Livereview: Satyricon - Keep Of Kalessin - Insomnium
1. Oktober 2006, Fribourg Fri-Son
By Yannick S.
Ein spezieller Tag war es für mich schon, denn mit den Mitgliedern von Satyricon den ganzen Nachmittag in Fribourg bzw. in Gruyères herumzulungern, das HR-Giger-Museum zu besuchen, ein Interview mit Frost und Satyr durchzuführen, den Soundcheck der Bands zu begutachten und natürlich ein herrliches Konzert zu erleben, hätte ich mir vor Kurzem nicht einmal in meinen schönsten Träumen vorgestellt. Mit von der Partie war auch der äusserst freundliche Kollege "El Muerte", der mich mit seinem Englisch im Interview unterstützte und das Fotografieren übernahm. Bereits um 13.20 Uhr traf ich in Fribourg ein. Da ich mich überhaupt nicht auskannte in Fribourg, hat mich "El Muerte" abgeholt und die Tramfahrt mit mir genossen. Kurz darauf waren wir bereits vor dem Fri-Son. Circa eine halbe Stunde später fuhren wir in einem Bus, mitsamt der ganzen Satyricon-Crew nach Gruyères, um das sagenhafte HR-Giger Museum zu betrachten. Die Band zeigte sich sehr interessiert, kaufte grosszügig ein und genoss den Nachmittag. Nach einer Trink-Pause kehrten wir wieder zurück nach Fribourg, wo die Band den Soundcheck durchzuführen hatte. Wir genossen die Stunden vor dem Konzert, mit inbegriffen das Interview und freuten uns umso mehr auf die Auftritte.

Insomnium
Die Halle füllte sich nur in langsamen Schritten, zuvorderst hatte es genügend Platz, umso besser für die, die ihre Mähne schütteln wollten. Insomnium hiess die Eröffnungsband, melodischer Death-Metal aus Finnland. Alle die jetzt an Children Of Bodom-Mucke dachten, falsch gedacht, denn Insomnium zeigten eine nicht nur technisch perfekte Vorstellung, sondern knüppelten auch ziemlich drauf los. Die Melodiebögen und die tollen Riffs waren das Pünktchen auf dem I. Für mich war es der beste Auftritt einer Melodic-Death-Metal-Band. Mit Songs von ihrem neu erschienenen Album "Above The Weeping World" und auch älteren Stücken konnten die Finnen vorallem die nicht obertruen Black-Metaller überzeugen. Trotz wildem Kopfschütteln meinerseits, waren die Zuschauer vorallem wegen Satyricon und Keep Of Kalessin gekommen und standen grösstenteils mit verrenkten Armen da. Nur wenige trauten sich bis ganz nach vorne, doch da ging die Post ab, ich würde mal meinen "Oberhammerheadbanging" vom Feinsten. Trotz des recht ruhigen Publikums wurde die Band mit einem grossen Applaus verabschiedet. Wie bereits erwähnt, hat mich die Band positiv überrascht und ich werde von jetzt an öfters ein Auge auf die Finnen werfen.

Keep Of Kalessin
Das Fri-Son wurde lauter, wurde voller, immer mehr Zuschauer kamen in Richtung Bühne. Denn jetzt erwartete man eine Band, die wohl keiner richtig einschätzen konnte. Die Norweger von Keep Of Kalessin, die sogenannten "Exreme Epic Metal" spielen, haben sich 1994 gegründet und seitdem vier Alben auf den Markt gebracht. Ihr neustes Werk "Armada" erschien in diesem Jahr, wurde überall gelobt und mit hohen Bewertungen benotet. Der Gründer der Band war übrigens niemand Geringerer als Obsidian C., dem Gitarristen der Hauptband dieses Abends: Satyricon. Die Halle verdunkelte sich und mit einem wunderbar epischen Intro begann der Auftritt der Norweger. Die Songs, vorallem von "Armada", wirkten wirklich allesamt ziemlich extrem. Ein Black-Metal-Touch, wie auch ein wenig Todesblei war in der Knüpplerei herauszuhören. Leider war der Sound nicht sehr gut abgemischt und die Drums hörten sich viel zu, wie soll ich sagen, "extrem" an. Klar ist das Extreme das Markenzeichen der Band, aber dies hatte bestimmt nichts mit der übertriebenen Lautstärke zu tun. Sonst war aber alles in Ordnung. Die Zuschauer, wie bei den meisten Schwarzmetall-Konzerten eher zurückhaltend, was ich aber überaus verstehen konnte, denn manchmal war der Sound vollkommen "unbangbar", nicht weil er zu schlecht war, sondern weil er schlichtweg zu schnell war. Beinahe ihr ganzes "Armada"-Werk wurde durchgeknüppelt. Einen besten Song konnte ich nicht herausfiltern, denn die Songs waren alle auf ihre Art speziell. Auf jeden Fall sind Keep Of Kalessin eine ganz besondere Metal-Band, die ihr Handwerk versteht und stets ihr Ding durchzieht. Ich werde weiterhin ihre Alben zu Hause geniessen, denn dort sind sie noch eine Spur besser als live.

Satyricon
Wenn ich vorher gesagt habe, "die Halle wird voller und lauter", dann meine ich das jetzt erst recht. Vor der Bühne wurde jeder Millimeter ausgenutzt und wenn man nach hinten schaute, sah man ein ziemlich volles Fri-Son. Relativ spät, circa um 23.30 Uhr, betraten die norwegischen Black'n Roll-Giganten Satyricon die Bühne. Schwarze Kerzen und eine sonst ziemlich düstere Bühnengestaltung, Corpsepaint inklusive, machten den Auftritt nicht nur zu einem Hörerlebnis, sondern auch zu einem Augenschmaus. Als Frost sein riesig aufgemotztes Schlagzeug in Betrieb nahm und die Gitarristen loslegten, fragte man sich bereits, wo wohl Satyr steckte. Das "Schlitzohr" wollte wohl den ganzen Applaus für sich gewinnen, denn als der Sänger auf die Bühne marschierte, brach in Fribourg die Hölle los. Die Fans klatschten, feierten, als gäbe es keinen Morgen mehr. Langsam bewegte sich Satyr in Richtung Mikro. Immer noch spielten die Instrumente und plötzlich setzte seine Stimme dazu ein. Wie ein Stromschlag markierte sein Growl bei mir ein Gefühl, das mich zum Abheben zwang. So wie es aussah, war ich nicht der Einzige, dem es so erging. Die Zuschauer tobten sich aus, die sonst so stillen und vorallem truen Black-Metal-Fans bangten, was das Zeugs hielt und kamen nicht mehr zur Ruhe. Auf der Bühne lief alles, wie man es sich von dieser Band erwarten kann, wie am Schnürchen. Souverän meisterten die bereits "alten Hasen" im Metalgeschäft ihren Auftritt. Kein Hit wurde ausgelassen: "K.I.N.G", "Now Diabolical", "The Pentagram Burns", "Fuel For Hatred", "Repined Bastard Nation" und "Mother North". Natürlich war das nur ein kleiner Teil aus der Set-Liste von Satyricon. Besonders bei den Songs von der neuen Scheibe war das Publikum völlig aus dem Häuschen und brachte die Halle zum Beben. Nach einer langen Verschnaufspause und ununterbrochenen Zugabe-Rufen kamen die Norweger wiederholt auf die Bühne und gaben nochmal alles. Mit dem Song "Mother North" wurde das überaus gelungene Konzert beendet. Satyricon haben wieder einmal gezeigt, dass sie zu den Grössten im Metal-Bereich gehören. Gewisse Textpassagen hatte ich noch tagelang im Ohr, wie auch ein ziemlich nerviges Pfeifen, denn die Lautstärke wurde am Schluss beinahe unerträglich und ich musste auf Oropax zurückgreifen. Schlussendlich war mir aber dieses Pfeifen egal, denn ein Tag mit Satyricon zu erleben und dann auch noch ein solches Konzert, ist definitiv genug, um mich glücklich zu stimmen. Ich bedanke mich bei allen, die mir das ermöglicht haben, besonderes bei "El Muerte". Es war wirklich ein unbeschreiblicher Tag!