Livereview: Before The Dawn - Black Sun Aeon -
                              - Des Königs Halunken -
10. Juli 2010, Zürich Dynamo Saal
By Toby S.
Before The Dawn und Black Sun Aeon sind nun leider zwei Projekte desselben Masterminds, die nach wie vor sträflichst unterschätzt und somit wenig beachtet werden, wenn überhaupt. So war es nun natürlich umso interessanter, eben genannte Truppen an einem Abend geniessen zu können. Gemeinsam mit der lokalen Mittelalter-Band Des Königs Halunken machte man sich nun bereit, sowohl dem wahnsinnig heissen Wetter wie auch der eher durchzogenen Tontechnik des Dynamo zu trotzen und die Leute zu unterhalten.

Des Königs Halunken

Die Herren und die Dame rund um den nach Abenteuer und Verwegenheit versprühenden Namen enterten ein wenig später als auf dem Plan vorgesehen die Bretter der Bühne, und was sich dann abspielte, kann man ruhigen Gewissens als routinierte Passion bezeichnen, was nicht negativ gemeint ist, auch wenn dies den Anschein hat. Alle Musiker waren trotz schweisstreibender Temperatur in Bestform und unterhielten das tapfer ausharrende und gelegentlich auch mittanzende Volk mit einer gekonnt dargebotenen Bühnenshow, welche immer wieder durch kleinere Witzchen oder Geschichten unterbrochen wurde. Dies hatte zur Folge, dass sowohl der Auftritt fliessend daherkam als auch, dass die Zeit, in welcher sich die Recken und die Dame an der Geige trotz sich andauernd verstimmenden Instrumenten dem Publikum darboten, sehr schnell vorbei ging. Kurz, aber mitreissend, möchte man da doch glatt abschliessend sagen.

Black Sun Aeon
Nun wurde es nach einer kurzen Abbau-Phase der Halunken Zeit, dass die erste Band um Tuomas Saukkonen den düsteren, harten Teil des Abends in Gang brachte. Auch wenn die Band noch vor dem Banner der Halunken spielte (ob dies aus zeitlichem Mangel oder aus Nachlässigkeit geschah, sei dahingestellt), so war es von den ersten Klängen an klar: Jetzt werden andere Saiten aufgezogen und die fröhliche Unbeschwertheit, welche bis anhin herrschte, wich einer andächtig gehaltenen Zelebrierung des finnischen Verständnisses von düsterer Mucke. Tuomas nahm hinter der Schiessbude platz und growlte, während sein Partner an der Solo-Gitarre die cleane Gesangsarbeit übernahm. Beinahe schon majestätisch, aber auf jeden Fall atmosphärisch gewaltig rollten die eisigen Brecher sowohl von „Darkness Walks Beside Me“ als auch vom neuen Output „Routa“ über die einerseits in Trance versunkene, andererseits heftig bangende Menge hinweg. Dass die Jungs keinen seichten, leicht verdaulichen Brocken kredenzen würden, war von Anfang an klar, aber die Art und Weise, wie er dargeboten wurde, verschlug einem den Atem. Grandios, gewaltig und einfach einzigartig, so könnte man die Schwingungen beschreiben, welche ausgesendet wurden. Dass dabei keinerlei Ansagen gemacht wurden, mag vielleicht irritiert haben, aber es war schlichtwegs nicht nötig gewesen. Manchmal ist keine Pause viel aussagekräftiger als jedes zusätzliche Wort.

Before The Dawn
Noch später (und nachdem man endlich das deplatzierte Banner entfernt hatte) kam dann der heimliche Headliner des Abends zum Zuge: Die finnischen Mannen um Chefdenker und Frontgrowler Tuomas Saukkonen sowie seinem clean singenden Sidekick Lars Eikind schickten sich an, ebenso düstere Musik wie zuvor Black Sun Aeon zu verbreiten, allerdings mit einer grösseren Portion Eingängigkeit und einer nicht ganz so frostigen Atmosphäre. Nachdem zuvor keinerlei Ansagen gemacht wurden, war es nun an Lars, die Leute über seine Ansichten über die Schweiz sowie die elende, drückende Hitze und die Auswirkung derselben auf die Stimmbänder aufzuklären. Dass dabei die Songs nicht zu kurz kamen, war logisch, und so reihte sich Kracher an Kracher. Dass dabei auch sanftere Songs wie das eindringlich vorgetragene „Monsters“ gespielt wurden, machte den Abend zu einem unvergesslichen, weil wunderschönen Erlebnis. Man merkte der Band die Spielfreude an, es war kein lieblos runtergerattertes Set, sondern eine bedachte Zusammenstellung vor allem neuerer Songs. Dass dabei auch ein Lied der hoffentlich bald erscheinenden „Decade Of Darkness“-EP gespielt wurde, nämlich „End Of Days“, machte zweierlei klar: Erstens sind Before The Dawn nun endlich in der Position, in welcher sie schon lange hätten sein sollen und können ihr gefestigtes Line Up dazu verwenden, eher stabile Songs und Soundstrukturen zu kreieren. Und Zweitens sind die Jungs noch lange nicht am Ende ihrer Schaffensphase angelangt, im Gegenteil: Vor allem dieser ebengenannte Song machte deutlich, dass die nächste Scheibe nur noch besser werden kann, ergo dass eine kontinuierliche Steigerung von Platte zu Platte zu verzeichnen ist. Ein mehr als nur gelungener Abend mit eindrücklichen Liedern und einem schweissnassen, aber rundum glücklichen Publikum!