Livereview: Kreator - Celtic Frost - Legion Of The Damned
26. März 2007, Pratteln Z7
By Rockslave
Dieses Package hatte es auf den ersten Blick schon in sich, wobei der aktuelle Fokus wohl mehr bei Celtic Frost und Legion Of The Damned gelegen haben dürfte. Kreator sieht man allerdings auch nicht alle Tage. Die wiedervereinigte Schweizer Death Metal Legende steht hingegen definitiv wieder voll im Saft! Mit dem neusten Album "Monotheist" haben sie allen eindrücklich gezeigt, dass sie's immer noch drauf haben! Der livehaftige Auftakt im letzten Mai gelang erfreulicherweise und inzwischen hat man auch die USA wieder beackert. Dazu kommen diverse Festival-Auftritte in Europa. Als Headliner fungierte mit Kreator eine der letzten echten deutschen Thrash-Bastionen. Den Auftakt durften an diesem Abend gleich zwei weitere Bands gestalten, wobei Legion of The Damned hier klar die Nase vorn hatten. Da das Konzert früher begann, als auf dem Billett aufgedruckt (super!) und der Slave of Rock eh noch ein klein wenig später eintraf, waren Watain schon längst vorbei (wobei ich mich frage, ob die überhaupt und wenn, dann ohne die Schweineblut-Nummer aufgetreten sind, da die Saal-Luft soweit ok war, arf arf!) und die thrashende Fraktion aus Holland auch beinahe! So beschränkt sich die Berichterstattung auf drei der vier Bands.

Legion Of The Damned
Es ist echt bemerkenswert, welche Resonanz diese holländische Thrash-Combo nach nur zwei Alben in der Szene bereits hat. Dieser Stil existiert ja nicht erst seit gestern und darum ist es ziemlich schwierig, hier als Band der jüngeren Vergangenheit Fuss zu fassen. Legion Of The Damned haben es aber ohne Zweifel drauf, wenn man sich das aktuelle Geschoss "Sons Of The Jackal" zu Gemüte führt. Diverse Auftritte an grossen Festivals konnten genutzt werden, um die Fanbasis zu erweitern. Grundpfeiler des LOTD-Sounds sind unglaublich variable Riff-Attacken, die nebst dem genregerechten Geprügel wie Gebolze immer wieder in Slayer ähnlichen Midtempo Gefilden landen und dort, wie es Bolt Thrower auch vorzüglich beherrschen, nichts als verbrannte Erde hinterlassen. Dies wollte ich mir heute Abend natürlich zu Gemüte führen, konnte dann aber wegen dem vorverschobenen Beginn gerade noch knapp drei Songs miterleben. Das war natürlich schade, denn das, was ich noch mitbekommen hatte, hörte sich nicht nur auf der CD gut an! Das sahen verhältnismässig viele Fans an diesem gewöhnlichen Montag Abend gleich und schädelten verbreitet ab, was das Zeug hergab. Die wilde Performance der ganzen Band übertrug die Energie ohne grosse Mühe auf den Mob vor die Bühne. Wenn Legion Of The Damend auf diesem Niveau weiter machen und ihre nächste, das heisst die wichtige dritte Scheibe nicht versemmeln, werden sie uns hoffentlich (unter anderem als Erben des heutigen Headliners) noch eine Weile erhalten bleiben. Im Übrigen lässt sich bei rockdetector.com nachsehen, dass die Oranjes mit fast 1'300 (!) Bands (wobei LOTD da nicht mal auftauchen - noch nicht!) aus dem Hartwurst-Bereich keinesfalls Exoten im Metal Zirkus sind. Wer Legion Of The Damned bisher verpasst hat, findet zu den anstehenden Sommer-Festivals bei unseren nördlich gelegenen Nachbarn mehrere Gelegenheiten, diese Vakanz aufzuholen oder gar zu festigen!

Celtic Frost
Es musste ja eigentlich so kommen! Die Schweizer Death Metal Ur-Pioniere wurden letztlich auch vom Reunion-Virus infiziert und haben 2006 mit "Monotheist", nach Jahren der Abstinenz, auch gleich ein neues Album veröffentlicht. Die Rückkehr von Tom G. Warrior & Co. auf die Bühne wurde letztes Jahr nach guter und bedachter Vorbereitungsarbeit am 29. Mai in der Remise in Wil zelebriert. Inzwischen hat die Band einige Gigs gespielt, unter anderem an grossen Festivals (vor allem in Deutschland) und war darüber hinaus in den Staaten drüben, wo sie heuer im Schlepptau vom Headliner Type O Negative im April und Mai auch wieder waren. Zuvor wurde auf der Euro-Tour aber noch das Heimspiel im Z7 bestritten, das sich einige hundert Fans (knapp 1000) nicht entgehen lassen wollten. Das Bühnenbild bestand grundsätzlich aus dem Artwork von "Into The Pandemonium", ergänzt um zwei grosse Pentagramm-Banner, die links und rechts auf der Bühne postiert waren. Die Show begann mit dem "Totengott" Intro von "Monotheist" und ging über in eine megazähe Version von "Procreation Of The Wicked", die dadurch etwas wenig Drive hatte, dafür umso mehr drückte. Überhaupt war der Sound von der ersten Minute an so was von fett und transparent zugleich, dass man wirklich von einer regelrechten Soundwalze sprechen konnte. Erzeugt wurde diese, nebst dem Ur-Gespann Warrior/Ain durch Drummer Franco Sesa, der mehr als nur Schminke im Gesicht trug und (nach Anders Odden) V Santura als neuer Tour-Gitarrist. Dieser setzte sich schon bald optimal in Szene und lieferte eine überzeugende Darbietung ab. Das Publikum hingegen zeigte sich sehr träge und bis auf ein paar bangende Langhaar-Wesen in den vordersten Reihen sah man keine Regung. Obwohl die alten Schoten wie "Visions Of Mortality" oder "Circle Of The Tyrants" in der ursprünglichen Fassung mit entsprechender Rhythmik versehen sind, lähmte die etwas langsamere Spielweise mehr, als dass sie zum körperbetonten Abfeiern anregte. Bassist Martin Ain, wie gewohnt mit mächtigem Bartwuchs und in seinen wallenden Mönchsmantel gekleidet, sprach in feinster Zürcher Mundart zu den Fans und liess dabei ein paar markige Sätze zur Gesinnung von Celtic Frost vom Stapel. Derweil legte sich Mastermind Tom G. Warrior (mit obligater Mütze auf dem Kopf) voll rein und haute der Meute eine frostige Depro-Mucke nach der anderen um die Ohren. Wie es sich gehört, gab es viel Licht von grossen Scheinwerfern und Trockeneis in rauen Mengen. Weisses Flutlicht vor dem Nebel vervollständigte das optische Konzept, das bestens zur Musik gepasst hat. Bevor zum Schluss "Synagoga Satanae" eine gute Viertelstunde in Anspruch nahm, vermochten "Dethroned Emperor" und vor allem "Into The Crypts Of Rays" dennoch etwas Bewegung in der lethargisch verharrenden Meute auszulösen. "Winter", der (instrumentale) Schlusstrack von "Monotheist", beendete gute 90 Minuten und nun standen Kreator vor der Aufgabe, das geplättete Publikum wieder wach zu rütteln.

Setlist: "Intro: Totengott" - "Procreation (Of The Wicked)" - "Visions Of Mortality" - "Circle Of The Tyrants" - "The Usurper" - "Ain Elohin" - "Necromantical Screams" - "Dawn Of Meggido" - "Mesmerized" - "Sorrows Of The Moon" - "Ground" - "Dethroned Emperor" - "Into The Crypts Of Rays" - "Synagoga Satanae" - "Outro: Winter".

Kreator
Wer allenfalls daran zweifelt, kann gerne nachschauen: Kreator gingen vor mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert (!), also Ende 1983 aus der Vorgänger Combo Tormentor hervor und erlebten darauf gute und weniger gute Zeiten. Erst als der Grunge mitte der 90er seinem Ende entgegen sah, nahm Mille Petrozza (g/v) die Fährte mit teils neuen Musikern wieder auf und brachte den Kahn namens Kreator zielstrebig erneut auf Kurs. Spätestens mit "Violent Revolution" war 2001 die alte Stärke zurück gekehrt, die zuletzt, das heisst 2005 durch "Enemy Of God" klar untermauert wurde. So gesehen stellten Kreator als Headliner keine wirklich neuen Songs mehr vor, sondern konnten so eine spezielle Setliste zusammen stellen. Diese wartete darauf wirklich mit ein paar Überraschungen auf. Den Anfang machten (als Intro) "The Patriarch" und "Violent Revolution". Es folgte "Pleasure To Kill", das schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Und nun erwachte die Tausendschaft vor der Bühne doch noch! Endlich war Leben in der Bude, wenn auch vom Sound her bei Weitem nicht so druckvoll wie zuvor bei Celtic Frost. Exzellent hingegen war das Licht, das die mit seitlichen Tüchern verhüllte Bühne in ein wahres Inferno verwandelte. Die Show entwickelte sich ansprechend und Mille hatte die Fans mit seinen Ansprachen gut im Griff. Ebenso ein Hingucker war Bassist Christian Giesler, der seine Saiten ohne Plektrum bearbeitete. "Some Pain Will Last" huldigte derweil den auslaufenden 80ern, während "People Of The Lie" den Beginn der 90er einläutete. Soweit so gut, aber mit zunehmender Dauer des Auftrittes schlich sich eine gewisse Gleichförmigkeit der Songs ein. Die Mucke war vorwiegend in hohem Tempo gehalten und Mille's Gesang stiess vom Ausdruck her irgendwann an seine Grenzen. Das trübte den Gesamteindruck der 80-minütigen Show etwas, denn Kreator wirkten schon unwiderstehlicher. Heute Abend regierte ein Stück weit die Routine und das merkte man dann und wann einfach. Das Publikum hatte aber offensichtlich seinen Spass daran, was mit lautstarken Reaktionen quittiert wurde. Die Bandbreite der ausgewählten Songs bewegte sich grundsätzlich zwischen dem Debüt und der letzten Scheibe, obwohl nicht jedes Album bedacht wurde. Nichtsdestotrotz durfte man insgesamt aber zufrieden sein, den Kreator sind nicht irgendeine 08/15-Lärmtruppe, sondern haben für ihr Heimatland (Thrash-) geschichte geschrieben. Zudem gehören sie zum oft genannten Dreier-Zirkel mit Destruction und Sodom. Dass dabei alle genannten Bands auch 2007 noch voll im Saft stecken, zeigt auf, dass die Szene zur Zeit lebendiger denn je ist und die Helden von früher keinesfalls als angestaubt abgetan werden dürfen.

Setlist: "(Intro) The Patriarch" - "Violent Revolution" - "Pleasure To Kill" - "Some Pain Will Last" - "Enemy Of God" - "People Of The Lie" - "Europe After The Rain" - "Suicide Terrorist" - "Awakening/Behind/Renewal" - "Extreme Aggression" - "Phobia" - "Betrayer" - "Voices Of The Dead" - "Reconquering The Throne" - "Impossible Brutality" - "Flag Of Tormentor" ("Flag Of Hate" und "Tormentor" zusammen - MF).