Livereview: Lordi - Fatal Smile - Brandon Ashley & The Silverbugs
04. März 2009, Zürich - Rohstofflager
By André G. (and) & Rockslave (rsl) - All Pics by Rockslave
Kita, Amen, OX, Awa und Mr. Lordi waren im Jahre 2006 die grossen Gewinner des «Eurovision Song Contest», kurz ESC in Athen. Sie hatten der Welt gezeigt, wie gross die Hard Rock und Metalszene in Wirklichkeit ist. Niemand der "normalen" Bevölkerung hätte je mit einem Sieg der Finnen gerechnet und schon gar nicht einem so haushohen. Seit diesem Zeitpunkt ging es für die Nordlichter steil bergauf. Zu Tourneen in Übersee und in Europa wurden volle Hallen gerockt..., was will man mehr? Mit ihrem neuen Album «Deadache» im Gepäck dabei, wollten sie uns nun abermals das Gruseln lernen. Begleitet wurden die Finnen einerseits von Brandon Ashley & The Silverbugs aus bella Italia (!), die bei uns kaum einer kennt und Fatal Smile aus Schweden. Letztere hätten in den 80ern die damals aufstrebenden Mötley Crüe zumindest optisch konkurrenzieren können. (and)

Brandon Ashley & The Silverbugs
Die Bühne im Rohstofflager kann sich ja auch bei Konzerten ohne Bühnendeko nicht gerade mit dem Prädikat gross schmücken. Aber an diesem Mittwoch Abend war sie jedoch durch die Dekoration, die die Monster aus Finnland mitgenommen hatten, noch kleiner als sonst. Von daher blieb dem Opener, den Jungs von Brandon Ashley And The Silverbugs, nichts anders übrig, als ihren Bewegungsradius einzuschränken. Die Show wurde durch ein Intro ab Band und einer mit einem Cape vermummten Person begonnen. Schon bald sah man, zur Freude der männlichen Besucher, dass sich unter dem Cape eine gutaussehende, knapp bekleidete Frau befand. Im Laufe der gut 25 Minuten, die die Band aus Italien an Spielzeit hatte, beehrte uns die Dame noch mit weiteren Auftritten. Mal als Cheerleaderin, mal als eine Peitsche schwingende Domina oder als American Bitch, will heissen Schönheitskönigin. Diese Einlagen waren sicher aufheiternde, aber nicht zwingende Momente des Gigs. Vom Sound her bezeichnet sich die Band als eine Mischung aus Rock'n'Roll mit Goth Rock und Industrial Einflüssen, kurz Glam Core, wie sie es nennen. Die Vocals fand ich nicht unbedingt schlecht, aber sie wollten einfach nicht so recht ins Ohr rein. Sonst war der Auftritt in Ordnung. Sie wechselten innerhalb der Setlist immer von Industrial-Songs, die an Nine Inch Nails oder auch The Prodigy erinnerten, zu rockigeren Nummern, die einfach nach vorne ballern. Schade war die Tatsache, dass der Sound nicht wirklich so toll daher kam und der Gesang zeitweise komplett von der Musik verschluckt wurde. Das ist halt wohl einfach ein Problem der Location, aber alles in allem ein nicht schlechter Opener. Es wurde sogar Applaus aus den ersten Reihen gespendet! (and)

Fatal Smile
Ein ganz anderes Kaliber folgte darauf mit Fatal Smile aus Schweden, die, wie in der Einleitung bereits erwähnt, so wie Mötley Crüe anfangs der 80er aussahen. Da passte alles von den Fön- und Zottelfrisuren über fette Tattoos bis hin zur obligaten Leder-Garderobe, die ziemlich farbenprächtig präsentiert wurde. Sänger Blade gebärdete sich von der ersten Sekunde an wie vom Affen gebissen und fuhr ein ziemliches Brett auf, dem seine Kollegen in Nichts nachstanden. Doch cooles Posing alleine reicht bekanntlich nicht, es braucht dazu auch griffige Songs und da haperte es leider. Kaum einer der Songs hatte einen Refrain, den man sich merken konnte. Selbst wenn einem das neue Album «World Domination» einigermassen geläufig gewesen wäre, bleibt unter dem Strich kaum was Zählbares übrig. Die anwesenden Fans reagierten entsprechend eher zurück-haltend, was kein Wunder war. Davon liessen sich die Jungs aus Schweden jedoch zu keiner Zeit aus dem Konzept bringen, und rockten drauf los, wie wenn es kein Morgen mehr gäbe. Wie schon ihre Kollegen zuvor, mussten auch Fatal Smile mit sehr wenig Bewegungsfreiheit auskommen, was bei dieser Glam-/Sleaze Rock-Mucke natürlich alles andere als ideal ist. Die Jungs machten das Beste daraus und posten dafür wie die Berserker. Gitarrist Mr. Y (wow, was für ein cooles Synonym!) trug überdies noch weiss schimmernde Raubtier-Linsen, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Sänger Blade konnte zudem auf Backing Vocals all seiner Kollegen zählen, was zumindest von dieser Seite her einen guten Eindruck hinterliess. Insgesamt nicht so berauschend war allerdings das Niveau des Songwritings, wo während den 45 Minuten vor allem neues Material vorgetragen wurde. Da schüttelten Nikki Sixx & Co. damals die weitaus besseren Songs aus dem Ärmel und bewiesen zuletzt mit «The Saints Of Los Angeles», dass sie es nach weit mehr als einem Vierteljahrhundert immer noch drauf haben. Da können sich Fatal Smile noch so nach der Decke recken! Ohne Zweifel wissen sie jedoch um die Wirkung der Optik und der Präsenz allgemein. Letzteres bewiesen sie ausdauernd auch nach dem Konzert, wo die ganze Band bis am Schluss den Merchstand selber schmiss. (rsl)

Lordi
Das Rohstofflager wurde mit Tüchern im hinteren Bereich abgetrennt. Das liess darauf schliessen, dass wohl nicht so viele Zuschauer erwartet wurden. Aber das Bild, das sich dann bei Lordi bot, war wirklich enttäuschend. Der verbleibende Raum war nur zu dreiviertel gefüllt, aber ohne Gedränge. Na ja, vielleicht lag es daran, dass die Finnen seit ihrem Sieg umstritten sind. Einige schreien Ausverkauf und andere wiederum finden es genial, was damals passiert ist. Ich zähle mich zu der zweiten Gattung. Um 22:15 Uhr gingen die Lichter zum dritten Mal an diesem Abend aus und auf der Bühne begann das Intro, welches fast fünf Minuten dauern sollte. Die Bühnende-koration erinnerte an ein altes Schlachthaus mit blutverschmier-ten Kacheln. Das Drum war auch eine spezielle Sache. Rings um das Teil war ein Gestell, an welchem diverse Gegenstände, wie ein Schwert, ein aufgespiesster Kopf oder oben drüber eine dicke, schwere Kette, befestigt waren. Als das Intro durch war, stolzierten die Monster Awa am Keyboard, Kita an den Drums, OX am Bass und Amen an der Gitarre auf die Bühne und begannen mit den ersten Riffs. Mit ein paar Akkorden Verspätung, jedoch gewollt, betrat das Obermonster Mr. Lordi die Bühne und wurde lauthals von den Zuschauern in Empfang genommen. Die Kostüme der einzelnen Mitglieder sind im Groben gleich geblieben und haben einfach ein paar kleine Änderungen verpasst bekommen. Was mich an den Kostümen fasziniert, ist die Tatsache, dass alle Ideen von Mr. Lordi selbst stammen. Bis ins kleinste Detail wurden sie perfekt gefertigt. Da war, auch wenn einer der Bandmembers zum Beispiel den Kopf nach hinten warf, nirgends was von seinem echten Hals zu sehen, sondern auch dort war alles geschminkt und gestylt. Von der Musik her muss man nicht mehr viel zu der Combo sagen. Sie sind sich auch auf der neuen Scheibe treu geblieben. Guter, fetter Hard Rock mit Mitsing-Refrains und Ohrwurmcharakter, dazu die raue Stimme des Frontmonsters. Leider war auch hier die Qualität des Sounds nicht wirklich das Wahre. Der Bass bollerte einfach zu laut und verschlang den Gesang öfters mal. Aber trotz allem waren Lordi bester Laune und legten sich voll ins Zeug, um das Schweizer Publikum für knappe ein dreiviertel Stunden Hard Rock und monstermässig zu unterhalten. Wenn man die Show-Elemente und Einlagen zwischen den Songs angeschaut hat, fühlte man sich in die Zeit der alten Splatter und Zombie Horrorfilme zurückversetzt. Das ist es einfach, was eine Lordishow ausmacht. Eine derbe, aber auch witzige Horrorshow. Da wurde beispielsweise eine Person geköpft, dass das Blut richtig schön heraus spritzte. Diese Trophäe wurde danach auf dem Drumpodest aufgespiesst. Zum, respektive nach dem Keyboard-Solo wurde ein tanzendes Zombie-Pärchen von Awa mit einem Holzpflock durchbohrt. Auch der Chef selbst hatte, ganz Alice Cooper like, meistens was in den Klauen, um damit herum zu fuchteln. Mal war es ein Stab, aus dem vorne Nebel austrat, den er dann über und in die Zuschauer jagte. Als er als Metzger mit haarloser Maske auf die Bühne kam, hatte er einen abgetrennten Arm bei sich und wedelte mit dem vor den Köpfen der Fans rum. Beim Song «Dr. Sin» war Timu als Arzt verkleidet und machte sich daran, eine Operation durchzuführen. Beim Track «Devil Is The Loser» kam der Chef mit seinen riesen Flügeln auf die Bühne, die sich im Verlaufe des Liedes ganz ausbreiteten. Wie man sehen konnte, lief auf der Bühne immer etwa und es wurde einem ganz sicher nie langweilig bei der Zürcher Lordi-Show. Auch der Rest der Band, speziell OX und Amen an den Saiteninstrumenten rockten und bewegten sich unentwegt auf der Stage rum. Gerade Gitarrist Amen zeigte einen speziellen Stil auf der Bühne und rannte oft hin und her. Er machte das eigentlich seitwärts, wie ein Krebs. Die Jungs und das Mädel wussten einfach genau, was die Fans wollten. Eine üppig geschmückte Stage, fetter Hardrock und eine Monstershow, die einem unterhält. Das ist Hard Rock Unterhaltungsmusik. Man merkte den Fans einfach deutlich an, dass sie in erster Linie auf die Mucke des vorletzten Tonträgers «The Arockalypse» standen. Bei Songs wie «Bring Back The Balls To Rock», «Whos Your Daddy?» oder auch «They Only Come Out At Night» wurde mächtig abgefeiert, mitgesungen und gebangt. Und bei den neueren Tracks war das schon weniger der Fall. Als dann im Zugabenteil Awa die Melodie der unbestrittenen Bandhymne «Hard Rock Hallelujah» anspielte, gab es kein Halten im Rohstofflager mehr. Da sangen die Fans nochmals so richtig mit und waren begeistert. Neben der durchschnittlichen Soundqualität stand für mich als einziger, wirklicher Negativpunkt des Auftritts die (feuerpolizeilich bedingte) Tatsache fest, dass komplett auf den Einsatz von Pyros verzichtet wurde. Stattdessen gab es Papierschnitzelregen oder, wie bei der romantischen Ballade «Evilyn», Schneeflocken für's Publikum. (and)

Setlist: «They Only Come Out At The Night» - «Raise Hell in Heaven» - «Bite Like A Bulldog» - «Whos Your Daddy» - «Blood Red Sandman» - «Monskin» - «Night Of The Loving Dead» - «Deadache» - «Bring Back The Balls To Rock» - «Monster Monster» - «Evilyn» - «Wake The Snake» - «Dr. Sin Is In» - «Charlene» - «Would You Love A Monsterman» - «Devil Is A Loser -- «Hard Rock Hallelujah».