Szene: Bob Catley (Magnum, Avantasia)

By Tinu
 
Hat viel Spass auf der Avantasia-Tour.



Bob Catley ist ein Gentleman, einer der immer den Schalk aufblitzen lässt, dies mit viel Charme und eine unglaublichen Ruhe ausstrahlt. Der Magnum-Sänger ist bei einem Interview äusserst nett, dankbar und trinkt dabei seine geliebte Tasse Schwarztee mit Milch, wie es sich für einen Engländer gehört. Aber OHNE Zucker! Neben Magnum und dem, was zukünftig bevorsteht, sang er erneut bei Avantasia mit, der Monsterproduktion von Tobias Sammet. Dass seine Aufgaben dabei um einiges kleiner ausfallen, als wenn er mit seiner Stammband auf Tour ist, liess mich der Magnum-Shouter gleich zu Beginn des Interviews wissen…

Bob: Weisst du Martin, mit Avantasia zu touren ist sehr entspannt, und ich trage keine Verantwortung (lacht). Mein Part ist mit jeweils zwei Songs, die in zwei Teilen gesungen werden, sehr gemütlich. Dazwischen liegt fast eine Stunde und ich muss nur darauf achten, dass ich meinen Einstieg nicht verpasse und zu viel trinke (lacht). Das Problem ist, dass die Show mit über drei Stunden unheimlich lang ist und du dabei den Fokus verlieren kannst. Man unterhält sich mit den anderen Sänger und fragt sich gegenseitig: "Welchen Song spielen sie gerade? Ach scheisse, ich muss auf die Bühne" (lacht). Aber ich habe unglaublichen Spass dabei und liebe es. Nun, wenn wir gut sind, spielen wir noch eine Zugabe, bei der alle auf die Bühne müssen. Also jeden Abend (lacht). Du musst nur aufpassen, wenn du im Dunkeln auf die Stage gehst, damit du nicht über die Requisiten stolperst (lacht). Das könnte zum Desaster werden (lautes Lachen). Es sind einige Leute auf der Bühne, sechs Sänger, drei Backing-Sänger und die komplette Band. Okay, Eric singt immer nur für die Mädchen, das ist ein Fehler (lacht und schaut zu Eric Martin rüber).

Es macht wirklich Spass. Ronnie Atkins (Pretty Maids), Eric (Mr. Big) und ich kennen es, wenn wir als Frontmänner Abend für Abend das Publikum unterhalten wollen. Da liegt ein unglaublicher Druck auf uns. Du musst dich neben dem Konzert zurück halten, wenn du zwei Stunden auf der Bühne stehst und morgen das Gleiche wieder ansteht. Hier sind es diese zwei Mal zehn Minuten bei Avantasia und dann bin ich entlassen (lacht). Okay, Ronnie hat da längere Parts. Du stehst bei den eigenen Bands im Mittelpunkt, bist ständig unter Strom und musst mit der grössten Energie täglich das Beste abliefern. Aber auch bei Avantasia musst du performen. Es ist unglaublich schön, ein Teil dieses grossen Events zu sein. Dieser Rock-Oper mit Pantomimen und den ganzen Hintergrundbildern, welche den Songs noch mehr Tiefe verleihen. Wir allen erhalten unseren Part und können uns mit dem Publikum unterhalten. Auch wenn es nicht unsere Band ist, aber so bekommt das Ganze einen sehr lockeren, familiären Touch, und ganz ehrlich, wir haben unglaublichen Spass miteinander. Ich bin Tobi sehr dankbar dafür, dass ich zum dritten Mal ein Teil von Avantasia sein durfte. Hey und heute Abend spielen wir zum zweiten Mal nacheinander im ausverkauften Z7. Das ist wunderbar. Ich kenne die Halle sehr gut von Magnum, wir haben hier schon oft gespielt.

MF: Ist der Sound von Avantasia der Sound, den du immer mit Magnum spielen wolltest, dieses Orchestrale, Rockopernhafte, es aber nie getan hast?

Bob: Gut, vor einigen Jahren haben wir mit Magnum auch mit einem Orchester zusammen gearbeitet. Klar unterscheiden sich Magnum vom dem, was Avantasia spielen. Wir sind eine hart rockende, leicht Epic beträufelte Truppe, die auch sehr gerne Balladen schreibt. Wir haben aber durchs Keyboard einige Orchester-Parts auf dem letzten Studio-Album «Lost On The Road To Eternity» einfliessen lassen. Lustig, dass du das erwähnst, denn es stimmt, vorher sind wir kaum diesen Weg gegangen. Aber dank unserem neuen Keyboarder Rick Benton kam dieser Orchester-Part wieder mehr zurück in unseren Sound. Das letzte Werk benötigte solche Momente. Klar, (lächelt) ein richtiges Orchester würde nochmals anders klingen. Ich denke, wir sind aber in der letzten Zeit gewissen Sounds bedeutend näher gekommen. Dies einfach auch, weil wir jetzt den richtigen Keyboarder haben, der dies auch umsetzen kann. Magnum haben sich verändert und sind um einiges besser geworden. Dies nicht nur wegen Rick, sondern auch dank Lee Morris, unserem neuen Schlagzeuger. "A power house, an amazing animal!". Ich weiss, was Felix bei Avantasia über drei Stunden spielt, das ist absolute Weltklasse. Aber auch Lee ist ein unglaubliches Energiebündel (lächelt). Zusammen mit Al Barrow am Bass sind die Beiden eine unzerstörbare Rhythmusachse. "Könnt ihr mal die Klappe halten, ich gebe gerade ein Interview!" (schreit Bob mit einem grossen Grinsen die Lärmverursacher Backstage im Z7 an). Die haben einfach keinen Anstand (grinst). Wir haben bei Magnum wirklich einen sehr guten Lauf. Während ich hier mit dir spreche, ist Tony Clarkin (Gitarre) gerade dabei das neue Album zu komponieren. Dadurch werde ich auch die Südamerika-Shows mit Avantasia nicht mitmachen können, weil ich mich dann auf die kommenden Shows mit Magnum im Proberaum vorbereiten muss. Im Juni haben wir ein paar Konzerte und dann folgen noch ein paar Festivals. Das Rock Hard Festival und das Sweden Rock zum Beispiel. Danach gehts zurück ins Studio, damit ich meinen Gesang aufnehmen kann. Ich freue mich immer, wenn ich bei beiden Truppen, Magnum wie auch Avantasia, mitmachen kann und es zu keinen Terminkollisionen kommt. Das war in der Vergangenheit nicht immer einfach, und ich hoffe, dass es zukünftig auch wieder einigermassen nebeneinander laufen kann (lächelt).

MF: Fällt dir das Singen heute einfacher, als früher?

Bob: Ja, es scheint mir keine grosse Mühe zu machen, wenn ich heute auf die Bühne oder ins Studio gehe. Ich bin vielleicht nicht klüger, aber sicher älter geworden (lacht). Weiser? Das wäre übertrieben, wenn ich das behaupten würde (lacht). Meine Stimme scheint nicht in der gleichen Art zu altern, wie mein Körper (grinst). Schaue ich zurück, was alles passierte, könnte ich sagen: "Oh mein Gott, ein kleines Wunder, dass der Typ noch lebt!" (lacht). Ich war nie einer dieser Schreihälse, die in den ganz hohen Lagen herum turnen. Dazu gibt es Michael Kiske (grinst). Ich bewegte mich in den mittleren Lagen…

MF: …mit einer warmen, sehr emotionalen Stimme…

Bob: …oh danke Martin, was für ein nettes Kompliment. Ich mag und schätze es sehr, wenn du meine Stimme so siehst! Ganz ehrlich gesagt, habe ich immer versucht so zu singen. Mal gelang es mir besser, mal ein bisschen weniger (lächelt). Aber über all die Jahre bin ich sehr glücklich mit meiner Stimme. Ich liebe was ich singe, und das vereinfacht vieles. Es kommt ehrlich aus mir heraus und klingt nicht gepresst oder zu verkrampft. Wie ein seelenvoller Sound, und auf eine Art auch wie Rod Stewart und Bonnie Tyler, ohne dabei an diese Stimmen heran zu kommen (lächelt). Das sind bedeutend besser Sänger als ich. Aber es scheint, dass ich mit meiner Stimme die Leute bewege und erreiche, sonst hätte ich dies nicht in den letzten über vierzig Jahren tun können. Ich liebe meine Stimme. Wir sind gute Freunde (grinst), dabei probiere ich gut zu ihr zu schauen, was mir nicht immer so gut gelingt (lacht). Ich versuche nicht zu viel zu trinken, und wenn, dann nur Tee mit Milch. Hey, ich bin ein Rock'n'Roller und wurde dafür geboren. Die Fans lieben mich, und ich liebe sie. Solange dies noch von Bestand ist, sollten wir die Dinge am Laufen halten (lächelt zufrieden).

MF: Dann lassen wir es noch lange laufen, freuen uns auf die kommenden Magnum-Veröffentlichungen und dass wir dich bald wieder im Z7 sehen und hören.

Bob: Das wird nächstes Jahr sein, hier im Z7. Danke dir für deine Zeit.