Livereview: Eluveitie - Odroerir
2. Juni 2006, Winterthur Salzhaus
By Roger W.
Plattentaufen versprühen immer ein sehr spezielles Flair, genau wie es Folk- oder Pagan Metal Bands tun. Kombiniert man dies mit der Tatsache, dass ich Eluveitie schon seit circa 1½ Jahren unbedingt mal livehaftig erleben wollte und es bisher nie geschafft habe, so kann man sich in etwa vorstellen, wie sehr ich mich auf diesen Abend gefreut habe. So sperrte ich also ein paar Freunde ins Auto und fuhr nach Winterthur, um Punkt 21.00 Uhr vor den Salzhaus-Türen anzustehen.

Odroerir
Wenn man bei Metal-Konzerten vor den Toren für Einlass in einer Schlange warten muss, ist das immer ein gutes Zeichen dafür, dass sich wieder einmal genügend Leute gefunden haben, die diese Art der Musik unterstützen. Und so verwunderte es mich dann auch nicht, dass sich bereits bei Konzertbeginn der Vorgruppe Odroerir eine beachtliche Anzahl vor der Bühne eingefunden hatte. Deren Konzert wurde dann auch speziell durch zwei Dudelsackspieler angekündigt, die circa zehn Minuten vor den ersten Bandtönen durch das Salzhaus schlenderten. Auf der Bühne standen derweil schon germanische Schilder und Schwerter an den Pfosten angelehnt. Die Mikrofonständer zierten riesige Methörner und ein Stuhl, über den ein Tierfell gelegt wurde und dominierten die Szenerie. Als Odroerir mit Akustik-Gitarren den ersten Song anstimmten, stellte ich mich auf ein ruhiges Konzert ein. Die sechs Musiker selbst traten in keltischen Kleidern auf, was mit der Musik zusammen eine besondere Atmosphäre schaffte. Die Hauptinstrumente bestanden dabei aus den klassischen Rockwerkzeugen E-Bass, Schlagzeug und, je nach Song, ein bis zwei E-Gitarren, ergänzt durch einen Geiger. Dazwischen wurden in passenden Momenten aber auch Schalmei, Flöte, Mandoline und Maultrommel eingesetzt. Odroerir steigerten nur langsam die Härte sowie die Geschwindigkeit der Lieder und begannen dem entsprechend langsam, ja fast zierlich ihr Konzert. Die Stimmung war melancholisch, bis auch Hauptsänger und Bandleader Fix sich von seinem Stuhl erhob und mit seiner E-Gitarre schnellere Sachen spielte. Meist teilte er sowohl die Lead-Vocals und die Gitarren-Soli mit seinem Partner Stickel. Zum Teil erinnerte die Band gar an eine ruhige Metal Band, die etwas Besonderes ausstrahlt. Die Gruppe verzichtete weitgehend auf Ansagen, was dem Ganzen aber nicht schadete. Mit "Ride on" von der Pagan-Legende Cruachan beendeten Odroerir ein Konzert, das mir ein verzaubertes Lächeln schenkte. Allerdings war das Publikum durchaus geteilter Meinung, was die Fähigkeiten der Deutschen betrifft.

Eluveitie
Einigkeit schien unter den gut 300 Besuchern aber bei Eluveitie zu herrschen, die an diesem Abend ihr neues Studiowerk "Spirit" tauften. Die Band wurde ursprünglich 2002 von Chrigel Glanzmann als reines Studioprojekt gegründet und brachte mit "Vên" ein Album auf den Markt, das fast ausschliesslich von Gastmusikern eingespielt wurde. Da dieses Album begeistert von Fans und Presse angenommen wurde, entstand eine richtige Band, die bereits zwei Jahre später einen Vertrag mit dem holländischen Label Fear Dark Records unterschreiben konnte. Seither sind weitere zwei Jahre vergangen, in denen Eluveitie unzählige Konzerte, unter anderem mit Cruachan, Korpiklaani und Skyforger spielen konnten. Ihren Stil kann man grob als Death Metal, vermischt mit unzähligen alten Instrumenten und keltisch angehauchten Klängen beschreiben. Dement-sprechend gekleidet erschienen dann die sechs Musiker und zwei Musikerinnen. Ihre Gewänder glichen denen von Odroerir, ergänzt durch ein paar Kriegsbemalungen auf den Gesichtern. Mit "Spirit" vom gleichnamigen und neuen Album legte die Band engagiert los, was in den vorderen Reihen sofort mit wildem Headbangen belohnt wurde. In der Folge spielten Eluveitie ihr ganzes Album komplett, aber in anderer Reihenfolge als auf CD. Die klassische Rockbesetzung ergänzten die Schweizer zusätzlich mit E-Geige, Flöten, Dudelsack, Mandoline, Schalmei, Chrumhorn, Zugerörgeli und unzähligen anderen, speziellen Instrumenten. Fand man auf dem Debüt-Album "Vên" noch viele ruhige Passagen, scheint die neue CD nun um einiges Death Metal-lastiger geworden zu sein und bräuchte bei mir wohl mehrere Durchgänge, um richtig zu zünden. Das Gros des Publikums sah dies aber anders und feierte Eluveitie so, wie es sich gehört: Euphorisch und laut! Mit "Andor" endete der offizielle Teil, bevor mit "Run to the hills" von Iron Maiden ein für mich überraschender Coversong gespielt wurde, der durch die ungewöhnliche Instrumentalisierung neue Facetten offenbarte. Danach fand die eigentliche CD-Taufe statt. Beim Eintritt ins Salzhaus konnte jeder einen Zettel mit seinem Namen ausfüllen, aus denen nun die Gewinnerinnen und Gewinner von je einer neuen CD und einer Flasche Met gezogen wurden. "Aber eigentlich gibt es nur einen Grund, wieso wir hier sind," meinte Sänger und Bandkopf Chrigel und spielte mit seinen sieben Gefährten nochmals drauf los. Zu den letzten Liedern des Abends schwelgte man nochmals in den Songs von "Vên" und liess das Konzert mit "Jêzaïg" unter grossem Applaus ruhig ausklingen. Eluveitie werden wohl mit dieser Live-Perfomance ihren Status in der Pagan-Szene noch weiter ausbauen können. Mit dem neuen Album im Gepäck dürfte ihnen das derweil noch leichter fallen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg dabei!

Set-Liste Eluveitie: "Spirit", "Gaulish war", "Song Of Life", "Dance of victory", "Of fire, wind & wisdom", "Aidû", "Siraxta", "The endless knot", "Uis elveti", "Tergernakô", "Andro", "Run to the hills", "Lament", "Druid" & "Jêzaïg".