Livereview: Uriah Heep - Unchain
18. Juli 2008, Sumiswald / Dead Rider's Biker Party 2008
By Rockslave
Die längst legendär gewordene «Biker-Party» des Emmentaler MC-Clubs «Dead Riders» findet bekanntlich alle zwei Jahre statt und heuer war es wieder mal soweit! Auf dem weitläufigen Gelände der Gemeinde Sumiswald wurde abermals die riesige Infrastruktur errichtet, die es für so einen Anlass zwingend braucht. Im Zentrum des allgemeinen Interesses standen natürlich die Motorräder, dessen Fahrer auch zahlreich aus dem Ausland angereist waren. Diese willkommenen Gäste und viele der heimischen Biker richteten es sich in der nicht zu übersehenden Zelt-Stadt entsprechend gemütlich ein. Nebst verschiedenen Events, bei denen diverse Motorräder oder zumindest motorisierte Vehikel die Hauptrolle spiel(t)en, kommt in Sumiswald jeweils auch die Musik nicht zu kurz! Aktuell gastierten am Samstag die britischen Rock-Dinos von Uriah Heep im grossen Festzelt. Deshalb machte sich meine Wenigkeit für Metal Factory auf in den Kanton Bern. Nach dem nassen Auftakt am Vortag zeigte sich das Wetter erfreulicherweise wieder von seiner schönen wie angenehmen Seite.

Uriah Heep
Im Verlauf des Abends sickerte durch, dass Mick Box & Co. extra für diesen Auftritt direkt eingeflogen wurden! Somit liess sich die Wertschätzung für diesen Anlass bereits ermessen, bevor auch nur ein Ton gespielt wurde. Als Support fungierte der halbgare Musicstar-Rocker Dani Kandlbauer mit Band, der sich zwar sichtlich Mühe gab und immerhin eine grosse Portion guter Laune versprühte. Der Zuspruch hielt sich jedoch in Grenzen und darum kam erst Leben in die Bude, als Uriah Heep die Bühne um etwa 22.15 Uhr enterten. Mit dabei hatten sie nebst ihren Alltime-Classics natürlich auch Songs des neuen Hammer-Albums «Wake The Sleeper». Ganze zehn Jahre lang mussten die Fans auf neues Studio-Material ihrer Helden warten (exakt auf den Tag so lange war es übrigens auch her, seit Uriah Heep das letzte Mal hier im Sumiswald auftraten!) und dabei auch den langjährigen und unvergessenen Drummer Lee Kerslake verabschieden, der gesundheitshalber aufhören musste. Sein muskelbepackter Ersatz Russell Gilbrook ist seit Januar 2007 an Bord und sorgt seither für noch nie dagewesene Power hinter den Kesseln. Diese kam bereits schon dem aktuellen Release zu Gute und wurde bei «Overload», dem Opener des heutigen Sets, sogleich wuchtig auf die Bühne gebracht. Dabei ist vor allem der Double Bass Drum-Part gemeint. Weiter ging's mit «Cry Freedom» vom 89er Album «Raging Silence». Noch weiter zurück zu «Fallen Angel» (1978) ging es dann in der Band-Geschichte mit «Falling In Love», einem eher selten gesehenen und gehörten Vertreter in der Setlist. Das bunt gemischte Publikum wurde zusehends geweckt, was in erster Linie der Verdienst vom gut aufgelegten Sänger Bernie Shaw war. Boss Mick Box wirkte, nebst dem Umstand dass man ihm sein Alter langsam ansieht, zu Beginn etwas gelangweilt, taute dann aber zusehends auf und fand zurück zu seinen gewohnt präzisen Riffs und Soli, inklusive der eigentümlichen "Luftunterstützung" im Sinne eines Dirigenten. Leider war der Sound insgesamt nicht so das Gelbe vom Ei, das heisst zwar soweit laut genug, aber einfach mit viel zu wenig Druck. Der Bass von Trevor Bolder war zum Beispiel kaum mal so zu hören, wie er es hätte sein müssen. Allerdings dürften an unterschiedlichen Standorten im übergrossen Festzelt entsprechende Unterschiede geherrscht haben. Wie dem auch war..., nach «Between Two Worlds», dem leider einzigen Track von «Sonic Origami» (1998), wurde mit dem unverwüstlichen «The Wizard» der Reigen der Klassiker eröffnet. Dazu hätte laut Setlist eigentlich auch «Free Me» gehört, das aber unverständlicherweise ausgelassen wurde. An der Stimmung dürfte es eher bis sicher nicht gelegen haben, denn die Reaktionen der Fans waren ordentlich, wenn auch nicht überschwenglich. «Shadow» machte schliesslich auch dem letzten, allfälligen Zweifler klar, wie schweinegut das neue Material geworden ist! Mein persönliches Highlight war allerdings eine Hammer-Version vom unsterblichen «July Morning», wo Tastenmann Phil Lanzon den grossen Ken Hensley würdig in Erinnerung rief. Auch «Gypsy» und «Bird Of Prey» gerieten optimal und dass dann als letzte Zugabe nach guten 75 Minuten noch die holde «Lady In Black» her musste, lag auf der Hand. Die Sumiswalder Festhütte stimmte voll wie lauststark in den obligaten Refrain ein und beschloss damit einen nicht überwältigenden, aber doch sehr soliden Auftritt des Headliners. Wer die Kult-Rocker nochmals sehen will, sollte sich am 8. November 2008 im Zürcher Volkshaus einfinden!

Setlist: «Overload» - «Cry Freedom» - «Falling In Love» - «Words In Distance» - «Tears Of The World» - «Between Two Worlds» - «The Wizard» - «Free Me (not played!)» - «Shadow» - «Sunrise» - «Gypsy» - «Look At Yourself» - «July Morning» - «Bird Of Prey» - «Easy Livin'» - «Lady In Black».

Unchain
Normalerweise ist nach dem Headliner ja Ende Feuer, aber wie schon beim «Ice Rock» (Wasen i. E.) oder dem «Metal Inferno» (Lenzburg) gelten hier in Sumiswald ebenfalls andere Gepflogenheiten. Unchain, die ja früher mal Mines hiessen, sind bekannt für ihre mitreissenden und energetischen Live-Shows, die vor allem den guten und kernigen Rock'n'Roll betreffen. Dass der Zuspruch um diese Zeit und überhaupt, respektive zwangsläufig stark nachgelassen hatte, dürfte der Band mindestens einen kleinen Stimmungs-Dämpfer versetzt haben. Tom (v), Marco (g), Mike (g), Emi (b) und Pasi (d) kümmerte das jedoch nicht die Bohne. Das heisst, sie liessen sich überhaupt nichts anmerken und so zockte der quirlige Fünfer mit Blickfang Emi seinen «Pure Rock'n'Roll» leidenschaftlich wie professionell runter. Gegen 1.30 Uhr waren meine körpereigenen Batterien (nicht etwa die der Fotokamera!) dann aber definitiv leer, sprich ich musste ja noch einen etwa stündigen Heimweg unter die Räder nehmen. So zog ich Solothurner also vorzeitig aus dem Emmental ab und legte mir vorher noch das zwischenzeitliche Verdikt zurecht, dass ich Unchain auch schon mal einen Tacken besser gesehen habe. In diesem Sinne: Bis zur nächsten Party 2010 - Dead Riders..., hell yeah!