Livereview: Soulfly - Incite - Lody Kong

11. Juli 2013, Luzern - Schüür
By Natalia N.
Im Jahre 2013 machte sich der brasilianische Patriarch der härteren Musik, Max Cavalera, mit seiner Band Soulfly auf die Reise rund um die Welt. Die Tour trug den klangvollen Namen "Summer Maximum Cavalera Tour". Tatsächlich, diejenigen, die ins Konzert kamen, hatten die Chance, wenn auch nicht alle aber die meisten Cavaleras aus dem „Clan“ zu Gesicht zu bekommen. Als Vorband zu Soulfly trat Lody Kong auf, die von Max’s Söhnen – Zyon und Igor - gegründet wurde. Der Leader der zweiten Vorband Incite ist der Stiefsohn von Max – Richie. Das Konzert fand in Luzern in der Schüür statt. Mit seinem Interieur ist es wohl der gemütlichste Club von allen, in denen ich je gewesen bin. Die Akustik ist jedoch wegen zu dünner Wände eher als blechern zu beschreiben. Trotzdem ist es den Technikern von Anfang an gelungen, den Sound gut zu transportieren, so dass alle Instrumente deutlich zu hören waren.

Lody Kong

Um 19:30 kamen die Jungs von Lody Kong auf die Bühne und spielten Hardcore/Punk, verstärkt durch Groove-Musik. Die zwei ersten Songs, „Earth Is Yellow“ und „Disconnected“, haben keinen grossen Eindruck auf mich gemacht und waren eher eine Enttäuschung. Doch in der zweiten Hälfte ihres Sets spielten sie die Werke von ihrer ersten EP. Diese Songs zeichnen sich durch ihre Originalität aus, da sie eine harmonische Mischung aus psychodelischen und schweren Motiven widergeben. Besonders imponiert haben mir „Crazy Joe“ und „Bloody Toy Boats“. Die Jungs experimentieren dreist mit Ton und Rhythmus, was ihrer Musik einen besonderen Reiz verleiht. Der hellblonde Frontman und Gitarrist Igor besitzt eine markante Stimme, und sein Äusseres und die Performance erinnern stark an die Legende der Grunge-Bewegung Kurt Cobain. Na ja, kein schlechter Vergleich für ihn. Alle Bandmitglieder verdienen höchstes Lob: Trotz ihrer Jugend haben sie ein beeindruckendes Niveau der Darstellung erreicht und demonstrierten ein ausgezeichnetes Zusammenspiel. Hinzuzufügen ist noch, dass alle Interessenten ein T-Shirt mit Band-Logo und eine EP „Bird“ umsonst erhielten. Hoffentlich wird die Band auch in Zukunft zusammen mit anderen gleichgesinnten Bands in dem Genre auftreten. Sehr viele Fans kennen und schätzen diese Art von Musik. Der Auftritt von Lody Kong Band dauerte genau 30 Minuten, und um 20 Uhr verliessen sie die Bühne.

Incite
20 Minuten später kamen die Musiker von Incite auf die Bühne gestürmt. Das kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Band wurde 2007 gegründet und hat schon genug Material einstudiert, um das Publikum für volle 40 Minuten von den Stühlen zu reissen. Genau so lange donnerten ihre teilweise sehr extremen Songs von der Bühne. Headliner der Band, Frontman Richie, wirkt ziemlich komisch, da er das genaue Gegenteil von seinem bekannten Stiefvater ist. Mager und hoch aufgeschossen raste er hin und her, wie von einer Tarantel gestochen. Übrigens, Gitarrist Gene Macazan war ebenfalls sehr aufgeregt. Kurzum, in diesen 40 Minuten war auf der Bühne der Teufel los. Gene’s Gitarre heulte und gab schrille Töne von sich aus, die die Luft wie Kugel durchschnitten. Kein Wunder – Krieg ist das Hauptthema in den Werken der Band. Vor kurzem veröffentlichte sie ihr zweites komplettes Album unter dem Namen „All Out War“. Und natürlich vertraten hier die Musiker auf indirekte Weise ihr letztes Werk. Aus diesem Grunde also wies Richie sehr emotional auf den Tisch mit Merchandise-Produkten am Ende der Halle hin und forderte alle auf, ihr neues Album unverzüglich zu kaufen. Man kann also mit vollem Recht behaupten, dass Max eine würdige Thrash-Band im Cavalera-„Clan“ herangezogen hatte. Punkt neun verliess sie die Bühne.

Soulfly
Eine halbe Stunde lang bereiteten die Techniker die Bühne für den Auftritt von Soulfly vor. Gegen halb zehn fingen die ersten Reihen von Fans an, den Fussballspruch „Ole-ole ole-olee!“ zu rufen. Inzwischen kamen die Musiker auf ihre Plätze, und das Prophecy-Intro begann zu ertönen. In den letzten zehn Jahren kommt mir Max Cavalera wie ein antiker, wandernder Prophet vor: Dreads und wilde Behaarung passen sehr harmonisch zu seinem Gesicht. Er gestikulierte viel und heftig, eine kleine Handbewegung – und das Publikum wusste Bescheid, und es tat, was er wollte. Oft hielt Max das Mikrophon in einer Hand, während er mit der anderen Gitarre spielte. Das sah aber nicht wie Gitarrenspiel aus, sondern eher, als ob er ein geheimnisvolles Ritual ausübte oder etwas in der Art. Ich kann diesen hervorragenden Musiker aus der Welt der schweren Musik nicht genug loben. Er war es, der ein absolut neues Herangehen an die Musikschöpfung entwickelte, welches den extremen Musikgenres einen leuchtenden Glanz verliehen hat. Ich muss auch die ausgezeichnete Gitarrenleistung von Marc Rizzo erwähnen. Ohne Zweifel ist er ein sehr erfolgreicher Neuzugang bei der Besetzung der Band in den letzten Jahren. Seine Gitarrensoli verleihen der Musik zusätzliche Dynamik und Kraft. Nicht zu unterschätzen ist auch der Beitrag des Bassisten Tony Campos. Er singt zusätzlich mit Max ein sehr harmonisches Duett. Am Schlagzeug sitzt Max’s Sohn Zyon. Der kennt sich nun sehr gut im Repertoire der Band aus. Soulfly haben ein langes Set vorbereitet, das mit Pausen anderthalb Stunden dauerte. Es hat mich besonders gefreut, dass Max auch alte Songs spielte, die noch aus seiner Sepultura-Zeit stammen. Dies waren echte Old School Hits! Sie sind auch jetzt nach dreissig Jahren noch aktuell! Auf dieser Tourne stellte die Band ihr neues Werk „Bloodshed“ vor, dessen rhythmische Struktur sehr stark an Punk erinnert. Kein Wunder, dass sein zweiter Sohn Igor mitsang, als sie den Song zu spielen begannen. Das ist Klasse, wenn ältere und jüngere Generationen innerhalb einer Familie so gut miteinander harmonieren! Diese Einheit der Generationen wirkt echt cool. Und wir warten nun sehnsüchtig auf das neue Album von Soulfly, das noch in diesem Herbst herauskommen soll!

Set-list: “Intro-Prophecy”; “Intro-Primitive”; “No Hope = No Fear”; “Defeat U”; “Seek N Strike 3”; “I and I”; “Babylon”; “Refuse\Resist”; “Territory”; “ Cockroaches „; „Wasting Away“; “Arise/ D.E.C.”; “Intro-World Scum”; “Straigthate”; “Porrada”; “Rise Of The Fallen”; “Bloodshed”, “Revengeance”; “Roots”; “Eye For an Eye”.