Livereview: Killing Joke - Death Valley - Driven Under

11. November 2016, Zürich - Dynamo
By Natalia N.
Am 11. November trat in Zürich die bewundernswerte britische Band Killing Joke auf, schon zur ersten Welle des Post-Punks gehörten. Ihr eigener, kaum vergleichbarer Sound verlor während fast vier Jahrzehnten nie seine Einzigartigkeit, egal, wie stark sie mit den Stilen experimentierten. Im Jahre 2008 traf sich die Gruppe in der Originalbesetzung (Jaz Coleman, Geordie Walker, Martin «Youth» Glover, Paul Ferguson) und ist bis heute aktiv. Viele bekanntere Gruppen haben den Einfluss von Killing Joke erkannt, jedoch liegt ihr Hauptverdienst darin, dass sie sich im Industrial Rock etabliert haben. Als Support-Acts für die legendären Briten traten die Schweizer Driven Under (Thrash Metal) und Death Valley aus den USA (Death Disco/Dance-Punk)auf.

Driven Under

Schon vor der geplanten Startzeit standen die Musiker auf der Bühne, nämlich um 19.30 Uhr. Ich konnte diese Gruppe schon einige Male an diversen Konzertloactions sehen und ihre Auftritte haben mir immer Freude gemacht. Originell kann man ihre Musik zwar nicht wirklich nennen, aber darum geht es ihnen offenbar nicht. Das Highlight ist die unvergessliche Stimme des Sängers Patric Bouffé, welche stark an die von Bruce Dickinson erinnert. Was braucht man sonst? Driven Under organisieren stets eine grosse Show, doch dieses Mal wollten sie nicht ihre gesamte «Trick»-Palette zeigen. Mitten in der Show spielte Patric die Rolle eines Irrenhauspatienten und erschien in einer Zwangsjacke auf der Bühne. Die Challenge war natürlich gross, denn die Fans, welche auf Killing Joke warteten, sollten auch an der Vorgruppe Spass haben. Nach meinen Erfahrungen kann man die Killing Jokes Fans nicht als "verrückt" bezeichnen, somit sind sie nicht leicht "aufzuwecken". Ein paar Mal liess Patric das Publikum Killing Joke "grüssen", doch erst am Ende des Auftritts hatte er damit Erfolg. Der Auftritt dauerte bloss 25 Minuten.


Death Valley
Nach nur zwanzig Minuten war die Bühne für die nächste Band bereit. Begrüsst wurde das Publikum von Dance-Beats, welche sehr schnell zu harten Gitarrenriffs mutierten. Ihre Tournee hatten die Jungs mit der Aufnahme des neuen Albums verbunden, «CVLT (AS FVK)», welches Anfang November erschien. Schon ein Jahrzehnt erfreut die Band ihre Fans mit ihrer ungewöhnlichen Auffassung harter Musik. Der Ideengeber der Band, Reyka Osburn, Sänger und Gitarrist überraschte mit seinen musikalischen Fähigkeiten. Es hat mich aber etwas traurig gestimmt, dass man die Stimme des Multiinstrumentalisten nur mit Mühe hören konnte. Ich kann nicht sagen, woran es lag, aber seine Stimme ging im Instrumental-Flow unter. Es sollte aber selbstverständlich sein, dass man bei der Anpassung des Mikrofons im Post-Punk-Genre und Alternative-Rock nicht weniger Aufmerksamkeit als der Einstellung der Instrumente widmen sollte. Die Sänger dieser Bands sind meistens romantische Wesen, welche die Gefühle mit Klangfarben in der Stimme ausdrücken. Wir sollten eigentlich hören, wie sie sich während des Songs ändert! Trotz all seiner gut gepflegten Instrumente die er verwendet, bleibt unumstritten, dass seine Stimme sein Hauptinstrument ist. Die gesangliche Unterstützung der Bandkollegen konnte die miserable Situation allerdings nicht retten. Der Auftritt dauerte etwa vierzig Minuten und in dieser Zeit gelang es ihnen, das neue Album anzukünden und ein paar Dance-Hits vorzuspielen. Er sang teilweise auch mitten im Publikum. Da der Auftritt kurz nach den Präsidentenwahlen in den USA stattfand, erwähnte Reyka den Sieg von Trump, weil dies für ihn als Amerikaner ein wichtiges Ereignis war. Was es für ihn bedeutete, konnte ich aber nicht nachvollziehen, denn er erwähnte es nur beiläufig. Trotz des Fiaskos mit den Mikrofoneinstellungen hat der Auftritt bei mir einen positiven Eindruck hinterlassen.


Killing Joke
Voll im Zeitplan, also genau um 21.30 Uhr begann der Auftritt von Killing Joke. Die Seele der Gruppe ist definitiv der Sänger Jaz Coleman. Im Allgemeinen bedeutet das musikalische Schaffen von Killing Joke mehr als nur Musik. Während der Konzerte versucht Jaz stets seine Position durch zu setzen. Schon immer war er gegen die sozialen Klischees, die Trägheit im politischen Denken. Doch im Gegensatz zu vielen Vertretern des Punks verspottet er die bestehende Weltordnung sarkastisch. Ob sich etwas im Laufe der Zeit geändert hat? Ich denke ja. Seit einiger Zeit gibt es an Killing Joke Konzerten keine aufregenden politischen Shows mehr. Die Band hisst keine Fahnen, wozu auch? Statt der Flaggen breiten sie einen gemütlichen Wollteppich mit Ornamenten auf der Bühne aus und es werden Kerzen sowie Räucherstäbchen angezündet. Zum Intro gab es einen Bittgesang. Man könnte ihren Bühnenstil als «esoterisch» bezeichnen. Gerne würde ich anmerken, dass ich noch vor dem Konzert beim Sound-Check von Geordies's berühmten halbakustischen Gitarre mitgeschaut habe. Wie er dabei die Saiten "knetete" war echt sehenswert. Trotz technischer Vorbereitung war die Soundqualität in der ersten halben Stunde recht unbefriedigend. Als schliesslich etwas mit dem Pedal nicht stimmte und die Techniker dies korrigierten, wurde auch der Sound und somit auch die Stimmung besser. Genau um 22 Uhr klang es dann so, wie es mussste! Wahrscheinlich der beste Moment dieses Konzerts. Jaz bemerkte meiner Meinung nach aber wahrscheinlich nichts davon. Ich habe das Gefühl, dass er in einer Art Trance war, sein Gesicht erstarrte in einer für ihn typischen "Grimasse des Schreckens". Er führte fast mechanische Bewegungen aus und sang nicht zum Publikum, sondern nach oben, als wolle er jemanden auf dem Dach herbei rufen. Die Jungs spielten beinahe ohne Pause, ein Lied ging sogleich ins nächste über. Der Mangel an Kontakt zum Publikum war jedenfalls kein Nachteil, die Musik ist so selbsterklärend, jegliche Kommentare sind deshalb unnötig. Es wurden sowohl alte Lieder wie auch die vom 2015 erschienenen Album vorgetragen, darunter auch ihr Hit «I Am The Virus», welchen Jaz im Stile eines Wahnsinnigen vortrug.

Setliste: «The Hum» - «Love Like Blood» - «Eighties» - «Autonomous Zone» - «New Cold War» - «Exorcism» - «Requiem» - «Change» - «Turn To Red» - «European Super State» - «I Am The Virus» - «Complications» - «Empire Song» - «Unspeakable» - «The Wait» - «Pssyche» -- «Wardance» - «Pandemonium».