Livereview: H.E.A.T - Sherlock Brothers

02. Dezember 2014, Wetzikon (ZH) – Hall Of Fame
By Rockslave
 
Für den einen oder anderen Melodic Rock Fan war bereits heute Weihnachten, denn die schwedischen Szene-Überflieger H.E.A.T beehrten die Schweiz nach dem grandiosen Konzert im Z7 am 10. Mai 2014 ein zweites Mal im Rahmen der «Tearing Down The Walls» Tour. Viele der heute anwesenden Besucher waren mit Sicherheit schon in Pratteln dabei und wollten sich dieses Spektakel auch in Wetzikon keinesfalls entgehen lassen. Das galt auch für mich und zudem war es meine längst fällige Premiere im „Hall Of Fame“. Diese neue Konzert- und Partylocation springt nun in Bresche der sich anbahnenden Schliessung des „Starclub“ (Ex-Rock City) im nicht weit weg davon liegenden Uster. Des einen Leid ist bekanntlich oft bis immer des anderen Freud und somit wird sich in Zukunft zeigen, ob sich die Trägerschaft des „Hall Of Fame“ bewährt und halten kann. Der erste Augenschein der geräumigen Innenräume hinterliess umgehend einen guten Eindruck und das Flächenangebot der Indoor-Raucherzone gehört landesweit wohl zu den grössten! Die Hauptbühne selber ist hingegen nicht so üppig ausgelegt, doch H.E.A.T und ihre Landskollegen der Sherlock Brothers fanden sich trotzdem gut zurecht.

Sherlock Brothers

Es ist ja mittlerweile bekannt, dass es in Schweden Rock- und Metal-Bands in rauen Mengen gibt. Im Internet finden sich bei „Metal Archives“ aufgerundet rund 4‘000 erfasste Bands, während die Schweiz auf knapp 900 Nennungen kommt. Das ist ja schon mal nicht schlecht, aber darin sind auch inzwischen inaktive Gruppen enthalten. Vom Verhältnis her bringen es die Nordlichter jedoch auf locker viermal mehr! Darum erstaunt es auch nicht, dass genreunabhängig immer wieder Schweden-Combos auf meinem Schreibtisch landen. Die Sherlock Brothers stammen aus der Region Enköping, also rund 100 km von Stockholm weg und waren mir bisher nicht bekannt. Deren vermutlich erster Auftritt in der Schweiz ging somit einher mit meiner ersten Visite in Wetzikon. Das Quintett um André Andersson (v), Marcus Hellgren (g), Alexander Nordqvist (g), Jerry Ossmark (b) und Andreas Lindqvist (d) enterte pünktlich um 20.00 Uhr die Bühne und bedeutete für mich als Fotographen lichtmässig erstmal Stress. Der ständige Rauch und die fototechnisch eigentlich unbrauchbare Lichtverhältnisse ärgerten mich gleich heftig, aber dafür konnten die Sherlock Brothers ja nichts. Deren alternativ wie mitunter grungemässig geprägter Sound wurde zwar agil vorgetragen, traf meinen Nerv aber nicht wirklich. Das Publikum urteilte gnädiger und machte ordentlich mit. Die vorgetragenen Songs wie «Sinkhole», «Control» und «My Way» stammten zu einem Teil vom aktuellen Album «Monkey Made Nation» und der eine oder andere Song war womöglich ganz frisch. Immerhin stimmte die gesangliche Leistung von Mister Andersson und zwischendurch waren auch einige gute Melodylines auszumachen. Am besten gefielen mir die „echten“ Rocker «Down», «This Motel» und «Crave» ab der 2011er Debüt-Scheibe «Black Cat Tango», die eigentlich alle soweit einen geilen Groove hatten. «Mein Ding wars jedoch insgesamt, wie gesagt, nicht zwingend und nach den gut vierzig Support-Minuten verspürte ich eigentlich nur Durst sowie Hunger. Wie hiessen die nochmals…, Sherlock was auch wieder?!

Setliste: «Urine» - «Rollin'» - «Sinkhole» - «Down» - «This Motel» - «Control» - «Crave» - «Stay» - «My Way».


H.E.A.T
Eins war ja schon zum Vorneherein klar und zwar, dass es wiederum eine ziemlich fette Show des Headliners absetzen würde! Die Frage war dabei nur, ob der sackstarke Auftritt der schwedischen Melodic Rock Hipster von Pratteln noch getoppt werden konnte oder nicht. Die Antwort darauf liess nicht lange auf sich warten, denn als Frontmann Erik Grönwall mit seinen Jungs nach dem wie die Faust aufs Auge passenden Intro die Bühne enterte, war im Nu wieder der Teufel los! Der krachende Opener «Point Of No Return» konnte dabei nicht besser ausgewählt werden und was auf dem Studioalbum bereits unschlagbar ist, erzeugte auf der Bühne ein veritables Erdbeben. Erik war wiederum sichtlich bis in die Fingerspitzen motiviert und platzte fast vor Energie, aber nicht nur er. Seine Kollegen taten es im gleich und der erwartete Siegeszug von H.E.A.T nahm auch in der „Hall Of Fame“ seinen erwarteten Lauf. Nein, es zeichnete sich bald einmal ab, dass es heute Abend gar noch geiler werden sollte und das war bei diesen hochklassigen Songs auch kein Wunder. Gute, respektive geile Hardrock Bands wie H.E.A.T gibt es einige, aber die Hitdichte, die hier geboten wird, sucht einfach Seinesgleichen! Da gibt es bereits auf den sackstarken Alben kaum, wenn überhaupt, einen Hänger und auf dem neuen Werk «Tearing Down The Walls» schon gar nicht. Da die Jungs auch technisch ziemlich beschlagen sind, bringen sie diesen Druck ohne Mühe auf der Bühne ebenso hin, was sie gegenwärtig live einfach unschlagbar macht. Dabei muss man neidlos anerkennen, und damit sind zahlreiche andere Combos gemeint, dass sich begleitende Bands von H.E.A.T überaus warm anziehen müssen, um da auch nur halbwegs mitziehen zu können!

Auch wenn die Schweden am BYH!!!-Festival in Balingen (D) und zu Hause beim «Sweden Rock» ihre absolut überzeugenden Visitenkarten bereits hinterlassen konnten (und dies heuer im Juni wieder tun werden!), so entfalten sie ihren Hammer-Sound in kleineren Locations wie dem „Hall Of Fame“ klar besser. So wähnten sich die Fans fast im Rock-Himmel und feierten Helden nach allen Regeln der Kunst ab. Die Stimmung war schlicht grandios und auch wenn Master Grönwall in der oberen Stimmlage gelegentlich etwas am Anschlag war, gab es unter dem Strich rein gar nichts zu bemängeln und somit die Höchstnote. Doch die heutige Show hatte überdies eine zusätzliche Überraschung zu bieten, die den Hardcore-Fans natürlich längst bekannt war. Frontmann Erik feierte nämlich nach Mitternacht seinen 27. Geburtstag in Wetzikon und dies wurde durch zwei knackige sowie eher leicht bekleidete Girls kund getan. Diese liefen nämlich, mit zwei grossen Torten bewaffnet, mitten durch die Fans hindurch und erklommen die Bühne. Flankiert von Crew-Members kriegte Erik die Torten danach natürlich mitten ins Gesicht gedrückt, was dieser ziemlich sportlich aufnahm. Zwischendurch sah er wie ein Zombie aus, was ihn aber anschliessend nicht daran hinderte, noch die Zugaben runter zu zocken. Nach etwas über hundert äusserst unterhaltsamen wie weitgehend sehr intensiven Minuten war es dann leider auch schon wieder vorbei. Bleibt zu hoffen, dass HE.A.T dieses Level auf den kommenden Alben mindestens beibehalten können. Falls ja, können wir uns auf weitere schweisstreibende Shows dieser sehr talentierten wie sympathischen Band aus dem hohen Norden freuen. Des Weiteren wird so bekräftigt, wie stark die schwedische Rock-Szene nach wie vor ist…, Sweden rocks!

Setliste: «Intro: The Heat Is On (Glenn Frey Song)» - «Point Of No Return» - «A Shot At Redemption» - «Better Off Alone» - «Heartbreaker» - «It's All About Tonight» - «Inferno» - «The Wreckoning» - «Tearing Down The Walls» - «Mannequin Show» - «Late Night Lady» - «Beg Beg Beg» - «All The Nights» - «Downtown» - «Enemy In Me» - «Emergency» -- «Breaking The Silence» - «Living On The Run» - «Laughing At Tomorrow».