„...whenever I was in the dressing room on my own, I'd start
playing blues to myself. One night, Bob Aisley, the bass player, came in
and said: ,You know, Gary, you should make a blues album next. It might
be the biggest thing you ever did.' I laughed, you know. He laughed,
too. But I did, and he was right, and it was.“ (Antwort aus einem
Interview mit Gary Moore, erschienen im All Out Guitar-Magazin am 17.
Juli 2007, zur Frage, wie es zum Album «Still Got The Blues»
kam)
War er jetzt ein Rocker, der ein paar Jahre und einige Rock-Alben
brauchte, um doch zu ,seinen' Blueswurzeln zu finden? Oder ein Blueser,
der nach seinen ersten musikalischen Gehversuchen auf den Rock-Zug
aufsprang, diesen aber wieder verliess, als der harte Sound nicht mehr
so gefragt war?
Zum ersten mal kam ich Anfangs der 1980-er Jahre mit Gary Moore in
Berührung, als mir ein Kumpel das «G-Force»-Album unter die
Nase hielt. Was für ein (gewöhnungsbedürftiger) Sound, aber was für ein
Gitarrenspiel! Ich blieb dran und die nachfolgenden Alben
«Corridors Of Power» und «Victims Of The Future»
brachten mit amtlichem Hard-Rock die Nadel meines Plattenspielers
regelmässig zum Glühen. Und natürlich mussten wir uns das auch live
reinziehen: Wann immer es sich einrichten liess waren wir vor der Bühne,
um dem Meister zu huldigen.
Persönlich getroffen habe ich Gary im Mai 1987 auf der Loreley in
Deutschland während der "Wild Frontier"-Tournee. Eine Leserin von POP/
Rocky gewann ein Treffen mit ihm (heute würde man wohl
«Meet'n'Greet» sagen) und ich (als Redakteur) und mein
Fotograf waren mit dabei. Gary entpuppte sich als zurückhaltender, fast
schon scheuer aber charmanter Gastgeber. Wohltuend im Vergleich zu
anderen so genannten 'Stars'! Dieser Eindruck verstärkte sich am Abend
im Hotel, wo man sich in der Bar zu einem oder zwei (...) Bierchen traf.
Als die Bar schloss, gab es in der Hotel-Lobby eine spontane
halbstündige Blues-Session: Gary am Piano - und eine der Mammas aus dem
Background-Chor von Prince erfreute uns mit ihren Sangesqualitäten.
Unbeschreiblich, unvergesslich!
Seinem definitiven Ausflug ins Blues-Fach, na ja, dem wollte ich dann
aber doch nicht folgen. «Still Got The Blues» war zu Anfang
ja noch nett anzuhören, aber spätestens als 'alle' Sender das Lied rauf
und runter nudelten, mochte ich es nicht mehr hören. Ich gestehe: ich
zeigte ihm von da an die kalte Schulter. Von seinem Flirt mit Hip Hop/
Drum'n Bass-Sounds bekam ich erst recht nichts mit. Ich erinnerte mich
jedoch wieder kurz an ihn, als Nightwish «Over The Hills And Far
Away» gecovert haben.
2009 erklärte Gary Moore in einem Interview, dass er nur noch ein Blues-
Album aufnehmen werde, um damit die Verpflichtungen gegenüber seiner
Plattenfirma zu erfüllen. Danach sollte ein Rock-Album im Stil von
«Wild Frontier» folgen. Das hatte mich wieder aufhorchen
lassen. Und war sein Auftritt am «Sweden Rock Festival» 2010
nicht ein weiteres Indiz dafür, dass er wieder einen härteren Gang
einlegen wollte? Die Frage wird - obwohl er angeblich schon ein paar
neue Songs geschrieben hatte - im Moment unbeantwortet bleiben, denn der
irische Ausnahme-Gitarrist wurde am 6. Februar 2011 tot in einem
Hotelzimmer im spanischen Estepona aufgefunden (nach derzeitigem
Erkenntnisstand wohl auf Grund eines Herzinfarktes im Schlaf).
Rückblickend könnte man seine Karriere an drei Bereichen festmachen: Die
'Orientierungsphase' (Skid Row, Gary Moore Band, Thin Lizzy zum ersten
mal, Colosseum II), dann die härtere Zeit, mit der Rückkehr zu Thin
Lizzy und seinen Hardrock-Soloalben, und eben die Blues-Phase, die mit
«Still Got The Blues» 1990 eine zwanzigjährige Reise in
(musikalisch) ruhigere Gefilde startete. Auf eine ausführliche
Discographie verzichte ich hier, das würde den Rahmen sprengen. Welche
Alben er insgesamt rausbrachte und wo er überall mitwirkte, kann man im
Internet nachlesen.
Für mich blieb und war Gary Moore in erster Linie ein Rocker. Und so
werde ich ihn in Erinnerung behalten. R.I.P. Gary!
Links:
www.gary-moore.com
http://de.wikipedia.org/wiki/Gary_Moore;
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