Livereview: Epica - Anneke van Gierbergen's Vuur - Myrath

02. Dezember 2017, Pratteln - Z7
By Mona M.
Wenn das Z7 mit neuen Shows umgarnt, bleibt kein Metalhead verschont - das Verlangen ist zu gross. So zieht es mich diesmal wieder in die schon fast "heilige" Halle im Baselland - diesmal um die Symphonic Metal Giganten Epica und die vielversprechenden Supporter zu sehen. Epica ist längst ein bekannter Begriff in der Szene, dieses Spektakel kann und will ich mir nicht entgehen lassen. Ebenfalls bin ich auf den Opener Myrath gespannt, eine tunesische Metal Band, die plötzlich gewisse Bekanntheit in Europa erlangte. Ich weiss noch, wie mir zufällig ein Link zu ihrem Hit «Believer» von einem Kollegen aus Belgien geschickt wurde. Meine Überraschung war riesig - und umso riesiger ist meine Vorfreude auf die Band.

Die erste Überraschung des Abends: Myrath spielt nur 30 Minuten! Dazu kommt noch die frühere Schliessung der Bar. Hmm..., nanu, mal sehen, was der vielversprechende Abend bringt.

Myrath
Der Abend und Auftritt des ersten Supporters wird durch eine Bauchtanzeinlage die portugiesischen Schönheit Kahina Spirit eingeleitet. Nach der sinnlichen, orientalischen Darbietung betreten die Herren um Wunderkehle Zaher Zorgati die Bühne. Gleich zu Beginn werden unsere Ohren mit dem Superhit «Believer» beglückt. Die sympathische Truppe bietet eine erstklassige Show in ihrer kurzen Bühnenzeit, jedoch scheint mir das Publikum aus unerklärlichen Gründen nicht ganz mitgerissen zu sein. Zumindest bis auf meinen Kumpel Greg in der ersten Reihe, der intensiv seine lange Haarpracht mit den danebenstehenden Zuschauern teilt. Ob es an der manchmal schon fast nervenden Zurückhaltung der Schweizer oder an der doch etwas exotischen Musik liegt, werde ich wohl nie erfahren. Der Einfluss orientalischer Elemente ist halt schon nicht alltäglich, wenn auch nicht neu, denn einige legendäre Bands haben auch schon Elemente reingeschmuggelt. Nehmen wir zum Beispiel die Vorväter des Metal Led Zeppelin oder Deep Purple's Jon Lord, der manchmal ein paar Einflüsse in sein Keyboardspiel hineinbrachte. Hier jedoch handelt es sich um authentischen Sound, die Band kommt aus der entsprechenden Region. So ist es erfrischend anders als beispielsweise der uns allen längstens bekannte Folk Metal aus Finnland. Ein grosses Bravo an die talentierten Tunesier! Das nächste Mal hoffentlich mit einem längeren Set!

Setlist: Jasmin (Intro) - Believer - Get Your Freedom Back - Storm of Lies - Merciless Timess - Beyond The Stars


Anneke van Giersbergen's Vuur
Die nächste vielversprechende Darbietung des Abends kommt aus Holland. Die bekannte Frontfrau der neuen Band Vuur kommt sympathisch daher und und verzaubert das Publikum mit ihrem Charme und hübschem Lächeln. Leider ist bei dieser Band der Charme das einzig Überzeugende. Das Spiel der Instrumente, die Melodien, alles klingt perfekt. Die Gesangsspur verfehlt aber die Musik. Das mag sich komisch anhören, ich meine, die Frau weiss, wie man das Stimmorgan einsetzt! Aber es ist so irgendwie nicht zusammenpassend. Trotz des guten Ansatzes ist es einfach nicht das, was es sein soll, und zusammen mit ein paar Medienkollegen warten wir ungeduldig auf das Ende des Auftritts. Wir waren uns alle einig, dass man die Auftrittsreihenfolge hätte umkehren sollen: Vuur zuerst, danach Myrath. Ebenfalls mit korrigierter Spiellänge. Denn während Myrath, die nun doch auch vier Scheiben rausgebracht haben (genauer genommen fünf; eine wurde unter anderem Bandnamen und nur in Tunesien veröffentlicht), mit ihrem progressiven Sound auch ein längeres und abwechslungsreicheres Set bieten könn(t)en, haben Vuur erst eine Platte. Aber da kann man nunmal nichts mehr ändern. Schade, Anneke, deine Band konnte (für mich) eher mit Charme und gutem Aussehen glänzen. Alternativ wäre es bestimmt sackstark geworden, hätte man die Vocals rausgelassen.


Epica
Gänsehaut macht sich bemerkbar. Die Symphonic Giganten aus Holland betreten die Bühne, und nachdem die Sopranistin als letzte ankommt, sind alle Augen auf sie gerichtet. Mit roter Mähne, zierlichem Körper, schönem Gesicht und mysteriösem Lächeln lässt sie nicht nur Männerherzen höher schlagen. Simone Simons ist eine echt magische Persönlichkeit. Kaum beginnt sie zu singen, spürt man das wohlige Gefühl des Wegschmelzens. Beinahe in Trance versetzt fühlt es sich an, als wäre ich plötzlich in einem Märchen gelandet. Die Perfektion des Instrumentenspiels, die Stimme, alles scheint zu gut, um realistisch zu sein. Fast schon neidisch versuche ich nicht mitzusingen, denn dies könnte die paar Leute um mich herum verjagen. Verdammt, so wie Frau Simons zu singen, das wäre es. Lied um Lied wird die Trance tiefer. Auf Showelemente und Pyro wurde verzichtet, die beiden Gitarristen vorne an der Bühne versprühen ihre gute Laune, Herr Jansen unterstützt Simone mit geilen Growls und, quelle surprise, Anneke van Giersbergen begleitet Simone Simons während des Liedes «Storm The Sorrow» - und es klingt gut! Falscher Stil, Anneke? Offenbar, so ist sie doch ganz gut, wenn auch fast keine noch so gute Sängerin an Simone rankommt. Ich werde hier jetzt keinen Namen nennen. Auch das Encore bietet nochmals eine gewaltige Ladung. Trotz Fokus auf die neueren Stücke ging die Vergangenheit nicht vergessen, und das Publikum erhielt ein solides, ausgewogenes Set zu hören. Bis zum nächsten Mal, Epica!



Setlist: Eidola (Intro) - Edge Of The Blade - Sensorium - Wheel Of Destiny - Victims Of Contingency - The Holographic Principle ; A Profound Understanding of Reality - Ascension ; Dream State Armageddon - Dancing in a Hurricane - Storm The Sorrow (m. Anneke van Giersbergen) - Unchain Utopia - Once Upon A Nightmare - Sancta Terra - Beyond The Matrix - Consign To Oblivion