Livereview: Haggard - Riddick Jones
22.09.08, Pratteln Z7
By André G.
Ob die Bezeichnung Band bei den Deutschen „Haggard“ noch gilt, bin ich nicht ganz sicher. Mit 14 Mann/Frau auf der Bühne würde ich das ganze als kleines Orchester bezeichnen. Aber egal wie man die Damen und Herren nennen will sie rocken mit Ihrem speziellen Sound jedes Haus. Seit dem Jahre 1991 beglücken sie die Fans mit einer originellen Mischung aus Death Metal und Symphonic Metal immer in Verbindung mit den speziellen Instrumenten wie Harfe, Geige, Cello etc. Der Abend wird ein eigenwilliger aber genialer Abend für die Gehörgänge.

Riddick Jones
Der Konzertabend könnte unter dem Motto, warten auf die kleine Nachtmusik gelaufen sein. Mit 45 minütiger Verspätung stiegen die Berner Jungs von Riddick Jones auf die Bühne. Sie wurden sehr kurzfristig als Ersatz für Deep Trip gebucht. Von daher kam vielleicht auch die längere Wartezeit zu Stande. Die „Giele“ haben sich diesen Sommer auch einen Namen als „Guerilla Rockers“ an den Festivals gemacht. Sie kamen einfach mit ihrem Bus angefahren und spielten einen Gig. So kann man sich auch in die Gehörgänge der Leute bringen. Ihre Songs sind stark basslastig und haben auch ein gewisses Punkfeeling. Mit ihren kraftvollen deutschen Vocals rücken sie, stilistisch, in die Richtung von Bands wie die Allergie oder auch Rammstein. Sie konnten die Leute im nicht schlecht gefüllten Z7 nicht so richtig auf Ihre Seite ziehen. Ich denke zu einem Grossteil lag es sicherlich an dem grossen stilistischen Unterschied zum Headliner. Denn die Combo gab sich echt Mühe und wusste auch mit relativ gutem Stageacting durchaus Achtungserfolge zu erzielen. Auch vom Sound her war alles paletti. Der Bass kam kraftvoll, die Drums groovten und die Gitarren jagten ihre Riffs raus. Dazu kam die aggressive Stimme des Sängers und los ging’s ohne Gefangene zu machen.

Haggard
Danach war erneut längeres Warten angesagt. Die deutsche Formation kam 14 Mann/Frau stark auf die Bühne und wurde von beginn weg abgefeiert. Für Haggard war es der Tourauftakt im Z7. Sie wie auch das Publikum war vom ersten Akkord an begeistert. Schon alleine die Bühneneinrichtung bot ein spezielles Bild. Die vielen Notenständer, die den Fotografen zwar häufig im Weg standen, waren links und rechts flankiert von brennenden Kerzen. Die Band, oder Orchester? weiss es durchaus Emotionen und Gefühle in den Songs zu verarbeiten. Sie haben auch beim Tourstart deutlich gezeigt für was sie stehen und wo ihre Stärken liegen. Zu beginn gab es noch ein zwei kleine Differenzen mit der Feinabstimmung zu beheben, aber danach ging’s gleich in die Vollen. Geige, Cello, Klavier, Pauken, Drum, Gitarren, Bass und dazu ausgebildete Opernstimmen in weiblicher und männlicher Ausführung harmonierten und vermischten sich zu einem Ganzen das es einem zeitweise Kalt den Rücken runter lief. Die hohen klaren Frauenstimmen boten sich oft Duette mit der tiefen growligen Stimme von Bandleader und Sänger „Asis“. Das ganze vermischte sich zu einer richtig mystischen Stimmung. Die Fans in der gut gefüllten Halle feierten die Band richtig ab. Aber zeitweise schlug es vom feierlichen in ein bewunderndes Stauen um. Die Bayern boten eine gute Mischung zwischen Ihren alten „Hits“ und Songs ab dem neuen Longplayer „Tales Of Ithiria“ wie der Track „Sleeping Child“ der seine Live Feuertaufe hatte. Der Song beginnt mit hohem Tempo und harten Drums gepaart mit den Thrashriffs von Claudio. Im Mittelteil wird es dann ruhiger um sich nochmals zu steigern und los zu powern. Auch der Song „La Terra Santa“ wusste einem Live durchaus mitzureissen mit seinen epischen Zwischenparts die durch harte Riffs abgelöst wurden. Der Track errinert etwas an den Song „In A Pale Moon’s Shadow“. Die Band brachte, nach einigem Üben die Fans dazu beim Song „Final Victory“ lauthals mit zu singen. Zu Beginn des Zugabenteils war es an der Zeit die gesamte Formation vorzustellen. Das dauerte natürlich ein bisschen. Aber danach startete die Band nochmals richtig durch und bot ein hartes geniales Finale mit den, von den Fans sehnlichst erwarteten, Tracks „In A Pale Moon’s Shadow“ und zum Schluss „Awaking The Centuries“. Es war wirklich ein spezielles aber unheimlich kraftvolles Konzerterlebnis. Die Instrumente und die Stimmenvielfalt reisst einem einfach mit in eine ganz eigene Stimmung. Das warten auf die Band hat sich durchaus mehr als bezahlt gemacht. Man kann sich darauf freuen das Haggard Ihr Versprechen wahr machen und bald wieder auf Schweizer Bühne anzutreffen sein werden.