Livereview: Avantasia - Moonglow Tour

20. April 2019, Pratteln - Z7
Text & Pics by Oliver H.
Die Ostern 2019 standen ganz im Zeichen von Tobias Sammet's Avantasia. Zumindest die Ostern im Z7 in Pratteln, denn die Abende vom 19. / 20. und dem 21. April waren für eine bombastische Bühnenshow der Extraklasse reserviert. Hochkarätige Songs, hochkarätige Musiker und eine hochkarätige Stimmung erfüllten den Osterhasen mit Freude. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass das Lokal mit mehr als 1600 enthusiastischen Fans fast aus allen Nähten platzte.

Was als Nebenprojekt zu Edguy begann, scheint sich über die letzten Jahre vermehrt zum Hauptprojekt gemausert zu haben. Seit 2001 nämlich schafft es Mastermind Tobias Sammet immer wieder, für Alben und Bühne namhafte Künstler für sich zu gewinnen. So auch für das neue Album «Moonglow» und die dazugehörige Bühnenshow. Dies wollten sich die Fans in der mit 1600 zahlenden Anwesenden restlos ausverkauften Halle nicht entgehen lassen, denn sie durften sich auf eine drei Stunden und 15-minütige Show freuen. Das sind 195 Minuten volle Breitseite! Tobi hatte das Publikum ab der ersten Minute fest im Griff, und es wurde mit spassigen Ansagen bestens unterhalten. Er machte gleich zu Beginn die Spielregeln klar, indem er erklärte, dass beim Wort „Pratteln“ das Publikum ausrasten soll. Dieses folgte brav seiner Order, was bei der Qualität des Sounds ziemlich leicht viel. Aber natürlich wusste Avantasia nicht nur damit zu unterhalten, denn die Songauswahl war der Oberhammer. Eine knackige Abwechslung an alten, neuen, schnellen und langsamen Songs zog die Zuschauer in ihren Bann. Passend dazu wechselte im Hintergrund immer das Backdrop sein Motiv.

Für diese Tour sagten neben den herkömmlichen Bandmusikern und BackgroundsängerInnen wieder hoch-karätige Gäste zu. Den Anfang machte Ronnie Atkins (Pretty Maids), gefolgt von Jorn Lande, danach Geoff Tate (Ex-Queensr’che), Eric Martin (Mr. Big) und schliesslich noch Bob Catley (Magnum), der mit seinen 71 Jahren den „Youngsters“ an Qualität in nichts nachstand. Besonders Geoff Tate präsentierte sich aber in Höchstform. Perfekte Höhen gesungen und ein Dauergrinsen im Gesicht. Aber nicht nur er, sondern alle Beteiligten hatten einen Mordsspass an diesem Abend. Jorn Lande (mit neuer Frisur) vielleicht noch etwas mehr, denn bei seinen Zwischenkommentaren kam bald die Frage auf, ob er backstage nicht einen zu viel getankt hatte. Seiner gesanglichen Leistung tat dies aber keinen Abbruch, denn er brillierte mit seiner aussergewöhnlichen und intensiven Stimme. Eric Martin setzte echte Akzente, während Bob Catley mit seinen Fuchteleien Sprechblasen in die Luft zauberte. Im Z7 standen zweifellos Künstler auf der Bühne, die voll und ganz hinter Tobias Sammet und seinem Konzept stehen. Später teilten sich alle Sänger die Bühne und gaben sich abwechselnd die Klinke in die Hand. Aber nicht nur die bekannten Fronter durften ran, sondern auch den Stimmen im Hintergrund wurde die Chance gegeben ebenso mal ganz vorne zu stehen. Eindrücklich war dabei die Leistung der Backgroundsängerin Adrienne Cowan, die kurzerhand die Screams und Growls bei «Book Of Shallows» übernahm (im Original von Mille Petrozza gesungen).

Sogar Gitarrist Oliver Hartmann teilte sich mit Sammet gesanglich einen Song. Was über den ganzen Abend extrem cool war, war die Tatsache, dass eigentlich alle Songs in der Live-Version deutlich rockiger als auf dem jeweiligen Studioalbum klangen, was den Abend noch reizvoller machte. Das Publikum schien nicht müde zu werden und forderte bereits mit „Zugabe-Rufen“ mehr Metal-Opera, obwohl das reguläre Set noch gar nicht zu Ende gespielt war. Sammet rührte dies fast zu Tränen und stachelte ihn gleichzeitig an, das Publikum anzuheizen, um den Dezibelrekord der Halle zu knacken. Es war eine grandiose Stimmung, die keine Publikumswünsche offen liess. Insgesamt wurden 24 (!) Songs gespielt, gepaart mit einer stimmigen Lichtshow und sehr gutem Sound. Besonders durch die beteiligten Gäste kam zu keiner Sekunde Langeweile auf, was bei einer 3-stündigen Show ja ohne weiteres vorkommen könnte. Spannung, Spass und gute Laune bis zum Schluss. Die Fans taten alles, um Avantasia noch länger auf der Bühne zu halten, aber nach über drei Stunden Dauerfeuer war auch diese Show mal zu Ende. Es war ein Abend, der allen Anwesenden sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Einfach Extraklasse!

Setliste: «Intro: Freude Schöner Götterfunken» «Ghost In The Moon» «Starlight» «Book Of Shallows» «The Raven Child» «Lucifer» «Alchemy» «Invincible» «Reach Out For The Light» «Moonglow» «Maniac» «Dying For An Angel» «Lavender» «The Story Ain’t Over» «The Scarecrow» «Promised Land» «Twisted Mind» «Avantasia» «Let The Storm Descend Upon You» «Master Of The Pendulum» «Shelter From The Rain» «Mystery Of A Blood Red Rose» «Lost In Space» Bonus: «Farewell» «Sign Of The Cross/The Seven Angels»