Livereview: Hanoi Rocks - The Saints - Adam Bomb
21. Februar 2005, Gaswerk Winterthur
By Chris C.
Viele Jahre hat's gedauert, bis sich Michael Monroe und Andy McCoy zu einer Fortführung von Hanoi Rocks durchringen konnten und der Band vor etwa drei Jahren neues Leben einhauchten. Es folgte ein erstes neues Album, das Nächste erscheint bereits in wenigen Wochen. Die weiteren zwei Original Members Sam Yaffa und Nasty Suicide sind leider nicht mehr (noch nicht?) an Bord. Nun, nach langer Zeit, es müssen ungefähr zwanzig Jahre sein, führte der Weg der finnischen Sleaze und Glam Pioniere für einen Gig in die Schweiz. Der Ausdruck Legende ist bei dieser Truppe keineswegs übertrieben. Schliesslich waren sie die eigentlichen Begründer der Sleaze Szene Anfang der 80er und Wegbereiter von Bands wie Mötley Crüe oder Guns n'Roses.

Der Saal war zwar anständig gefüllt, aber bei Weitem nicht ausverkauft. Ein merkwürdiges Publikum hatte sich im Gaswerk versammelt. Praktisch alle waren dem Punk Rock oder Alternativ Sektor zuzuordnen. Gestylte Glam und Sleaze Rocker suchte man vergebens. Die heissen Chicks waren so rar wie die Sonnenstrahlen in den letzten Wochen im Schweizer Mittelland. Das Durchschnittsalter bewegte sich so Anfang 30, weder ganz junge, noch ältere Konzertbesucher waren auszumachen. Wie dem auch sei, die anwesenden Leute sollten jedoch voll auf ihre Kosten gekommen sein.

Adam Bomb
Zuerst allerdings betraten die Amerikaner Adam Bomb für eine halbe Stunde die Bühne des Winterthurer Gaswerkes. Schweizer Stau sei Dank, verpassten wir natürliche diesen Auftritt. Gemäss Stimmen des Publikums, war er allerdings nicht weltbewegend.

The Saints
Als nächste erschien die australische Punk Rock Band The Saints auf den Brettern. Sie absolvierten einen soliden Auftritt, der aber mit der Spannung auf Hanoi Rocks in der Unwichtigkeit versank.

Hanoi Rocks
Nach einem Intro vom Band betraten die wie zu besten Zeiten herausgeputzten Michael Monroe und Andy McCoy, zusammen mit drei Mitstreitern, die Bühne. Der zweite Gitarrist, der Bassist und der Drummer verrichteten zweifellos einen hervorragenden Job. Durch die aussergewöhnliche Ausstrahlung der beiden Mainmen und deren Legenden-Status konnte man die drei zwangsmässig aber nur am Rande zur Kenntnis nehmen. Schlaghosen, Glitzerwesten, Hüte und weitere Accessoires bestimmten das Outfit von Michael und Andy. Mit "Obscured" und "Delirious" wurde das Set mit zwei Songs des aktuellen Albums "Twelve shots on the rocks" eröffnet, bevor die musikalische Zeitreise mit "High school" weit zurück in die Vergangenheit führte. Michael entpuppte sich dabei als exzellenter, charismatischer Frontmann und Entertainer. Mal rockte er über die Bühne oder setzte sich wie eine Diva auf die Boxen, mal liess er mit einem Fuss auf dem Monitor seine Ausstrahlung auf das Publikum wirken oder beendete einen Song regelmässig mit einem Spagat. Michael's Partner in Crime, Andy McCoy, erfreute durch dreckiges, ergreifendes Gitarrenspiel, das mehrheitlich von einer ganzen Reihe Gibson Les Paul's stammte. Weiter ging's Schlag auf Schlag mit einer ausgewogenen Mischung aus neuen Tracks und alten Klassikern. "A day late, A Dollar short" vom aktuellen Output, "I can't get it" und "Malibu Beach nightmare" aus den 80ern wurde den begeisterten Konzertbesuchern präsentiert. Für "Bad news" verliess Michael die Bühne und überlies Andy das Mikro, der seine hervorragenden Qualitäten auch als Sänger unter Beweis stellte. Für "Don't you ever leave me" kehrte Michael mit komplett neuem Outfit, inklusive einer Federboa auf die Bühne zurück und schmetterte eine weitere Reihe cooler Titel ins Publikum: "People like me", die Single-Auskopplung von "Twelve shots...", "Café avenue", "Oriental beat", "Tragedy" und "Up around the bend", alles Songs die schon über fünfzehn Jahre auf dem Buckel haben. Des Öfteren zeigte Michael seine musikalischen Fähigkeiten als Saxophonist. Wahrscheinlich ist er der Einzige, der dieses Instrument "rockkompatibel" einsetzen kann. Zudem machte der Mann auch mit der Mundharmonika eine gute Figur. Bereits nach fünfzig Minuten verliessen die Jungs die Bühne. Für drei Zugaben kehrten sie aber nochmals zurück. "Motorvatin", "Taxi driver" und "Feel alright" beendeten dann diesen grossartigen Auftritt. Als bekennender Fan musste der Verfasser dieser Zeilen also satte zwanzig Jahre warten, um endlich in den Genuss einer Hanoi Rocks Show zu kommen. Da das nächste Album kurz vor der Veröffentlichung steht, scheint die Zukunft dieser Band, beziehungsweise die weitere Zusammenarbeit von M. Monroe und A. McCoy gesichert zu sein. Die Hoffnung ist berechtigt, dass bis zum nächsten Zwischenstopp in hiesigen Gefilden nicht mehr eine so lange Zeit verstreichen wird.

"This review is dedicated to the memory of Razzle!"