Livereview: Meh Suff! Metal Festival 2015

05. September 2015, Hüttikon (ZH) - Hüttikerberg
By Patricia L. & Tristan
Kleine Festivals mit spezialisiertem Line-Up spriessen wie Pilze aus dem Boden, während die Grossen überall in Europa mit den immer gleichen Headlinern mehr und mehr zum Campingurlaub mit Livemusik und diversen anderen Attraktionen verkommen. Das Meh Suff in Hüttikon (ZH) hat es geschafft, sich in den letzten Jahren einen festen Namen zu machen und dennoch in überschaubarer Grösse zu bleiben. So lockte es auch am Wochenende vom 04.09. – 06.09.2015 Fans härterer Klänge auf den Hüttikerberg. Das Samstagsprogramm haben wir an vorderster Front miterlebt.

Alcohol Related Death >>

Bereits kurz nach dem Mittag wird in den zweiten Festivaltag gestartet. Währenddem die ersten Fans bereits wieder mit aufrechtem Gang vor die Bühne stolpern, haben Alcohol Related Death wohl noch ein wenig mit der Party der letzten Nacht zu kämpfen. Die Bassistin wie auch der Gitarrist wirken bei den ersten Songs noch ein wenig träge. Das ändert sich gegen Ende der Spielzeit. Das vom Auditorium herbeigewünschte „Hammermurder“ wird mit aufgeblasenem Gummihammer in Szene gesetzt und das Publikum bewegt sich spätestens bei der Ankündigung des neuen Bandlogos (denn darauf hin werden die alten Shirts der Band von der Bühne geworfen) zum groovenden Grind der Ostschweizer.


<< Petrol Patrol
Sie sehen etwas aus wie Paradiesvögel, mit ihren weissen, rot- und rosafarbenen Shirts, dafür bleiben sie musikalisch auf traditionellen Pfaden. Die Jungs aus Lausanne haben sich dem Old School Thrash verschrieben und versuchen diesen nun den wenigen anwesenden Zuschauer schmackhaft zu machen. Auch wenn die Herren im Verlauf der Gigs deutlich auftauen, will der Funke bis zum Schluss nicht so richtig überspringen.




Rottenness >>

Rottenness aus Mexiko wissen sich zu helfen und feuern die Party mit Tequila an, was das Publikum zu (fast) spontaner Massenbewegung Richtung Bühne überredet und zum soliden Brutal Death der drei Musiker feiern lässt. Eindrücklich ist der Stimmumfang des sehr jungen Sängers, der wohl in Amerika noch nicht mal Alkohol trinken dürfte.







<<Artillery
Als Jeans und Kutten im Publikum plötzlich zunehmen, wird klar: Artillery machen sich bereit. Auch wenn der Gesang ein harter Kontrast im Programm des Tages darstellt - die Leute auf beiden Seiten der Bühne scheinen Spass an dem dänischen Thrash zu finden. Endlich scheint sich auch der Platz zu füllen - die seit dreissig Jahren agierende Band hat sich ihren Status aber auch erarbeitet.





God Dethroned >>

God Dethroned sind erst seit letztem Jahr wieder unterwegs, aber die zweijährige Pause merkt man den Holländern nicht an. Die Bühnenzeit wird gut genutzt, es gibt kaum Ansagen, dafür aber die volle Ladung Sound, was die Leute in Bewegung versetzt. Wer sich eher im Hintergrund aufhält, kann zudem die professionelle Lichtshow geniessen, welche bei einsetzender Dämmerung mehr und mehr zur Geltung kommt.





<< Equilibrium
Es ist erstaunlich zu sehen, dass Folk/Pagan Metal auch im 2015 noch so zieht. Zu Equilibrium haben sich nun scheinbar auch die bequemsten Festivalbesucher hochgerafft und sich vor die Bühne geschleppt. Der Platz vor der Bühne wird eng und das Publikum johlt zu Trinkhymnen wie 'Wirtshaus Gaudi' freudig mit. Sänger Robse klopft Sprüche am Laufmeter und die Saitenfraktion setzt sich gekonnt in Pose. Ein Auftritt ohne Überraschungen, der aber zufriedene Zuschauer hinterlässt.





Darkspace
Mit Darkspace haben die Veranstalter eine wahre Perle gebucht. Der atmosphärische Sound der Berner kommt mit dem minimalistischen, aber gezielt eingesetzten Licht sehr spannend rüber. In der Deutschschweiz scheint die Band weniger bekannt zu sein, in den vordersten Reihen tummeln sich viele Westschweizer, die sich in den verwobenen Gitarrenläufen und dem elektronischen Sound gehen lassen. Dennoch sind gerade die langsameren Parts für ein Open-Air fast ein wenig langatmig, was sich beim letzten Song des neuen Albums auch im Publikum bemerkbar macht. Dennoch ist der Auftritt optisch wie auch von der Soundqualität spitze und zählt bestimmt zu den Highlights des Festivals.





Kataklysm >>

Zur späteren Abendstunde hatte man nun nur noch die Wahl sich entweder einen dicken, warmen Pullover anzuziehen, oder zur Band richtig abzugehen, denn es wurde langsam aber sicher empfindlich kalt. Viele entschieden sich für Ersteres und bewegten ihre Körper und die Haarpracht im Gleichtakt zum prügelnden Death Metal der Kanadier.





<< Alcest

Alcest bieten im Anschluss das absolute Kontrastprogramm. Das Intro und das Outro des neusten Studioalbums 'Shelter' bilden den Rahmen der heutigen Show, welche das Publikum tief in ihre Gedankenwelt versinken lässt. Fans der alten Alcest müssen sich langsam aber sicher damit abfinden, dass die Band einen neuen Weg eingeschlagen hat und sich immer weiter vom Metal weg bewegt. Der Intensität der Musik können sich heute jedoch nur sehr wenige entziehen und so bleibt das Publikum trotz wenig Action vor der Bühne stehen.


Hideous Divinity
Die Ehre, das Meh Suff! Festival 2015 zu beenden, wird den italienischen Brutal Death-Metallern von Hideous Divinity zuteil. Der Platz vor der Bühne hat sich zwar deutlich geleert, aber zumindest sind ein paar partyhungrige Metalheads stehen geblieben, welche nochmals Lust auf eine ordentliche Tracht Prügel haben. Diese lassen sich keine Müdigkeit anmerken lassen und unterstützen die Italiener bis zum letzten Akkord.