Ansage von "gegen zweieinhalb Stunden", aber da Y&T einmal mehr hammermässig abgeliefert hatten, kümmerte das niemand, zumal auch der Sound allererste Sahne abgemischt war. Zu diskutieren gab zum Schluss höchstens, warum einerseits nur drei Fotographen (inklusive meiner Wenigkeit) akkreditiert wurden und zu bewusst schlechtem Licht nur während den ersten zwei statt den üblicherweise drei Songs Fotos gemacht werden durften. Letztlich egal, aber für unsere Zunft ein unnötiges Ärgernis. Unter dem Strich konnte dieser Umstand die gute Laune aber nicht verderben, und in dieser Verfassung stehend gibt es Y&T auch in fünf Jahren noch, wetten?!

Setliste: «Hurricane» - «Lonely Side Of Town» - «Don't Stop Runnin'» - «Black Tiger» - «Come In >From The Rain» - «Mean Streak» - «Midnight In Tokyo» - «Face Like An Angel» - «Earthshaker» - «Struck Down» - «I Want Your Money» - «Hang 'em High» - «21st Century» - «Summertime Girls» - «Contagious» - «Rescue Me» - «I'm Coming Home» -- «Sail On By» - «Lipstick And Leather» - «I Believe In You» - «Forever».