Livereview: Arena

09. April 2019, Pratteln – Z7
By Rockslave
Die britischen Prog Rock Metaller um den ehemaligen Marillion Drummer Mick Pointer und Keyboarder Clive Nolan (Pendragon, Shadowland) mögen kommerziell nicht so erfolgreich wie einige andere Genre-Kollegen geworden sein, haben aber bisher mehrere gute bis tolle Alben veröffentlicht und sind schon mehrfach zu Gast im Z7 gewesen. Der Besuch vor knapp einem Jahr galt der Würdigung des Albums «The Visitor», das zum 20-jährigen Jubiläum glatt durchgespielt wurde. Mit im Gepäck war damals auch die neue Studioscheibe «Double Vision», aus der heute Abend noch ein Track mehr gespielt wurde. Da auf der Bass-Drum von Mick noch das «Double Vision» Cover zu sehen war, konnte man die aktuelle Tour als Fortsetzung vom letzten Jahr bezeichnen. Da ich immer noch ein grosser Fan des brillanten Debüt-Albums «Songs From The Lions Cage» (1995) bin, hoffe ich stets auf dessen Opener «Out Of The Wilderness», aber mit «Solomon» wurde immerhin der Longtrack gespielt, der knapp eine Viertelstunde in Anspruch nimmt und nicht minder geil ist. Auch schön zu sehen und anzuhören war, dass das gegenwärtige Line-up immerhin schon seit fünf Jahren zusammen musiziert.

Auf dem Anzeigeplakat für das Konzert von heute Abend stand dann auch klar geschrieben: «Double Vision Tour 2019» und ein Zusatz, der sich am Ende leider nicht ganz bewahrheiten sollte: "A Full Two Hour Show»! Das war auch mitunter der Grund, warum es keine Supportband gab. Das kann, je nach Eintrittspreis, ein Umstand sein, der aneckt, aber Arena werden sich wohl auch künftig für einen durchaus vernünftigen Obolus ansehen wie anhören lassen. So ging es dann gegen 20:20 Uhr mit «Welcome To The Cage» (ab dem Album «Pride», 1996) los. Die Musiker standen dabei, wie letztes Jahr schon, auf einer eher karg eingerichteten Bühne. Hinten war eine Leinwand aufgezogen worden, worauf Einspielungen zu sehen waren. Dieses Element wiederum wurde dezent eingesetzt, denn es war natürlich die Musik, die im Vordergrund stand. Obwohl längst nicht ausverkauft, war zumindest gefühlsmässig doch noch eine ansehnliche Menge an Fans ins Z7 gepilgert. Während sich Bassist Kylan Amos von Anfang an agil zeigte, brauchte der zunächst eher teilnahmslos wirkende Gitarrist John Mitchell ein bisschen Zeit zum Auftauen. Das geschah zum Glück ziemlich rasch, auch wenn man das in seinem Gesicht kaum bis gar nicht feststellen konnte. Mehr Leben im Antlitz verströmte hingegen Frontmann Paul Manzi, der sich gestenreich in Szene setzte und gut bei Stimme war. Bleiben noch die beiden Bandgründer Clive Nolan (Keyboard/Backing Vocals) und Mick Pointer (Drums). Letzterer war natürlich verantwortlich dafür, dass die Truppe zu Beginn, vor allem auf dem Debüt, noch schwer nach Marillion klang. Im Verlauf der Jahre wandelte sich das hin zu deutlich progressiveren Tunes und mitunter kantiger Härte, wie das vor allem auf dem Album «The Seventh Degree Of Separation» (2011) zum Ausdruck kam. Die stilistische Nähe hin zu den Landkollegen von Threshold war mit einem Track wie «Rapture» (stand ursprünglich auch auf der Setliste, wurde aber von Hand gestrichen und offenbar selten bis gar nicht auf dieser Tour gespielt, warum auch immer!) nicht mehr von der Hand zu weisen.

Kern des Arena-Sounds ist aber nach wie vor die Tastenarbeit von Master Nolan sowie der versierte Saitenzauber von John Mitchell, bereichert um die stets ausgefeilten Arrangements der Songs, die diese grandiose Genre-Band ausmachen. Das wussten die interessiert zuhörenden Prog-Nerds (viele Leute waren das ganz bestimmt!) entsprechend zu schätzen und feierten Arena deshalb lautstark ab. Nachdem die Tour im vergangenen Jahr ja vor allem «The Visitor» als ganzes Werk feierte, wurden heute Abend Songs von insgesamt acht Studioalben berücksichtigt. Der opulente Kult-Track «Solomon» beendete dann erstmal den offiziellen Teil des mehr als nur anregenden Konzertes. Das Publikum wollte augenscheinlich und reaktionsmässig noch mehr, zumal die angekündigten zwei Stunden zu diesem Zeitpunkt bei Weitem noch nicht erreicht waren. Die beiden und seltsamerweise auf der Setliste nicht aufgeführten Zugaben «Enemy Without» und «Crying For Help VII» liessen die Uhrzeiger anschliessend immerhin in die Nähe der angekündigten Spielzeit gelangen. Letztlich wurde dieses Ziel aber um mindestens zehn Minuten verfehlt, da neben «Rapture» zu Beginn des Sets auch der «Double Vision»-Opener «Zhivago Wolf» dem Schwarzstift bedauernswert zum Opfer fiel. Nichtsdestotrotz lieferten Arena auch an diesem Abend als schlagkräftiges Kollektiv fraglos wie überzeugend ab, mischten sich nach dem Konzert ungezwungen unter die Fans und erfreuten zahlreiche von ihnen mit unterschriebenen Tonträgern wie gemein-samen Fotos. Mit der überaus edel aufgemachten Live-Box «Re-Visited Live» gab es zudem ein aktuelles sowie zwingend abzugreifendes Merchandise-Highlight. Meine Geduld bezüglich aller Unterschriften auf der Rückseite der wertig hergestellten Box wurde schliesslich auch noch belohnt, und so machte sich meine Wenigkeit ebenso befriedigt auf den Weg nach Hause. Solange Arena noch solch geile Mucke abliefern und das Z7 hoffentlich weiterhin existieren wird, sind die Briten, neben Threshold, auch künftig sehr gern gesehene Gäste in Pratteln.

Setliste: «Welcome To The Cage» - «A Crack In The Ice» - «Chosen» - «Witch Hunt» - «Skin Game» - «Bedlam Fayre» - «The Legend Of Elijah Shade» - «The Mirror Lies» - «Poisoned» - «Friday's Dream» - «The Tinder Box» - «(Don't Forget To) Breathe» - «Solomon» -- «Enemy Without» - «Crying For Help VII».