Livereview: Monster Magnet - Hathors

12. August 2013, Luzern – Schüür
By Rockslave (rsl) und Liane P. (lia) - All Pics by Rockslave
Donnerwetter, was für eine exorbitante Ladung an Stoner Rock Gewalt hat man denn da auf eine gemeinsame Bühne geholt? Die Amerikaner Monster Magnet hatten mit dem Album «Mastermind» welches 2010 veröffentlicht wurde, bereits endlos getourt. Im November und Dezember 2012 ging das lärmende Quintett dann auf Europa-Tour, um «Spine Of God» in voller Länge aufzufahren. Jetzt steht das neue Album «Last Patrol» quasi so gut wie vor der Türe - geplant ist eine Veröffentlichung im Oktober 2013 – und davor man tourt man unermüdlich und mit gnadenloser Power weiter. Aber nicht nur Monster Magnet liessen die Holzwürmer der Luzerner Schüür von der Decke regnen, auch der Support-Act Hathors aus der heimischen Schweiz brachte die Bühne regelrecht zum Explodieren. Das extrovertierte Trio aus Winterthur hinterliess eine sackstarke Visitenkarte ihres eigenwilligen Sounds und empfahl sich als agiler Live-Act für weitere (Un-) Taten. (lia)

Hathors

Bereits 2011 im Vorprogramm von Coroner, örtlich im Plaza Zürich, waren Marc Bouffé (g/v), Terry Palmer (b) und Marcel Munz (d) überdurchschnittlich auffällig für eine Vorband und überzeugten mich dermassen, dass ich noch am gleichen Abend die CD kaufte. Schade war nur, dass ich die Energie, die sie live versprühten, so ganz und gar nicht auf dem Album wieder finden konnte. Dass sie den Abend für Monster Magnet eröffnen durften, passte musikalisch und energietechnisch allerdings wie die Faust aufs Auge. Und wen interessiert schon das Album? Diese Band muss man einfach live erlebt haben und das ist sehr wohl bekannt im Land. Der Beginn des Openers wurde von 20:15 Uhr auf 20:30 Uhr verschoben. Ich nehme mal an aus Angst, es könnten sich an dem herrlichen Sommer-abend nicht genügend Leute einfinden. Immerhin knapp 80 Besucher tummelten sich „oben in der Scheune“, als Hathors mit voller Wucht die Bühne unsicher machten. Rumms! Da waren sie: Marc mit seiner verruchten Reibeisen-Stimme und seiner E-Gitarre um den Hals, Terry Palmer und sein Wummer- Bass sowie Marcel Munz, der den grossen Gong hinter sich und sein Schlagzeug gleichzeitig bediente. Eine Teufelsmelange, die, wie man liest, im Keller der Gross-mutter gekocht wird. Wenn die wüsste, die Arme! Die Rezept-sammlung beinhaltet nämlich nicht nur Zutaten wie Led Zeppelin, sondern auch Black Sabbath und vielleicht auch einen Hauch von Janis Joplin. Zum Schluss gab es dann noch fürs Auge und Ohr einen Rock & Roll Klassiker, der hier nicht fehlen durfte: Marc Bouffé und Terry Palmer lieferten sich minutenlang eine Instrumentenschlacht, wälzten sich am Boden, quälten Bass und Gitarre und rieben die Teile wie wild am Bühnenrand. In bester Ritchie Blackmore Manier wurden die Instrumente vor dem definitiven Abgang schliesslich noch auf den Bühnenboden geworfen. Diese Jungs werden mal sicher in der Hölle schmoren. Unbedingt live antesten! (lia)

Setliste: «Intro» - «Walking On A Thin Line» - «Keeping Secrets» - «Hula Rock» - «New York» - «Stoneration» - «Holy Shit» - «To Each To His Own» - «You’re Cute» - «Pretty Kill» - «Light A Match And Burn Us Down» - «Brain».


Monster Magnet
Obwohl die Jungs von Hathors wirklich bemerkenswert vorgelegt hatten, war ziemlich klar, dass es nun keiner Minute mehr bedurfte, dass davon bald nicht mehr viel übrig blieb! Jahrelang interessierten mich die als Drogen-Rocker verschrienen Amis nicht gross, aber seit ich Monster Magnet im Dezember 2011 das erste Mal überhaupt (!) live gesehen habe, bin ich ein Riesenfan geworden. Gespannt war ich diesmal auf die Setliste, denn stand in Solothurn (2011) noch «Dopes Of Infinity» von 1995 im Zentrum des Sets, war es in Pratteln (2012) entsprechend «Spine Of God» von 1992. Begleitet von einem anständig lauten Begrüss-ungsapplaus kamen die Musiker auf die Bühne und nahmen ihre Plätze ein. Kaum da angekommen, ging es mit dem zähen «Hallucination Bomb» vom Album «Mastermind» (2010) schon heftig los. Frontmann Dave Wyndorf hinterliess auch heute Abend einen soweit fitten Eindruck und war sichtlich heiss darauf, begleitend sein über die Gitarre angesteuertes Effekt-Pültchen zum Klingen zu bringen. Seine vier Mitstreiter waren ebenso auf zack und lieferten von Anfang an das volle Brett! Verschnaufpausen waren heute Abend keine vorgesehen, da es erstens gleich mit «Dopes To Infinity» weiter ging und spätestens bei «Twin Earth» war klar, dass auf der aktuellen Tour wieder mal eine entsprechende Auswahl des Backkataloges zum Besten gegeben wird. Im Wissen um das (in der Einleitung erwähnte) neue Album, das im Herbst erscheinen wird, war mehr oder weniger davon auszugehen, dass noch keine Frischware gespielt wird und so kam es dann auch.

Das spielte jedoch keine Rolle, denn mit jedem gespielten Song mehr, kamen die rund 200 nach Luzern gepilgerten Fans immer besser in Fahrt, was die Amerikaner mit Genugtuung zur Kenntnis nahmen. Irgendwann mal konnte auch ich mich nicht mehr ruhig verhalten und schaltete um in den Headbanger-Modus. Einmal angewärmt und schon ordentlich durch-geschwitzt, gab es zu weiteren Granaten wie «Spine Of God» oder «Powertrip» kein Halten mehr. Die Schüür stand echt Kopf, aber es sollte noch besser kommen, denn dieses Mal stand der Übersong «Space Lord» zum Glück wieder auf dem Menüplan. Was dann aber geschah, übertraf echt alles, was ich bisher in Sachen Lautstärke bei einem Mitsing-Part jemals erlebt habe! Du heilige Scheisse ging das aber bei «Space Lord Motherfucker» ab…, einfach unglaublich, ja unfassbar, wie laut 200 Nasen in einer natürlich eher kleinen Location sein können. Schlicht genial und ich kann das gar nicht beschreiben, meine danach pfeifenden Trommelfelle hingegen schon. Wer an diesem Abend dabei war, wird das so schnell, wenn überhaupt, nicht mehr vergessen. Die drei Zugaben, darunter auch das obergeile «Tractor» als Schlusstrack, vermochten zwar nicht mehr ganz an das zuvor ausgelöste Inferno anschliessen, aber als die etwa gut 100 Headliner-Minuten zu Ende waren, gab es nur zufriedene Gesichter und die gleichzeitige Aufforderung an die Daheimgebliebenen, dass diese beim nächsten Schweizer Besuch von Monster Magnet zwingend dabei sein sollten. (rsl)

Setliste: «Hallucination Bomb» - «Dopes To Infinity» - «Twin Earth» - «Look To Your Orb» - «25 Longhair» - «Spine Of God» - «Crop Circle» - «Powertrip» - «Space Lord» -- «Atomic Clock» - «Cage Around The Sun» - «Tractor».