Livereview: Down
21. April im Rohstofflager, Zürich
By El Muerte
Down live zu erwischen, das kann sich mitunter als nervenaufreibendes Unterfangen herausstellen: Die Band machte sich bis vor einem halben Jahr prinzipiell rar, denn nebst den unzähligen separaten Projekten der Mitglieder war bis vor kurzem kein neuer Release zu promoten – Was dem Kultstatus zum Trotz manchen Booker davon abhielt, die Band zu engagieren. Glücklicherweise rochen Down nach der kurzen Europa-Visite vor zwei Jahren Blut, ihr aktueller Opus «Over The Under» zeugt vom revitalisierten Geist der Mannschaft. Aufgrund des bald 10jährigen Bestehens und ihrer qualitativ überragenden Arbeit kann die Band zudem auf eine eingefleischte Fanschar zählen, und so fand sich an diesem Montag Abend ein bunt zusammengewürfeltes Publikum im Rohstofflager ein – Vom 0815 Wald-und-Wiesen-Metaller bis hin zur Schweizer Rock & Metal-Prominenz (Unter anderem VO & Inga von Gurd, Dani Beck und Tom Gabriel Fischer).

Als Kompensation zur fehlenden Vorband wurde ein etwa Ein-Stündiger Film auf die Leinwände projiziert, der nebst aus bunt zusammengewürfelten Tour-Erlebnissen der Band auch aus Vintage-Musik-Videos von AC/DC, Thin Lizzy, den Scorpions & Co bestand. Das Publikum reagierte äussert locker darauf, zumal Down selber (Sowie auch die Spandex-Orgien, Föhnfrisuren und billigen Effekte aus den Clips) für herzhafte Lacher sorgten. Die Band selber stieg um genau 21h00 auf die Bühne, und Phil Anselmo himself liess es sich vor dem ersten überhaupt gespielten Ton nicht nehmen, das Publikum gleich selber zu begrüssen & sich bereits für die Anwesenheit desselben zu bedanken. Ein paar Sekunden später setzte die Band dann mit dem Opener der aktuellen Platte («Three Suns And One Star») zum befreienden Paukenschlag an - Und das Publikum reagierte nicht minder heftig. Zwar hielt sich die Moshpit-Aktivität in Grenzen, dafür wurde aber ordentlich gebangt, mitgesungen & geklatscht. Den dritten Song widmete Phil seinem ehemaligen Sidekick Dimebag (Ex-Pantera, Ex-Damageplan), und das Publikum konterte spontan mit «Dimebag, Dimebag!»-Sprechchören, worauf Phil zuerst mal das Mikro senkte & das Geschehen zufrieden beobachtete…

Oder sah es so aus – der Mann hatte in Tat und Wahrheit ordentlich Mühe, die Augen offen zu halten… Über die Leistung der Band lassen sich derweil nicht viel Worte verlieren, solider kann einfach nicht gezockt werden. Jimmy «Power» Bower (Drums), Kirk Windstein (Gitarre), Pepper Keenan (Gitarre) und Rex Brown (Bass) zockten sich tight durch das Set, ohne auch nur einmal den Groove aus dem Fokus zu verlieren. Die Setlist liess indes nicht viel Wünsche offen - Obwohl grundsätzlich praktisch jeder Song der Band als Klassiker durchgehen würde, waren zumindest alle wirklich grossen Tracks darauf vertreten. Phil liess es sich dabei nicht nehmen, viele der Songs persönlich anzukünden, und bedankte sich dazwischen unablässig beim Publikum, der Crew und der Band. Speziell zu erwähnen wären an dieser Stelle die beiden etwas ruhigeren Songs des Abends, «Learn From My Mistakes» kündete dabei an, was «Jail» an zweitletzter Position des Sets vollumfänglich umsetzte - Gedämmtes Licht, etwas Perkussion von «Power» Bower, leicht angecrunchte Gitarren und dazu Phil's bewegende Vocals… unvergesslich!

Irgendwann kurz vor elf Uhr wurde dann mit «Bury Me In Smoke» der letzte Song angekündet, und das Rohstofflager wie auch die Band mobilisierte noch einmal die letzten Kraftreserven. Im Outro des Stücks liessen Kirk und Rex dann ihre Technikerinnen (Jahwohl, auch Frauen arbeiten in diesem Business!) an die Klampfen, um währenddessen den Fans aufwiedersehen zu sagen - Plecs, Sticks und Setlisten wechselten die Besitzer, das Publikum spendete minutenlangen Applaus, Phil blieb als Letzter zurück, bedankte sich wiederum bei allen Anwesenden (Inkl. dem Rohstofflager-Security-Team!) und verliess dann ziemlich genau 110 Minuten nach dem Beginn der Show endgültig die Bühne.

An dieser Stelle ein Fazit zusammenzubasteln, wäre zwar bei weitem Vermessen, aber eigentlich braucht's dafür nicht viel Aufwand: Grinsen & überzeugte Anhänger weit und breit, tonnenweise an den Mann gebrachtes Merch, literweise geflossenes Bier - Mehr muss hier gar nicht geschrieben werden. Danke, Down.

Setlist: Three Suns And One Star, The Path, Lifer, Pillars Of Eternity, On March The Saints, Ghosts Of Mississippi, Learn From My Mistakes, Lies, NOD, Beneath The Tides, Losing All, Eyes Of The South, Doobie Interlude, New Orleans Is A Dying Whore, Stone The Crow, Jail, Bury Me In Smoke