Szene! 70000 Tons Of Metal - The Journey Of My Lifetime
25. Januar bis 02. Februar 2014
By Rockslave


Auf das halbe Jahrhundert meiner Lebenszeit in diesem Sommer hin, schwebte mir schon seit Jahren etwas Spezielles vor, und lange Zeit drehten sich die Gedanken dabei um den Besuch des Death Valley in Kalifornien. Dies zum Beispiel hoch zu Ross auf einer stattlichen Harley Davidson. Spätestens seit dem tragischen Unfall des ehemaligen Gotthard-Sängers Steve Lee (R.I.P.) wich das Interesse daran aber schlagartig.

So musste ein valabler Ersatz her und der wurde wahrlich gefunden! Was gibt es denn Abgefahreneres als, zusammen mit 2'000 gleich gesinnten Musikfans und nicht weniger als vierzig Bands, auf einem Kreuzfahrtschiff in See zu stechen und die Reise des Lebens zu verbringen? Eben! Gesagt getan und im Schlepptau von einigen "Survivors" (in diesem Zusammenhang ein very big thanx an Kaufi, Andy und Lotti, Buschi und Niggi sowie Säm!) befand ich mich am frühen Morgen des 25. Januar, letztlich schneller als mir lieb war, beim Check-In im Flughafen Zürich und begab mich nach der Gepäckaufgabe mit der Flughafen-Metro gleich zum Gate "E". Die Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer nach der Begrüssung von Kaufi als Erstem vor Ort war gross, denn schliesslich stand mit diesem Flug auch mein allererster Besuch der Staaten überhaupt bevor! Nach der eisreinigungsbedingten Verspätung von gut einer Stunde hob das Flugzeug mit dem direkten Ziel Miami schliesslich doch noch ab und nach knapp elf Stunden Flugzeit war die winterliche Heimat im wahrsten Sinne des Wortes weit weg.


Erste Tage in Miami (25. und 26. Januar 2014)
Schon der Anflug auf Miami war sehr beeindruckend, zumal kurz davor auch karibisches Eiland von meinem dafür perfekt gewählten Fensterplatz aus gut zu sehen war. Nach dem Überflug von Miami Beach ging es zuerst noch etwas landeinwärts, bevor der Flieger nach einer satten 180 Grad Kurve in der unmittelbaren Nähe der Stadt landete. Da war ich also tatsächlich angekommen, im Land der "unbegrenzten Möglichkeiten"! Bevor aber ein Taxi in Richtung Hotel geentert werden konnte, gab es noch die langwierige Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika zu überstehen. Mit etwas Geduld klappte dies schliesslich reibungslos und schon bald fuhren wir, inklusive Gepäck, in Richtung Miami Beach. Während dem Überqueren der Verbindungsbrücke sah man auf der rechten Seite schon bald vier grosse Kreuzfahrtschiffe, die hintereinander am Peer standen und bereits beim Landeanflug deutlich zu erkennen waren. Die Dimensionen vor Ort waren noch um einiges beeindruckender als von oben und ich wähnte mich schon jetzt in einem Traum, von dem ich nicht mehr aufzuwachen hoffte. Da meine Reisegruppe mehrheitlich aus alten Hasen, eben Survivors bestand, gestaltete sich das Fortbewegen locker leicht und zielgerichtet. Beim Hotel angekommen, machte sich allerdings mal eine kurze Unsicherheit breit, denn das von den anderen bereits letztjährig besuchte Domizil schien eine einzige Baustelle zu sein! Dies war dann in der Tat so, aber der ganze Hotelkomplex
erstreckte weiter die Strasse hinunter und letztlich fehlte dann leider nur der hoteleigene Pool. Die überraschend geräumigen Zimmer entschädigten jedoch für jeglichen Unmut und kaum drin, hiess es umziehen! Die Temperaturen waren irgendwo bei etwa sehr angenehmen 23 Grad mit Aufwärtstrend. Nach dem, respektive meinem Erkunden der ideal nah liegenden Anlaufpunkte wie Starbucks und Irish Pub verbrachten wir die ersten zwei Tage an Land. Am Sonntag ging es dann in die Stadt zurück, wo wir das örtliche Hardrock Cafe am Hafen besuchten. Dort trafen wir zudem auf weitere Freunde wie Misha und Andy von Endoras. Nach einem ziemlich üppigen Mittags-Mahl deckte ich mich zwangsläufig mit einem entsprechenden Erinnerungs-Shirt ein und lümmelte mit Säm danach noch in der Shopping Mall herum. Wir, also letztlich alle Teilnehmer der Cruise, waren natürlich beileibe nicht die einzigen Leute, die Miami touristisch überfluteten. Obwohl die Stadt und das Drumherum cool waren, lechzten die Metalheads aber alle danach, möglichst bald an Bord gehen zu können. Traditionell traf sich die schwarz gekleidete Brut am Nachmittag jeweils jedoch zuerst noch am Strand, wo sich Newbies (wie ich) und Survivors der letzten Cruise(s) einander freudig ("was, du auch wieder hier?") begrüssten. Wir gingen heute Sonntag, also dem zweiten Tag, hin und nebst dem (wohl nur) dort geduldeten offenen Bierkonsum (!), musste meinerseits natürlich auch ein Bad im Meer her. Was für ein magischer Moment, die Skyline von Miami Beach auf dem Wasser liegend anschauen zu können. Die Wassertemperatur war zwar etwas frisch, aber mal drin im Atlantik, wars kein Thema mehr. Life is great folks und obwohl sich der Jetlag bei mir im Verlauf des Abends noch breit machen sollte, waren wir am Montag Morgen sowas von bereit, uns per Taxi direkt vor die inzwischen eingelaufene "Majesty Of The Seas" kutschieren zu lassen. "70000 Tons Of Metal"..., we are coming!




Die Cruise von 2014 zwischen Miami und Costa Maya in Mexiko (27. Januar bis und mit 30. Januar 2014)

Es war ein Bild für die Götter! Unablässig fuhren Taxis und Vans vor, aus denen laufend und unverkennbar Metalheads aus nicht weniger als 61 Ländern (!) heraus strömten und sich brav für das Boarding einreihten. Die ganze Sache vor Ort war offensichtlich sehr gut organisiert und schon bald war das Gepäck bereits weg. Nun
folgte das minutiöse Prozedere des Boardings, das halt notgedrungen eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. Cool war dann auch zu sehen, wie sich gleichzeitig auch diverse Musiker ordentlich in die Reihe stellten. Ich begrüsste dabei schon mal Chris Bay von Freedom Call, den ich noch nicht so lange her ja im Emmental am ICE ROCK gesehen hatte. Dazu schien Geoff Thorpe von Vicious Rumors ein kleines temporäres Problem mit seinem Pass zu haben und die Members von Orphaned Land waren ebenso nicht zu übersehen. Um die Konsumation von Alkohol (und das Aufschliessen der Kabine) auf dem Schiff zu vereinfachen, erhielt man eine spezielle Kreditkarte, um nicht mit Bargeld hantieren zu müssen. Eine gute wie gleichzeitig "gefährliche" Sache, wie einige auf der späteren Abrechnung wohl sehen werden. Nach dem Erhalt der Karte ging es schliesslich relativ rasch und urplötzlich, da wir bewusst rechtzeitig gekommen waren, befanden wir uns auf der "Majesty Of The Seas". Spätestens jetzt bewegte ich mich für kurze Zeit nicht mehr unter der Obhut meiner Gruppe und musste mich zuerst orientieren, da ich keinen blassen Schimmer hatte, was wo auf diesem Kahn war. Als Erstes galt es natürlich die richtige Kabine zu finden, wo das Gepäck bereits vor der Türe auf den Slave wartete. Dazu nahm mich natürlich wunder, wann ich auf Matthew, meinen zugeteilten Kabinenkumpel treffen würde. Wir hatten bereits über Facebook Kontakt zueinander aufgenommen und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis wir uns über den Weg liefen. Nach anfänglicher, örtlich bedingter Hilf-losigkeit taute ich jedoch schnell auf, und nachdem das Gepäck in der Kabine verstaut war, machte ich mich sogleich auf den Weg aufs Oberdeck, um bald darauf umgehend am ersten Budweiser zu nippen und mit meiner Reisetruppe auf die bevorstehende Cruise anzustossen. Die Aussicht auf die Stadt, den grossen Frachthafen und die Umgebung war schlicht grandios, ja unbeschreiblich! Dazu ein praktisch wolkenloser wie tiefblauer Himmel und ein feines Lüftchen, das von der Küste her wehte. Ich wähnte mich jetzt schon im Paradies und dabei hatte es ja noch gar nicht angefangen!

Bevor unser Kreuzfahrtschiff auslaufen konnte, musste zuerst noch die Pooldeck-Bühne komplett (!) aufgebaut werden. Das heisst, dass die "Majesty" am Morgen ganz normal einlief und die "normalen Gäste" erstmal von Bord mussten. Somit durften die Roadies anschliessend ziemlich kräftig in die Hände spucken und unter den Augen der immer mehr werdenden Passagiere schweisstreibende Arbeit verrichten. Derweil drehten wir Cruisers ein paar Runden auf dem Schiff und liessen die wärmenden
Sonnenstrahlen auf unserer Haut gewähren. Nach Plan hätte das Schiff eigentlich um 17.00 Uhr örtlicher Zeit auslaufen sollen, doch es wurde letztlich eine ganze Stunde später, weil, was Unsereins ja nicht wusste, die Death Metaller Septicflesch aus England verzögert anreisten. Das kam der Stagecrew eher gelegen, wobei dies an sich eh keine Rolle spielte, da Finntroll ja erst morgens um halb eins das erste Pooldeck-Konzert spielen würden. Die Ehre, den ersten Gig der diesjährigen Cruise in der kleinen Spectrum Lounge zu eröffnen, stand hingegen Swashbuckle zu, leicht überschnitten durch Soilwork, die im deutlich grösseren Chorus Line Theatre ihrerseits ihren ersten Set absolvierten. Meine ersten Höhe-punkte am Montag waren Overkill und Symphony X. Dass ich dann in der ersten Nacht bereits die Ausdauer bis morgens um vier Uhr (!) hatte, sollte sich auszahlen, denn mitten auf hoher See und bei anbrechendem Tag zwei sah ich die Truemetaller Gloryhammer mit einer Hammer-Show. Das erstaunte mich selber dabei am meisten, denn damit hatte ich echt nicht gerechnet. Der Dienstag Morgen begann dann natürlich mit der kultigen Reunion-Show der Schweizer Thrasher Poltergeist, die hier auf dem Schiff den ersten Gig nach über zwanzig Jahren Pause bestritten und mächtig Spass hatten. So nahm der zweite Tag, mitten im Atlantik, seinen Lauf und jeder konnte nach Lust und Laune denjenigen Konzerten bei-wohnen, auf die er Lust hatte. Da jede Band insgesamt immer zwei Sets spielte, konnte man sich so einen individuellen Zeitplan zusammen stellen. Dazwischen, respektive währenddessen, konnte man sämtliche Vorzüge der "Majesty Of The Seas" geniessen, sprich variantenreich essen und trinken, sich sonst wie irgendwo (zum Beispiel draussen auf einem Liegestuhl) verweilen, zusammen mit Kollegen in den Bars abhängen, ins Casino gehen oder in der grossen Smoker Area ungeniert eine Fluppe anstecken. Seit der ersten Cruise 2011 freuten sich die zahlreichen Crew-Members jeweils speziell auf diese vier ausgeflippten Tage, was ich gut nachvollziehen konnte. Obwohl der Alkohol in Strömen floss und auch entsprechend unablässig angeboten wurde, sah man kaum bis gar keine Leute, die sich deswegen daneben benahmen.

Das hatte sicher auch damit was zu tun, dass das Ganze, mit Flug und Hotel zusammen, eine ganze Stand Geld kostete und sich das halt nicht jeder Proll leisten kann. Nichts-destotrotz gab es teilweise Crowd-surfer und selbst ein paar astreine Moshpits, die insgesamt aber alle ohne Probleme über die Bühne gingen. Überhaupt war alles sehr friedlich und ich nahm keinerlei Notiz von irgendwelchen Pöbeleien oder irgendwelchem Aufruhr. Meine Wenigkeit durfte am Dienstag und Donnerstag ausserdem Kurzinterviews mit Poltergeist, Victory, Bonfire und Freedom Call führen. Befragt zum Befinden an Bord sagten alle unisono das Gleiche: super, toll, geil, unglaublich, und so weiter. Der Mittwoch stand dann unter anderem für die Ankunft in Mexiko, sprich Costa Maya. Wer mochte, konnte bereits an Bord entsprechende Arrangements wie das Schnorcheln am Sandstrand, den Besuch einer Maya-Pyramide oder das Schwimmen mit
Delphinen wählen. Letzteres hatte jedoch einen bitteren Nachgeschmack, so wie die Tiere da gehalten wurden. Weitere zwei Möglichkeiten bestanden darin, entweder gar nicht vom Schiff runter zu gehen oder wie wir, nur gerade das Resort zu besuchen. Das gehörte dann allerdings eher in die Kategorie der systematischen Abzockerei. Aus diesem Grund blieb unsere Gruppe nicht so lange an Land, wobei ich mir dann trotz schroffen Felsen am Landesteg ein Bad in karibischen Gewässern ebenso nicht entgehen liess. Die frühere Rückkehr an Bord zahlte sich schliesslich doppelt aus, denn anstatt lange anzustehen, schauten wir der Kolonne genüsslich von oben herab zu. Als die "Majesty" wieder ablegte, wurde einem schlagartig bewusst, dass die Hälfte der Cruise damit bereits um war. Wieder zurück auf hoher See nahm das bisherige Geschehen erneut seinen Lauf und nun bewegte auch ich mich mittlerweile ziemlich behände auf Schiff. In die Nacht hinein zogen leider Wolken auf und nach ersten Tropfen kam es unmittelbar nach dem hammergeilen Pooldeck-Auftritt von Cripper zu ordentlichem Niederschlag, der sich leider in den Donnerstag weiter zog und die Organisatoren darauf hin die Aussenkonzerte komplett streichen mussten. Das war natürlich schon schade, aber Bands wie Death Angel und Overkill fielen deswegen nicht ab, im Gegenteil! Etwas gewöhnungsbedürftig war das Schwanken des Schiffes wegen der etwas unruhigen See, aber im Gegensatz zu ein paar anderen hatte ich damit überhaupt keine Mühe. Morgens um drei Uhr setzten Fear Factory schliesslich zur letzten Schlacht an, aber ohne mein Beisein. Da sich das Wetter soweit wieder beruhigt hatte, drehte ich draussen lieber noch ein paar wehmütige und gedankenversunkene Runden, ehe mich eine bleierne Müdigkeit überfiel und ich meine Kabine ein letztes Mal aufsuchte.




Rückkehr nach Miami und Rückreise nach Hause (31. Januar bis 02. Februar 2014)

Bevor ich tatsächlich ein paar wenige Stunden Schlaf fand, konnte ich es natürlich nicht lassen (wie die Tage zuvor schon nicht), mir morgens um halb vier herum noch einige fette, aber ziemlich leckere Pizzastücke rein zu schieben. Hach war das schön, wenn
auch erwiesenermassen ungesund. Der Freitag Morgen gestaltete sich derweil relativ stressig, da, inzwischen wieder in Miami angekommen, das Schiff umgehend für die nächste "normale" Cruise bereit gestellt werden musste. Das bedeutete früh raus aus den Federn und man musste sich, wenn das eigene Gepäck nicht aufgegeben wurde, um 08.00 Uhr auf dem entsprechenden Deck einfinden.

Mein Kabinenkollege Matthew hatte noch kein Bock darauf und gehörte somit zu den Nachzüglern. Deshalb fiel die Verabschiedung kurz, aber herzlich aus. Sollte ich dereinst mal nach Denver reisen wollen, kenne ich da nun bereits jemanden, und das ist natürlich voll cool! Nach einem wiederum geordneten Prozedere kam der Landgang gefühlsmässig recht flott voran und so sassen wir bald darauf wieder in einem der zahlreichen Taxis, das in Richtung Miami Beach fuhr. So hatten wir noch den Freitag Nachmittag/Abend und Samstag Morgen, um das soeben Erlebte sacken und Revue passieren zu lassen. Gleichzeitig wurde der Aufenthalt im Starbucks nicht nur für das Morgenessen abgehalten, sondern auch, free WLAN sein Dank, um zu erfahren, was in der Heimat ausser kaltem Winterwetter sonst noch so abging. Auf den späteren Mittag hin suchten wir ein vorletztes Mal das Irish Pub auf, wo es galt, abermals ein üppiges Mahl zu verputzen.


Am Abend an gleicher Stelle fand dafür nur noch "ruhiges Wasser" Platz. Gesprächsthema Nummer eins war dabei natürlich die Cruise vom nächsten Jahr, die mit diversen Neuerungen aufwarten wird. Zum einen wird das Schiff gewechselt (neu auf die doppelt so grosse "Liberty Of The Seas"), wo erstmals 3'000 Fans (also die Hälfte mehr) Platz finden werden und die Anzahl Bands wird ebenfalls aufgestockt. Nicht weniger als sechzig Bands sind vorgesehen und auslaufen wird das grössere Kreuzfahrtschiff neu von Fort Lauderdale aus, wie bisher die "Monsters Of Rock"-Cruise. Das hiesse wiederum Miami anfliegen und anschliessend etwa 30 Meilen weiter. Ob meine Wenigkeit 2015 wieder dabei sein wird, glaube ich vordergründig eher nicht, wobei das Billing, das für nächstes Jahr erstens klar exklusiver sein und zweitens viel früher bekannt gegeben werden muss, womöglich für mindestens gewisse Diskussionen darüber sorgen wird. Was den in der Tat unvergesslichen persönlichen Auftakt für das Jahr 2014 meinerseits angeht, so bereue ich keinen einzigen Rappen, den ich für dieses schlicht geniale Erlebnis ausgegeben habe! Der Flug nach Hause ging letztlich schon fast zu flott, da eh kürzer, und bestätigte somit, dass Amerika doch nicht sooo weit weg von uns entfernt liegt. Und wer hat "70000 Tons Of Metal" erfunden? Ein Schweizer..., wer sonst?!!