Livereview: Bon Jovi
14. Juli 2011, Zürich - Stadion Letzigrund
By Liane P.
So circa 1995 habe ich aufgehört Bon Jovi weiter zu verfolgen. Für mich waren die ersten vier Veröffentlichungen damals lebensnotwendig und «Slippery When Wet» gehört sogar zu meinen Lieblingsalben überhaupt. Ja und auch ich bekam damals feuchte Träume vom Anblick des unglaublich attraktiven John Francis Bongiovi. Später folgten die Scheiben «Keep The Faith» und «These Days» und Langeweile machte sich bei mir breit.

Vor allem live wirkte die Band auf mich abgelutscht und das ganze Theater schien von A-Z zu perfekt einstudiert, jede Gestik und jedes gesprochene Wort. Musikalisch ging man für meinen Geschmack in eine zu kommerzielle und eintönige Richtung, die mir einfach nicht mehr zusagte. 16 Jahre später entschloss ich mich nun, den Herren eine neue Chance zu geben und war neugierig geworden wie, beziehungsweise ob man sich weiter entwickelt hatte. Der Erfolg blieb ja nie aus und die Stadien waren durchwegs immer gefüllt. Die Band war so zu sagen allzeit präsent. Ende 2009 feierte man in Berlin den 20. Jahrestag des Mauerfalls mit ihrer Freiheits-Hymne «We Weren't Born To Follow» und rief daran anknüpfend den "Circle Of Change Award" für Zivilcourage ins Leben. 2011 waren sie nun im Letzigrund-Stadion in Zürich zu Gast und präsentierten uns im Zuge der «The Circle» Tour ihre neue/alte Show.

Das Stadion füllte sich, irgendwie. Im Vorfeld wurde die Werbetrommel ordentlich wie spürbar gerührt. Das Land wurde üppig plakatiert und Konzertkarten immer wieder und überall verlost. Der Gedanke, dass man sonst Mühe gehabt hätte die Hütte voll zu bekommen, lässt mich nicht los. Das ganze Konzert in der 10. Reihe direkt vor der Bühne im "Golden Circle" zu verbringen war natürlich ein Highlight und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich zu keinem Zeitpunkt der Show eine Gänsehaut hatte. Um den "Golden Circle" herum erstreckte sich ein von rechts nach links durchgezogener Laufsteg, auf dem Jon Bon Bovi plötzlich etwa in der Mitte des Konzertes mit Gitarre aufkreuzte und ein paar Balladen trällerte, zu denen er dann auch Richie Sambora zu sich holte. Es war ja fraglich, ob das neben Jon Bon Jovi wichtigste Mitglied die Tour überhaupt bestreiten könnte. Auch wenn er wohl den Alkoholentzug erfolgreich überstanden hatte, wirkte er sehr müde und abgekämpft. Bon Jovi ohne Sambora? Wer um Himmels Willen sollte dann die legendäre Hymne «Wanted Dead Or Alive» spielen können? Ein weiteres Highlight war gewesen, als er die Lead Vocals zu «Lay Your Hands On Me» überneh-men durfte. Leider kam ich aufgrund der Setlist nicht unbedingt auf meine Kosten, da im Grossen und Ganzen von den alten Songs nicht viel gespielt wurde. Die Masse möchte eben eher den Hausfrauenrock hören und im Klammergriff mit Schatzi die Hüfte hin und her wiegen. Aber das ist ja auch ok so. Eines muss man dem Herrn Bon Jovi aber lassen: Trotz der Knieverletzung (Bänderriss), welche er sich beim Konzert in Helsinki zugezogen hatte, wirbelte er über die Bühne und liess sich nichts anmerken. Auch brillierte er mit glasklarem Gesang und (natürlich) hat seine unglaubliche Ausstrahlung über all die Jahre auch kein bisschen abgenommen. Immerhin wird der gute Mann nächstes Jahr 50 Jahre alt. Charmant lächelte er in die Kamera und flirtete mit den Mädels in den ersten Reihen. Der Kontakt zum Publikum ist ihm schon immer wichtig gewesen. Mit «Livin'On A Prayer» wurde das Konzert "frühzeitig" beendet und circa 22:30 Uhr verabschiedete sich die Band, obwohl die Spielzeit eigentlich bis 23:00 Uhr angesetzt gewesen ist. Doch will ich mich jetzt nach über knapp 3 Stunden Spielzeit wirklich beklagen? Eigentlich nicht, denn meine Begleitung und ich hatten unbestritten Spass.

Setliste: «Captain Crash & The Beauty Queen From Mars» - «You Give Love A Bad Name» - «Born To Be My Baby» - «We Weren't Born To Follow» - «Lost Highway» - «Whole Lot Of Leavin'» - «It's My Life» - «We Got It Goin' On» - «I'll Sleep When I'm Dead» - «Bad Medicine/Pretty Woman» - «Lay Your Hands On Me (Richie Sambora on lead vocals)» - «(You Want To) Make A Memory» - «Bed Of Roses» - «I'll Be There For You» - «Who Says You Can't Go Home» - «No Apologies» - «Work for the Working Man» - «Have A Nice Day» - «Keep The Faith» -- «Superman Tonight» - «Wanted Dead Or Alive» - «Love's The Only Rule» - «Livin' On A Prayer».