Livereview: Doro - No Sleep For Lucy

20. März 2019, Solothurn - Kofmehl
By Mona
Sie wird von vielen als die Metal-Queen bezeichnet. Mag was dran sein, eine Grösse im Metal ist Dorothee Pesch, welche als Doro Pesch oder einfach nur Doro auftritt, auf jeden Fall. Eine loyale Fangemeinde auch ausserhalb des deutschsprachigen Raumes spricht für sich. Zuerst bekannt geworden durch die Band Warlock, etablierte sie sich als Solokünstlerin und ihre Historie verzeichnet nebst einer erfolgreichen Solo-Discographie auch zahlreiche starke Duette mit dem "Who is who" der Rock- und Metalszene, etwa Lemmy Kilmister (R.I.P.), Udo Dirkschneider, Saxon, Tarja, Scorpions oder Amon Amarth. Weltweit wird sie als die Powerkanone schlechthin beschrieben. Da darf ich mir den Auftritt in Solothurn, also beinahe zu Hause, natürlich nicht entgehen lassen. Zur grossen Enttäuschung der Fans gibt es heute kein Merch.

Recht früh schon ist die erste Reihe besetzt, was ja irgendwie zu erwarten war. Einen Fotograben sucht man vergebens. Mit der kleinen Körpergrösse leicht suboptimal, aber lass uns mal das Beste daraus machen. Die Fans sind bunt durchmischt, manche scheinen auf den ersten Blick gar nicht zur Metalszene zu gehören. Enthusiastisch sind sowohl die jüngeren Fans wie auch ein paar ältere Damen, die Doro fast wie ein Vorbild betrachten.

No Sleep For Lucy
Bevor es aber mit der charismatischen Düsseldorferin losgeht, bekommen wir schwedischen Arena Rock zu hören (ja, die Band bezeichnet ihren Stil so). Die Stockholmer Band wirkt sehr sympathisch, aber auch ein klein bisschen schüchtern. Der von der Band gespielte "Arena Rock" dürfte von den meisten als Pop-Rock oder Alt-Rock bezeichnet werden. Die Atmosphäre und der Sound klingen für mich wie Coldplay mit etwas mehr Gitarre. Dies ist nicht wirklich ein passender Opener für eine Grösse wie Doro, besonders stilistisch. Wenn auch angenehm und in einem anderen Rahmen bestimmt schön, ist diese Band heute leider etwas fehl am Platz. Massentauglicher Pop-Rock mit Old School Hard Rock / Heavy Metal beisst sich ein wenig. Nicht, dass Doro nicht eingängige Songs singen würde, aber die Diskrepanz der "Leichtigkeit" ist zu gross. Der Sound ist nett, aber ein wenig zu leicht, um wirklich abgehen zu können. Das widerspiegelt sich beim vorwiegend der Metalszene angehörenden Publikum, welches freundlich klatscht, aber nicht wirklich überzeugt wirkt. Das Set scheint sich aufgrund der kaum aufgedrehten Atmosphäre in die Länge zu ziehen. Teilweise der Fluch einer Vorband, teilweise aber auch die Musik selber sind wohl "schuld" daran. Der nette Frontsänger scheint teilweise auch die Töne nicht zu treffen (Mutmassung!), was das Gesamterlebnis weiter abschwächt. Alles in Allem war das Konzerterlebnis schön, jedoch nicht wirklich nennenswert. Eine weitere Band, die wohl mehr an ihrer Musik arbeiten muss, um anerkannt zu werden. Möglicherweise wurde mein Eindruck aber auch durch die allgemeine Atmosphäre im Raum beeinflusst, welche, nun ja, als gelangweilt zu bezeichnen wäre. Schade um die sympathische Band, die jedoch wirklich für andere Gruppen die bessere Opener-Wahl gewesen wäre.

Setliste: Bleeding - Moments - Mistake - Pride - Closure - Feel Alive - Until The End - Don't Let Go - Going Down


DORO
Endlich, mit einer für Schweizer Verhältnisse relativ grossen Verspätung wird die Bühne von der Band betreten, gefolgt von einer gut gelaunten, energiegeladenen Doro, die sogleich strahlend das Publikum zum Abgehen animiert. Eine natürliche, aber nicht aufdringliche Authorität ausstrahlend geht sie von der ersten Sekunde an auf 180 und das Publikum tut es ihr gleich. Freudestrahlend und dankbar plaudert sie zwischen den Songs munter und man merkt definitiv, es kommt von Herzen. Sie freut sich, für Fans spielen zu dürfen. Die Fans danken es mit fantastischer Laune, singen mit und die Party steigt. Das Set wirkt recht kurz, die Zeit vergeht wie im Fluge. Die Show beinhaltet wenig Eyecatcher, es geht um Musik. Auch sehr schön. Zum dritten Song «Bastardos» kommt aber ein lustiges Gerät zum Vorschein, ein riesiges Gewehr, welches Rauch abschiesst. Doro ist nicht mehr die Allerjüngste, was man ihrem Verhalten auf der Bühne aber definitiv nicht entnehmen kann. Voller Power und in ihrem Element verloren gibt sie ihr Bestes, verzaubert Jung und Alt im Raum. Immer wieder sieht man die Energiebombe das Mikro ins Publikum halten und die Fans singen aus voller Seele. Selbst mich "erwischt" es und offenbar stört bei guter Laune niemanden, dass ich nicht gerade die schönste Stimme habe. Von überall hört man bewundernde Worte, kommentare wie "diese Frau ist einfach genial", "so 'ne geile Frau", etc. Die Publikumsnähe spielt da bestimmt eine Rolle und die Wertschätzung der legendären Sängerin gegenüber ihren Fans ist spürbar. Immer wieder sehe ich auch deutlich ältere Semester, die voll hingerissen sind. Dieser Abend vergeht leider viel zu schnell. Beim Encore lässt Doro die Fans die Lieder bestimmen, doch leider ist nach zwei Songs schon Curfew, man sieht ihr an, dass sie gerne noch ein weiteres Lied gesungen hätte. Gerne wieder, liebe Doro!

Setliste: Raise Your Fist In The Air - I Rule The Ruins - Bastardos - Blood, Sweat and Rock'n'Roll - Burning The Witches - Fight For Rock - Soldier Of Metal - The Night Of The Warlock - 1000 Years - It Cuts So Deep - Unholy Love - Metal Racer - Für Immer - All For Metal - Drum Solo - All We Are
Encore: Out Of Control - Freunde fürs Leben