Livereview: Thundermother - Hardbone

04. Dezember 2018, Pratteln – Z7
By Tinu
Ein Portion «Kick Ass Rock'n'Roll» hat noch niemandem geschadet, und so standen an diesem Dienstagabend mit den schwedischen Thundermother und den deutschen Hardbone zwei Bands auf der Bühne des Z7, die gehörig Power verbreiteten und nach bester Nikolaus-Manier allen Unwürdigen den Arsch versohlten. Auch wenn der Besucheraufmarsch eher überschaubar war, diejenigen, welche den Weg nach Pratteln fanden, wurden reichlich beschenkt.

Hardbone
Interessanterweise trugen viele der Besucher Hardbone-Shirts. Die Hamburger schienen einigen mehr als nur ein Begriff zu sein und konnten somit die Anwesenden auch relativ leicht begeistern. Der arschtrockene AC/DC-Groove aus der Bon Scott Ära besitzt einfach seinen Reiz und besticht durch einen sofort in die Beine gehenden Rhythmus. Ich für mich muss allerdings sagen, dass ich die Truppe langweilig fand. Das lag aber nicht an der Bühnen-präsentation! Die Jungs waren stetig in Bewegung, wechselten ihre Positionen, bangten und posten wie kleine Sleazer. Die Animationsversuche von Sänger Tim mit "Grüezi miteinander. Schön, dass ihr da seid, dann könnt ihr auch gleich ein bisschen mitsingen", besassen Flair und liessen für die meisten den Gig noch um einiges sympathischer erscheinen. Aber mal ganz ehrlich! Hatten wir nicht schon AC/DC? Gibt es nicht schon Airbourne, Bullet, The Treatment, Warbabies, Kix, Rhino Bucket und Cinderella? Um nur ein paar zu nennen. Was haben all diese Truppen? Genau! Verdammt geile Songs, die, einmal gehört, nicht mehr aus den Gehörstuben weichen. Die haben die harten Knochen (in meinen Ohren) nicht. Darum plätscherte das Set an mir vorbei, und auch der Ausflug des Gitarristen ins Publikum (bei seinem Solo), änderte nichts an meiner Meinung. Ja, ich weiss..., elender Nörgler! Aber vielleicht bin ich einfach auch ein bisschen zu verwöhnt mit all den Bands, die ich bisher sehen durfte oder auch musste… "Das war Z10 plus", bedankte sich die Truppe bei den Anwesenden, die Hardbone nach ihrem Gig einen sehr warmen und kräftigen Schlussapplaus schenkten.


Thundermother
Dann standen die Donnermamis auf der Bühne. Seit dem letzten Auftritt in Pratteln war die Combo fast runderneuert. Nur noch Leadgitarristin Filippa Nässil betrat von der damaligen Besetzung die Stage. Unterstützt wird sie heute von Sängerin Guernica Mancini, Drummerin Emlee Johansson und… nein Sara Pettersson stand an diesem Abend nicht auf der Bühne, sondern Mats Rydstrom, da die etatmässige Tieftönerin aus "geschäftlichen" Gründen verhindert war. Mit seiner langen Matte macht der Bassist den Ladys Konkurrenz, war aber dennoch ein exotischer Fremdkörper in der ansonsten reinen Frauenband. Thundermother sind für mich eine der besten Live-Bands, auch wenn sie den letzten Gig zu fünft, an diesem Abend zu viert, nicht toppen konnten. Das lag auch an der fehlenden Rhythmusgitarre, die speziell bei den Tracks aus den beiden ersten Alben «Rock'n Roll Disaster» und «Road Fever» Spuren hinterliess. Und an dem damals viel packenderen Zusammenspiel der alten Besetzung (Gruppenposing, bangen, Energielevel). Trotzdem zupfte Filippa ein fettes Brett, schredderte sich durch ihre Soloparts und spielte mal locker mit einer ausgetrunkenen Corona-Flasche auf ihrer Gitarre. Daneben poste die kleine Schwedin wie eine Göttin, schnitt Grimassen, rannte von links nach rechts und überliess das Feld immer wieder ihrer neuen Sängerin. Guernica überzeugte alleine mit ihrer Grösse. Sie wirkte ab und an noch ein bisschen "unsicher" auf der Bühne, sang aber mit sehr viel Kraft in der Stimme. Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin muss die hübsche Lady aber noch an ihrer Performance arbeiten, sprich aktiver werden, mehr animieren und das Publikum miteinbeziehen. Die Sängerin war aber eine sehr sympathische und dankbare Gastgeberin und liess dies die Anwesenden auch immer wieder wissen. Speziell die am Absperrgitter befestigte Schweden-Fahne einer der Redaktion bestens bekannten Konzertbesucherin erwähnte die Shouterin und bedankte sich für ein Stück Heimat. "The next song is very important for us. Follow your dreams, follow your heart!", kündete sie die "balladeske" Nummer «Follow Your Heart» an. Es war diese empathische Art der Sängerin, welche die Lady sehr fannah zeigte: «Danke, danke Prrrrrrrrratelnnnnnn», bedankte sich Frau Mancini in akzentfreiem Deutsch immer wieder bei den Besuchern. "Do you have enemies? No, I know, you're a good guy", war die Einleitung zu «Enemy».

Das Quartett konnte von der ersten Sekunde an beim Publikum punkten. Filippa hüpfte dabei auch zweimal von der Bühne ins Publikum, marschierte durch die Fans und spielte sich ihre Finger auf den sechs Saiten wund (die linke Hand wies schon einen verletzten Mittelfinger auf!). Beim zweiten Marsch durch die Reihen sass sie auf dem Rücken des Schlagzeugers von Hardbone. Die Beiden gingen, wie damals Bon Scott und Angus Young durch die Fans, was die Besucher sofort ihre Handys für ein Erinnerungsfoto zücken liess. "This is an awesome audience with awesome people!" Dies aber auch dank einer unglaublichen Band, die auf der Bühne stand. Filippa teilte sich den Gesang mit ihrer Sängerin bei «Quitter», was Guernica dazu bewegte, das Publikum mit "you fucking rock" zu betiteln. «Deal With The Devil» wurde Lemmy von Motörhead gewidmet und mit den Hits «Shoot To Kill» sowie «It's Just A Tease» brannten die Ladys ein Feuerwerk sondergleichen ab.

Nach knapp einer Stunde war der offizielle Teil vorbei und es folgten vier Zugaben. Gestartet wurde mit dem gefühlvollen «Fire In The Rain», das in das fetzige «Give Me Some Lights» überging und von der Bandhymne «Thunderous» abgelöst wurde. Die Stimmung im Publikum wurde mit jeden Track noch grösser und der Sound aus einer Mischung von AC/DC, Motörhead und Led Zeppelin traf die Anwesenden direkt im Herzen. Band wie auch Fans schienen zu einer unzertrennbaren Verbindung heran zu wachsen. Was folgte, war die Ansage zum letzten Track, welche durch ein lautes "Ohhhhh" von den Besuchern quittiert wurde. Mit «We Fight For Rock'n'Roll» wurde der Abend, zusammen mit Hardbone auf der Bühne beendet, die den letzten Song gemeinsam mit Thundermother spielten. Nach leider nur 75 Minuten gingen die Ladys, sicher 15 Minuten zu früh, von der Bühne. Was sie aber boten, war jedoch eine waschechte Rock'n'Roll Show mit viel Hingabe, die auf eine sehr authentische Art und Weise wiedergegeben wurde. Beide Bands standen den Fans nach dem Gig noch für Fotos und Autogramme am Merch-Stand zur Verfügung, was zahlreich genutzt wurde. Dieser Dienstagabend bot eine gehörige Portion Rock, der aufzeigte, dass es noch immer Bands gibt, welche die Fahne des harten Rock auf grundehrliche Art und Weise hochhalten können. Hier wird nicht einfach nur musiziert, sondern ZELEBRIERT!


Setliste: «Whatever», «Cheers», «Revival», «Racing On Mainstreet», «Hellevator», «It's Just A Tease», «Follow Your Heart», «Rip Your Heart Out», «Enemy», «Quitter», «Deal With The Devil», «Shoot To Kill», «FFWF» - «Fire In The Rain», «Give Me Some Lights», «Thunderous», «We Fight For Rock'n Roll»