Livereview: Equilibrium - Lord Of The Lost

01. Februar 2020, Pratteln - Z7
Text & Pics by Oliver H.
Mit ihrem letzten Erfolgsalbum «Armageddon» haben sich Equilibrium endgültig aus der Masse der Epic-Pagan-Metal-Bands erhoben und sich mit «Renegades» glatt neu erfunden wie ihren Status als Bombast-Band betoniert. Nach den ersten Tourtagen machte der Tross zur Freude vieler Fans auch im Z7 in Pratteln Halt. Die Vorfreude auf den bevorstehenden Gig war gross, da sie eine wirklich tolle Live-Truppe sind. Gespannt war ich besonders darauf, wie der Klargesang der neuen Songs live rüber kommt. Begleitet wurden die Herren von ihren Nuclear Blast-Kollegen Oceans, Nailed To Obscurity und Lord Of The Lost. Oceans und Nailed To Obscurity spielten allerdings ohne mein Beisein, was der allgemeinen Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Lord Of The Lost

Jedoch merkte man dem Publikum allerdings an, dass es auf die folgenden zwei Bands wartete, die an Bekanntheit den beiden Support-Bands doch einiges voraus haben. Und das äusserte sich direkt an der Menge an Publikum, das pünktlich zum Beginn des Sets von Lord Of The Lost in der Halle zusammen kam. Es war plötzlich ziemlich voll, und dass sich etliche Fans der Hamburger Jungs darunter befanden, konnte man bereits beim ersten Ton des Intros hören: es wurde mächtig laut! Die Jungs betraten die Bühne. Outfit- und Make-Up mässig war alles beim Alten. Aufwändig geschminkt, auffällig angezogen in glitzernden, eigenwilligen Outfits (viele der anwesenden weiblichen Fans wünschten sich wahrscheinlich Beine, wie sie Chris Harms in seinen zerschlissenen Jeans zur Show stellte), legten die Lords eine Show hin, die wie immer energiegeladen und publikumsorientiert war. Viel Interaktion miteinander, viel Kommunikation Richtung Publikum und ein regelrechtes Sportprogramm auf der Bühne sind mittlerweile ein Markenzeichen bei ihren Auftritten. Leider kamen weder Outfit, noch Make-Up an diesem Abend so richtig zur Geltung, da die Lichtgestaltung etwas zu wünschen übrig liess. Zu grelles Licht und etwas zu viel Nebel. So stand die Band zumeist in einer recht dunklen Umgebung und konnte so wild wie eh und je durch den Raum springen, man konnte sie kaum wahrnehmen. Das ist man angeblich anders gewohnt bei Lord Of The Lost. Dafür war die Soundqualität schon zu Beginn sehr gut, aber schlechte Lord Of The Lost Konzerte gibt es angeblich gar nicht. Wer sich davon dieses Jahr noch selbst überzeugen möchte, hat noch etliche Male die Möglichkeit: unter anderem bei dem wahrscheinlich absoluten Highlight, der Tour mit Iron Maiden.

Setliste: «Lament For The Condemned» «Morgana» «Empyrean» «Drag Me To Hell» «Under The Sun» «Loreley» «Full Metal Whore» «Ruins» «Fists Up In The Air» «Die Tomorrow» «La Bomba» «Trisma»


Equilibrium
Auch wenn die Lords selbst auf Headliner-Touren Locations wie das Z7 schnell zum Status "ausverkauft" bringen können, waren sie diesmal nicht die Attraktion des Abends. Denn dieses Attribut stand nur den Metallern Equilibrium zu. Seit nun auch schon zwanzig Jahren begeistern die Mannen bereits die Metal-Szene mit ihrem selbsternannten Epic Metal. Mit «Renegades» brachte die Truppe im letzten Jahr ihr siebtes Album heraus, das es in die Top-20 der Schweizer Album Charts schaffte und damit minimal "schlechter" abschnitt als der Vorgänger «Armageddon». Mit «Renegades – A Lost Generation» startete dann auch das Konzert. Auf den Klargesang von Skar mussten die Fans an diesem Abend auch nicht mehr verzichten, da sich der zweite Mann am Mikro wieder von seiner Krankheit erholt hatte. Live waren diese Parts glücklicherweise nicht so gewöhnungsbedürftig wie auf dem Album. Von grassierenden Krankheiten war an diesem Abend überhaupt nichts zu bemerken, denn auf der Bühne herrschte pure Energie, die sich direkt auf das Publikum übertrug. Wall Of Death, Circle Pit und Moshpit gehörten ab sofort zum Standard-Bewegungsrepertoire des Publikums – von Anfang des Konzerts bis zum Ende! Ermüdungs-erscheinungen waren unter den Fans nicht wahrzunehmen, und so fragte Robse immer wieder zwischendurch, ob sich denn auch niemand verletzt hätte und forderte das Publikum auf, aufeinander acht zu geben. Da war auch keinerlei Belustigung in der Stimme, sondern wirkliche Anteilnahme. Sehr sympathisch der Mann! Die Security vom Z7 wusste diese Aufforderung bestimmt zu schätzen. Auf der Bühne ging es derweil fröhlich durch die Musikgeschichte der Band hindurch. Dass diese keine Berührungsängste mit eher szeneungewöhnlichen Klängen hat (Begriffe wie Elektronik und Dubstep), zeigte sich bei diversen Songs, stiess aber beim Publikum auf offene Ohren. Um 22:30 Uhr wurde den Fans erstmals eine kurze Pause verordnet, als die Band die Bühne verliess. In der Dunkelheit der Halle kam es zu den obligaten "Zugabe"-Rufen, und natürlich folgten Equilibrium dem Begehren der Fans. Bis dahin sei alles nur "Aufwärmphase" gewesen scherzte Robse, und nun ginge das Konzert erst richtig los. Bestimmt war es für die meisten sehr traurig, dass diese Aussage nicht der Wahrheit entsprach. Da die Mehrheit der Besucher aber an dem Abend nicht ihre Konzertpremiere feierten und das Ende abzusehen war, legte man sich für die letzte halbe Stunde nochmal so richtig ins Zeug. Das Z7 begann nochmals zu glühen, bevor dann doch viel zu schnell der endgültige Schlussakkord ertönte. Nach regulärem Selfie mit der Crowd und Verteilen der gebrauchten Utensilien, verschwanden die Musiker in den Gängen des Lokals. Für den perfekten Abend fehlten mir persönlich in der Setliste «Uns'rer Flöten Klang» und «Was Lange Währt». Dies ist aber Geschmacksache, und irgendwann müssen Fans und Band ja auch wieder ihren Energiehaushalt auftanken. Ich freue mich jetzt schon, wenn sie zum 20-jährigen Jubiläum von «Erdentempel» auf Tour gehen und das ganze Album zum Besten geben. Halleluja!

Setliste: «Intro/Renegades/Tornado» «Himmel & Feuer» «Waldschrein» «Freiflug» «Apokalypse» «Path Of Destiny» «Born To Be Epic/Prey» «Heimat» «Der Ewige Sieg» «The World Is Enough» «Final Tear» «Blut Im Auge» «Ruf Den Wind» «Rise Of The Phoenix/Outro»