Mit früheren Helden
die Bühne teilen..
Zum ersten Mal nahm ich Frank Pané als tollen
Gitarristen bei Bonfire wahr. Er hatte das gewisse Etwas,
das mich von der ersten Sekunde an faszinierte. Sainted
Sinners war eine weitere Station, zusammen mit dem
ehemaligen Bonfire- und Accept-Sänger David Reece und
wie natürlich auch sein Dabeisein bei Ian Paice und das
neuste Baby wurde auf den Namen Dark Blue Inc. getauft…
Das bedeutet, dass der Gitarrist mit Bonfire am 12. April
2019 in Aarburg (Musigburg) und mit Dark Blue Inc. am
25. April 2019 in Trübbach (Johnnys Lion-Cave) auftreten wird.
Aber…
MF: Frank, in welchen Bands spielst du
momentan, ich habe da ein bisschen die Übersicht
verloren?
Frank: Ich auch (lachend). Bei
Bonfire und meiner neuen Band, die ich ins Leben gerufen
habe, Dark Blue Inc., dann Axeperience. Da singt meine
Frau Lydia und Harry Reischmann, der ehemalige
Bonfire-Trommler, spielt da auch mit. Das ist aber eher eine
regionale Geschichte, mit der wir eigene Interpretationen
von Cover-Songs spielen. Das Ganze läuft unter dem Namen
"Music Of The Guitar Heroes". Logisch spielen wir dann
Van Halen, Jimi Hendrix und Led Zeppelin (grinst).
Zusammen mit dem Gesang meiner Frau wird alles ein
bisschen spezieller. Six String Tails ist dann die
abgespeckte Version von Axeperience. Das bedeutet, dort
treten nur Lydia und ich auf, weil die anderen beiden
Jungs nicht immer Zeit haben. Aktuell gab es wieder
Konzerte mit Purpendicular, zusammen mit Ian Paice
(Trommler von Deep Purple). Sainted Sinners… Wobei, die
Combo im Moment live nicht aktiv ist, aber noch immer existiert.
Also (lacht), auf wie viele Bands kommen
wir?
MF: Was läuft gerade bei Sainted
Sinners?
Frank: Ich kann dir nicht sagen, ob David (Reece,
Sänger) noch dabei ist. Wir haben zwei Alben gemacht und
waren mit den Resonanzen sehr zufrieden. Das Debüt hat sich
für eine neue Band sehr gut verkauft und das Label war
sehr happy. Die Vorzeichen, dies mit dem zweiten Werk zu
toppen, sahen sehr gut aus. Der Start und die
Vorverkäufe waren äusserst ansprechend. Wir buchten die
ersten Shows, und aus irgendeinem Grund hatte sich bei
David… ein Unwohlsein eingestellt. Er war der Meinung,
dass er lieber sein Solo-Ding durchziehen will. Vor der ersten
Show hat er mir mitgeteilt, dass er nicht sicher ist, ob
die Leute genug Interesse an Sainted Sinners haben und
dass sie sich mehr auf seine Solo-Songs oder den Tracks
von «Eat The Heat» (Accept-Album mit David) freuen
würden. Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht, da
wir sehr viel Arbeit in die beiden Sainted Sinners-Alben
investiert hatten. Wenn du die Produkte dann live
präsentieren willst, brauchst du solche Statements nicht
für die Stimmung (lacht). Aus diesem Grund ist der
Live-Sektor da auch ein bisschen eingeschlafen. Dadurch,
dass ich noch viele andere Bands am Laufen habe, die
mich total auslasten, muss ich ehrlich zugestehen, dass
ich mich da nicht mehr so reingehängt habe, um neue Shows
zu buchen. Darum habe ich mich zu 90 Prozent gekümmert. Es ist
eine Sache, die gemacht werden muss, aber ich bin kein
Booker! Ich bin Gitarrist und möchte mich um die Musik
kümmern und nicht um dieses Business. Ich habe mich
darum gekümmert, weil ich an die Gruppe geglaubt habe.
Aber wenn dein Partner mit einem solchen Argument kommt,
dann bist du zuerst vor den Kopf gestossen. Darum fanden
nach dem Zweitling auch nur fünf Shows statt. Danach
sind, fast logischerweise, die Verkäufe eingesackt. Ich
hoffe es läuft für Davids Geschichte super?! Vielleicht
ergibt es sich wieder, dass er doch wieder mit Sainted
Sinners was machen möchte. Wir haben uns in dem Sinne
nicht getrennt. Meine Message war aber auch, und das
stellte ich klipp und klar fest, wenn er keinen Bock
mehr auf die Band hat, ist das okay. Aber ich möchte mit
dieser Truppe auf jeden Fall weitermachen. Ich habe viel
in Sainted Sinners rein gesteckt und der Name hat viel
Gutes erspielt.
MF: Gibt es eine Band, welche du als dein Hauptbetätigungsfeld
ansiehst?
Frank: Das ist schwierig zu sagen… Schaue ich den
Live-Sektor an und welche Truppen meinen Lebensunterhalt
finanzieren, dann sind dies ganz klar Bonfire und
Purpendicular. Dank diesen beiden Bands kann ich leben.
Die anderen Truppen sind aber genauso wichtig für mich.
Aus dem einfachen Grund, weil ich da meine eigene
Kreativität einbringen kann. Darum ist dies eine sehr
schwierige, aber auch gute Frage (grinst). Bonfire… Das
ist so und wird auch immer so sein. Das ist Hans Zillers
Band! Ich kann Songs beisteuern, aber ich werde nie im
gleichen Mass kreativ sein können, wie bei Dark Blue
Inc. oder Sainted Sinners.
MF: Wie kommst du an Musiker wie Hal
Patino (Bass, ehemals King Diamond und Pretty Maids)
oder Göran Edmann (Gesang, ehemals Madison und Yngwie
Malmsteen) für Dark Blue Inc. heran?
Frank: Göran lernte ich auf Tour kennen. Das ist das
Schöne, wenn man viel unterwegs ist, so lernt man viele
Leute kennen (lacht). Er singt bei der italienischen
Band Headless, die Bonfire für ein paar Shows
supporteten. Ich war damals total überrascht, dass er
bei dieser Truppe singt. Wir lernten uns so kennen und
ich sagte ihm, dass ich ein totaler Fan seiner Stimme
und Alben bin, die er eingesungen hat. Der Kontakt war
nicht regelmässig, aber als ich mit Dark Blue Inc.
startete, habe ich ihn angefragt, ob er Bock hätte mit
mir was zu machen. Er war sofort dabei, und so ist alles
zum Laufen gekommen. Mit Hal… ob du es glaubst, oder
nicht, aber das kam über Facebook zu Stande (grinst).
Ich schrieb ihn an und fragte, ob er nicht Lust hätte
mit mir zusammen zu arbeiten, und so kamen wir zusammen.
So easy kann es ab und zu sein (lacht). Das ist eine Seite der
positiven Dinge der sozialen Medien, dass man viele
Leute erreicht. Witzigerweise haben wir uns im
Februar/März 2018 erst zum ersten Mal getroffen. Er war
zufällig als Gast beim Pretty Maids Konzert in München
(grinst).
MF: Mit Dark Blue Inc. in
welche Richtung geht es da?
Frank: Das ist gar nicht so einfach zu schubladisieren
(grinst). Der Grunddanke war, dass ich ein drittes
Soloalbum komponieren wollte. Es existieren schon zwei
Instrumental-Alben von mir. Was ich da immer genossen
habe, war, dass ich stilistisch sehr frei war. Härtere,
softere Sachen, dann ein bisschen Blues einfliessen
lassen oder auch einen Flamenco. Beim Schreiben stellte
ich fest, dass ich mir diese Lieder auch verdammt gut
mit Gesang vorstellen kann. Aus rein kommerziellen
Gesichtspunkten sind solche Instrumentalgeschichten
immer nur was für Gitarren-Freaks (grinst), aber nie was
für die breite Masse. Der Vorteil ist aber, dass man
wirklich keine Grenzen hat und viel breitgefächerter
komponieren kann. Sainted Sinners folgten einem klaren
Korridor mit den Siebzigern, auf Blues basierenden
hartrockigen Songs. Das war eine eigene Linie, nenn es
einen roten Faden und liess kaum Sprünge nach links
oder rechts zu. Bonfire verfolgen ein ähnliches Schema.
Auch Purpendicular werden bei den eigenen Songs immer
nach Deep Purple klingen (grinst). Wäre ja auch komisch,
wenn eine Purple-Tribut-Truppe mit den eigenen Tracks
nach AC/DC klingen würde. Dies wäre sehr seltsam
(grinst). Das geniesse ich bei Dark Blue Inc., da die
Musik teils heavier ist als alles andere, was ich sonst
so mache. Aber zugleich auch softer. Somit ein weiteres,
dynamischeres Spektrum. Die Lieder erzählen mehr
Geschichten. Deswegen bin ich mir sicher, dass die
Presse das Material so ein bisschen in die Prog-Ecke
drücken wird. Es ist aber nicht progressiv in Form von
Gefrickel… So geschustert, dass es nur noch kompliziert
klingt, ist es nicht. Es tönt vielleicht wie Pink Floyd,
da wo die Tracks weite Wege gehen können. Wir lassen den
Songs die Möglichkeit, dass sich auch mal längere
Akustik-Teile entfalten können oder den Keyboards
mehr Raum gelassen wird. Ich bin echt gespannt, wie die
Leute das Material aufnehmen werden. Es sind teils
wirklich sehr lange Tracks geworden. Das war aber nie
der Hintergedanke, sondern es hat sich so ergeben. Alles
ist aus dem Bauch heraus entstanden. Eine Nische dafür zu
finden, ist… Glaube ich, wirklich sehr schwer (grinst).
Der Erste, welcher sich das Album anhörte, war der Meinung,
dass es zeitloser Hardrock mit Prog-Einflüssen sei. Ich
denke aber, dass sich bei der Bezeichnung noch einiges
tun wird (lacht).
MF: Was sind denn deine musikalischen
Einflüsse?
Frank: Die sind sehr breit
gefächert. Die offensichtlichen Einflüsse liegen auf der
Hand. Die klassischen Hardrock-Legenden wie Deep Purple,
Black Sabbath, Van Halen und die entsprechenden
Gitarristen wie Randy Rhoads oder Blueser wie Stevie
Ray Vaughan, Jeff Beck, Jimi Hendrix und David Gilmour.
Aber ich höre auch, ohne dass ich diese Einflüsse
umsetzte, sehr harte Sachen. Ihshan von Emperor finde
ich obercool, auch wenn es komplett was anderes ist.
Das ist jetzt nicht unbedingt Musik, die ich auch selber
machen würde (grinst), aber ich finde es spannend und
interessant da zuzuhören. Musik komplett ohne Gitarren,
wie Dead Can Dance oder Filmmusik gefallen mir auch.
Selbst das inspiriert mich gewissermassen (grinst). Mehr
im Unterbewusstsein, aber wenn man sieht, was ich
komponiere, dann schimmern da eher die klassischen
Helden durch (grinst). Ich liebe aber auch King Diamond,
darum finde ich es supercool, dass Hal bei mir spielt.
Vor dreissig Minuten habe ich mit Mike Wead (Gitarrist vom
King) gesprochen, der unser neues Album mastert.
Candlemass haben mich auch inspiriert.
MF: Dann wurde für dich ein kleiner
Traum war, als du zusammen mit Ian Paice bei
Purpendicular gespielt hast?
Frank:
Jaaa, ganz klar (grinst). Er ist einfach mein
Favourite-Drummer, und das sage ich nicht nur, weil ich mit
ihm zusammen spiele. Die erste Show mit ihm war 2013. Man
kam zum Soundcheck, spielte ein bis zwei Nummern und los
gings. Es hat zwischen uns von Beginn weg "klick"
gemacht und es funktionierte. Wir
verstehen uns gut, und ich denke, dass ich ihm
sympathisch bin (grinst). Ich denke, er schätzt diese
Harmonie in der Band. Wenn ich mit ihm spiele, weiss
ich, dass es "seine" Show ist. Da versuche ich nicht den
Super-Gitarren-Helden raus zu hängen, sondern spiele meine
Parts. Ian ist der Star. Ist schon sehr cool! Wenn ich
so überlege, bin ich nach Steve Morse der zweite
Gitarrist, mit dem er am längsten zusammen spielt… Das
ist schon… Ja sehr, sehr cool (grinst zufrieden)! Weisst
du «California Jam» als VHS-Kassette… Da hatte ich
diesen WOW-Effekt, und nun spiele ich mit einem dieser
Musiker zusammen in einer Truppe. Das ist schon sehr
schön!
MF: Wie bist du selber zur Gitarre gekommen?
Frank: Mit acht Jahren habe ich Klavier
gespielt. Ich war nicht einer, der dies unbedingt
wollte, aber ich klimperte gerne auf diesen Tasten rum.
Da ich wohl nicht so untalentiert war, ging ich auf
einen musischen Gymnasiums-Zweig. Da ein Hauptfach, ging
der Leistungsdruck schnell los. So als Teenager haben
mir gewisse Lieder überhaupt nichts gegeben. Mir
schwebte da eher was Jazziges oder Bluesiges vor
(grinst). Oder andere klassischen Stücke, aber sicher
nicht das, was mir da vorgeschrieben wurde. Dieses "das
musst du jetzt spielen" hat mir so ein bisschen den
Spass an der Sache genommen. Ich wollte weiter Musik
spielen, das war klar, suchte mir dann aber ein anderes
Instrument, bei dem ich mein eigener Herr und Meister
sein konnte. Eines, bei dem mir niemand vorschrieb, was ich wie
zu spielen hatte. So entdeckte ich die Gitarre und hörte mir
die ersten Rockbands an. Die ersten zwei Jahre verbrachte
ich auf der Akustik-Gitarre. Danach kam die E-Gitarre
und dann gings richtig zur Sache. Meine Mutter hat mich
immer unterstützt! Sie hat nie gesagt: "Lass das bleiben
und mach was Sinnvolleres" (grinst). Als ich noch
minderjährig war, hat sie mich immer zu den Konzerten
gefahren. 1993 war ein richtig intensives Konzertjahr.
Ich konnte noch nicht autofahren. Metallica mit dem
«Black»-Album waren unterwegs und auch Van Halen oder
Def Leppard. Oftmals kam sie selber mit ins Konzert
rein oder hat dann was anders für sich gemacht.
MF: Bonfire And Friends mussten
Insolvenz anmelden. Hat man da vielleicht ein bisschen
zu hoch gepokert? Sprich zu grosse Hallen gebucht und
sich mit dem Orchester und den Gastsängern übernommen?
Konzerte wurden abgesagt. War das nicht von Beginn weg
ein Unterfangen, das zu gross war?
Frank:
Ja, das denke ich auch oder habe es auch schon immer
gedacht. Andere Leute haben entschieden. Ich bin gerne
bei Bonfire in der Band und stehe voll dahinter. Aber
so gesehen bin ich ein freier Mitarbeiter und in viele der
Entscheidungen nicht involviert. Wäre dies bei einer
meiner Truppen zur Diskussion gestanden, hätte ich mich
anders entschieden. Aber, es hat sich so entwickelt, wie
es wahrscheinlich kommen musste. Das war zu gross
angedacht. Zu viele Konzerte, auch im engeren
geografischen Umkreis. Wo drei Austragungsorte waren,
hätte es einer getan. Es ist immer schwer und im
Nachhinein einfacher (grinst). Es sind Fehler gemacht
worden, und das Ganze ging nach hinten los. Musikalisch
weiss ich, dass jeder Besucher, der bei einer Show dabei
war, ziemlich angetan war. Wir haben was Gutes
abgeliefert und eigentlich nur positive Resonanzen
erhalten.
MF: Bei all den Tätigkeiten die du
machst, bist du rast- und ruhelos oder wo findest du
deinen Platz, um deine Batterien wieder aufzuladen?
Frank: Da muss ich wirklich in den Urlaub fahren
(grinst). Das Handy zu Hause lassen und weit weg von
einer Internetverbindung sein (lacht), dann funktioniert
es. Ich dachte, dass dieses Jahr ein bisschen ruhiger
wird, aber (lautes Lachen)… Die Auszeit muss ich mir
nehmen, wenn es machbar ist. Ansonsten versuche ich jede
freie Minute mit der Familie zu verbringen, auch wenn es
aktuell nicht so oft geht. Aber wenn es klappt, dann an
der Strandbar sitzen, was Feines essen oder trinken und
einfach das Leben geniessen.
MF: Dann wünsche ich dir viele schöne
Stunden mit deiner Familie, aber auch viel Erfolg mit
all deinen Bands!
Frank: Ich danke dir
für die Zeit, die du dir genommen hast, wünsche dir
alles Gute und freue mich, dich zu sehen.
MF: Danke fürs Interview!
Frank: Sehr gerne, und danke für die coolen Fragen.
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