Livereview: Tarja - My Own Ghost - Skin Flint

18. März 2017, Solothurn - Kofmehl
By Monika M.
Wenn das finnische Stimmwunder in die Schweiz zurückkehrt, ist die Veranstaltung ein echtes Muss. Ich bin ich überglücklich, die Diva wieder sehen zu können. Das letzte Mal habe ich sie 2011 in Pratteln gesehen. Gespannt bin ich aber auch auf de Vorbands. Natürlich ist nicht dieselbe Kategorie wie Tarja höchstselbst zu erwarten, denn sie ist eine Klasse für sich. Dennoch glaube ich, dass sie sich gute und würdige Supports ausgesucht hat. Ich habe aber auch einige "Ängste" in Bezug auf dieses Konzert. Es findet im Kofmehl Solothurn statt. Regelmässige Besucher wissen, dass es dort eher ein Glücksfall ist, wenn der Ton sauber abgemischt wird. Auch das Licht ist teilweise ziemlich übel. In Hoffnung, dass die Technik dieser Powerkanone würdig ist, gehe ich gut gelaunt hin. Die humanen Merchandise-Preise und der frühe Konzertbeginn sind mir durchaus sympathisch.

Skin Flint

Kurz nach Türöffnung beginnt das aus Botswana stammende Heavy Metal Trio ihre Show. Leider merke ich bereits ab den ersten Tönen, dass meine Befürchtungen berechtigt waren. Eine weitere "Glanzleistung" an Tontechnik im Köfu. Ziemlich schade, denn der Sound der Band scheint gut zu sein. Die kleine Band um Sänger und Gitarrist Giuseppe Sbrana zeigt Power. Obschon sich der Frontmann auf der Bühne ziemlich gut zu fühlen scheint (fast etwas zu gut, irgendwie...) und dies ausgiebig zeigt, zieht die niedliche Schlagzeugerin Alessandra mit den langen Rastazöpfen die Blicke auf sich. Ruhig, konzentriert, aber nicht minder gut gelaunt gibt sie ihre Fähigkeiten zum Besten. Am wenigsten aktiv zeigt sich Bassist Kebonye, der mit den Gedanken ganz woanders zu sein scheint. Das verhältnismässig kurze Set ist intensiv, aber dank des "fabelhaften" Tons ist man doch froh, wenn die Bühne geräumt wird. Ich finde es sehr schade, dass der Ton den Charme dieser Band so zunichtegemacht hat. Wenn man genau hinhören könnte, würde man gewisse traditionelle Elemente im Metal erkennen, was die Band besonders für europäische Ohren ganz speziell macht. Alles in allem gibt es nach Skin Flint keinen dauerhaften Eindruck. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Ton liegt oder an der Band selber. Ich hoffe für das Publikum weiter hinten, dass man die Darbietung dort etwas besser hören konnte.

My Own Ghost
Die luxemburgische Band um Frontfrau Julie Rodesch betritt die Bühne und die Hoffnung auf besseren Sound wird sofort zunichte gemacht. Glücklicherweise hilft es ein bisschen, wenn man die Ohrstöpsel entfernt, denn so kann man die schöne Stimme immerhin ein wenig hören. Im Gegensatz zu Skin Flint ist das Bühnenoutfit der Band etwas besser abgestimmt. Die sympathische Sängerin und alle Musiker bis auf den Schlagzeuger tragen schwarze Lederjacken, und das Bild scheint dadurch harmonischer. Das Set ist sehr schön zu hören und man kann sich nicht genug darüber aufregen, dass man so wenig hört. Vor Energie sprudelnd schafft es Julie, die sich sichtlich wohl fühlt mit dem was sie macht, das Publikum in ihren Bann zu ziehen und zum mitfeiern zu animieren. Stilistisch passt die Bezeichnung Rock wohl am besten, wobei auch gewisse Pop- und Metal-Elemente deutlich hörbar sind. Das Quintett zeigt höchste Konzentration und Hingabe an die von ihnen gespielte Musik. Dies bleibt nicht unbeobachtet und weckt Sympathie. Es ist definitiv eine Band, die ich weiterverfolgen und hoffentlich wieder live erleben werde. Im Gegensatz zu den Vorgängern bleibt hier ein Eindruck haften und dieser ist durchaus positiv. Auf jeden Fall eine Empfehlung wert!

Setlist: Footprints In The Sand – Waiting In The Wings – Crystal Ball – Beautiful Mistake – Life On Standby – Don’t Say You Love Me - Intoxicated

Tarja
Endlich wird es Zeit für den Grund, weshalb alle hier sind. Begleitet von sorgfältig ausgewählten Musikern bringt Tarja eine unglaubliche Show, die sowohl das Ohr wie auch das Auge zu erfreuen weiss. Nach zwei Liedern wandern die Ohrstöpsel raus, denn wieder hört man praktisch keine Vocals. Die Technik gut zu bedienen erfordert natürlich ein gewisses Können. Die Abmischung dieser aussergewöhnlichen Frau absolut unwürdig und die Freude an der bezaubernden Stimme, welche man nur ohne Ohrschutz verspüren kann, wird sich später in Form von Kopfschmerzen rächen. Von den Musikern, die ich vom damaligen Konzert kenne, sind nur noch Keyboarder Christian und Gitarrist Alex geblieben. Ganz besonders vermisse ich Schlagzeuger Mike Terrana, wessen Rolle heute Timm Schreiner übernimmt. Er macht einen soliden Job, es fehlt ihm jedoch ‘’The Animal’s’’ Power. Tarja überzeugt auf allen Ebenen. Stylish wie immer und mit perfektem Augenmakeup kommt sie selbstsicher auf die Bühne und heizt mit ihrem Sopran richtig ein. Die Setlist beinhaltet neue und ältere Lieder in einer optimalen Reihenfolge. Zum Mitsingen eignet sich diese Musik zwar nicht besonders, trotzdem versucht es das Publikum bei einfacheren Passagen immer wieder. Die finnische Schönheit hat nun mal eine unvergleichbare Stimme. Während des ganzen Auftritts hat sie zweimal ihr Outfit gewechselt und legt selbst mit ziemlich hohen Highheels nette Tänzchen hin und hüpft voller Freude herum. Spätestens nach 4 Songs ist die zerstörte Laune wieder aufgebaut, denn wie könnte man mit solcher Energie auf der Bühne noch wütend sein? Da man die Stimme inzwischen hört, wird der Abend nun doch ganz gelungen. Selbst das Akustikset, welches ja eher ruhig sein dürfte, schreit nach Energie und die hübsche Sängerin kann nicht still sitzen. Interaktionen mit dem Publikum und kleine Plaudereien fehlen nicht – man kann diese Frau einfach nicht nicht-lieben. Mit circa zwei Stunden Spielzeit plus Zugabe nehmen es nicht wirklich viele Bands auf. Alles in allem war es trotz der lieben Technik ein fabelhafter und befreiender Abend. Gerne wieder, liebe Tarja!

Setlist: Demons in you – 500 Letters – No Bitter End (mit Intro) – Lucid Dreamer – Eagle Eye – The Living End – Calling From The Wind – NW Medley – ? (akustisch) – I Walk Alone (akustisch) – Love to Hate – Victim of Ritual – Undertaker – Too Many / Encore: Innocence – Die Alive – Until My Last Breath