Livereview: Sepultura - Roots Of Death - Blackwall
22. August 2010, Solothurn - Kofmehl
By André G.
Seit 26 Jahren sind die Brasilianer in der harten Musikwelt aktiv. Mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber immer dabei. 1996 stieg Sänger Max Cavalera aus der Band aus. Da wurden Stimmen laut, welche das nahe Ende der Combo prophezeiten. Aber die wurden eines Besseren belehrt. Mit dem farbigen Riesen Derrick Greene wurde ein adäquater Ersatz verpflichtet. Derrick hatte allerdings einen ziemlich schweren Stand bei den Fans, doch jetzt, 14 Jahre später, hat der Hüne zur Genüge unter Beweis gestellt, dass er eine starke und harte Stimme sein Eigen nennt. Mit dieser kann er seinem Vorgänger das Wasser gut reichen. Im Jahr 2006 verliess dann auch noch Drummer Igor, der Zweite aus dem Cavalera Clan, die Band. Aber auch das brachte die Jungs nicht zu Fall. Soviel zur geschichtlichen Seite von Sepultura.

Momentan betouren sie den Globus mit ihrem letzten Tonträger «A-LEX» im Gepäck. Darauf behandeln sie das Thema des ALEX aus dem Film „Clockwork Orange“. Mit dem Machwerk konnten sie einmal mehr zeigen, dass sie nach wie vor für harte Riffs, drückende Drumarbeit und eine wütende Stimme stehen. Thrash Metal mit diversen Nebeneinflüssen wird einem geboten. Somit ist ein Konzert der Jungs immer ein Garant für Nackenschmerzen.

Blackwall
Die mir unbekannten Blackwall aus der Umgebung haben sich dem Groove orientierten HC verschrieben. Pünktlich um acht Uhr jagten sie den ersten Akkord aus den Boxen. Mit viel Freude und Drive prügelten sie sich durch ein überzeugendes Set. Sie wussten ein fettes, grooviges Brett zu fahren. Die Jungs überzeugten auf der ganzen Linie, das nenne ich einen guten Opener. Der Mann hinter dem Mikro war in ständiger Bewegung und brüllte sich die Seele aus dem Leib. Leider fehlte ihm wohl zwischendurch etwas der lange Atem, will heissen einzelne Parts rutschten in den Hintergrund und wurden von den Riffs zermalmt. Die Band suchte auch immer wieder den Kontakt zum Publikum und animierte dieses zum Mitmachen und um näher an die Bühne heran zu treten. Das Ganze gelang eher mässig, aber das heisst noch lange nicht, dass sie nicht zu gefallen wussten. Der Applaus wurde nach jedem Track mehr. Diesen Auftritt kann man eigentlich nur als Sieg werten.

Roots Of Death
Die "WOA Metal Battle" Gewinner des Jahres 2007 haben dieses Jahr ihr erstes Album veröffentlicht. Mit ihrem Mix aus Thrash/Death Metal gepaart mit starken Hardcore Einflüssen haben sie schon manche Stage gerockt und eine gute Anzahl an Fans um sich scharen können. Sie stiegen gleich amtlich fett in ihr Set ein. Das Kofmehl hatte sich mittlerweile etwas mehr gefüllt. Brutal und hart zockten sie, was das Zeug hielt. Ihr Stageacting war gut, auch wenn der Platz auf der Bühne sehr eingeschränkt zur Verfügung stand. Mit sehr viel Spielfreude jagten sie das Thermometer nach oben. Die Zuschauer liessen sich von der Band infizieren und gingen recht gut mit. Der geforderte Circle Pit kam aber nicht wirklich zu Stande. Dafür war es wohl einfach viel zu heiss im rostigen Würfel. Die Jungs wissen ihre Riffs in ein groovig hartes Gewand zu verpacken. Der Mann hinter der Schiessbude knallte seine Beats und gab dem Rest der Combo die Marschrichtung vor. Sänger Kevin brüllte sich regelrecht die Innereien blutig und seinen Bewegungsdrang lebte er auch in vollen Zügen aus. Es gab trotz der Hitze nicht viele Momente, in denen er still stand. Roots Of Death waren ein würdiger, zweiter Anheizer und gaben alles, um das Publikum auf Betriebstemperatur für die Brasilianer zu bringen.


Sepultura
Um 22 Uhr war es an der Zeit, das brasilianische Riffgedonner zu starten. Das Review könnte ziemlich kurz gehalten werden. Die Jungs spielen ohne Mätzchen, will heissen keine grosse Show, nur die Musik zählt, voll auf die Zwölf. Der Auftritt war ein Triumphzug. Wenn Sepultura drauf steht, weiss man, was man kriegt. Knallharte Drums, sägende Gitarren und ein unheimlich wirkender Derrick, der brüllt und singt, als wäre er der Leibhaftige himself. Das Kofmehl füllte sich immer mehr. Dadurch ging die Anzeige am Thermometer auch rasant und schon fast bedrohlich nach oben. Man musste nur still in der Halle stehen und es lief einem der Schweiss über die Stirn. Aber still stehen und Sepultura, das sind zwei Dinge, die nicht zusammenpassen. Die Temperatur war für die Jungs aus Südamerika wohl nicht so ein Problem wie für uns Europäer. Als sie die Stage enterten, sah man den Jungs, speziell Paulo Xisto, den Zahn der Zeit an. Der Mann am Bass ist mittlerweile ziemlich stark ergraut. Aber das nur am Rande, denn an Spielfreude und Härte hat er mit den grauen Haaren nichts verloren. Die Band kam breit grinsend auf die Bühne als wären sie kleine Jungs im Uebungsraum. Aber spätestens als Frontmann Derrick auf die Bretter die die Welt bedeuten stapfte, gab es keinen Zweifel mehr. Die Jungs haben nichts an Härte eingebüsst und wissen, was die Fans wollen. Das 21 Songs umfassende Set bot einen perfekten Querschnitt durch ihr Schaffen. Das ging über uralte Songs wie „Troops Of Doom“ und „Chaos AD“ bis hin zu den neuen Stücken des aktuellen Silberlings. Hin und wieder gab es Ansagen vom Fronter, sonst wurde einfach Stück um Stück rausgedonnert. Von Beginn weg wurden sie abgefeiert und die schweissnassen Fans gaben Vollgas, wie die Band selbst auch. Der Groove und die Aggression ist ihr Fachgebiet. Wenn Derrick dann noch seine eigene, vor dem Drumkit positionierte, Trommel bedient, knallt es einfach nur noch hart. Der Mann kann einem schon Angst einjagen. So gross und mächtig durchtrainiert, passt er perfekt zum Sound der Band. Was die Band auszeichnet und einzigartig macht, ist die Tatsache, dass sie viele Elemente aus der südamerikanischen Musik verarbeiten. Etwa in der Hälfte musste ich mir eine kurze Frischluftpause gönnen. Aber nur kurz, damit ich nicht zuviel des fetten Auftritts verpasste. Obwohl Sepultura seit April auf Tour sind und mit dem Konzert in Solothurn den letzten Europa Gig für 2010 spielten, merkte man ihnen keine Müdigkeit an. Die Schweiz wurde einmal mehr zur „Sepulnation“. Nach ganz kurzem Break zogen sie dann dem Finale entgegen. Mit „Roots Bloody Roots“, welches lautstark gefordert wurde, machten sie dann den Sack endgültig zu. Müde, schweissnass aber glücklich machten sich danach die vielen Fans auf den Nachhauseweg.