Livereview: Kadavar - The Shrine - Horisont - Satan's Satyr

25. November 2015, Dynamo Saal - Zürich
Natalia N.
Wir leben doch in einer schönen Zeit! Rein genommen haben wir immer noch die Möglichkeit, Konzerte solcher Bands wie Black Sabbath, Pentagram, Hawkwind und anderen, die den Grundstein zu Rockmusikentwicklung gelegt hatten, zu besuchen! Aber es ist schön, zu wissen, dass die Traditionen der Gründerväter nicht vergessen gehen! Im 21. Jahrhundert greifen junge Gruppen die Tradition auf und spielen, als ob diese 40 Jahre, währenddessen zahlreihen neue Genres der Heavy-Musik erstanden, nicht existierten. Diese Bands veröffentlichen Alben in der besten Tradition der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Zu solchen Gruppen zählt man auch Kadavar – eine der auffälligsten Bands, die den ersten Rockgruppen im Klang nacheifert. Am 25. November fand das Konzert der tollen Band aus Deutschland gemeinsam mit anderen Old-Sound-Bands wie Horisont aus Schweden sowie Satan's Satyrs und The Shrine aus den USA im Dynamo Saal in Zürich statt.

Satan’s Satyrs

Trotz dem Alltag war der Raum gegen sieben Uhr Abend beinahe halbvoll. Vorauseilend sage ich, dass etwa nach einer Stunde so viele Zuhörer da waren, dass es schwer wurde, von der Bühne zum Ausgang durchzudringen! Es ist nun doch seltsam, dass nach 40 Jahren Psychodelic Rock und Fuzz-Musik immer noch aktuell und "trendig" bleibt. Es schein mir, dass voriges Jahr weniger Menschen zu Pentagram kamen. Anfang acht erschien auf der Bühne die erste Band Satan's Satyrs. Dieses Trio aus den USA spielt eher wie Black Sabbath oder Bleu Cheer. Der Bandleader – Bassist und Sänger - Claythanas, der dank der Teilnahme an Electric Wizard bekannt wurde, war wahrscheinlich ein bisschen über so viele Zuhörer überrascht und bedankte sich herzlich bei den Anwesenden am Ende des Auftrittes. Er teilte mit, dass die Band zum ersten Mal in Zürich und, so wie es aussah, nicht das letzte Mal gewesen war. Aber unglücklicherweise war das Mikrophon schlecht eingestellt, und deswegen war der Gesang von Claythanas schlecht zu hören. Aber die Gruppe schien mir gut aufeinander eingespielt zu sein. Besonders gut war meiner Meinung nach der Schlagzeuger Stephen Fairchild, der wie besessen trommelte; er erinnerte mich an den kürzlich verstorbenen ersten Drummer Motörheads, Philthy Animal. Der Auftritt dauerte etwa eine halbe Stunde.

Horisont
Kurz vor 20 Uhr betrat die Bühne die zweite Vorgruppe. Den Technikern gebührt Respekt für so eine schnelle Bühnenvorbereitung für den nächsten Auftritt. Es ging darum, dass die Band Horisont aus 5 Musikern bestand! Und dabei spielte der Sänger Keyboard. Deswegen sollte man zweimal mehr Technik aufstellen. Die Musik von Horisont ist mit Rock‘n‘Roll-Richtung zu vergleichen, denn Musikmaterial ähnelt sich am meisten Led Zeppelin. Sänger und Keyboarder Axel sieht sogar Robert Plant ähnlich und besitzt eine ihm ähnliche hohe Stimme. Die Jungs von Horisont bemühten sich, die Atmosphäre der 70er zu erschaffen: In dieser Zeit herrschte Hard Rock vor, aber seine moderne Version – Heavy Metal - machte die ersten Schritten in die Weltmusik hinein. Die zwei Gitarristen Christofer und Charles sorgten für den dichten, starken Klang, wodurch sich ihre Musik von Punk unterscheidet. Ehrlich gesagt, ich mag moderne Bands, die Musik im Stil der 70er spielen und dabei noch dementsprechend angezogen sind. Die Musiker hatten Glockhosenjeans und Hemden mit Westen an; die Klamotten sahen so aus, als ob man sie aus dem Koffer unserer Grosseltern rausgenommen hätte, aber allgemein gesehen sah alles sehr harmonisch aus. Im Übrigen vergassen die Jungs auch den Space-Sound der 70er nicht. Aber Geräuscheffekte, welche die Arbeit eines Raumschiffes imitierten, wurden sehr wenig verwendet, aber dafür wurde das neue Album im Space Rock-Stil angefertigt und trägt den Titel „Odyssey“! Die Band Horisont beendete ihren halbstündigen Auftritt mit dem Lied „Bad News“ vom neuesten Album, und der Beifall brauste durch den Raum.


The Shrine
Viertel vor neun kam das nächste Trio aus Amerika auf die Bühne : The Shrine. Schon von den ersten Tönen an wurde klar, dass es Propaganda für die Rückkehr zu den schnellen Gitarrenpartien mit hinreissenden Melodien und rasendem Rhythmus würde. Im Unterschied zur ersten Band Satan's Satyr, die den schleppenden Doom-Sound von Black Sabbath für die Basis der Musik nahmen, fanden The Shrine ihre Inspiration im früheren Schaffen von Motörhead. Die Rolle des Bandleaders und Sängers füllt der Gitarrist Josh Landau aus - er ist eine charmante Persönlichkeit, die die Aufmerksamkeit der Mehrheit auf sich zog. Ich muss sagen, dass die Ausrüstung ein paar Worte verdient. Josh besass eine wundervolle Retro-Gitarre, aber den grössten Eindruck machten auf mich die spiralförmigen weissen Gitarrenschnüre für die Verstärker. Das nenne ich originelles stilechtes Retro-Styling. Zu diesem Zeitpunkt war der Raum schon voll und die Waren aus dem Merchandise-Shop verkauften sich sehr schnell. Aber meiner Meinung nach war der Sound auch zum Auftritt der dritten Band nicht ausreichend gut eingestellt. Auch, wenn die Musiker etwas sagten, ohne dabei Musik zu spielen, waren sie kaum zu verstehen. Das Gleiche konnte man auch über die Gitarreneinstellung sagen: Die Gitarrenpartien klangen undeutlich. Und es war nicht die Schuld der Band! Auf der Aufnahme hören sich The Shrine viel interessanter an. Aber die Gruppe bekam doch die verdiente Unterstützung der Anwesenden.


Kadavar
Danach gab es eine lange Pause, und ich konnte die Arbeit der Techniker, die Kavadar auf der Tour betreuten, beobachten. Alle Instrumente und Mikrophone wurden gecheckt, alle Hinweise für die Soundverbesserung wurden gegeben. Und das war nicht umsonst! Beim Headlinerauftritt war der Sound viel besser. Aber meiner Meinung nach verdienten auch die Vorgruppen etwas bessere Lauteinstellung. 2015 gab die Band ihr neues Album „Berlin“ heraus, und die Tournee war seiner Unterstützung gewidmet. Es war eine wunderschöne Show, die uns zur Erinnerung brachte, dass die Rockmusik ursprünglich nicht nur bloss Musik war. Das Wichtigste auf Rock-Konzerten der 70er war das Gefühl, dass man sich man von der Realität und dem Alltag abgeschaltet spürte. Lasst uns nur an auffällige Konzerte von Hawkwind zurückdenken: mit der Kleidung, nacktem ausserirdischem Mädchen, Seifenblasen und Zirkusbeleuchtung. Natürlich war die Show 2015 von Kadavar nicht so gross angelegt. Aber ich hoffe, dass es sich in Zukunft ändert. Die Bühne war sehr interessant ausgestatten: mit grossen Buchstaben, die Bandnamen bildeten und abwechselnd leuchteten, origineller Mini-Bühne für Schlagzeug und Kleidung, die uns an Musiker der 70-er erinnerte, langes Intro, das uns auf das Wahrnehmen solcher Musik einstimmte. Das Kostüm des Drummers gefiel mir besonders. Es sass hinter dem Schlagzeug auf seiner Mini-Bühne und hatte eine Bluse mit Fransen am Ärmel. Hinter ihm standen Ventilatoren, die die Fransen zur stürmischen Bewegung brachten. Es war sehr eindrucksvoll! Aber die Band entschied sich für matte Farben, dunkle Töne der Bekleidung, obwohl die Musiker der 70er grelle Farben und prächtigen Schimmer bevorzugen. Aber man kann das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Und es ist gut, dass heutige Bands nicht völlig alles kopieren und etwas von sich selbst einbringen. Auch die Band Kadavar besitzt ihren eigenen Stil und ihre eigene Musik. Bestimmt hat diese Musik etwas Ähnliches mit der Musik der 70er Jahre, aber gleichzeitig unterscheidet sich sehr von ihr. Die Rockgruppen der 70er verflochten nie so sehr die Gitarren-und Vokalpartien, und Kadavar spielten so, wie es grade bei modernen Stoner-Bands gebräuchlich ist, indem man den Gesang vom Gesamtsound nicht absondert. Tolle Show!

Set list: “Lord Of The Sky”, “Pale Blue Eyes”, “Stolen Dreams”, “Doomsday Machine”, “Black Sun”, “Old Man”, “Living In Your Head”, “Into The Night”, “Goddess Of Dawn”, “Forgotten Past“, „Purple Sage“, „A Thousand Miles“