Livereview: W.A.S.P. - V8 Wankers
22. Dezember 2007, Pratteln Z7
By Maiya
Was für eine unsichere Sache so ein Konzert der legendären W.A.S.P. doch ist! Irgendwie kann man sich nie so sicher sein, ob es ein gutes Konzert wird, da Frontmann Blackie Lawless nicht umsonst den Ruf einer unverbesserlichen Diva hat. Nichts desto trotz hatten sich heute Abend sehr viele Fans in Pratteln eingefunden, um die letzte Show der "Crimson Idol" - Tour zu sehen. Leider hat Herr Lawless wieder einmal seinem Ruf mächtig neues Futter gegeben, zumindest schienen sehr viele Leute im Z7 so zu denken, da Fotografieren "auf Wunsch des Künstlers" untersagt war. Nicht wenige Konzertbesucher murrten schon am Eingang darüber. Doch wir wollen erst einmal sehen, was die Support Band V8 Wankers getan hat, um das Publikum aufzuheizen.

V8 Wankers
Wahrscheinlich hat hierzulande noch nie jemand (auch die Schreiberin nicht) etwas von den V8 Wankers gehört, darum wird es wohl nötig sein, erst mal eine kurze Erklärung zu dieser Band abzugeben. Diese hessische Combo macht Rock'n'Roll mit einer Portion AC/DC und einem massiven Einschlag Motörhead. Das Resultat nennt sich dann "High Speed Rock'n'Roll". Tatsächlich ist das nicht nur ein Name, sondern klingt dann auch noch so. Im Grunde genommen sind sie eine unfrisierte und ungeschminkte Version der dänischen Volbeat. Nur noch einen Deut dreckiger, eine Prise unverblümter. Spass macht diese Musik aber allemal, wie man den mitrockenden Fans eindeutig ansehen konnte. Songs wie "Prolehead" oder "Autobahn Outlaw" sorgten für eine hervorragende Stimmung und liessen so manchen Zuschauer freudig mithüpfen. Die Hessen sahen aber auch wirklich drollig aus, wie sie da mit ihren teils prächtigen Bäuchen und massig Tattoos auf der Bühne standen und dem Publikum einheizten! Von mir aus dürften die Männer mit dem extrem hohen Gute Laune-Faktor jederzeit wieder auf Schweizer Boden auftreten, und die meisten der Zuschauer werden mir da wohl zustimmen.

Setliste V8 Wankers: "Hell On Wheels" - "Lights Out" - "Bad Ass Boys Drive Bad Ass Toys" - "Baddest Ride In Town" - "Bad Ass/ss" - "Rockin' Horse" - "What Me Worry" - "Prolehead" - We Control Rock 'n' Roll" - "Blitzkrieg Burnout" - "Rock 'n' Roll Dictator" - "Demolition Man" - "Great Racer" - "Autobahn Outlaw" - "Detroit Steel" - "This One Is For You Baby" - "We Went Rockin'"

W.A.S.P.
Was so mancher vor dem Konzert noch nicht so richtig glauben wollte, das wurde doch noch wahr. "Was denn, die spielen wirklich alle Songs vom "Crimson Idol"-Album??" Na und ob! Eröffnet wurde die Show mit "The Titanic Overture" und recht diffusen Lichtverhältnissen, um die "Crimson Idol" Atmosphäre zu unterstreichen. Die Band schien gut drauf zu sein, und auch Blackie wirkte einigermassen vital. Musikalisch war alles soweit in Ordnung, die Fans hatten Freude daran, ein wirklich guter Anfang also. Bis beim zweiten Song "The Invisible Boy" irgendwer in den vorderen Reihen mit einem Handy fotografierte und von Blackie entdeckt wurde. Dieser reagierte prompt, indem er etwas, wahrscheinlich ein Plektron, in Richtung des Missetäters warf. Doch damit nicht genug! Blackie schnappte sich eine Wasserflasche und warf auch diese gezielt hinterher. Darauf hin verliess die Band, allen voran ein entzürnter Blackie, wortlos die Bühne. Kurz darauf hiess es, die Band werde nicht weiterspielen, solange es Leute gibt, die fotografieren. Tatsächlich kamen W.A.S.P. aber nach nicht allzu langer Zeit zurück und machten mit "Arena Of Pleasure" weiter. Die allergrösste Spielfreude zeigte Doug Blair, aber auch die anderen Bandmember hinkten dem Gitarristen nicht weit hinterher. Was Blackie betrifft, so war er eine Nummer für sich - wie immer! Seinen berühmten Mikroständer "Elvis" hatte er dieses Mal nicht dabei, doch sein Outfit war einmal mehr eine kleine Besonderheit. Er trug ein Crimson Idol-Shirt und knallenge Spandexhosen, dazu kniehohe Lederstiefel, alles in schwarz gehalten. Raffinierterweise sahen die Sachen aber je nach Lichtverhältnissen blutrot aus, was natürlich ein interessanter Effekt war. Ein weiterer Eyecatcher war ganz klar die Videoleinwand, auf welcher die Storys zu den Songs gezeigt wurden. Mit "Chainsaw Charlie" wurde der erste grosse Hit gespielt, das Publikum war begeistert! Ein herrliches Goodie bestand daraus, dass Blackie zwischendurch immer wieder mal die Worte "Where's the love to shelter me, give me love, come set me free" aus dem Song "The Idol" ins Mikro hauchte, gefolgt von "Where's the love, to shelter me... Only love, love set me free." Gitarrist Doug Blair und Bassist Mike Duda schienen für die Background Vocals verantwortlich zu sein, tatsächlich kamen die Chöre aber ab Band. Ob das nun schlimm ist oder nicht, das beurteile jeder selbst. Das sonst schon eher ruhige erste Set erreichte seine ruhigste Phase, als die unschlagbare Ballade "The Idol" gespielt wurde, und gleich danach das gefühlsgeladene "Hold On To My Heart". Der vorerst letzte Song "The Great Misconceptions Of Me" zeigte auf der Videoleinwand, wie Jonathan sich an den Saiten seiner B.C. Rich aufknüpft. Interessanterweise dieselbe Gitarre, die Blackie zu dieser Zeit spielte. Mit den Worten "Thank you guys, we'll take some minutes and then we'll be back" wurde eine kurze Pause eingeläutet. Das zweite Set bestand aus fünf Songs von den Alben "I Wanna Be Somebody", "The Last Command" und "Dominator". Während dieser Songs zeigte Blackie Lawless die grösste Spielfreude, kitzelte erschlagend gute Töne aus seiner Raiders-Gitarre heraus, und auch die Fans sangen enthusiastisch mit. Besonders "Wild Child" ist so ein Song, der schon obligatorisch an jedem Konzert von W.A.S.P. gespielt werden muss. Blackie Lawless wendete sich mit - für seine Verhältnisse - vielen Worten an die Fans. Er erzählte, dass dies das letzte Konzert der "Crimson Idol"-Tour sei, und dass sie während der vergangenen drei Jahre 324 Konzerte absolviert hätten. Auch liess er verlauten, dass das Publikum des heutigen Abends eines der besten auf dieser Tournee gewesen sei. Nun könnte man wohl meinen, dass er das so gut wie immer sagt, egal wo W.A.S.P. spielen. Diesmal wollte ich es genau wissen, und hab Freunde und Bekannte gefragt, die W.A.S.P. im Ausland gesehen haben. Scheinbar meinte Herr Lawless dieses Kompliment an seine Schweizer Fans wirklich ernst, denn anderswo hat er sowas nicht gesagt. Ausserdem spielte die Band an manch anderem Konzert nur vier statt fünf Songs im zweiten Set. Das letzte grosse Konzert des Jahres hat bei den Fans sicherlich unterschiedliche Eindrücke und Gefühle hinterlassen, aber seien wir doch froh und dankbar, dass wir dieses Jahr - und besonders im Herbst - die Möglichkeit hatten, so viele grossartige Bands zu sehen. Auf ein genauso rockiges Jahr 2008!

Setlist W.A.S.P.: "The Titanic Overture" - "The Invisible Boy" - "Arena Of Pleasure" - "Chainsaw Charlie" - "The Gypsy Meets The Boy" - "Doctor Rockter" - "I Am One" - "The Idol" - "Hold On To My Heart" - "The Great Misconceptions Of Me" - "L.O.V.E. Machine" - "Wild Child" - "Take Me Up" - "I Wanna Be Somebody" - "Blind In Texas"