Livereview: Steve Lukather
22. März 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Als Fan und Freund von harten Klängen gibt es einfach ein paar Dinge, die man gesehen haben muss! Dazu gehört mit Sicherheit auch Steve Lukather, ohne den es den millionenfachen Erfolg seiner (einstigen) Hauptband Toto nie gegeben hätte. Nach vielen Jahren Karriere mit allen Höhen und Tiefen, man denke da an den tragischen Tod von Schlagzeuger Jeff Porcaro (R.I.P.) im Jahre 1992. Mittlerweile, so scheint es zumindest, ist für den charismatischen Gitarristen das Kapitel Toto abgeschlossen. Er hatte dazu in Interviews verlauten lassen, dass er einfach keinen Bock mehr auf «Africa», «Rosanna» und «Hold The Line» habe. Wer will es ihm auch verdenken, so oft hatte er diese Songs gespielt. Doch wie viele andere Beispiele zeigen, soll man nie nie sagen! Tatsache ist aber, dass die Band letztes Jahr (von Steve) offiziell aufgelöst wurde und somit den immer noch zahlreichen Fans auf der ganzen Welt vorderhand nur die Tonträger und die Erinnerungen bleiben. Oder doch nicht ganz? Lest weiter und Ihr werdet erfahren, was es damit auf sich hat.

Steve Lukather
Normalerweise kriegt der brav Eintritt zahlende Gast im Z7 vor dem Headliner einen Support vorgesetzt. Dem war heute Abend ausnahms-weise mal nicht so! Darum mussten sich die etwa 500 Leute (oder auch etwas weniger) in Geduld üben. Eigentlich hätte es um 20.30 Uhr laut gesetztem Time-Schedule los gehen sollen, aber die Begleiter von Master Lukather und er selber liessen nochmals fast 20 Minuten verstreichen. Quasi als Intro lief Van Halen's Classic «Dance The Night Away», was den amerikanischen Gast optimal ankündigte. Dann war es endlich soweit und die Bühne wurde von den Musikern in Beschlag genom-men. Ausser einem eher monströsen Key-board dominierte der Minimalismus. Optischer Firlefanz war offensichtlich nicht gefragt, nicht mal ein Backdrop wurde aufgehängt und auch das Licht kam aus dem Hause. Somit reduzierte sich das Ganze auf die musikalische Seite und von der sollte das Publikum noch viel kriegen. Allerdings fielen zwei Dinge gleich zu Beginn dennoch und sprichwörtlich ins Auge. Da wäre zum einen das ziemlich ungewöhnliche Start-Outfit von Drummer Eric Valentine zu erwähnen, dessen Mund von einer umgebundenen Sado-Maso Kugel regelrecht verriegelt war! Keine Ahnung, was diese schräge Nummer zu bedeuten hatte..., und als zweiter Eye-Catcher fungierte der jünger ausseh-ende Bassist Carlitos del Puerto, der wie ein Lenny Kravitz Klon aussah. Wie dem auch sei..., Mastermind Steve Lukather kam auf jeden Fall gutgelaunt auf die Bühne und hinterliess einen ordentlich fitten Eindruck.

Mit dem Opener «Drive A Crooked Road» und einer Kurzversion von «Twist The Knife», beide vom gleich benamsten Solo-Debüt (1989) ging es sogleich flott und rockig zur Sache. Dann folgte mit dem Titelsong «Ever Changing Times» der Zeitsprung in die Gegenwart, das heisst zum neuen Solo-Werk, wo bereits die ersten, flinken Soli des Meisters der sechs Saiten aufblitzten. Unterstützt durch seine megaversierten Kollegen, spielte sich Steve traumwandlerisch durch sein Solo-Material, zu dem auch Tracks vom Top-Album «Candyman» gehörten. Neben der klar rockigen Attitüde wurden auch, wie zum Beispiel bei «How Many Zeros», jazzige wie jazzrockige Ausflüge unternommen, die vor allem vom Wahnsinns-Groove von Schlagzeuger Eric Valentine (jetzt ohne Plastik-Kugel im Gesicht!) lebten. Was der Kerl und vor allem mit welcher Wucht auf die Felle und Cymbals haute, spottete jeder Beschreibung. Da fällt mir im Moment nur gerade Russell Gilbrook von Uriah Heep ein, der ebenfalls einen Mords-Wumms besitzt. Ganz im Gegensatz zu Keyboarder Steve Weingart, der seinem Instrument sehr feine Töne in dezenter Lautstärke entlockte. Die so erschaffene Klangoase kam bei den Fans sehr gut an und wurde mit immer lauterem Applaus bedacht. Ricky Z, der zweite Gitarrist, bewies sein Können nicht nur an seiner Klampfe, sondern auch durch seine Hammer-Stimme, die gelegentlich zum Einsatz kam.

Eines der Highlights des Abends war unbestritten das getragene Stück «Song For Jeff», wo Steve zu Beginn nur zusammen mit Weingart soliert und mich dabei stark an Gary Moore erinnerte, wenn dieser die Extended Version von «Empty Rooms» spielte. Mit geschlossenen Augen war der Gänsehaut-Effekt garantiert und man konnte echt spüren, dass dieser Song einem geschätzten und geliebten Menschen galt, der eine grosse Lücke hinterlassen hat. Nicht minder geil kam danach «Fall Into Velvet» rüber, wo wieder Jazz-Rock in perfekter Manier à la Mother's Finest geboten wurde. Überlang geriet schliesslich «Party In Simon's Pants», wo Herr Valentine gegen Ende zeigte, wo der Schlagstock-Hammer wirklich hängt, als er mit verbundenen Augen spielte! Mann..., das war ja sowas von geil, einfach unglaublich. Wer nun insgeheim gehofft hatte, dass vielleicht doch noch was von Toto kommt, wurde mit «Wings Of Time» tatsächlich überrascht! Dieser Titel wurde auf dieser Tour, sprich zum Beispiel in Deutschland, nämlich nicht immer gespielt. Der Zugabeteil mit "nur" zwei Songs hatte es ebenso in sich, denn es folgte zuerst eine überaus gelungene Version vom Pink Floyd'schen Jahrhundert-Klassiker «Shine On You Crazy Diamond», ehe mit «The Road Goes On» der zweite Toto-Song ein phantastisches Konzert mit fast 150 Minuten Spielzeit akustisch beendete. Wie ich im Vorspann bereits erwähnt habe: Muss man gesehen haben!

Setlist: «Drive A Crooked Road/Twist The Knife» - «Ever Changing Times» - «Live For Today» - «How Many Zeros» - «Stab In The Back» - «Hate Everything About You» - «Weingart-Valentine Solo» - «Song For Jeff» - «Fall Into Velvet/Never Walk Alone» - «Talk To Ya Later» - «Tell Me What You Want From Me» - «Party In Simon's Pants» - «Jammin' With Jesus» - «Wings Of Time» - «Hero With A 1000 Eyes» -- «Shine On You Crazy Diamond» - «The Road Goes On».