Livereview: Y&T - Hartmann

09. Oktober 2013, Pratteln – Z7
By Tinu
Wenn Dave Meniketti und seine Jungs im Lande sind, dann ist es eine Pflicht, sich Y&T anzuschauen. Auf der Bühne ist der Vierer eine Macht. Allerdings schien dies nur Wenige zu interessieren, denn das sehr überschaubare Z7 bot allen Anwesenden viel Raum und Platz. Leider, denn so verpassten viele eine Hardrock-Show, die sich zu den Besten zählen darf. Das Motto der Tour stand: «Mean Streak - 30th Anniversary Tour». Wer nun aber voller Hoffnung war und dachte, dass die Amis das komplette «Mean Streak»-Album spielen würden, sah sich getäuscht. Aus dieser Scheibe wurden gerade mal zwei Songs gespielt («Mean Streak», «Midnight In Tokyo»). Selbst der Klassiker «Hang 'em High» wurde nicht in die Setliste integriert. Dafür intonierten Meniketti, Gitarrist John Nyman, Neu-Bassist Brad Lang und Trommler Mike Vanderhule je fünf Stücke von «Earthshaker» und «Black Tiger».

Hartmann

Bevor Y&T in den Ring stiegen, bekamen Oliver Hartmann und seine Truppe die Möglichkeit, sich vierzig Minuten auf der Stage auszutoben. Oliver kennt man von seinen Beiträgen zu At Vance oder auch Avantasia. Zusammen mit Gitarrist Mario Reck, Bassist Armin Donderer und Schlagzeuger Markus Kullmann (u.a. Voodoo Circle) spielte der singende Gitarrist eine interessante Show. Eine, die in einem rauchigen Club bedeutend besser zur Geltung gekommen wäre als im Z7. Die Songs waren eine Mischung aus hart rockenden, melodischen und leicht bluesigen Tracks, die sicherlich das Publikum animieren konnten. Allerdings im Vergleich zum Y&T-Auftritt war die Reaktion, eher die Ruhe vor dem Sturm. Als Sänger macht Oliver alles richtig. Wer einen solchen Shouter in den eigenen Reihen hat, kann nur gewinnen. Über die musikalischen Fähigkeiten der anderen muss auch nicht diskutiert werden, allerdings war der Bewegungsradius doch eher gering. Lieder wie die starke Halbballade «After The Love Is Gone» und das mit einem harmonischen kräftigen Chorgesang ausge-stattete «All My Life» gehen, einmal gehört, sofort in die menschliche Festplatte rein und verschwinden von da an nie wieder!


Y&T
Nach einer sehr kurzen Umbaupause standen Dave und seine Mitmusiker pünktlich um 21.00 Uhr auf der Bühne, um für die nächsten 2 ¼ Stunden ein musikalisches Feuerwerk zu produzieren. Das schien allerdings zu Beginn etwas ins Stocken zu geraten, da zuerst der Sender von Dave und dann jener von John ihr Zeitliches segneten. – Zumindest bis zum dritten Song – So wurde dreimal das Intro gespielt, was nach dem zweiten Mal Mister Meniketti ein breites Grinsen auf die Backen zauberte und er genüsslich auf dem Drumriser Platz nahm. Er ist zu lange im Geschäft, um sich wegen solcher Kleinigkeiten aufzuregen. Die Truppe nahm es mit Humor, machte ihre Scherze und wenig später stieg der Vierer vehement ins Konzert ein. Die ersten Gitarrenriffs rissen die Besucher aus ihrer Vorfreude für Konzerte und «Mean Streak» brachte Band und Publikum sofort auf Betriebs-temperatur. Brad Lang entpuppte sich dabei als Aktivposten. Vom Aussehen her erinnert er an eine jüngere Version von Ronnie Atkins (Pretty Maids) und von seinen Bewegungsabläufen an Barry Sparks (u.a. MSG, Dokken, Ted Nugent) und Jeff Pilson (ehemals Dokken). Stillstehen, das gibt es nicht für Brad und wenn er dann noch mit den vordersten Reihen flirtet, bricht jedes noch so alternde Rockerherz. John Nyman konzentriert sich lieber auf den Spass den er am Konzert hatte. Das bedeutet nicht, dass der Gitarrist, der «Squeeze» verdammt toll sang, wie festgenagelt auf der Bühne stand. Dafür posierte er zu gern alleine oder mit Dave und Brad zusammen. Im Vergleich zu Mister Lang begnügte er sich aber mit dem zweiten Platz. Hinter der Schiessbude grinste Mike wie ein Honigkuchenpferd. Souverän und mit kleinen Showeinlagen versehen, trat er seinen Vorderleuten in den Allerwertesten und strikte zusammen mit Brad einen fetten Rhythmus-teppich, auf dem sich die beiden Gitarristen austoben konnten. Dave sang sich an diesem Abend in die Herzen der Anwesenden. Es geht unter die Haut, wenn er mit seiner warmen und zugleich leicht rauchigen kräftigen Stimme «Midnight In Tokyo» oder «Hurricane» singt und bei «I'll Cry For You» Töne aus seinem Instrument lockt, welche den Besuchern Pippi in die Augen führt.

Die grossen emotionalen Momente für die Fans sind immer «I Believe In You» (wurde immer wieder lauthals gewünscht an diesem Abend) und «Forever». Dabei gerät in Vergessenheit, dass «Winds Of Change» eine der unterbewerteten Balladen dieses Universums ist. Mit welcher Hingabe, Anmut und packender Art dieses Lied ausgestattet ist, da würden sich selbst die Scorpions wünschen, diesen Song geschrieben zu haben. Daneben wurde solide gerockt. «Black Tiger», «Hurricane», «Lipstick And Leather», «Barrom Boogie», «Open Fire» und das in der Live-Version um einiges kantiger und härter erklingende «Summertime Girls», letzterers bekannt aus der Serie Baywatch. Da erinnern sich aber wohl die meisten nur an den zu knappen Bikini von Pamela Andersson… Selbst «Midnight In Tokyo» wurde an diesem Abend mit einen leicht härteren Einstieg versehen, als wir es sonst gewohnt sind zu hören. Das neue Material vom Album «Facemelter», namentlich «How Long», «I Want Your Money» und «I'm Coming Home», passte bestens zu den alten Klassikern.

Der Vierer steht noch immer im jugendlichen Saft, auch wenn das erste Album von Yesterday And Today, so hiess die Band bevor die Umbenennung zu Y&T stattfand, 1976 das Licht der Welt erblickte. Die Musiker blühen in ihren Songs auf. "1983! We released «Mean Streak»! 30 years ago! As we are free!", fand als Ansage ebenso Anklang beim Publikum wie auch die Aussage: "I feel back in San Francisco in the early days!". Es hat sich seit dieser Zeit nicht viel verändert. Okay, die Haare sind vielleicht nicht mehr so dauergewellt gelockt und kürzer. Aber! Nach wie vor sind Y&T eine Truppe die rockt, welche die Fans zu begeistern wissen und spielerisch nichts anbrennen lassen. Von mir aus können Y&T jede Woche in der Schweiz spielen. Genügend Material haben sie in der Hinterhand, um den Set abwechslungsreich zu halten, was sie auf den vergangenen Tourneen auch immer wieder gezeigt haben!

Setliste: «Mean Streak» - «Hard Times» - «Don't Be Afraid Of The Dark» - «Don't Stop Runnin'» - «Black Tiger» - «Dirty Girl» - «Midnight In Tokyo» - «How Long» - «Lipstick And Leather» - «Hurricane» - «Winds Of Change» - «Contagious» - «I Want Your Money» - «Rescue Me» - «I'll Cry For You» - «Squeeze» - «Summertime Girls» - «I Believe In You»» - «Barrom Boogie» - «I'm Coming Home» -- «Open Fire» - «Forever».