Livereview: Night Demon - Burning Witches - Gonoreas

01. März 2019, Aarau – KiFF
By Rockslave
Das amerikanische Power-Trio um Jarvis Leatherby (v/b), Armand John Anthony (g/v) und Dusty Squires (d/v) war 2017 schon mal zu Gast im KiFF und letztes Jahr war dies auch angedacht. Fand aber leider nicht statt, sprich Night Demon sagten aus fadenscheinigen Gründen leider ab und überliessen das Terrain an diesem Abend den einheimischen Emerald und Sin Starlett. Ein knappes Jahr später sollte diese Scharte ausgewetzt werden, und nicht wenige glaubten dies wohl erst, als die Band dann tatsächlich auf die Bühne kam. Im Vorprogramm standen die quasi runderneuerten Gonoreas auf ihrer livemässigen Abschlussrunde, bevor man offensichtlich schon bald unter dem Banner Gomorra weitermachen will. Da ich die Brugger Heavy Metaller seit den Abgängen von Bass-Gott Pat Rafaniello und Frontmann Leandro Pacheco nicht mehr live gesehen hatte, nahm es mich wunder, was mich erwartet. Gleiches galt für unsere Schweizer Hexen von Burning Witches, die erst gerade noch mit Grave Digger auf Tour waren und überhaupt einige Live-Erfahrung machen durften. Der auch hier längere persönliche Break liess meine Erwartungen entsprechend in die Höhe schnellen.

Gonoreas

Eigentlich war die Meldung des Bandnamen-Wechsels schon durch die Sozialen Medien gerauscht, sprich dass man sich nun definitiv von Gonoreas verabschieden will und die Zukunft unter dem neuen Banner von Gomorra angepeilt werden soll. Dies geht auch einher mit dem aktuellen Bandgefüge, das seit dem Release des aktuellen Albums «Minotaur» (2017) einmal mehr kräftig durchgeschüttelt wurde. Die Bassgitarre wird nun von Nico Ardüser (Atlas & Axis) malträtiert und der Posten am Frontmikro gehört jetzt Jonas Ambühl (ebenfalls Atlas & Axis). Doch damit nicht genug, denn mit Dominic Blum (Ex-Comaniac) holte sich Chef-Klampfer Damir Eskić, der seinerseits diese Funktion seit kurzem bei Destruction (!) bekleidet, wieder einen zweiten Gitarristen in die Band, und das sollte sich in der anstehenden halben Stunde schon bald deutlich bemerkbar machen. Seit 2003 wurden sechs Studioalben veröffentlicht, und somit kann man bezüglich der Setliste grundsätzlich aus dem Vollen schöpfen. Da aber eben nur gerade mal dreissig Minuten Spielzeit für die erste Support-Band des Abends zugestanden wurden, kam eher neueres Material in Frage. Dass es dann aber dermassen abgehen würde, überraschte nicht nur mich! Egal, ob das nun noch zum hinter Drummer Stefan Hösli aufgehängten Gonoreas-Backdrop oder als Band bereits im Geiste unter Gomorra lief, es war der schiere Hammer! Vor allem das zweite Riffbrett von Dominic liess die Gitarrenwand deutlich fetter auffahren, und Damir musste keine vermeintlichen Soundlöcher mehr ausfüllen. Obwohl Vorgänger Leandro ein Hüne mit anderem Timbre in der Gesangsstimme war, verrichtete der muskelbepackte Jonas seinen Job ohne Fehl und Tadel. Last but not least schmiss sich auch Bassist Nico mit seinem agilen Spiel voll ins Geschehen rein. Allerdings bleibt die Vakanz von Vorgänger Pat, der immerhin seit 2010 dabei war und jeweils total in seiner wilden Performance aufging, mein ganz persönliches Drama. Unter dem Strich lieferten Damir und seine Jungs jedoch eine astreine Hammer-Show ab, und ich freue mich bereits jetzt auf die ersten Headliner-Konzerte von Gomorra!

Burning Witches
Nach der überzeugenden Steilvorlage von Gonoreas im Gewand von Gomorra war die Reihe nun an Burning Witches. Hiervon versprach ich mir einiges, denn soweit ich mich erinnern mag, sah ich die Mädels letztmals tatsächlich im vergangenen Sommer am "Bang Your Head!!!" Festival in Balingen (D). Seither folgten einige weitere Auftritte, ehe es dann im Januar auf die erste grössere Tour nach Deutschland, zusammen mit Grave Digger als Headliner ging. Der Schweizer Tour-Abstecher ins Pratteler Z7 (13.01.2019) passte mir zeitlich leider nicht, und darum wollte ich nun nichts anderes als einen Flächenbrand der Hexen erleben. Quasi noch etwas "vorgewärmt" vom Kurztrip nach Spanien, der unmittelbar an die Diggers-Tour anschloss, sah ich definitiv eine gereifte Band, die sich anschickte, dem Aarauer Publikum von heute Abend ein geballte Ladung Heavy Metal vor den Latz zu knallen. Zu Beginn noch von dem einen oder anderen Stänkerer belächelt, befinden sich Burning Witches definitiv auf dem richtigen Weg und lassen sich nicht beirren. Mit zwei überzeugenden full lenght Alben und einer Live-EP wurde eine solide Fanbasis geschaffen, die sich nicht explosionsartig, dafür stetig entwickelt. Die Reaktionen des Publikums sind längst über dem Anstandslevel angelangt, und so entwickelte sich umgehend eine tolle Stimmung, die mit jedem gespielten Song spürbar zunahm. Angeführt von der stimmgewaltigen Oberhexe Seraina Telli gab es nur eine Richtung, und zwar volles Kanonenrohr voraus! Unterstützt durch die hörbar gereifte Axt-Abteilung mit Sonia Nusselder und Romana Kalkuhl liessen die Witches nichts anbrennen und lieferten erfreulich ab. Auch das Rhythmus-Duo mit Drummerin Lala Frischknecht und Bassistin Jay Grob ist mittlerweile ein eingespieltes Team, das ihre Kolleginnen kongenial unterstützt. Mit dem aktuellen zweiten Album «Hexenhammer» sind ausserdem weitere gute Songs am Start, die dem Debüt-Material in Nichts nachstehen. Nebst dem schmissigen Titeltrack hat sich mitunter auch «Open Your Mind» zu einem echten Live-Monster gemausert. Nicht fehlen durfte als Kontrast die stimmige Halbballade «Save Me», wo Seraina einmal mehr mit ihrem variantenreichen Gesang brillierte und dass nebst dem obligaten Abschädler «Black Widow» auch «Burning Witches» zu weiteren Live-Ehren gelangte, war abzusehen. Obwohl die studiomässige Interpretation des Dio-Klassikers «Holy Diver» zumindest Respekt verdient, fiel dessen Ausbleiben am heutigen Konzert überhaupt nicht ins Gewicht, im Gegenteil! Burning Witches lieferten eine blitzsaubere Dreiviertelstunde ihres eigenen Songmaterials ab, das eindeutig Hunger nach noch mehr davon hinterliess.

Night Demon
Seit 2011 treibt das amerikanische Power-Trio sein musikalisches Unwesen, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich die umtriebige, sprich ziemlich spielfreudige Band ihren Platz in der Szene beeindruckend erspielt hat. Die Energie, die hierbei jeweils schon ab der ersten Sekunde (!) freigesetzt wird, ist beispielhaft und erinnert mich in dieser Intensität nur noch an die Anfänge von Airbourne. Dabei spielte es keine Rolle, welcher Song gerade an der Reihe war. Der Power-Sound im Schmelztiegel von Motörhead und Iron Maiden kann bis zu einem gewissen Grad als einzigartig bezeichnet werden. Die Bandkonstellation als Trio, das bis auf ein paar eingespielte Intros generell auf jeglichen unterstützenden Sound-Firlefanz verzichtet, bewies auch heute Abend im KiFF, was unter einer oberfetten Soundwand zu verstehen ist. Frontgaul und Bassist Jarvis Leatherby gebärdete sich dabei einmal mehr als Rampensau par excellence und war schon bald, wie seine Kollegen Armand John Anthony (g/v) und Dusty Squires (d/v) auch, schweissgebadet. Beim Song «Dawn Rider» huldigte man schon früh im Set Motörhead mit etwa der Hälfte von «Overkill» als Einleitung. Obwohl man bei solchen Aktionen auf immer und ewig den schmerzlichen Verlust von Ikone Lemmy Kilmister (R.I.P.) und seinen Jungs hinnehmen muss, wissen Night Demon zumindest, wie man das Ganze im Sinne einer echten Ehrerbietung mit Würde rüber bringt. Zudem sind das untrügliche Roots im Sound der Amerikaner, die bereits im vergangenen Sommer mit dem opulenten Live-Album «Live Darkness» ihren so zu sagen bisherigen künstlerischen Peak auf die Menschheit los liessen. Die Frage ist nun, was nach einer EP und zwei Studio-Alben noch folgen wird. Obwohl es an der energetischen Performance überhaupt nichts zu mäkeln gab, musste ich mit zunehmender Dauer des Auftrittes den Kritikern insofern recht geben, dass sich das Songmaterial von Night Demon auf Dauer nicht gross voneinander unterscheidet. Somit ist der Anteil der zwingenden Hooks über die Gesamtdistanz eher untervertreten, und hier müssen die Amis im Hinblick auf weitere Alben kompositorisch schon noch einen Zacken zulegen, um nicht bald in ein Fahrwasser zu gelangen, das der weiteren Karriere abträglich sein könnte. Die zuvor erwähnten Airbourne können hier aktuell auch ein Lied davon singen. Trotz allem erfreuten sich die zahlreich aufmarschierten Fans am schliesslich doch noch stattgefundenen Konzert, und als nach etwas mehr als 75 Minuten das Licht im KiFF wieder anging, war die letztjährige Vakanz schon längst kein Thema mehr. Unvergessen dürfte der Abend hingegen für einen Fan und seine bessere Hälfte aus dem Umfeld der Band sein, denn vor dem Konzert enterte dieser die Bühne und machte seiner Angebeteten nach einer kurzen Ansprache einen Heiratsantrag, der zur offensichtlichen Freude aller Besucher unter ordentlichem Applaus angenommen wurde.

Setliste: «Maiden Hell» - «Full Speed Ahead» - «Overkill / Dawn Rider» - «Heavy Metal Heat» - «The Howling Man» - «Curse Of The Damned» - «Hallowed Ground» - «Ritual» - «Black Widow» - «Welcome To The Night» - «Save Me Now» - «The Chalice» - «Flight Of The Manticore» - «Screams In The Night» - «Darkness Remains» -- «Lightning To The Nations (Diamond Head Cover)» - «Night Demon».