Livereview: Ill Nino - God Forbid - Exilia
08. März 2009, Fri-Son, Fribourg
By El Muerte  
Fotos: gibt's keine! Der Tourmanager hatte kurzerhand die Anzahl Foto-Pässe heruntergeschraubt…
Mit Ill Niño und Exilia reisten gleich zwei Bands im gleichen Package umher, deren Musik neutral betrachtet die grösste Blütenzeit schon ein Weilchen hinter sich hat - Ihr HüpfMetal wurde zwar bis vor knapp fünf Jahren noch richtig abgefeiert, kann mittlerweile aber mit Ausnahme von Festival-Gigs nicht mehr viel reissen. Dementsprechend Sinn macht dann auch die Aufnahme von God Forbid ins Package: Die angestaubten Acts können im extremfall auf Fans von neuzeitlicherer Mucke zählen, und God Forbid spielen in der angenehmen Position des direkten Headliner-Supports.

Als Exilia gegen 20h45 auf die Bretter stiegen, waren bereits so um die 200 Nasen vor der Bühne versammelt. Die Band stieg zwar kraftvoll in's Set ein, konnte aber nicht wirklich starke Reaktionen hervorrufen. Zwar war mir klar, dass der italienische Vierer schon eine weile aus dem besten Alter rausgewachsen war, aber der Anblick des Gitarristen Elio gepaart mit seiner lethargischen Performance sprach Bände… Es sollte meiner Meinung nach zumindest eine maximale Altersgrenze für NuMetal-Mucker geben, in so verschissenen Klamotten und den entsprechenden Frisuren herumzulaufen geht also echt nur für die Jungspunde der Szene - Und auch da nur äusserst limitiert. Fronterin Masha konnte zudem zwar von der Präsenz her überzeugen, aber auch sie legte eine etwas angekratzte Performance auf die Bühne. Das Set verlief ohne Höhepunkte und komplett dynamiklos ab, dementsprechend verhalten war dann auch die Reaktion des Publikums - 1:0 für die Zeichen der Zeit.

God Forbid setzten zwar schon per se auf liebgewonnene Thrash-Mittel der späten Achziger, aber die funktionieren glücklicherweise nach wie vor um Längen besser, als die Pausenlosen Hüpftempi der vorhergehenden Italiener. Das Quintett kann sich zudem grundsätzlich auf offen getragenen Charme verlassen, Frontkoloss Byron riss lieber schlechte Witze, als einen auf ultra true zu machen. Musikalisch gesehen kam der Gig dann auch um weiten lockerer rüber, vor allem die beiden Klampfen-Brüder Dallas und Doc Coyle stachen mit ihren doppelstimmigen Gesangsharmonien und den sauberen Leads immer wieder hervor - Jetzt müsste man den beiden nur noch kurz erklären, dass zuviel des Guten schon mal auf den Sack gehen kann, und dann wäre eigentlich alles im grünen Bereich. Ich persönlich könnte mittlerweile auf die ewige Rezitierung von Dimebag Darrell verzichten, wenn es darum geht, Songs anzukünden, aber das müssen die Bands schon selber wissen - Ein schöner Moment war es allemal. Irgendwann nach knapp 50 Minuten zogen auch God Forbid den Schlussstrich, und das auf mittlerweile etwa 400 Personen angewachsene Publikum quittierte die saubere Leistung mit dem angemessenen Applaus.

Ill Niño liessen sich redlich Zeit, bevor sie auf die Bühne des Fri-Son stiegen. Die Sechs Südamerikaner wollten wohl von Beginn weg eins auf professionell machen – was dann aber folgte, war ein Lehrstück in Sachen starmässiger Ideologiepenetration: Die Band wirkte während beinahe des gesamten Gigs überraschend unkoordiniert, Gitarrist Ahrue liess sich bei jedem zweiten Song vom Roadie eine akustische Klampfe hinstellen, um knapp vier Takte darauf zu spielen, und sie wieder vom Roadie wegräumen zu lassen, Sänger Christian regte sich zwischen den Songs pausenlos darüber auf, dass das Publikum nicht zu 100% abging (Hallo, es war Sonntag Abend - Schnauze halten und spielen!), zudem wurde fast ausnahmslos in den Pausen das Licht komplett runtergefahren und irgendwelche billigen Samples ab Band abgespielt - Dass der Sound vor allem in der ersten Hälfte unter aller Sau war, und der Lichttechniker mit seinen wahrscheinlich als Phallusverlängerung funktionierenden Stroboskopen die Netzhäute der Besucher penetrierte, setzte der ganzen Sache das überdimensionierte I-Pünktchen auf. Aus songtechnischem Blickwinkel wurden hauptsächlich die bekannten Songs runtergeballert, auch hier wurde mit Vorliebe eins auf grosse Hose gemacht - Songwriting wird wohl nie eine Stärke der Band sein. Unter'm Strich darf man sich also getrost fragen, was diese Band eigentlich auf der Bühne des Fri-Son zu Suchen hatte, denn ausser akustischer und visueller Reizüberflutung können die Sechs Jungs einfach nicht viel bieten…