Story: Edguy
10.4.2004, Pratteln (Mediamarkt & Z7)
By Rockslave

Schon als ich die Jungs 1998 auf der "Vain Glory Opera"-Tour das erste Mal in einem kleinen Club (Mad House in Gretzenbach) sah, hinterliessen sie (damals als Support-Act von Eternity X) einen starken Eindruck. Die nachfolgenden Jahre, in denen immer bessere Alben der Deutschen aus Fulda erschienen, zementierten diese Einschätzung eindrücklich. War "Mandrake" von 2001 schon ein Meisterwerk, legten Edguy jetzt nach drei Jahren nochmals Kohlen nach und brachten kürzlich mit "Hellfire Club" ihr bisher reifstes Album heraus, das schon jetzt ein Genre-Klassiker ist. Da noch keiner der Truppe annähernd (altersmässig) die 30er-Marke überschritten hat, stehen uns hoffentlich noch einige Klasse-Alben bevor. Nebst dem fetten Sound auf der neuen CD haben sich Edguy vor allem auch live zu einer absoluten Ohr- und Augenweide entwickelt. Gewürdigt wird dies aktuell mit einer aufwändigen Euro Headliner-Tour, die zusammen mit Brainstorm und Nocturnal Rites als bärenstarkes Paket auch in Pratteln Halt machte. Bevor es soweit war, fand am späteren Nachmittag in der CD-Abteilung des sich in der Nähe befindenden Media-Marktes noch eine Autogramm-Stunde mit Edguy und Brainstorm statt. Im Anschluss daran konnte ich Gitarrist Jens Ludwig zum Gespräch bitten, wo der Schwerpunkt der Fragen diesmal (naheliegend) bei der Tour lag und selbstverständlich könnt Ihr untenstehend auch erfahren, was am Abend auf der Bühne entsprechend abgegangen ist!


Autogramm-Stunde

Da ich nicht wusste, wieviele Fans da auftauchen würden (zumal mir nicht bekannt war, dass Brainstorm auch dabei sein werden), war ich eine Stunde früher vor Ort präsent und stürzte mich zuerst in dieses unglaubliche Wochenend-Gewühl des Media-Marktes hinein. Es machte einen fast schwindlig bei diesem Gewusel an Leuten und dem hohen Lärmpegel, der von verschiedensten Quellen gespiesen wurde. Als dann langsam auf den Termin hin Brainstorm und später natürlich auch Edguy-Songs aus den Lautsprechern dröhnten, stand der Anlass augenscheinlich kurz bevor. Noch eine halbe Stunde vor Beginn war aber kaum jemand zu sehen, was sich dann jedoch binnen weniger Minuten änderte und plötzlich wurde eine ordentliche Schlange von (ruhig und gesittet) anstehenden Fans sichtbar. Meine Wenigkeit fand sich aufgrund des rechtzeitigen Erscheinens zuvorderst in der Pole-Position wieder und schon bald waren die mitgebrachten Sachen signiert. Daneben blitzten immer wieder Foto-Apparate von anwesenden Fans auf, um das Ganze auch bildmässig festhalten zu können. Alle zehn Musiker der beiden Bands waren locker und freundlich drauf und erfüllten jeden Autogramm-Wunsch, sei er noch so abgefahren gewesen, wie zum Beispiel Unterschriften direkt auf den Arm eines Fans. Sogar eine Akustik-Gitarre wurde zum Signieren angeschleppt. Obwohl der ganze Tross ein paar Minütchen verspätet eintraf, war der Spuk nach einer knappen Stunde auch schon wieder vorbei. Währenddessen leerte sich das Gebäude zunehmend und zum Schluss stöberten die Musiker nach letztem Posen vor den Foto-Linsen noch in den CD-Regalen herum und durften sich (jeder zwei Stück) ein paar CDs krallen. Welche Bands das jeweilen genau waren, entzieht sich zwar meiner Kenntnis, aber die neue Scheibe von Anastacia war da auf jeden Fall mit dabei! Das zeigt doch eindrücklich, dass harte Jungs nicht ausschliesslich auf harten Sound stehen müssen. Das färbte allerdings, respektive zum Glück, in keinster Weise auf die bevorstehende Live-Performance ab.


Interview

Davor wurde ich jedoch von Gitarrist Jens Ludwig abgeholt, sass alsbald in einem modernen Tour-Bus drin und liess mich genüsslich in die weiche und gemütliche Lederbank fallen. Mit dabei hatte ich noch etliche Fotos des 98er Konzertes von Gretzenbach, die sich Jens umgehend und sehr interessiert anschaute. Deshalb stellte ich die Reihenfolge der Fragen gleich um und wollte zuerst wissen, was ihm denn dazu spontan so einfalle, wenn er diese Bilder sieht. Er meinte lachend, dass sie damals, zur allerersten Edguy-Tour, ein ätzendes Wohnmobil im Gegensatz zum heutigen, schönen Nightliner gehabt und selber gefahren (!!) hatten. Es sei Rock'n'Roll pur gewesen..., ohne Crew..., Nachts in Etappen geschlafen, um rechtzeitig am nächsten Auftrittsort zu sein. Durch diese harte Schule geprägt, weiss man es heute viel mehr zu schätzen und erfreut sich wie an Weihnachten zum Beispiel über den vorhandenen Fernseher mit dem Wissen, dass es auch anders sein könnte. Was diese Tour von der letzten unterscheidet wollte ich als Nächstes beantwortet wissen. Eine neue Platte natürlich und ein verändertes Set, das es halt mit sich bringe, dass man nicht mehr alle alten Sachen spielen kann. Des Weiteren erwähnte der Gitarrist die gewonnene Erfahrung, da dies nun die zweite Headliner-Tour sei. Gross sei die Freude generell, mit einer neuen Bühnendekoration und überhaupt auf Tour zu sein. Nebst der Vorfreude darauf sei das Touren sowieso das Schönste und mache mehr Spass als die Studioarbeit. Wie denn ein typischer Tour-Tag von Edguy zu beschreiben ist, wollte ich in Erfahrung bringen. Jens antwortete im Telegramm-Stil darauf: Aufstehen - frühstücken - warten - warten - warten - Soundcheck machen - essen - warten - warten - Konzert spielen - ein paar Bier trinken und ins Bett gehen. Zwischendurch gäbe es dann noch die "Day Off's" mit folgendem Drehbuch: aufstehen - frühstücken - Hotelzimmer - Fernseh gucken - DVD anschauen - Computerspiele - ins Bett legen - aufstehen - frühstücken... (lacht). So spannend sei es nicht,Jens Ludwig aber als willkommene Abwechslung gäbe es dann noch eben Interviews und/oder Autogrammstunden.

Als speziell angenehm und wichtigen Punkt auf Tour bezeichnete Jens den Umstand, dass sich einige im Vorfeld bestimmte Leute um einen kümmern, damit man als Band auf der Bühne optimal performen kann. Weniger erbaulich äusserte er sich zu den Reisen durch all die Länder, da man zwischen Industriegebieten, der Halle und dem Bus kaum was von der Umgebung mitkriegt, da schlicht die Zeit dazu fehle. Er persönlich sei er eher faul, womit gemeint war, dass man sich schon aufraffen könne, um Land und Leute kennen zu lernen. Auf die Freundschaft untereinander angesprochen, gab Jens zu Protokoll, dass die harten Tour-Erlebnisse der Anfangszeit, in der die Band zusammen hielt und sich nicht auflöste, die Freundschaft untereinander klar gestärkt haben. Trotzdem weiss jeder vom anderen, wenn er mal in Ruhe gelassen werden will und dies sei auch kein Problem, da man sich eben schon lange Zeit kennt.

Wie entsteht ein Tourplan, wer macht was und kann die Band Einfluss bezüglich der Auftrittsorte nehmen? Zu diesem Thema entgegnete Jens, dass seitens der Band weder die Zeit, noch Kontakte oder das "Know How" vorhanden ist, um Verträge aus zu handeln. Das überlasse man der Agentur und grundsätzlich, als grobe Richtlinie, gilt für die Band: wir spielen überall! Das bedeutet, dass die Leute im Hintergrund darum bemüht sind, etwas Vernünftiges auf die Beine stellen zu können. Des Weiteren können Edguy aber jederzeit intervenieren und müssen sich nichts auf's Auge drücken lassen, was ihnen nicht passt. Weiter muss die Agentur die Kosten für so eine Tour (auch aufgrund der Erfahrungen der vorangegangenen Tournee) sorgfältig kalkulieren, damit kein Geld in den Sand gesetzt wird. Somit beantwortete sich auch gleich meine nächste Frage, ob bei den Ausgaben Grenzen nach oben gesetzt werden. Selbst ein (kleiner) Verlust würde hingenommen, wenn man dafür die Fans begeistern könne.

Eine andere Grenze, nämlich der Sprung von den Nobodies hin zu ernst zu nehmenden Szene-Stars, wurde längst überschritten. Auch die Major-Journaille zückt vermehrt Begriffe der Superlative, wenn es darum geht, die heutigen Edguy zu charakterisieren. Wie wird damit umgegangen und spürt man das auf der laufenden Tour? Die Antwort dazu fiel (nicht unerwartet) sehr bodenständig aus. Er könne das nicht schlüssig sagen, ob man es spüre. Über entsprechende Berichte in den Heften bekomme man schon mit, wie einen die Leute sehen, aber darauf gibt die Band nicht soviel. Wichtiger ist ihnen, was für Feedback von den Fans kommt. Dazu kommt, dass man ja nicht über Nacht an die Spitze gelangt ist, sondern vor zwölf Jahren mal als Schülerband angefangen hat. Nach jeder Platte und vielen Support-Konzerten vor zum Teil gerade mal fünfzehn Leuten, wuchs das Ganze Schritt für Schritt und wurde immer grösser und besser. Selbst heute ist man bestrebt, laufend Fehler aus zu merzen und sich weiter zu verbessern. Positive Signale seitens der Plattenfirma werden schon als Balsam für die Seele angenommen, aber letzten Endes entscheiden die Fans, ob eine Band weiter kommt oder nicht. Edguy wollen ihren Teil derart beitragen, indem sie versuchen, das Beste aus ihrer Musik, der Bühnen-Show und der Live-Performance heraus zu holen. Alles andere liege nicht in ihrer Macht.

Ein ebenso wichtiger Aspekt ist, wieviel Spass Edguy an den Tag legen. Das Line-Up scheint gefestigt und die Chemie stimme, was mein Gesprächspartner postwendend bestätigte. Früher wurde ihnen der Vorwurf gemacht, sie spielen doch Heavy Metal, also müssten sie dem entsprechend auch böse drein gucken. Da verspürt die Truppe aus Fulda aber keine Lust sich zu verstellen, weil sie sich einfach nicht so sehen. Sie möchten sich präsentieren, wie ihnen eben danach ist, damit man auch zu 100% ehrlich rüber kommt. Selbst Unvorhergesehenes wird auf der Bühne mit dem Faktor Spass versehen, um auch nicht fest gefahren zu wirken.

Nebst der Freude am Ganzen ist man jedoch stets sehr kritisch eingestellt. Auf den Auftritt beim WDR (Rockpalast) angesprochen, erwiderte Jens, dass regelmässig Konzerte mitgefilmt werden, um danach gemeinsam Schwächen und Mängel zu orten. Selbstkritik sei das Wichtigste überhaupt, was es gibt. Ohne das kann man sich nicht weiter entwickeln. Das "Rockpalast-Ding", wie er es nannte, fand er von den Bildern her zwar schön, aber musikalisch könne man es noch besser machen. Das Rausreissen aus der Studio-Umgebung und das kurzfristige Engagement wollte er als Entschuldigung nicht gelten lassen, aber die Atmosphäre war trotz den prekären Platzverhältnissen klasse und Spass hatte man (trotz leicht kränkelndem Tobi) sowieso daran.

Das allseits zitierte Szene-Klischee von wegen Sex, Drugs & R'n'R, präzisiert mit Groupies und Sauforgien, kommentierte der freundliche Edguy-Klampfer unverkrampft und frisch von der Leber weg. Er sei zwar in festen Händen und das erste Thema damit für ihn abgehakt, aber sonst würde bei den anderen von der Auswahl: Na logo! - Nie im Leben - oder was dazwischen schon der letzte Punkt gelten. Drogen seien, abgesehen vom Alkohol, eh tabu auf Tour (da erschallte kollektives Gelächter im Bus, da gerade Tobi Exxel und Dirk Sauer kurz in den Nightliner stiegen und den Satz mitgekriegt hatten), aber man trinke zwischendurch schon gerne mal einen!

Obwohl schon so lange dabei und noch längst keine dreissig in Sicht, äusserte Herr Ludwig die Hoffnung, dass es noch eine Weile beim Trott Album-Tour-Album-Tour... bleibe. Es mache ja immer noch Spass und sei wiegesagt der schönste Job der Welt. Solange es keinen Grund gibt zum Aufhören, werden Edguy weiter machen..., bis zum bitteren Ende (lacht)!

Zum Schluss entlockte ich noch Informationen zur Tour-Setliste. Ob es möglich sei, wie kürzlich von Metallica gezeigt, dass man an jedem Ort praktisch ein anderes Konzert spiele? Es bestehe ein Grundgerüst, das auf den einen oder anderen Show-Effekt abgestimmt ist, aber es hat drei bis vier Songs, die variieren können, je nach Auftrittsort oder anderen Begebenheiten wie zum Beispiel welches Stück auf welchem Sampler im jeweiligen Heft enthalten war. Zu Beginn der Tour war man noch etwas unzufrieden und hatte daran herumgebastelt, aber seit der Show in Budapest (6.4.04) steht das Grundgerüst aufgrund dessen, wie die Leute reagiert haben. Das kann, wie in Wien (7.4.04) dazu führen, dass, obwohl nicht auf der Liste "Avantasia" gespielt wurde oder in Mailand (8.4.04) auf Zurufe hin "Babylon" zum Zug kam.

Nach dem Interview machte sich Jens gleich in Richtung Küche davon, da er und der Rest der Truppe ihren Hunger in der bewährten Z7-Küche stillen wollten. Welcher Audio-Leckerbissen uns nach dieser Stärkung etwas später auf der Bühne erwartete, erfahrt ihr im unten stehenden Live-Bericht!


Konzert

Nocturnal Rites
Punkt 20.00 Uhr ging es mit den (immer noch) weit unter ihrem Wert gehandelten Schweden mit einem im Z7 selten so gut gehörten Sound los. Die ganze Band spielte sehr tight auf und brachte in der zur Verfügung stehenden halben Stunde variable Stücke zwischen Midtempo-Stampfern und schnelleren Nummern. Die Performance auf der Bühne wirkte überaus agil und Lead-Gitarrist Nils Erik Norberg entlockte seiner Axt Tonnen von geilen Soli. Das bereits zahlreich anwesende Publikum liess sich zu Beginn jedoch nicht gross aus der Reserve locken und so blieb die Aufforderung von Sänger Nils Jonny Lindqvist zu einem Mitsing-Part praktisch ohne Reaktion. Ich wurde einfach das Gefühl nicht los, dass Nocturnal Rites, wären sie vor etwa fünfzehn Jahren unterwegs gewesen, eine Mega-Band hätten sein können. Er wird sich nun zeigen, ob sie mit ihren guten Alben nicht doch noch die Kurve kriegen und die verdiente Gunst der Fans bewerkstelligen können.


Brainstorm
Seit dem Mitwirken von Andy B. Franck geht es steil aufwärts mit Brainstorm. Erstmals auf dem Album "Ambiguity" von 2000 veredelte der Ausnahme-Sänger das eh schon gute Songmaterial. Schon im Jahr darauf folgte mit "Metus mortis" die nächste Granate und auch das aktuelle Werk "Soul temptation" bietet feinste Kost der Sorte Power Metal mit Dampf und Melodie. Der letztjährige Auftritt am "Bang your head"-Festival ist dabei noch in bester Erinnerung. Heute Abend begann die Show mit dem Oldie "Beautiful noise" von Neil Diamond, was irgendwie schräg war, aber dennoch ganz gut passte. Nach diesem "Intro" folgte als Opener eine wuchtige Version von "Shiva's tears". Allerdings brezelte der Gitarren-Sound unangenehm borstig aus der PA, was sich im Verlauf des Auftrittes glücklicherweise noch bessern sollte. Trotzdem schnitten Nocturnal Rites hier vergleichsweise bis zum Schluss klar besser ab. Dafür war die Stimmung im Publikum endlich etwas aufgetaut, mindestens in den vorderen Reihen. Der letzte Auftritt von Andy, zusammen mit Symphorce, konnte bei deutlich weniger Fans um einiges mehr bewirken. Brainstorm kümmerte das aber wenig, denn diese gaben bis zum letzten Ton Vollgas. Gefielen mir dabei besonders auch die Backing Vocals, so klangen die Keyboard-Einlagen ab Band zum Teil zu dominant. Das schmälerte den guten Eindruck jedoch kaum. Mit einer starken Version von "Under lights" waren die 45 Support-Band-Minuten leider schon vorbei. Eines Tages möchte ich diese geile Band auch mal auf einer eigenen Headliner-Tour sehen!

Set-Liste: "Shiva's tears", "Blind suffering", "Doorway to survive", "Hollow hideaway", "Fornever", "The leading", "Highs without laws", "Under lights".


Edguy
Auf dieses Konzert hatte sich meine Wenigkeit ganz besonders gefreut. Wenn es denn eine Band in der letzten Zeit gegeben hat, die mich von ihrem Werdegang her beeindruckt wie begeistert hat, dann sind es Edguy. Die Boys aus Fulda zelebrieren ihre Musik mit einer selten gesehenen Frische, Abgeklärt- und Leichtigkeit, die erst noch völlig ehrlich und klischeefrei rüber kommt. Selbst die anfänglich mit kritischen Worten bedachten Witzeinlagen von Sänger Tobi Sammet stören kaum mehr jemanden. Musikalisch wird der Nerv der Zeit präzise getroffen. Das Live-Doppelalbum von der "Mandrake"-Tour zeigt das enorme Potenzial bereits eindrücklich auf. Inzwischen hat "Hellfire club", das neue Meisterwerk, das Licht der Welt erblickt und man konnte gespannt auf die dazu gehörenden Konzerte sein. Das Z7 war heute Abend mit 1100 schon im Vorverkauf abgesetzten Billetten erfreulich gut gefüllt und als es los ging, war von Anfang an der Bär los. Opulentes Licht im Stil der 80er, satte Trockeneisnebel und ein cooles Bühnenbild bildeten den idealen Rahmen für eine tolle Metal-Party. Angeheizt durch "Stiff upper lip" von AC/DC ging es, punkt 22.00 Uhr, nach dem Intro mit "Under moon" gleich ziemlich heftig zur Sache. Die Reaktion der Fans liess nicht lange auf sich warten und die Band antwortete darauf mit einer wuchtigen Version von "Mysteria", auch einem neuen Stück. Die ersten coolen Sprüche von Tobi bildeten den Übergang zu "Navigator", wo dazu bereits die ersten Pyros in die Höhe schossen. Über Drummer Felix Bohnke, der wie gewohnt einen Mordsdruck erzeugte, thronte ein grosser Teufelskopf. Links und rechts standen je vier "Steinfiguren" mit aufgesetzten Schädeln, die eine leicht morbide Note einbrachten. Mittlerweile frass die Meute Sänger Tobi aus der Hand, was am coolen "Sing-a-long" vor "Lavatory love machine" unschwer zu erkennen war. Nach "The headless game" folgte das Drum-Solo, das für meinen Geschmack zu lange und von der klassischen Begleitung ab Band her zu orchestral ausfiel und die aufgebaute Stimmung empfindlich dämpfte. Edguy kriegten die Kurve aber rasch wieder. Dabei entpuppte sich vor allem der neue Oberkracher "The piper never dies" als das Juwel des Sets. Die Überlänge wurde mit verschiedenen Stimmungsparts ausgefüllt, die einfach der schiere Hammer waren, Gänsehaut garantiert! Nur der Smasher "King of fools" entlockte dem Publikum noch mehr Reaktionen. Auch "Tears of a mandrake" im Zugabenteil haute voll rein. Nach 110 schweisstreibenden Minuten mit weiteren Pyro-Attacken, die mindestens im Ansatz an Maiden's *Seventh son"-Tour von 1988 erinnerten, ging eines der besten Metal-Konzerte des laufenden Jahres zu Ende. Die Gewissheit, dass Edguy ihren Zenith (hoffentlich) noch (lange) nicht erreicht haben, liess einen zufrieden und mit einem breiten Grinsen im Gesicht den unweigerlichen Heimweg antreten.

Set-Liste: "Under the moon", "Mysteria", "Navigator", "Land of the miracle", "Lavatory love machine", "The headless game", "Drum Solo", "Fallen angels", "Vain glory opera", "The piper never dies", "King of fools", "Chalice of agony", "Tears of a mandrake", "Out of control".