Das
Jahr 2013 fing für Shakra mit «Powerplay», der ersten
Nr. 1 Scheibe, sehr erfreulich an, und auch ich war der
Meinung, dass nun wieder richtig Dampf im Kessel sei.
Die anschliessende Tour vermittelte allerdings ein etwas
anderes Bild. Was auf der CD voll überzeugte, liess sich
auf der Bühne nicht mit der gleichen Intensität
umsetzen, und dabei war in erster Linie Sänger John
Prakesh gemeint. Natürlich sollte man eine solche
Einschätzung nicht zwingend nach nur einem Konzert
vornehmen, doch auf diesem Niveau muss man es einfach
bringen, und entweder brennt die Lunte oder sie ist
nass! Nach der "Best-Of" DCD im Jahr darauf (wo "nur
noch" der 17. Platz in den CH-Charts resultierte),
machte sich bereits wieder eine gewisse Lethargie breit.
Zumindest kam es mir persönlich so vor. Und plötzlich
überschlugen sich die Ereignisse..., John klinkte sich
im letzten Frühling aus privaten und beruflichen Gründen
Knall auf Fall aus! Wer nun dachte, dass Shakra damit
weg vom Fenster sind, irrt, denn kurz danach muss die
Reunion-Geschichte bereits in die Gänge gekommen sein.
Chris "dö Röhr" von Rohr (Krokus), der schon Gotthard
auf Kurs brachte, nahm sich die Emmentaler zur Brust und
stellte gleich klar, dass es nur mit Mark Fox
erfolgreich weiter gehen wird. Dieser Prozess bedurfte
folglich einiger Gespräche, und es war mit Sicherheit
kein leichtes Unterfangen, diverse Verstimmungen der
Vergangenheit aufzuarbeiten und möglichst zu Grabe zu
tragen. Dass diese Konstellation in der Öffentlichkeit
zu verschiedenen Reaktionen führen wird, war klar. Die
einfachste Methode, diesem kritisch besetzten Gegenwind
entschlossen entgegen zu treten, heisst «High Noon» und
markiert das mittlerweile zehnte Studio-Album von
Shakra! Der chartmässig dekorierte Vorgänger
vereinfachte den Songprozess nicht wirklich, aber Mr.
"meh Dräck!" gab insofern seinen Senf dazu, was gut
genug ist und was nicht.
Der
Album-Opener «Hello» wurde dann gleich mal als Video
unter die Leute gebracht und präsentierte sich
anfänglich noch als Schaf im Wolfspelz. Dass dem
wirklich so ist, konnte unser Martin "El Tino" Fust
exklusiv bestätigen. So stieg denn auch die Spannung
meinerseits, als die Promofiles verfügbar waren. «Hello»
hörte sich dabei mit entsprechender Lautstärke immer
besser an, aber das Schaulaufen fing danach gleich mit
dem Titeltrack an, der vor allem Vibes der frühen
Gotthard versprüht und zum anderen, dank dem zurück
gekehrten Frontmann, wieder Shakra in Reinkultur an den
Tag legt! Auch «Into Your Heart» wirkt spritzig wie zu
den besten Zeiten und unterstreicht eindrücklich, dass
wieder zusammen gefunden hat, was zusammen gehört.
Sofort werden wieder die guten Erinnerungen an «Power
Ride» wach und trotzdem hat sich die Band weiter
entwickelt. Bestes Beispiel dafür sind «Around The
World» und «Eye To Eye», wo fluffige Bridges und
Arrangements für erfrischende Akzente sorgen. Dass der
Dampfer wieder spürbar Fahrt aufgenommen hat, beweist
auch «Is It Real» als typischer Shakra-Stampfer mit
coolem Refrain. Im gleichen Atemzug steht «Life's What
You Need» für die obligate Ballade, die im Refrain zwar
etwas Schlagseite zu Gotthard aufweist (warum wohl?),
aber durch die Stimme von Mark weit weg von einem
Rip-Off ist. «The Storm» spricht derweil für sich
selber, ist nach bewährtem Muster aufgegleist und gehört
zur Signatur dieser Rockband. Selbst die etwas einfacher
gestrickte Doublette «Raise Your Hands» und «Stand Tall»
vermag mit einem catchy Refrain, respektive Groove zu
gefallen und veranlassen einen klar nicht auf die
Skip-Taste zu drücken. Zum Schluss gibt es schliesslich
nochmals voll eins auf die Zwölf, denn sowohl «Watch Me
Burn» wie vor allem «Wild And Hungry» lassen keinen
Zweifel darüber aufkommen, dass das kommende Jahr 2016
für die Band und seine Anhänger aufregende Zeiten bereit
hält. «High Noon» wird den hohen Erwartungen voll und
ganz gerecht und ich freue mich jetzt schon auf voll
aufgedrehte Verstärker, top motivierte Musiker und die
treuen Fans, die nun lautstark zeigen können, was sie
drauf haben!
Rockslave
Punkte:
9.5
von 10 |
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Ein
Aufschrei ging durch Helvetien, als bekannt wurde, dass
Sänger John Prakesh bei Shakra das Handtuch hingeworfen
hatte. Nach nur zwei Alben («Back On Track» und
«Powerplay») stand die Band um Gitarrist Thom Blunier
scheinbar vor dem Nichts. Doch Chris von Rohr (Bass,
Krokus) rief Gitarrist Thomas Muster an und mahnte:
«Thömu, hör mal, jetzt holt sofort den Fox wieder ins
Boot und bringt zusammen, was zusammen gehört. Wenn Krokus
das geschafft haben (mit Marc Storace, Chris und
Fernando von Arb), dann werdet ihr das auch schaffen!»
Und so hören wir nun den neusten Streich der Emmentaler.
Dass es aber nicht so schnell und einfach war, ist klar.
Es brauchte einige Gespräche und auch ein «In sich
gehen», bis Mark Fox wieder im Shakra Boot war.
Wie ist «High Noon» geworden?
Wie ein Album mit Shakra und Mark, einfach eine Spur
rockiger, bodenständiger und geiler als die letzten
Scheiben mit ihm. Der Titelsong, das fetzige «Into Your
Heart», das untypische, aber geile «Around The World»,
das lockere, freche, harte und witzige «Eye To Eye» (hat
schon fast was von Aerosmith!), das mit Hitpotenzial
versehene «Is It Real?», die unter die Haut gehende
Ballade «Life’s What You Need», das um die Ohren
blasende «The Storm», das leicht russisch klingende und
vorausmarschierende «Stand Tall», das hart rockende
«Watch Me Burn», der in den 80er-Jahren jede Bühne
zum Brennen gebracht hätte und der Abschluss mit «Wild
And Hungry», der schnell mal um die Ecke düst und den
absoluten Killer-Track markiert, rockt «High Noon» ohne
Wenn und Aber. Alleine «Wild And Hungry» schreit danach,
diese Scheibe zu kaufen, denn wir alle sind «wild and
hungry».
Speziell auf dieser verdammt geilen Rock-Scheibe! Mister
Fox schreit heute weniger als früher, das steht dem
Seeländer aber bestens zu Gesicht. Die Gitarren rauchen
wie immer aus allen Rohren und rocken wieder, wie man
sich dies von Shakra wünscht, während die
Rhythmussektion einen fetten Groove vorgibt. Ja, der
Fünfer hat all seine guten Eigenschaften auf einem Album
vereint und das wohl beste Shakra-Album veröffentlicht.
Dabei beruft sich die Truppe auf ihre Tugenden, die
sie berühmt gemacht haben, kopiert dabei aber weder das Debüt
noch «Rising High» und klingt wie aus einem Guss. Hier
trumpft eine eingespielte Mannschaft gross auf, die weiss,
was die Fans von ihnen erwarten. Meine Herren, ich ziehe
meinen Hut, denn mit solch einem Killer-Teil hätte ich
nicht gerechnet.
Tinu
Punkte:
9.8
von 10
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