Livereview: Judas Priest - Hang Loose
27. März 2002   Volkshaus Zürich
By Dan, the Rockslave

Die Ankündigung dieses Konzertes, das eigentlich in Baar (Spinnereihalle) hätte stattfinden sollen, rief deswegen nicht nur bei mir Unwohlsein hervor. Der letztjährige Auftritt in Pratteln zum Auftakt der "Demolition-Tour 2001/2002" war ja nicht gerade eine Offenbarung. Judas Priest hatten also wieder etwas gut zu machen und dazu sah es zumindest am Anfang nicht sehr gut aus. Umso grösser dann die Freude, als bekannt wurde, dass der Gig ins Zürcher Volkshaus verlegt wurde. Technische Probleme sollen zu diesem Schritt geführt haben. Den grössten Anteil an dieser bestmöglichen Alternative hatten aber die Pop-Girlies von Atomic Kitten, die ihre ganze Tour absagen mussten und es somit erst möglich machten, dass das Programm von Pop auf Heavy Metal wechselte. Das hielt offenbar jemanden trotzdem nicht davon ab, an diesem Abend mit einem Ticket für die Mädels am Eingang aufzutauchen. Ich kann dieses Ereignis zwar nicht 100%-ig verifizieren, aber es hörte sich mindestens danach an. Wie auch immer, auf dem Papier bestand auf jeden Fall die gute Ausgangslage, dass Judas Priest den letzten Gig bei uns schnell vergessen machen konnten.

Bevor es jedoch dazu kam, spielte die Schweizer Band Hang Loose als Support auf. Squealer, die sonst auf dieser Tour diese Rolle innehaben, kamen leider nicht in die Schweiz. Den Jungs (und dem Mädel) von Hang Loose konnte das nur recht sein, denn so kamen sie zu ihrem ersten Auftritt im Zürcher Volkshaus überhaupt. Ihr Gute-Laune-Rock'n' Roll war zwar ganz nett, konnte der Metal-Meute aber erwartungsgemäss keine überschwenglichen Reaktionen entlocken. Die Band mit ihrem quirligen Frontmann liess sich davon allerdings nicht gross beeindrucken und spielte ihr Programm cool durch. Der Auftritt war insgesamt in Ordnung, vor allem im ersten Teil, wo griffigere Songs gespielt wurden.

Gegen 21.20 Uhr war es dann aber endlich soweit. Judas "Fuckin'" Priest Heavy Metal war angesagt und nach dem vertrauten Intro wurde der Opener "Metal gods" kraftvoll in die hungrigen Fans geballert. Obwohl nicht ausverkauft, sorgten die anwesenden Hundertschaften für ordentlichen Lärm, den die Band postwendend mit einer agilen Performance beantwortete. Schon nach kurzer Zeit wurde klar, dass dieser Abend garantiert besser abschliessen würde, als das, was im Z7 zu sehen war. Allen voran Ripper Owens, der, mindestens für meine Begriffe, genial drauf war und Glenn Tipton, dem man ansah, dass es ihm heute Abend echt Spass machte zu spielen. Scott Travis wirkte solide und druckvoll wie immer, Ian Hill poste noch genau gleich wie vor zwanzig Jahren und K. K. Downing's dienliches Gitarrenspiel komplettierte den rohen Sound, der eindrucksvoll von der Bühne runterwehte. Die Set-Liste, die im Wesentlichen dem Programm des Vorjahres entsprach, sorgte trotzdem für die eine oder andere Überraschung. Allen voran natürlich die neu hinzugekommenen alten Kracher "Desert plains" (göttlich!) und "Turbo lover" (endlich!!). Zudem wurde vom Demolition-Album der ziemlich mittelmässige Song "Machine man" aus dem Set gekippt und durch den entwicklungsfähigen und viel besseren mit dem Titel "Hell is home" ersetzt. Dafür mussten jedoch "The Ripper" und "You've got another thing coming" geopfert werden. Nebst dem durch das Touren deutlich verbesserten Spiel allgemein, wusste vor allem der richtig "crunchige" Sound zu begeistern. Ein Fakt, der dem sonst eher faden Stück "One on one" regelrecht neues Leben einhauchte. Und dann kam er, der ewige Prüfstein: "Painkiller"! Leute, ich sage euch dazu nur eines, obwohl mir ein eingefleischter Priest-Jünger später weismachen wollte, dass der Ripper in Zürich heiser (!!!) gewesen sein soll, es war nichts als die Hölle! Trotz des häufig verwendeten Halls und der Echos habe ich mich ständig gefragt, wie und woher der Knabe die Kraft hernimmt, seinen Stimmbändern immer wieder solche Schreie zu entreissen. Klar, Rob Halford zu seinen Spitzenzeiten ist und bleibt unerreicht, aber Ripper Owens ist jetzt verdammt nahe dran! Das Publikum dankte es mit frenetischem Applaus und schrie die Band für die Zugaben regelrecht auf die Bühne zurück. "Hell bent for leather" bedeutete dann nach etwas mehr als 100 Minuten das Ende einer echten Killer-Show, die nebst der Leistung der Akteure mit Sicherheit auch vom Auftrittsort profitieren konnte. Es wehte gar wieder ein nostalgischer Hauch der seligen 80-er und 90-er durch das Volkshaus. Wer damals dabei war, weiss was ich meine!