Livereview: Threshold - Communic - Machine Men - Serenity
13. September 2007, Pratteln Z7
By Rockslave
Diese Woche hatte es wahrlich in sich, denn ich kann mich kaum, wenn überhaupt daran erinnern, in einer Woche gleich dreimal ins Z7 gepilgert zu sein. Heute Abend fand die zweite Sause statt, während am Samstag schliesslich noch Powerwolf und Candlemass an der Reihe waren. Mein Fokus an diesem Abend waren natürlich meine neuen Faves Communic, die zwar noch kein neues Material mitbrachten, aber auch so ein absolutes 'Must' sind. Bei Threshold wäre die Euphorie eigentlich gleich gross, aber seit dem plötzlichen Abgang von Sänger Andy 'Mac' McDermott ist bei den Briten definitiv irgendwie der Wurm drin. Zuerst ging 2002 Bassist Jon Jeary und dann verabschiedete sich auch noch Gitarrist Nick Midson, mindestens vorübergehend. Der neuerliche Aderlass hat seine Wirkung nicht verfehlt, dazu mehr im Bericht. Bei Machine Men nahm mich Wunder, wieviel direkter Einfluss von Iron Maiden noch spürbar ist. Das neue Album "Circus Of Fools" ist zumindest echt gut geraten. Die Band Serenity aus Österreich kannte ich bisher noch überhaupt nicht. Der melodische Prog Metal hört sich im MySpace Profil soweit ganz ordentlich an. Das aktuelle Album "Words Untold & Dreams Unlived" kam Ende April heraus. Dass es schwer ist, solche Mucke überzeugend auch live darzubieten, dürfte der sonst professionell wirkenden Band nicht entgangen zu sein. Der allgemeine Zuspruch des Publikums gegenüber dem Montag war zum Glück deutlich höher, wenn auch noch weit weg von zahlreichen Hundertschaften. Nichtsdestotrotz konnte der Konzertabend als Ganzes, bis auf ein zu Beginn total lethargisches Publikum, einen positiven Eindruck hinterlassen.

Serenity
Als Opener eines Vierer-Billings hat man es nicht leicht und in einem zu dem Zeitpunkt praktisch leeren Z7 sowieso nicht. Serenity liessen sich davon jedoch nicht beirren und legten gleich unbekümmert los. Die zur Verfügung stehende halbe Stunde ist schliesslich schnell um. Sänger Georg Neuhauser übernahm das Zepter sogleich und hörte sich dabei frappant nach dem beim Headliner aktuell fehlenden 'Mac' an. Der Melodic Metal mit leicht progressiven Zügen wurde soweit sauber vorgetragen, liess aber einen gewissen Zug vermissen. Es klang alles etwas zu brav, obwohl Bassist Simon Holzknecht einen 6-String Bass spielte, der gut zur Geltung kam. Das spärliche Publikum reagierte kaum auf die aufmunternden Zurufe des Sängers, was dieser aber professionell überspielte. Insgesamt fehlte der Mucke, zumindest auf der Bühne, die zweite Gitarre, die für noch mehr Druck hätte sorgen können. Dies kam am Schluss vor allem bei der total verhunzten Version vom Savatage Klassiker "Edge Of Thorns" zum Tragen. Noch peinlicher war allerdings das anwesende Publikum, von dem auf Anfrage des Sängers kaum einer diesen Übersong kannte oder es sah zumindest so aus. Somit endete dieser eher belanglose Auftritt mit einem Song, zu dem vor ein paar Jahren ein ausverkauftes Haus noch völlig durchdrehte. So ändern sich die Zeiten!

Setlist: "Forever" - "Canopus 3" - "Reduced To Nothingsness" - "Engarved Within" - "Edge Of Thorns".

Machine Men
Wenn eine Band voll einen auf Maiden macht, dann geht dieser Schuss meistens nach hinten los, weil das Original immer besser ist. Versucht haben dies freilich schon einige vor den Finnen, aber in der jüngeren Vergangenheit gab es eigentlich nur Wolf zu ihren Anfangstagen und eben Machine Men, dessen Debüt "Elegies" (2005) frisch und fröhlich bei der NWOBHM-Ikone klaute. Dies wurde aber so gut umgesetzt, dass man keinesfalls von einem billigen Rip-Off sprechen konnte. Das brachte den Finnen entsprechende Anerkennung und diese verarbeiteten sie beim neuen Album "Circus Of Fools" dahin gehend, dass man, ohne die Wurzeln zu verleugnen, noch einen Tick eigenständiger wurde. Dies versuchten Machinen Men nun den Fans vor der Bühne mit einer von Anfang an agilen Show zu vermitteln. Dennoch kam leider auch bei der zweiten Band des Abends kaum Stimmung auf. Nur gerade die erste Reihe wurde von mattenschwingenden Metalheads beider Geschlechter bevölkert. Wenigstens fiel der Applaus zunehmend stärker aus, denn das war das Mindeste, was die Band verdient hatte. Sänger Antony eiferte derweil sichtlich seinem grossen Vorbild nach und die Band lieferte bei gutem Sound eine satte Performance ab, die jedoch wie gesagt kaum einen zu beeindrucken schien! Woran lag es also? Falsche Band oder falsches Publikum? Keine Ahnung, aber sowas macht auf jeden Fall einfach keinen Spass!

Setlist: "Circus Of Fools" - "No Talk Without The Giant" - "Ghost of The Seasons" - "The Shadow Gallery" - "Dying Without A Name" - "Scars & Wounds" - "Against The Freaks".


Communic
Der Tipp meines Local Record Dealers (Thanx an Fribi vom Outsider!) brachte mich vor zwei Jahren zum genialen Debüt "Conspiracy In Mind" der Norweger. Seither komme ich von dieser hammergeilen Metal-Mucke nicht mehr los. Mit einem genialen Mix aus Thrash, superben Melody-Lines und dem harten Bereich von Prog Metal (wie Dream Theater's "Train Of Thought") begeistern Communic eine immer grösser werdende Fan-Gemeinde. Dass dabei die Amis von Nevermore zu einem guten Teil, vor allem bei den heftigeren Songs, Pate stehen, wird eher als Kompliment, denn als Bürde empfunden. Communic verpacken jedoch derart viele Tempi und Stimmungen in ihre Songs, dass sie unweigerlich 'progressive' Spielzeiten von bis zu 11 Minuten ("Silence Surrounds") erreichen können. Mit dem zweiten Album "Waves of Visual Decay" (2006) setzte man gar noch einen drauf und ich bin schon mal gespannt, wie diese Geschichte weiter geht. Für die aktuelle Tour haben sich Oddleif Stensland (v/g), Tor Atle Andersen (d) und Erik Mortensen für eine variable Setliste aus ihren zwei Alben entschieden. Da ich zu Beginn im Fotograben beschäftigt war und auf der Bühne keine Setliste lag, entging mir glatt, wie der Opener hiess! Es dürfte aber mit ziemlicher Sicherheit ein Track vom Debüt gewesen sein. Diese Unsicherheit lag vielleicht auch etwas darin begründet, dass der Sound zu Beginn klar zu leise eingestellt war. Das besserte sich aber bald zum Glück und zum ersten Mal an diesem Abend konnnte man erleichtert feststellen, dass dieser Anlass nicht in einer leeren Halle abgehalten wurde. Wurde auch Zeit verdammt..., ist doch wahr! Wahrscheinlich lag es halt schon an den Songs, denn diesem Riff-Gewitter, das vor allem bei gedrosseltem Tempo eine ungeheure Energie erzeugt, konnte man sich kaum entziehen..., vorausgesetzt man ist ein Metal-Fan! Mein Highlight war natürlich der Titeltrack des neuen Album's, der mir immer wieder auf's Neue eine dicke Gänsehaut (während) und Nackenschmerzen (danach) beschert. Die Bühnenperformance ansich wirkte durch die Doppelbelastung Gitarre und Gesang von Oddleif Stensland wiederum etwas hüftsteif, hat sich aber merklich verbessert. Ein zweiter Gitarrist würde da vielleicht Abhilfe schaffen, aber davon wollen Communic (mindestens vorerst) nichts wissen. Oddleif besitzt nicht nur die Fähigkeit des exzellenten Gitarren-Spiels, sondern verfügt gleichzeitig über eine sackstarke Stimme, die mitunter auch das Markenzeichen der Nordländer ist. "Fooled By The Serpent" setzte als letzter Song nochmals Energien frei und dann waren 45 Minuten nach gerade mal sechs gespielten Songs schon um. Zum dritten Album wird dann wohl die erste Headliner-Tour anstehen. Hoffentlich dauert das nicht mehr allzu lange, denn es könnten sich in der Ziwschenzeit unangenehme Entzugerscheinungen bemerkbar machen!

Setlist: "..?.." - "Frozen Asleep In The Park" - "Waves Of Visual Decay" - "Under Luminous Sky" - "They Feed On Our Fear" - "Fooled By The Serpent".

Threshold
Als ich 1998 mit dem Hammer-Album "Clone" zum ersten Mal auf die britischen Prog Metaller aufmerksam wurde, kannte ich die ersten drei Alben mit Damien Wilson und Glynn Morgan als Vorgänger von Andrew 'Mac' McDermott nicht. Dem zu Folge hatte ich in all den Jahren danach eigentlich nur den Gesang von 'Mac' präsent. Irgendwann im Zuge der Re-Releases der alten Scheiben gelangte zum Beispiel "Psychedelicatessen" (mit Sänger Glynn Morgan) in mein CD-Regal. Der heutige Sound ist ja mehr oder weniger der gleiche geblieben, ausser dass ab "Clone" viel fetter produziert wurde. Dazu kommt, dass die Stimme von 'Mac' einfach besser zu Threshold's Musik passt. Und jetzt, nach 9 Jahren und einem Top-Album nach dem anderen, hatte Mister McDermott gerade zu Beginn der "Dead Reckoning" Tour plötzlich keine Lust mehr und stieg Knall auf Fall aus. Das ansich ist im Music-Biz zwar alltäglich, aber die Art und Weise war mies und vor allem der Zeitpunkt hätte schlechter nicht sein können. Als Fan würde man sicher hinter so einem Entscheid stehen können, aber nur wenn die Tour noch absoviert und danach ein sauberer Schlussstrich mit erhobenem Haupt gezogen worden wäre. Threshold wollten die Tour aber keinesfalls abblasen oder verschieben und fragten deshalb ihren ersten Sänger Damien Wilson, ob er nicht einspringen könne. Das tat dieser dann zur Freude von Karl Groom & Co., obwohl die ersten Auftritte mit Text-Spickzettel eher peinlich daher kamen. Dies war heute Abend zum Glück nicht mehr der Fall, aber dafür hatte sich die ursprüngliche Setlist mit Sicherheit verändert, um Damien entgegen zu kommen. Das freute vielleicht die Alt-Fans von Threshold, jedoch mit Sicherheit nicht die Mehrheit der Fanbase. Nach der ersten Triplette mit dem Opener "Slipstream" (vom neuen Album) und zwei Songs von "Subsurface", nämlich "Pressure" und "Mission Profile", kam mit "Surface To Air" bereits das erste (überlange) Epos vom Debüt "Wounded Land", ehe "Hollow" wieder einen Sprung von 14 Jahren nach vorne machte. Das Ganze hörte sich zwar ganz gut an, aber irgendwie stand nicht mehr die gleiche Band wie früher auf der Bühne. Es fehlte einfach ein gewisser Kick, der vom alten Line-Up ausging. An Damien Wilson lag es nicht, denn der verströmte permanent gute Laune und hatte sichtlich Spass an seinem Aushilfs-Job. Ein instrumentales Highlight gab es in Form des herrlich ausgedehnten Guitar-Solos bei "Pilot In The Sky Of Dreams", wo sich Karl Groom regelrecht in einen Rausch spielte. Davon war das mittlerweile (durch Communic) aufgewachte Publikum weit weg, aber es herrschte immerhin eine passable Stimmung in der Halle. Spätestens bei "Light And Space" war es dann offensichtlich, dass Threshold noch eine Weile am Abgang von 'Mac' knabbern werden. Da verwunderte es auch nicht, dass "Fragmentation", obwohl auf der Setliste stehend, nicht gespielt wurde. Zum Schluss gab es mit "Sanity's End" und "This Is Your Life" den letzten Song-Spagat über die ganze Karriere. Wiegesagt..., Threshold waren gut, aber nicht unwiderstehlich..., und dass kein einziger Song von "Clone" gespielt wurde, verbuchte ich für mich persönlich als Enttäuschung des Abends.

Setlist: "Slipstream" - "Pressure" - "Mission Profile" - "Surface To Air" - "Hollow" - "Exposed" - "Elusive" - "Pilot In The Sky Of Dreams" - "Light And Space" - "One Degree Down" - "Sanity's End" - "This Is Your Life".