Livereview: Fish
02. November 2011, Zürich - Plaza
By Liane P.

Der Schotte Derek William Dick, besser bekannt unter dem Namen Fish und noch besser bekannt als Sänger der Band Marillion (1981-1988), präsentierte an diesem Abend eine Auswahl «unplugged» arrangierter Versionen seiner Solo-Songs sowie eine Handvoll Marillion Titel. Dies liess das Publikum besonders nervös werden. Intim und stilvoll war die Atmosphäre im engen Kreis des Plaza Clubs in Zürich. Als langjähriger Bewunderer des Sängers war es für mich keine Frage: Pflichtprogramm!


Ohne Support und lange Wartezeiten wurde eine Selektion der Meisterwerke seiner langen musikalischen Geschichte mit viel Gefühl, Charme und Witz knappe 2 Stunden vorgetragen. «Just Good Friends», «A Gentleman's Excuse Me» oder der Marillion Klassiker «Fugazi» waren Teil der Setliste. Fish begeisterte nicht nur mit seiner unverwechselbaren Stimme, sondern auch mit aussergewöhnlichem Talent, das Publikum mit Geschichten, politischen Statements oder Anekdoten aus seinem Leben zu unterhalten, ohne dass es langweilig wirkte. So witzelte er über sein hohes Alter (53), seine Erfahrungen mit den Frauen und dem Alkohol oder widmete sich im nächsten Augenblick wieder ernsten Themen wie Politik und aktuellen Zeitgeschehnissen. Ohne grosse Mühe wechselte er auch mal in die deutsche Sprache, die er durch die 14-jährige Ehe mit einer Deutschen immer noch gut beherrschen zu scheint. Besonders beeindruckend war die minimalistische, jedoch trotzdem sehr variantenreiche Darbietung der Songs.



Der Gesang war zu jeder Zeit dominant, wobei Gitarre und Klavier (Keyboard) stets im Hintergrund brillierten. Sobald Fish begonnen hatte wie ein Buch zu plappern, versammelten sich Gitarrist Frank Usher und Keyboarder Voss Patterson am kleinen, runden Tisch im hinteren Teil der Bühne, machten sich über ihren Frontmann lustig und gossen sich Wein nach. Das war keine Show, die Herren hatten unglaublich viel Spass da oben. Wenn man berücksichtigt, dass Fish extrem erkältet gewesen ist und zwischen den Liedern immer wieder sein Taschentuch (im Schottenmuster!) zückte, um zu husten oder seine Nase zu schnäuzen, muss man an dieser Stelle den Hut ziehen. Erstklassige Leistung und trotz Virenbefall herrschte immer gute Laune auf der kleinen Bühne sowie auch vor der Bühne. Auch von den Stimmproblemen (Halsoperation) aus 2008/2009 war nichts zu merken. Fish sprang auch mal ins Publikum und lief gedankenverloren und dann wieder hoch konzentriert durch die Leute, schaute ihnen in die Augen, schüttelte Hände und verschmolz so mit den Zuhörern. Freunde von handgemachter Musik hatten sicher sehr viel Spass an diesem Abend! Für mich ist und bleibt Fish der bessere Sänger. Das Zelebrieren seiner unverkennbaren Stimme durch theatralische Gesten macht ihn für mich so einzigartig. Seit er nicht mehr bei Marillion am Mikro steht, hat sich das Interesse für diese Band bei mir so ziemlich minimiert. Hoffen wir, dass er sein Versprechen, nächstes Jahr wieder zu Besuch zu kommen, halten wird!