Livereview: Gamma Ray - Rhapsody Of Fire - Elvenking

08. April 2014, Pratteln – Z7
By Rockslave
 
Es gibt diverse Bands, die seit Jahren Qualitätsarbeit abliefern und sich mehr oder weniger treu bleiben, respektive geblieben sind. Wenn man nun nicht der Oberfan ist, kann beim jetzigen Angebot locker mal das eine oder andere Konzert zugunsten von allenfalls was anderem ausgelassen werden. Ich mag Gamma Ray durchaus, wenn auch mehr die Anfänge zu «Heading For Tomorrow»-Zeiten. Letztmals sah ich Kai Hansen und seine Jungs im Vorprogramm von Iron Maiden, und das war im Herbst 2003 in Zürich. Oder war da, ausser Balingen beim BYH!!!, noch was dazwischen? Gut möglich, aber gemäss Konsultation in unserem Archiv nicht. Spätestens mit dem brillanten neuen Album «Empire Of The Undead» waren nun aber genügend Gründe da, sich dies nicht entgehen zu lassen. Was ja durchaus schon «To The Metal!» (2010) im Sinne der Abwechslung gekennzeichnet hatte, wurde noch einmal auf ein höheres Level angehoben. Dort befand sich vor Jahren auch mal eine italienische Band namens Rhapsody, damals noch mit Gitarrist Luca Turilli im Line-Up. Sänger Fabio Leone fährt nun unter dem Banner Rhapsody Of Fire und ebenfalls mit dabei waren die Landsmänner Elvenking.

Elvenking

Kaum zu glauben, dass die Italiener schon seit 1997 die Metal-Szene im Bereich Power, Folk bis Celtic Metal bedienen. Da die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, bin ich bisher noch nicht auf Elvenking aufmerksam geworden. Das, was ich dann hörte und sah, bestätigte die Faktenlage. Auf der Bühne standen sechs Musiker, wovon einer eine Violine spielte. Alle haben sich entsprechende Pseudonyme zugelegt. Sänger Damnagoras wirkte soweit noch ziemlich souverän und wenn Violonist Elyghen keine so tragende Rolle beim jeweiligen Song hatte, kam die ganze Chose, vor allem die im Midtempo gehaltene, noch ordentlich druckvoll rüber. Dafür besorgt waren die fetten Riffs der beiden Gitarristen Aydan und Rafahel. Weniger originell fand ich die unnötige Gesichtsbemalung der ganzen Band, aber wenn es glücklich macht. Irgendwann kamen dann begleitend noch female vocals ab Band, wobei diese wenigstens songdienlich arrangiert wurden. Mit den einsetzenden Violin-Klängen wurde es sofort folkig lustig und die Fans schienen mehr oder weniger darauf anzusprechen. Gegen bierseligen Humppa Metal habe ich natürlich nichts, wieso auch, aber meinen Musikgeschmack trifft diese Genre-Ecke überhaupt nicht. Will heissen, dass ich mich nach dem Fotographieren umgehend an die Bar zurück gezogen hatte, um diese paar Rezi-Zeilen aufzuschreiben. Immerhin dauerte dieser Auftritt zum Glück nicht länger als 30 Minuten, doch für Rhapsody Of Fire musste ich dann nochmals untendurch, ehe dann endlich der Headliner kam und meinen Konzertabend doch noch retten konnte.

Setliste: «The Manifesto (Intro)» - «The Loser» - «Runereader» - «Elvenlegions» - «The Divided Heart» - «Moonbeam Stone Circle» - «The Winter Wake».


Rhapsody Of Fire
Egal, ob sich die Musik unter dem Banner von Rhapsody, Rhapsody Of Fire oder Luca Turillis Rhapsody manifestierte, nichts von all dem juckte mich jemals. Dieses unsägliche Geniedel und nervtötende Speedgeballer ging mir von Anfang an stets am Allerwertesten vorbei. Mit DragonForce kam es Jahre später gar noch schlimmer! Der einzige Vorteil dieser Mucke aus meiner Heimat mütterlicherseits war die Schaffung der entsprechenden Stilschublade Epic Symphonic Metal oder so ähnlich. Damit liessen sich andere Bands beschreiben und charakterisieren. Aus der Ursuppe von Rhapsody sind aktuell noch Frontmann Fabio Leone und Tastenmann Alex Staropoli übrig geblieben. Geboten wurde dann mehrheitlich das, was schon unter dem anderen Namen zelebriert wurde. Immerhin zeigte sich Fabio als gewiefter Sänger von Format und Ausstrahlung eines Robert Plant (Led Zeppelin), doch zwischendurch wurde es dann halt eben wieder pfeilschnell oder dann gar opernhaft. Zudem waren die Keyboard-Sounds mehr als einmal unverhältnismässig wie ätzend laut. Das waren dann halt wieder die Momente, wo sich beim Verfasser dieser Zeilen immer mehr Langeweile breit machte. Dieses Gebaren wiederspiegelte allerdings nicht die wirklich gute Stimmung vor der Bühne. Rhapsody Of Fire holten das Z7 definitiv ab und vermittelten auf jeden Fall ungetrübte Spielfreude. Ein halbwegs erstaunter Blick auf die Uhr offenbarte überdies, dass die zweite Vorband mit gut 65 Minuten Spielzeit eigentlich den Stellenwert eines Special Guests einnahm. Wer mich hingegen voll überzeugte, war Neu-Drummer Alex Holzwarth, der bekanntlich bis 2012 gleichzeitig auch bei Luca Turillis Version von Rhapsody in Lohn und Brot stand sowie des Weiteren Credits bei Sieges Even, Angra, Blind Guardian und auch Avantasia sein Eigen nennen darf.

Setliste: «Vis Divina (Intro)» - «Rising From Tragic Flames» - «Land Of Immortals (Rhapsody Cover)» - «The March Of The Swordmaster (Rhapsody Cover)» - «Unholy Warcry (Rhapsody Ccover)
Dark Wings Of Steel» - «Lamento Eroico (Rhapsody Cover)» - «Holy Thunderforce (Rhapsody Cover)» - «Dawn Of Victory (Rhapsody Cover)» - - «Reign Of Terror» - «Emerald Sword (Rhapsody Cover)».


Gamma Ray
Mein persönlicher Konzertabend begann eigentlich erst jetzt, sprich als ich, im Fotograben stehend, «Welcome», dem alten Intro vom Debüt vor dem Bombast-Opener «Avalon» von der aktuellen Hammerscheibe «Empire Of The Undead» lauschen konnte. Gamma Ray brachten also tatsächlich als Erstes gleich das geniale, fast zehn Minuten lange Epos, das zum Besten zählt, was diese Band (nach dem kultigen 14-Minüter «Heading For Tomorrow») je erschaffen hat. Was für ein Beginn! Nachfolgend dann «Heaven Can Wait» (auch vom Debüt), was gleich den zeitlichen Bogen von 25 Jahren schlug. Damals war natürlich noch Ralf Scheepers, der heutige Sänger von Primal Fear, als Frontmann tätig. Ab 1995, also auch schon vor bald zwei Dekaden, übernahm Kai Hansen die Lead-Vocals und das ist bis heute so. Dieser verfügt, wie längstens von den Fans geliebt und verehrt, ebenfalls über eine saugeile Stimme wie sein Vorgänger Ralf, was zum Beispiel, nebst bei vielen eigenen Songs, auch beim sackstarken Judas Priest Cover von «Victims Of Changes» nachzuhören ist. Heute Abend gab es einen lückenhaften Rückblick, wenn es um alle Alben geht, denn beispielsweise weder «Somewhere Out In Space» (1997) noch das ältere «Sigh No More» (1991) wurden berücksichtigt. Das ist aber nicht ungewöhnlich und bei den meisten Bands so, die einige Alben am Start haben.

Dafür gab es aber insgesamt fünf neue Songs, die in der Live-Fassung präsentiert wurden und sich bestens im Kreise der alten Schoten behaupten konnten. Dazu gehörte mitunter der Accept-Rocker «Pale Rider» oder die töfte Halbballade «Time For Deliverance». Allerspätestens hier bemerkte der aufmerksame Zuhörer (vielleicht), dass die Stimmbänder von Kai am heutigen Abend nicht zu hundert Prozent einsatzfähig waren, jedoch immer noch auf ziemlich hohem Niveau funktionierten. Dies galt natürlich ebenso für alle Musiker, die ihren Chef optimal unterstützten und den brachialen Titeltrack «Empire…» volle Kanne runter holzten. Dabei wechselten, respektive ergänzten sich Kai Hansen und Henjo Richter, der zweite Gitarrist, kongenial. Die Leichtigkeit des Spiels lässt einen manchmal fast vergessen, dass dies wohl selbst für Profis gar nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Jahrelanges Spielen und Touren ermöglicht halt sowas und die gut 1000 anwesenden Fans konnten sich vor den Zugaben auch zum Speedster «Man On A Mission» regelrecht daran laben. Die Hütte stand Kopf und die Stimmung befand sich auf dem Siedepunkt. Die beiden tempomässig unterschiedlichen Rausschmeisser «To The Metal! » und «Send Me A Sign» setzten schliesslich den krönenden Abschluss zu einem fetten Top-Konzert von 120 Minuten Länge. Gamma Ray stellten damit eindrücklich unter Beweis, dass sie kaum besser als jetzt waren. Hoffentlich gereicht es mit diesem Hammer-Album noch zu einigen Festival-Auftritten nach der Hallentour!

Setliste: «Bad Reputation (Joan Jett Song)» - «Welcome (Intro)» - «Avalon» - «Heaven Can Wait» - «New World Order» - «Tribute To The Past» - «I Want Out (Helloween Cover)» - «Pale Rider» - «Time For Deliverance» - «Drum Solo» - «Blood Religion» - «Master Of Confusion» - «Empire Of The Undead» - «Rebellion In Dreamland / Land Of The Free» - «Man On A Mission» -- «To The Metal! » - «Send Me A Sign».