Livereview: Testament

19. Juni 2013, Solothurn – Kofmehl
By Rockslave
Die Kult-Thrasher aus der Bay Area hatten nicht nur bei mir noch was zu gut zu machen, sondern auch bei all denen Besuchern vom Kofmehl, die im letzten August in Luzern schon dabei waren. Der Kurzauftritt von etwas über einer Stunde hinterliess da einen eher schalen Nachgeschmack, der durch die vergleichsweise spottbillige Merchandise letztlich nicht wett gemacht werden konnte. Dazu kam, dass die vermeintliche Unpässlichkeit wegen der Notwendigkeit, sich früh für den Auftritt in Wacken auf die Reise machen zu müssen, doch nicht so früh in die Tat umgesetzt wurde. Wie dem auch sei, das ist vergangen, aber nicht vergessen. So erhofften sich die angereisten Fans und meine Wenigkeit für heute Abend natürlich einen fetten Auftritt, der richtig Arsch tritt und am Schluss eine insgesamt versöhnliche Note hinterlässt. Es kam leider wieder nicht so! Der erste Downer war bereits die bald erlangte Gewissheit, dass heute Abend keine Support-Band zugegen sein wird. Immerhin stand ein zumindest optisch fetter Bühnenaufbau bereit, der selbstsprechend erklärte, warum man für den heutigen Anlass keine Vorgruppe gebucht hatte, denn es fehlte schlicht der Platz dazu!

Testament

Nach ein paar bekannten Metal-Classics ab Band war es dann um 20.45 Uhr soweit: Chuck Billy und sein wilder Haufen enterten die Bühne und legten ohne grossen Firlefanz gleich mit dem Opener «Rise Up» vom aktuellen Album «Dark Roots Of Earth» (2012) los. Es folgte «More Than Meets The Eye» auf dem Fusse von «The Formation Of Damnation» (2008), ehe mit «Native Blood» die zweite neue Thrash-Keule vorgestellt wurde. Spätestens jetzt war die Meute nicht nur optisch gut drauf, sondern antizipierte immer besser. Dies bei mehrheitlich ziemlich schummrigen Lichtverhältnissen und zusätzlichem Strobolicht-Gewitter! „Na toll!“ entfuhr es mir in der ersten Reihe und die Gesichter meiner Fotopit-Kollegen sprachen ebenfalls Bände. Dennoch sollten am Schluss einige gute Shots übrig bleiben, was ich aber erst später, respektive zu Hause feststellte. Ein erster Höhepunkt des Konzertes war natürlich die Abrissbirne «Into The Pit», die die ohnehin schon hohe Raum-Temperatur weiter ansteigen liess. Chef Chuck Billy war recht ordentlich bei Stimme und hatte natürlich wieder seinen speziellen verkürzten Mikrophonhalter mit dabei. Derweil powerten seine Kollegen, namentlich Alex Skolnick (g) und Eric Peterson (g), sowie die Rhythm-Section mit Greg Christian (b) und Drum-Ikone Gene Hoglan (d) geballt nach vorne. Gerade letzteren Musiker hatte ich nicht mehr so präsent im aktuellen Lineup von Testament und darum wog die Freude gleich doppelt. Sein druckvolles volles Spiel war denn auch für den grundsätzlich respektablen Sound prägend. Mit «The Haunting» wurde die Zeitmaschine indes kräftig in die Vergangenheit geschickt und zeigte auf, dass die Amis, wie ihre Kollegen von Overkill, Exodus oder Machine Head immer noch ein gewichtiges Wörtchen in der Szene mitzureden haben. Mein erster flüchtiger Blick auf die auf der Bühne angeklebte Setliste liess allerdings für den heutigen Abend bezüglich der Spieldauer nicht wirklich Freude aufkommen, denn vierzehn Songs sind bei einer Thrash-Band schneller durch als zum Beispiel bei Dream Theater. So kam schliesslich, was aufgrund dieser Tatsache unweigerlich kommen musste, nachdem die Band ihre Fans bis hierhin ohne Zweifel überzeugen konnte: Das Konzert war abermals (zu) früh zu Ende und ein Blick auf die Uhr brachte, inklusive etwas Goodwill, gerade mal knappe 75 Minuten hervor! Auch wenn sich einige Leute mit der Performance zufrieden zeigten, schrammte das Ganze für das zahlende Publikum haarscharf an einem Skandal vorbei. Keine Ahnung, warum Testament hier ein weiteres Mal kneiften, aber ich persönlich werde mir die kommenden Tourneen zuvor journalistisch genau unter die Lupe nehmen und dann entscheiden, ob ich hingehen werde oder nicht!

Setliste: «Intro» - «Rise Up» - «More Than Meets The Eye» - «Native Blood» - «True American Hate» - «Dark Roots Of Earth» - «Into The Pit» - «Practice What You Preach» - «The New Order» - «The Haunting» - «Alone In The Dark» - «Over The Wall» - «D.N.R. (Do Not Resuscitate)» - «3 Days In Darkness» - «The Formation Of Damnation».