Interview: Trans Siberian Orchestra
By Roger W.
Kein grosses Interesse an Live DVDs.



Von der amerikanischen Heavy Metal-Band Savatage gibt es zurzeit drei Versionen, welche das grossartige Erbe würdig verwalten. Neben Ex-Savatage-Sänger Zack Steven’s Circle II Circle und Jon Oliva’s „Jon Oliva’s Pain“ ist es vor allem das Trans-Siberian Orchestra welches für Furuore sorgt und mit Abstand am erfolgreichsten ist. In den USA beackert man mit den Weichnachtsalben jeweils zwischen November und Dezember mit zwei parallel spielenden Teams die grössten Hallen des Landes. In Europa und speziell in Zürich ist die Mischung aus Musical, Heavy Metal, Klassik und amerikanischem Kitsch noch nicht so bekannt. Speziell für Savatage-Fans werden die seltenen Europa-Besuche aber immer spannender. Das liegt einerseits an der Besetzung, bei welcher mit Al Pitrelli, Chris Caffery, Johnny Lee Middleton und Jeff Plate gleich vier mehr oder weniger langjährige Mitglieder live mitspielen. Anderseits wurden beim zweiten Europa-Besuch erstaunlich viele Savatage-Stücke gespielt. Metal Factory sprach vor dem Konzert mit Gitarrist und Musical Director Al Pitrelli.

MF: Wie läuft die Tour bisher?

Al: Die Tour ist super. Sie ist jetzt dann leider bald vorbei. Wir sind deshalb ein wenig traurig. Ich hasse jeweils die Tourenden, weil wir so viel Spass zusammen haben. Wir hatten eine tolle Zeit in grossartigen Städten und grossartigen Ländern. Es ist für uns eine Ehre, die Tour hier in Zürich zu beenden. Ich mag die Schweiz.

MF: Hast du mal Ferien hier gemacht?

Al: Ferien? Ich war hier schon so oft. Ich liebe es hier einkaufen zu gehen. Ich habe hier viel zu viel Geld in Uhren investiert.

MF: Du kaufst Schweizer Uhren?

Al: Ja, Schweizer Uhren. Ich bin gerne hier. Es ist sehr schön, sowohl im Winter wie auch im Sommer. Es ist für uns eine Ehre, hier die Tour zu beenden. Und morgen werden wir bereits wieder nach Amerika zurück fliegen.

MF: nach Hause?

Al: Ja, wir gehen für eine Weile nach Hause.

MF: Ihr habt um Silvester drei Konzerte gespielt. Wart ihr zuerst in Berlin am Brandenburger Tor oder zuerst in den USA?

Al: In den USA. Es waren zwei Konzerte in Amerika. Dann sind wir von New York nach Deutschland geflogen um gerade noch rechtzeitig an Silvester dort zu sein. Und am Tag darauf haben wir angefangen, für die Europatour zu proben. Es war sehr viel los.

MF: Also seid ihr in Europa seit Silvester?

Al: Ja, genau.

MF: Wie habt ihr diese drei Konzerte in dieser kurzen Zeit überlebt?

Al: Wir haben einfach gespielt. Ich mache da kein grosses Aufsehen daraus, sondern spiele einfach. Wenn du daran denkst, wie viel du reisen musst, ist es viel schwieriger. Darum gehe ich einfach raus und spiele.

MF: Wie war es für dich, am Brandenburger Tor zu spielen?

Al: Die Band liebte es am Brandenburger Tor zu spielen. Es ist in Amerika sehr berühmt und ein sehr wichtiges Symbol für das, was aus Deutschland geworden ist. Das erste Mal, als ich dort war, war 1989 mit Alice Cooper. Die Mauer fiel gerade. Es war eine lange, spannende Reise. Gerade, was mit den Grenzen passiert ist. Weisst du wo Checkpoint Charlie ist?

MF: Ja, ich war schon mal dort.

Al: Da ist jetzt ein Chanel-Verkäufer. Das ist sehr spannend. Ich meine heute kannst du auf beiden Seiten shoppen gehen. Das Konzert am Brandenburger Tor war toll.

MF: Ihr wurdet da Live auf ZDF übertragen.

Al: Ja, genau.

MF: Habt ihr danach einen Anstieg der Ticketverkäufe bemerkt?

Al: Das weiss ich nicht. Das wäre eine Frage an unsere Manager. Wir haben unsere Aufgaben klar verteilt. Mein Chef, Paul O’Neill, ist der Schöpfer, also derjenige, der alles kreiert. Er ist sehr intelligent und schlau (englisch: smart). Er stellt verschiedene Leute an, damit sie verschiedene Jobs ausführen. Mein Job ist derjenige des Musical Directors. Was heisst, dass ich mich um die Musik kümmere. Das bedeutet, dass ich nichts zu tun habe mit Ticket-Verkäufen, dem Bühnenaufbau, der Crew usw. Es ist eine so grosse Organisation. Ich habe mit meiner Aufgabe genug zu tun. Ich kümmere mich um die Band, und habe grossartige Sänger und grossartige Instrumentalisten mit mir. Das macht meinen Job auch einfach. Ich versuche mich darauf zu konzentrieren und mich in andere Dinge nicht einzumischen.

MF: Damit du deine Aufgabe also richtig machen kannst?

Al: Al und unser Manager sind in ihrem Job schlicht grossartig. Also lasse ich sie diese Dinge einfach tun, und kümmere mich um die Musik. Wir reden ab und zu beim Kaffee über solche Sachen. Aber ich Frage da nicht zu viel nach.

MF: Auf der ersten Europa Tour seid ihr in der Schweiz gestartet, diesmal endet die Tour hier. Ist das reiner Zufall?

Al: Ja, wahrscheinlich. Das hat keine tiefere Bedeutung. Das ist einfach so passiert.

MF: Das letzte Mal habt ihr Beethoven‘s Last Night vollständig gespielt. Heute ist es mehr ein Weihnachtskonzert?

Al: Es sollte eigentlich kein Weihnachtskonzert sein. Es ist mehr ein Konzert mit Liedern, für welche wir bekannt sind. Es ist eine Art Best-Of-Show. Aber definitiv kein Weihnachtskonzert.

MF: Ich las auf eurer Webseite, dass ihr das ganze The Lost Christmas Eve-Album spielt?

Al: Nein. Absolut nicht. Vielleicht stammen zwei Lieder davon. Aber vielleicht ist es auch nur ein Lied davon.

MF: Habt ihr diese in Amerika gespielt?

Al: Ja, dort haben wir das ganze The Lost Christmas Eve-Album gespielt. Aber Weihnachten sind jetzt vorbei.

MF. Das ist auch der Grund, wieso ich frage. Weil Januar würde da noch knapp gehen für Weihnachtslieder.

Al: Ach nein. Nach Silvester muss man damit nicht mehr kommen.

MF: In Amerika spielen zwei Teams parallel. Eines an der West- und eines an der Ostküste. Wie habt ihr entschieden, welches Team mit nach Europa kommt?

Al: Es ist eine Kombination aus beiden. Es ist dieselbe Band, welche 1995 das ganze gestartet hat. Eigentlich ist es Savatage. Also ich, Chris Caffery, Jeff Plate und Johnny Lee Middleton zusammen mit zwei Pianisten und anderen. Das ist die Band, mit der wir hierher gekommen sind. Wir haben die besten Sänger für jeden Song. Jeder Song, welcher Paul O’Neill schreibt hat einen eigenen Charakter. Also haben wir den richtigen Charakter für den richtigen Song ausgewählt. Wir haben Jeff Scott Soto, Rob Evan, Nathan James, Andrew Ross, Robin Borneman. Jeder Sänger ist hier aus einem Grund. Weil der Song für diese Stimme geschrieben wurde.

MF: Was ist mit Jon Oliva?

Al: Jon arbeitet zurzeit mit Paul O’Neill am neuen Album. Das heisst sie schreiben zurzeit daran. Wenn ich zuhause bin, werde ich mit ihnen anfangen, das ganze aufzunehmen. Die beiden sind zu Hause und schreiben, schreiben und schreiben.

MF: Was läuft zurzeit mit den neuen Album. Das letzte Mal hast du mir etwas von einem künftigen Album mit dem Titel „Gutter Ballet“ erzählt?

Al: Ja, Paul erzählt immer wieder davon. Aber auch von „Streets“, und „Romanov“.

MF: Gibt es bereits Pläne für die Veröffentlichung?

Al: Nein. Die werden aber bald erscheinen. Hoffe ich.

MF: Ihr arbeitet also daran.

Al: Ja. Wenn Paul denkt, dass es fertig ist, kommt es raus.

MF: Ich habe gehört, dass er mehrere Alben gleichzeitig am schreiben ist.

Al: Ja, das macht er immer. Er arbeitet immer an zwei oder drei Alben gleichzeitig. Er ist ein solch grossartiger Liederschreiber. Er schreibt so schnell, dass er auch vieles miteinander aufnehmen kann.

MF: Für gewöhnlich bist du in diesen Alben ebenfalls involviert?

Al: Ja.

MF: Bist du da mehr als Gitarrist oder als Musical Director involviert?

Al: Für beides. Ich werde also nach Hause gehen, mit ihnen ein wenig mitschreiben und etwas aufnehmen.

MF: Also schreibst du auch manchmal.

Al: Immer! Ich schreibe immer!

MF: Für dich selber oder für das Trans-Siberian Orchestra?

Al: Nein für das Trans-Siberian Orchestra. Denn da gehör ich hin. Da gibt es keine anderen Projekte. Ich habe auch schlicht keine Zeit für anderes. Ich liebe es zu spielen. Aber es bleibt nicht viel Zeit, etwas anderes zu machen. Also ich habe jetzt auf dem Jeff Scott Soto-Solo-Album gespielt. Ich mag es auch Lieder für andere Personen zu schreiben. Wenn ich Zeit habe, spiele ich auch gerne Live-Konzerte, mit Jeff Scott Soto und anderen. Das möchte ich eigentlich immer. Aber meistens bleibt dafür nur wenig Zeit und ich bin mehr Paul’s rechte Hand. Aber es ist okay.

MF: Ich habe gesehen, dass es keine richtige Live-DVD von Trans-Siberian Orchestra gibt.

Al: Mäh… Das wäre, als würde man einen Film über einen Sturm schauen. Das macht keinen Sinn.

MF: Das ist wie bei Savatage, von denen es sehr wenige Live-Dokumente gibt.

Al: Ja, denn geht an die Konzerte und seht euch die Band live an. Schmeckt es, fühlt es, fühlt die Kraft und die Magie zwischen Band und Publikum.

MF: Ihr produziert also lieber richtige anstelle von Live-Alben?

A
l: Ja. Richtig. Ich möchte mir auch keine DVD ansehen. Ich möchte die Band sehen. Und das kann ich nur, wen ich ans Konzert gehe.

MF: Ich besitze eine paar Live-DVDs. Aber wenn ich die mehr als zweimal gesehen hatte, war das schon sehr oft.

Al: Das ist es genau. Und dann gehst du raus, um die Band zu sehen. Also kommt, und seht uns live.

Al Pitrelli mit unserem Roger W. >>>

MF: Es gibt seit neustem von Beethovens Last Night und The Lost Christmas Eve als Narrated Versions (Versionen mit Sprecher). Habt ihr diese CDs nochmals rausgebracht, um die Erzählungen der Live-Shows auch auf CD zu präsentieren?

Al: Ja. An den Konzerten gibt es einen Erzähler. Und Paul’s Geschichten sind ähnlich schön wie seine Musik. Und so war es an der Zeit, dass die Leute beginnen, auch diese zu hören. Die Leute sollten also diese Geschichten hören können. Vielleicht haben sie diese Verse bereits im Buch gelesen, vielleicht aber auch nicht. Und nun sind sie zwischen den Liedern. Vielleicht wundern sie sich auch, was das nun ist.

MF: Für mich ist es ebenfalls spannend zu hören, wie genau erzählt wird.

Al: Das ist wirklich so. Bryan Hicks ist schlicht grossartig, wenn er erzählt. Und Phil Brandon macht ebenfalls einen tollen Job. Sie sind beide begnadete Geschichten-Erzähler. Wir haben diese nun in Amerika herausgebracht. Es gibt manchmal Radiostationen, welche diese Geschichten spielen möchten. Es ist toll, diese auf CD zu haben.

MF: Savatage Streets wurde in diesem Sinne auch mit den Zwischengeschichte neu aufgelegt.

Al: Absolut der Hammer. Es sind schlicht gut Geschichten.

MF: Zu den letzten Fragen. Ihr fliegt morgen nach Hause. Nach New York?

Al: Ja, nach New York.

MF: Du lebst jetzt in New York?

Al: Nein, in Pennsylvania. Ich lebte lange in New York, habe jetzt aber ein kleinen Haus gekauft. Es ist ruhig, hat viel Natur herum und liegt in den Bergen.

MF: Machst du dann ein wenig Ferien oder beginnst du gleich wieder mit der Arbeit?

Al: Nein, ich werde ein wenig frei machen und auch für meine Freundin Zeit haben. Und ich werde meine Familie sehen.

MF: Du bist jetzt also seit November auf Tour?

Al: Seit Oktober.

MF: Das ist eine lange Zeit.

Al: Nein, das ist okay.

MF: Wie lange hast du denn jetzt Ferien?

Al: Ich hoffe einen Monat. Und danach gehe ich zu Paul O’Neill. Spätestens nach drei Wochen beginne ich mich zu langeweilen und möchte wieder arbeiten.

MF: Gibt es noch etwas, was du deinen Schweizer Fans sagen möchtest?

Al: Ja, danke ,dass ihr uns unterstützt .Danke, dass ihr solch tollen Uhren produziert. Ich liebe die Schweiz, es ist ein solch schöner Ort. Ich habe sehr viele schöne Erinnerungen an hier. Und ich hoffe, dass das noch viel mehr dazu kommen werden.