Livereview: Jeff Loomis - Monuments - Vilhjarta - Stealing Axion

18. Oktober 2012, Aarau - KIFF
By Liane P.
„Hilfe ich verpasse den Zug!“ Der meistbesuchte Kulturort im Kanton Aargau sorgt dafür, dass dir so etwas gar nicht erst passiert und du entspannt den Hauptact zu Ende schauen kannst. Coole Sache! Ich wohne jetzt so gut wie vor der Haustüre und kann fast schon mit dem Velo im Kiff vorbei schauen. Schön, mal wieder hier zu sein! „Die Futterfabrik“ mit der kunterbunten Programmvielfalt liess am heutigen Abend die Wände mal wieder wackeln. Jeff Loomis ist vielen bestimmt bekannt als Gitarrist der Power Metaller von Nevermore, welcher 2011 bei genannter Truppe das Weite suchte und nun Solo unterwegs ist. Die Support-Bands Monuments, Vilhjarta und Stealing Axion folgen musikalisch der Djent Bewegung, was so viel bedeutet wie: lass uns verdammt laut, extrem vertrackt spielen, grunzen und die Zuhörer zwischendurch mal ein wenig mit verträumten Melodien dann total kirre machen! Dazu kommen noch ein paar tiefe Palmmutings, indem man die Gitarre mit den Handballen abdämpft. Ach ja, und gelegentlicher klarer Gesang darf auch nicht fehlen! Voilà! Metalmayhem in Aarau...


Stealing Axion >

Die Amerikaner eröffneten die "Europlast Tour" der 4 Bands und waren eigentlich der Hauptgrund für mich, zum Konzert gehen zu wollen. Aufgrund „unerwartetem Arbeitsaufwand bei meinem Hauptjob“ hatte ich es nicht vor 20 Uhr geschafft, im Kiff einzutrudeln. Ganz toll, und liess die Laune schon mal tief in den Keller sinken. Ganze zwei Songs konnte ich mir dann noch anschauen und dann hiess es schon „Dort ist unser Merchandising-Stand, wir würden uns freuen, wenn ihr uns dort treffen kommt. Bis gleich“ - Rumms! Licht an! Band weg! Liane genervt! Es hätte mich doch sehr interessiert, wie Stealing Axion die Songs von ihrem Debüt Album «Moments» live rüber gebracht hätten. Auf dem Album klingen sie für meinen Geschmack in jedem Fall sehr gut. Von allen Bands die noch folgten an diesem Abend, mischen sie für mich noch am besten „seichte“ Melodien mit brachialem Sound. Trotz kritischem Feedback aus der Presse: «Moments» ist für mich ein sehr gelungener Erstling.


Monuments
Danach folgten die Londoner Monuments und präsentierten sich mit neuem Deal (Century Media) und neuem Mann am Gesang: Matt Rose. Nachdem ich meinen Fotoauftrag erledigt hatte, griff ich gleich mal zu Bier! (Hilft vielleicht, dachte ich!) Lief mal richtig Mischpult, mal wieder vor an die Bühne... Warum um Gottes Willen ist die Band so verdammt glücklich über den Wechsel an der Front? Matt Rose kann einigermassen gut brüllen, aber wenn er versuchte klar zu singen, überschlug sich die Stimme jedes Mal und es endete in einem anstrengenden Gejaule. Irgendwie hat er einen extrem aggressiven Eindruck auf mich gemacht und das übertriebene Herumgestolpere machte mir fast schon Angst oder sollte ich sagen Hoffnung? Wäre er von der Bühne gefallen, hätte das ganze Fiasko wenigstens frühzeitig ein Ende gehabt.

< Vilhjarta
Ich weiss auch nicht, ob es am Prozess des Älterwerdens liegt oder ob drei Support-Acts einfach grundsätzlich viel zu viel des Guten sind. Recht langatmig das Ganze, vor allem wenn die Qualität der Bands nicht ganz so überzeugt. Um circa 21:10 h versammelten sich die Hoffnungsträger der aktuell aufblühenden Djent Bewegung auf der Bühne. Die Besucheranzahl war zwar etwas dichter geworden, aber trotz allem kann man weiterhin von „sehr schwach besucht“ sprechen. Auch die Bühnenbeleuchtung blieb weiterhin böse und dunkel wie das After einer Kuh. Die blutjungen Schweden von Vilhjarta hatten gleich zwei Leute an der Front, die sich den gutturalen Gesang teilten und damit mächtig Gas gaben. Ganze drei Gitarristen hatten sie noch im Gepäck und natürlich eine Rhythmusfraktion im Hintergrund. Richtig überzeugen konnten sie mich aber leider auch nicht so richtig. Ganz so enttäuschend wie „Monuments“ waren sie jedoch lange nicht gewesen. Mit einer Auswahl aus dem Debüt Album „Måsstaden“ versuchte man die bescheidene Menge zu begeistern. Die Songs mögen zwar die Geschichte der geheimnisvollen Stadt "Måsstaden" erzählen, aber besonders abwechslungsreich ist diese Angelegenheit nicht wirklich.

Jeff Loomis
Der Headliner bekam schon in der Umbaupause Applaus sowie reichlich Jubel, und die Leute im Kiff vermehrten sich plötzlich wie die Hasen. Auch die Stimmung wurde schlagartig besser und es kam Euphorie auf. Die meisten hatten wohl nur auf den Gitarren Hero gewartet, und freundlich wie die Schweizer eben sind, duldeten sie die anderen Bands irgendwie und klatschten nur aus Höflichkeit, das war zumindest mein Eindruck. Jeff Loomis war wie eine Erlösung für die Ohren. Fiedelte sich im Stil von Yngwie Malmsteen einen ab, als gäbe es kein Morgen! Heftige wie markante Riffs, Sweep Picking und Tapping. Das ist die Welt von Jeff Loomis, der im Frühjahr 2011 die Band Nevermore verliess, was viele Anhänger gar nicht witzig gefunden haben. Immerhin war er ein wichtiges Mitglied und spielte mit Nevermore neun Alben ein. Im Zuge seiner neuen Solo-Scheibe «Plains Of Oblivion» stand er im Kiff vor seinem Publikum und überzeugte durch exzellentes Gitarrenspiel. Der Sieben-Saiter Fetischist war für einige bestimmt die Sensation in dem kleinen Club. Kaum zu glauben, dass er das Angebot bei Megadeth einzusteigen, ablehnte. Er weiss eben genau was er will und setzte dies mit seinem Solo-Projekt um. Ich denke mal, am Ende könnte das ewig andauernde „Gitarrengeschramme“ aus Songs, arm an Gesang, auf Nicht-Musiker fast schon etwas penetrant wirken. Für mich zumindest war ganz sicher erkennbar, dass der Herr wirklich was auf dem Kasten hat und sich weit von den Support-Bands abhob!