Livereview: Influence X - Appearance Of Nothing

15. Dezember 2012, Lenzburg - Met Bar
By Roger W.
Stelle dir vor, es wäre ein Prog Metal-Abend, und niemand geht hin! In etwa so könnte man den Konzert-Abend in der Met Bar beschreiben. Dass Appearance Of Nothing und Influence X trotzdem alles gaben und mit einer unbändigen Spielfreude auftraten, ist ihnen hoch anzurechnen. Zumal beide Bands bewiesen, welch hochstehende Musik die Schweizer Heavy Metal-Szene zur Zeit zustande bringt. Diese muss Vergleiche mit internationalen Szene-Platzhirschen nicht mehr scheuen, und so gab es für die anwesenden Heavy Metal-Gourmands einen hochklassigen Abend mit Prog-Metal in zwei ganz verschiedenen musikalischen Farbtönen. Wobei Eigenständigkeit in beiden Fällen gross geschrieben wurde.

Appearance Of Nothing

Komplizierte Taktwechsel, verschiedene Stimmungen zwischen aggressiv und melancholisch verträumt und immer wiederkehrende Ohrwurmmelodien sind die Markenzeichen von Apearance Of Nothing. Die Basler legten ein Brett vor, das Kinnladen nach unten klappen und Herzen schneller Rasen liess. Mit einer gelungenen Liederauswahl aus ihren beiden Alben «Wasted Time» und «All Gods Are Gone» überzeugten sie das Publikum. Die Spielfreude war deutlich spürbar und das obwohl tech-nische Probleme dazu führten, dass der Gesang von Bassist Omar Cuna bei den ersten Liedern für das Publikum nicht hörbar war. Weil sich dieser selber aber hören konnte, dauerte es eine Weile bis das Problem erkannt wurde. Doch anstatt nun lange nach einem Ersatzmikrofon zu suchen, teilten Gitarrist und Hauptsänger Pat Gerber das Mikrofon brüderlich mit Omar Cuna. Appearance Of Nothing waren Rock'n'roll! Und dies trotz aller technischen Finessen. Das Publikum wusste es zu schätzen und spendete warmen Applaus. Es wird definitiv Zeit, dass diese Wahn-sinnsgruppe die Aufmerksamkeit einer breiten Masse erhält.

Influence X
Letzteres gilt auch für die Innerschweizer Influence X, welche mit dem Ex-Inishmore-Mitglied Ramin Dänzer über einen hervorragenden Sänger und Frontmann verfügen. Das Publikum tat sich allerdings etwas schwer mit der Mischung aus Pink Floyd'schen Soundmalereien, Heavy Metal und leichten Death Metal Anleihen. So lichteten sich die Reihen nach Appearance Of Nothing deutlich, wobei sich gegen Schluss doch noch einige Personen wieder vor die Bühne wagten. In der Tat ist die Musik von Influence X keine leichte Kost. Die Lieder steigern sich häufig von leisen Jam-Sessions in einen lauten Rausch, welcher einen in einen Strudel der Gefühle zieht. Influence X spielen derart weit weg von den üblichen Hörge-wohnheiten, dass ihre Musik schlicht als Kunst bezeichnet werden muss. Wenn Gitarrist Rodger zusammen mit Keyboarder Vito soliert, stellt er sich nicht in den Vordergrund, sondern erweitert den Song mit neuen Klang-farben. Influence X scheinen auf der Bühne zusammen zu schmelzen und einem grossen Ganzen zu dienen. Würde dieser Sound künftig zum Beispiel durch Video-Projektionen begleitet, wäre die Mischung perfekt. In Lenzburg kam man allerdings in den Genuss der rohen Versionen, die ohne Lichtmann auskamen. Bei so viel Klasse blieb auch hier nur ein unglaubliches Staunen, so dass Influence X nach etwas mehr als einer Stunde zufrieden die letzten Noten erklingen liessen. Man darf gespannt sein, wie das im Frühjahr erscheinende Album wirken wird. Die bereits davon gespielten Lieder versprechen auf jeden Fall Grossartiges.