Livereview: Lamb Of God - August Burns Red -
Job For A Cowboy - Between The Buried And Me
26. Februar 2010, Volkshaus Zürich
By El Muerte
Für Lamb Of God hat sich letzthin einiges getan: Nicht nur, dass die Band dank einem neuen Deal mit Roadrunner nun in Europa um einiges besser vertreten ist, das Südstaaten-Quintett hat mittlerweile unter anderem dank dem letztjährigen Album 'Wrath' bereits zwei Grammy-Nominierungen auf dem Buckel, und kann sich über eine stetig wachsende Fan-Gemeinde Land ab und Land auf freuen. Die Aussichten sind also mehr als rosig, wäre da nicht der El Muerte - Stellt der sich einfach so hin, und zeigt sich entgegen der Prognosen von der Liveleistung der Band letzten Sommer in der Luzerner Schüür einfach so enttäuscht, tsts. Nun ja, eine Formation dieser Grösse würde sicherlich einfach einen schlechten Tag erlebt haben, kann's ja geben… oder etwa doch nicht?

Between The Buried And Me
Den Anfang des Events machten Between The Buried And Me – Eine Band, die es mir bereits in der Dezember-Ausgabe unserer CD–Reviews mit ihrem aktuellen Longplayer 'The Great Misdirect' äusserst angetan hatte. Dementsprechend hoch waren dann auch die Erwartungen, als die Band um Punkt 19h40 auf die Bühne des bereits gut besuchten Volkshaus stieg, und gleich den Viertelstünder 'Fossil Genera' der aktuellen Scheibe auspackten - Glücklicherweise verfügte die Band zudem von Anfang an über einen fetten Sound, eine amtliche (wenn auch etwas dunkle) Lichtshow, und genügend Klöten, das Publikum gleich von Beginn an mit derart progressivem Material zu konfrontieren. Frei nach dem Prinzip 'Wer nichts wagt, der nichts gewinnt' schlug aber die anfängliche Überraschung zunehmend in Begeisterung um, und die Reaktionen wurden umso heftiger. Während die beiden Klampfer der Band mehr oder weniger fix an ihre Posten geleimt schienen, und Fronter Tommy Giles Rogers zwischendurch noch die Keyboard-Tasten bemühte, sorgte vor allem Basser Dan Briggs für die Bewegung auf der Bühne. Between The Buried And Me's Musik sorgte mit der nötigen Portion Dynamik für gekonnte Höhepunkte, und als die Band als zweiten Viertelstünder 'White Walls' anstimmte, hatten sie bereits definitiv für die erste Überraschung des Abends gesorgt - Fett!

August Burns Red
Mit August Burns Red stieg darauf eine amerikanische Formation auf die Bühne, die sich mit den letzten Platten den einen oder anderen Achtungserfolg geleistet hatte. Ihre Frischheit blieb offenbar bei vielen Besuchern hängen, und deswegen konnte die Band von Anfang an des ebenfalls dreissig-minütigen Sets auf die Unterstützung des Publikums zählen: Es wurde direkt gemosht und geschoben, was die Energiereserven des motivierten Publikums hergaben. Frontmann Jake Luhrs hatte deswegen keine Mühe, den Kontakt herzustellen, während die Saitenakrobaten hübsch motiviert quer über die Bühne rannten - Schon nur rein visuell ein Schmankerl. Aber auch die offensichtliche Übermotivation konnte nicht am grundsätzlichen Kritikpunkt vorbeitäuschen: August Burns Red liefern trotz der Vorschusslorbeeren nach wie vor Durchschnittsmetalcore ab, wie man ihn mit Hilfe einiger Doublebass- und Breakdown-Attacken nicht besser hinkriegen kann. Live durchaus hübsch, aber auf die Dauer dennoch ziemlich repetitiv – Das Publikum schien dies indes nicht zu stören, und so wurde munter weitergefeiert. Auch hier konnte übrigens erneut ein fetter Sound und die passende Licht-Show
vermerkt werden.

Job For A Cowboy
Es lag schliesslich an Job For A Cowboy, dem Abend den nötigen Schub an Death Metal zu geben, was das doch noch recht jugendliche Quintett mit Bravour erledigte. Zwar gab sich Fronter Jonny Davy kommunikativ etwas kürzer angebunden, ansonsten lag allerdings alles im grünen Bereich: Nicht nur, dass die Band instrumental-technisch noch eins auf die Leistung der beiden vorhergehenden Bands draufsetzen konnte – Auch die Songs überstiegen klar den etwas tiefer liegenden Horizont von August Burns Red. Zudem konnte auch hier die produktionstechnische Ausführung (Licht & Ton) trotz der limitierten Vorband-Mittel noch einen draufsetzen, was der Band unter'm Strich die besten Show-Noten gab. In Kombination mit der eingangs erwähnten Heftigkeit tobte hier klar der wildeste Sturm des Abends über die Bühne, und das Publikum bedankte es mit heftigem Headbangen - Wie praktisch jedes Mal in Zürich, sorgten auch hier die Violent-Mosher für ungewollte Situationskomik: Aufgrund der Breakdown-freien Musik der Band aus Arizona stand der grösste Teil der Schattenboxer wartend und mit verschränkten Armen umher, als ob man ihnen das Spielzeug weggenommen hätte…

An dieser Stelle war es Zeit für einen kleinen Situationsüberblick: Würden es Lamb Of God schaffen, das überraschend hohe Qualitätsniveau der Vorbands zu überbieten? War die schiefgelaufene Show in Luzern letzten Sommer einfach ein nichtssagender Ausrutscher? Die Antwort darauf lieferten die Texaner gegen 22h00 ziemlich schnell selber…

Lamb Of God
'In Your Words' eröffnete den Reigen aus vierzehn Songs (Konzert-Intro jetzt mal nicht mitgezählt), und während Basser John Campbell, Lead-Gitarrist Mark Morton, und Frontsau Randy Blythe gewohnt versiert auftraten, stachen Drummer Chris Adler und Gitarrist Willie Adler direkt ins Auge: Während Chris' Fills in einem undurchsichtigen Sound beinahe komplett verloren gingen, haute Willie einfach nur daneben. Klingt jetzt ziemlich plakativ, ist aber so - Ich hätte zu Beginn steif und fest behauptet, dass der Gute angetrunken ist, aber es stellte sich letztendlich heraus, dass er einfach nicht das technische Niveau der Band halten kann… Meiner Ansicht nach peinlich genug. Songs wie den erwähnten Opener, das folgende 'Set To Fail' oder 'Walk With Me In Hell' so unpräzise auf die Bretter zu bringen, das hätte ich definitiv nicht erwartet. Dazu kommt noch die unmotivierte Trägheit, die er bereits in der Schüür zur Schau stellte - Meinetwegen muss man nicht wie bekloppt auf der Bühne rumrennen, aber ein bisschen mehr Bewegungsradius als die paar Quadratmeter wären schon drin gelegen. Glücklicherweise verhielt sich der Rest der Musiker wie gewohnt, und während Morton's Solo-Einlagen diesmal etwas mehr Zeit eingeräumt wurden, überzeugte Randy erneut als Frontmann par excellence. Man würde ihm die Bühnensau definitiv nicht geben, wenn man ihn mal Backstage antrifft, aber der gute scheint für die 70 Minuten Spielzeit zu leben - Lobenswert.

Das Publikum schien währenddessen von den erwähnten Unzulänglichkeiten nichts bemerkt zu haben, und feierte amtlich drauf los. Das Volkshaus hat zwar schon grössere Pits gesehen, aber das muss nix heissen. Richtig geil war zudem der Moment, als sich das Publikum während einer Songpause selbstständig für eine Wall Of Death teilte, aber aufgrund des folgenden Gitarrenintermezzo nicht dazu kam - Die entstandene Lücke nutzten einige Besucher für eine kurze Walzer-Einlage aus. Ach ja, wenn ich schon dabei bin… was sollten eigentlich diese ganzen Songpausen im Set? Oftmals wurde auf den letzten Schlag eines Songs die Soundanlage stumm geschalten, auf der Bühne das Licht komplett runtergefahren, und die Band verschwand hinter den Verstärkern. Sicher, Klampfen-Stimmen muss sein - aber warum bloss so klinisch, diese ganze Geschichte? Lamb Of God kehrten dann schlussendlich noch für eine entfesselte Version von 'Black Label' ein letztes Mal auf die Bühne zurück, zu dessen Klängen die Wagemutigen doch noch zu der lange ersehnten Wall Of Death kamen. Doch für mich war das bereits zu spät, von einer zwei mal Grammy-nomminierten Band erwartete ich definitiv mehr…

Im Laufe der Rock-Geschichte gab es immer mal wieder Momente, die für die Nachwelt hätten festgehalten werden sollen: Etwa wie Muse als Vorband dem Headliner Coldplay um die 2000er-Wende den Hintern versohlte, und die Tour deswegen abgebrochen wurde. Oder als noch etwas weiter zurück die damals mehr oder weniger unbekannte Band Pantera dem Headliner Judas Priest dermassen die Show stahl, dass auch hier die Tour abgebrochen wurde - Alles preislose Momente, die die Wege der jeweiligen Opener entscheidend geprägt haben. Lamb Of God hätten hier klar den Braten riechen, und sich auf diese Tour mehr denn je vorbereiten müssen – Aber leider verpatze die Band die Gelegenheit, dem Publikum gezielt einen vor den Latz zu knallen, um Längen: Nicht nur, dass der Sound im Laufe des Sets immer schlechter wurde (Der Mischer schien bewusst gegen Ende der Show das Gaspedal durchzutreten), und die ganze Show aufgrund der erwähnten Pausen extremst klinisch rüberkam - Das Tüpfelchen auf dem I war definitiv Klampfer Willie Adler, der sein Gitarrenspiel zu einer Farce verkommen liess. Dem grössten Teil des Publikums schien all dies zwar zu entegehen, aber wer etwa ein so schlecht gespieltes Intro wie das zu 'Blacken The Cursed Sun' toleriert, hat sowieso nix zu melden. Lamb Of God haben sich bei mir mit diesem Gig klar ihren Status als äusserst suspekte Formation zementiert, da helfen sämtliche aufpolierten Platten nicht mehr weiter - Ändert was, oder die Reviews werden nur noch schlimmer.

Unter'm Strich klar eins zu null für die Vorbands, offensichtlicher geht's kaum.