Livereview: Winter Metal Festival - Immolation - Tsjuder
 Hail Of Bullets - Endstille - Broken Hope - Sweetest Delivery - Virvum

25. Januar 2014, Zürich - Dynamo Saal
By Natalia N.
Am 25. Januar fand das traditionelle Winterfestival der extremen Musik, das jedes Jahr von Meh Suff! organisiert wird, in Zürich statt. Die jetzige Festivalbesatzung war nicht weniger interessant als voriges Jahr. Es wurde zur Tradition, dass es zwei Headliners gibt - der erste ist eine verdiente Death Metal-Band und der zweite eine nicht weniger berühmte Black Metal-Gruppe. Dieses Jahr wurde folgendes Paar ausgewählt: die echt brutale Techno-Band “Immolation” und den Ehrenplatz des zweiten Headliners nahm das norwegische Trio Tsjuder ein.

Der Hauptbestand sah folgendermassen aus: Erstens, das einzigartige holländische Death Metal-Projekt Hail Of Bullets, dessen Musiker früher an solchen bekannten Bands wie Pestilence, Asphyx, Phanatos und Gorefest beteiligt waren. Ausserdem konnten sich alle an das Konzert Angekommenen die Leaderband der deutschen Black Metal-Szene Endstille und die amerikanische Band Broken Hope – Veteranen der extremsten Musikrichtung des Death Metal-Genres - anhören. Als Vorgruppen waren zwei “junge” Gruppen ausgewählt worden. Die eine ist die Melodic/Death Metal-Band aus Frankreich - Sweetest Devilry - und die andere kommt aus Zürich, spielt Technical/Death Metal und heisst Virvum. Ich muss auch hinzufügen, dass die Auswahl des Platzes über alles lobenswert ist! Der “Dynamo Saal” ist durchwegs einer der besten Orte für die Veranstaltung von extremen Konzerten. Sogar die Bühne befindet sich auf einer perfekten Höhe: nicht all zu hoch wie auch nicht zu niedrig – so, wie es sein muss, damit man sich gefahrlos mit den Lieblingsmusikern unterhalten konnte.


Virvum
Alle, die zuerst in Ruhe etwas trinken wollten, konnten eine halbe Stunde vor dem Konzertanfang eintreffen und Zeit mit Freunden an der Bar verbringen. Um 15.30 Uhr offnete man die Tür, und die schweizerische Band Virvum begann ihren Auftritt. Ich hatte ihren Auftritt in diesem Herbst im “Planet 5” gesehen, da hatten sie vor dem Headliner “Psycroptic” gespielt, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass mir dieser Auftritt besser gefiel, was wahrscheinlich dem Dynamo Werk mit seiner perfekten Akustik und seinen tollen Technikern zu verdanken war. Ja, endlich bekam Virvum die Halle, die ihrer Musik entsprach. Ich übertreibe nicht, denn meiner Meinung nach ist die Gruppe bereits reif, selbst Solokonzerte zu veranstalten und nicht nur in der Rolle als Vorgruppe bei fremden Stars aufzutreten. Im Grunde genommen, was das Niveau des technischen Könnens und Materials angeht, steht die Band in ihrer Leistung den Franzosen von Gorod, den Deutschen von Obscura und Landsleuten wie Disparaged in Nichts nach. Besonders gut fand ich das Gitarristen-Duo Nicola Gruhn und Groftoby Koelman.


<< Sweetest Delivery
Der nächste halbstündige Auftritt begann um 16.30 Uhr, alsi die junge französische Band Sweetest Devilry die Bühne betrat. Ich glaube, die Band wird den Fans des Schaffens von Children Of Bodom gefallen. Aber den Franzosen gelang es, das Publikum durch nicht ordinäre Melodik anzulocken. Die Hauptrolle auf Live-Konzerten spielte Jeff Beguigne - der Sänger und Gitarrist der Band. Andere Musiker blieben im Hinter- grund, sogar ihre Instrumente schienen sie leiser zu spielen. Man spürte, dass die Band keine grosse Erfahrung bei Live-Auftritten hatte - die Jungs wirkten verkrampft und verklemmt. Aber es ist doch nicht schlimm, Erfahrungen sammelt man doch lebenslang. Die Hauptsache ist, dass die Band mit „Funny Human Race“ schon ein vollformatiges Album hat, das 2012 heraus gegeben wurde.



Broken Hope
Als Nächstes kam der legendäre Gast aus Amerika auf die Bühne, und zwar Broken Hope. Der Sänger Joe Ptacek beging leider Selbstmord. Die Band reaktivierte sich 2012, in dem sie den neuen Sänger verpflichten konnten, und zwar Gorgasm Damian „Tom“ Leski. 2013 erschien das neue Album "Omen Of Disease" nach 14 Jahren der Vergessenheit. Tom besitzt eine sehr mächtige Guttural-Stimme, und ausserdem konzentriert er sich so sehr auf das Singen, dass es beinah scheint, dass er nicht mitkriegt, was um ihn herum passiert. Er steht auf der Bühne wie eine Steinstatue, schreit mit brutaler Stimme und starrt bloss vor sich hin. Er bemüht sich so sehr, dass es ihm gelingt, sogar die mächtige Lawine der Gitarrenriffs zu überschreien. Zweifellos ist dieser Sänger das Beste für diese Band. Obwohl meistens Lieder aus dem letzten Album zu hören waren, spielten die Musiker ein paar Lieder aus früherem Schaffen, wie zum Beispiel „Awaking By Stench“ aus dem Debüt-Album von 1991. Der Auftritt dauerte gut 45 Minuten.


Endstille
Gegen 19 Uhr kam die deutsche Band Endstille auf die Bühne. Zu diesem Zeitpunkt war der Raum beinahe voll. Man muss heraus streichen, dass viele ausgerechnet auf diese interessante Gruppe warteten, die ihre Fans mit jedem ihrer Alben immer mehr erfreut. Endstille erschien zu einem Geräusch-Intro ab Band und begann den Auftritt mit „Dominanz“ aus dem dritten Album. Ab der ersten Minute zog der Sänger die Aufmerksamkeit des ganzen Publikums auf sich. Er trug einen militärischen Ledermantel und hohe Stiefel, was zusammen einer Dienstbekleidung sehr nahe kam. Aber es ist auch nicht verwunderlich, denn die Band hat die Thematik des Ersten und Zweiten Weltkrieges in ihrem Schaffen gewählt. Den Platz am Mikro nimmt momentan Zingultus ein – eine relative berühmte Persönlichkeit unter den Fans dieses Genres. Sein Benehmen auf der Bühne war allerdings alles andere als typisch für einen Black Metal-Sänger. Zingultus wirkt sehr emotional und theatralisch. Er gestikuliert und sein Gesicht zeigte die Wut sogar durch traditionelles Corpsepaint. Ich würde sagen, es war mehr als einfache Wut! Ich füge hinzu, dass sich die Black Metal-Musiker in der Regel sehr asketisch und zurückhaltend auf der Bühne benehmen. Aber hier war es nicht der Fall. Zingultus fühlte sich frei und locker, und was mich angeht, es gefiel mir. Während des Auftrittes zeigte ein Zuhörer seine Unzufriedenheit darüber, was die gesanglichen Fähigkeiten von Zingultus anging. Zingultus hörte sich Vorwürfe an, und plötzlich gab er das Mirko diesem Mann, damit er allen zeigte, wie man singen sollte. Der junge Mann wurde nicht verlegen und brüllte ein bisschen ins Mikro, was die Mehrheit zum Lachen brachte. Damit war das Problem erledigt. Im Herbst 2013 gab die Band das neue Album „Kapitulation 2013“ heraus, aber man kann nicht sagen, dass sie diesen Auftritt zur Promotion dieses Albums genutzt hatten. Während 45 Minuten bemühte sich die Band, alle Perioden ihres Schaffens zu durchleuchten.

Hail Of Bullets
Nach dem Plan, also gegen acht Uhr, tauchten die Musiker von Hail Of Bullets auf der Bühne auf. Es war genauso angenehm wie vor einem Jahr, diesen blonden Martin van Drunen zu sehen. Wie die Zeit vergeht! Aber voriges Mal trat Martin im Bestand von Asphyx - der legendären holländischen Death Metal-Gruppe - auf. Im Übrigen folgen auch „Hail Of Bullets“ den Traditionen des Old School-Death Metal-Genres. 2013 gab die Band das neue Album heraus "III: The Rommel Chronicles" heraus, und im Laufe ihres 60-minütigen Auftrittes spielten die Musiker viele Stücke aus diesem Album. Sie begannen ihren Auftritt mit der ersten Komposition aus diesem Album , „Swoop Of The Falcon“. Aus dem Neuen wurden „Pour Le Merite“, „DG-7“ und „To The Last Breath Of Man“ gespielt. Im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass die Band so einen wunderbaren Backkatalog besitzt, was dazu führte, dass dieser ein echtes Fest für Fans von breitwandigen Riffs und dichtem Blasting bedeuteten.

Tsjuder
Nach 30-minütiger Pause, etwa gegen 22.00 Uhr, tauchte das norwegische Trio Tsjuder im Dunkeln auf. Die Band hält in der letzten Zeit die Fahne des Black Metal, die aus den Händen der ehemaligen Leiter “der wüsten nordischen Hölle” niederfiel, sicher in der Hand hoch. Der Leader der Band - Bassist und Sänger Nag, wollte von Anfang an die Aufmerksamkeit des Publikums wecken und es darauf aufmerksam machen, was auf der Bühne vorging. Er legte seine Bassgitarre nieder, streckte die Hände beiderseits und starrte die Anwesenden in voller Stille an. Ein paar Minuten lang hielt er diese Stille im Saal, in dem schon total viele Menschen waren, und nur danach begann die Band ihren Auftritt mit der plötzlichen Kaskade von Blastbeats und Black Metal-Riffs. So ein Kontrast erzeugte die richtige Wirkung – das Publikum war zuerst einfach schockiert. In der Band singt nicht nur Nag, sondern auch der Gitarrist Draugluin. Ich unterstreiche, dass er nicht nur mitsingt, sondern richtige Leads beisteuert. Deswegen konnten sich die Angekommenen dieses perfekte Black Metal-Duo anhören. Anstatt der Set-Liste lag auf der Bühne die Fahne von Norwegen. Es ist sehr symbolisch: Jeder soll verstehen, aus welchem Land der Leader des Black Metal-Genres stammt! Der Auftritt dauerte eine Stunde. Nur die Tapfersten gaben nicht auf und standen die ganze Zeit über vor der Bühne! Genau so feierlich wie zu Beginn verliessen die Musiker die Bühne wieder.


Immolation
Als die Uhr elf anzeigte, sah man Immolation auf der Bühne. Voriges Jahr veröffentlicht die Band ein neues Album namens „Kingdom Of Conspiracy“, und deswegen wurde dieses Auftritt zur Promotion dieses Albums. Immolation begannen mit dem ersten Song aus dem Album, das gleichnamig ist. Über diese Band kann man so sagen: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Es ist die absolut unvorstellbare, perfekte Fähigkeit und Meisterklasse im Spielen. Dieses Jahr verdienten Immolation es, der Hauptheadliner des Festivals zu sein. Es gelingt den Musikern, brutal und sagenhaft technisch perfekt und gleichzeitig immer vielfältig zu sein. Robert Vagna überrascht die Zuschauer wie immer mit seiner Art des Gitarrenspiels. Aber auch alle anderen Musiker haben viel Lob verdient.

Set-list: „Kingdom Of Conspiracy“, „Majesty & Decay“, „Still Lost“, „Spectacle Of Lies“, „Lost Passion“, „God Complex“, „Swallow The Fear“, „Of Martyrs And Men“, „Bound To Order“, „A Glorious Epoch“, „Hate's Plague“, „Those Left Behind“, „Indoctrine“, „Nailed To Gold“, „Challenge The Storm“, „All That Awaits Us“, „Despondent Souls“