Interview: Thunderstone
By: Rockslave
Sie waren mit ihrem tollen Debüt-Album die Überflieger des letzten Jahres und deshalb war es interessant zu sehen und zu hören, wie sie ihre Musik entsprechend auf der Bühne umsetzen können. Der Rahmen dafür hätte wohl nicht besser sein können. Als Support-Act auf der aktuellen Tournee von Stratovarius waren die Landsbrüder gefordert, alles zu geben und den Kritikern das Maul zu stopfen, die in ihnen blosse Klone des inzwischen übermächtigen Headliners sehen. In der Schweiz hatten sie dazu gleich zwei Mal die Gelegenheit. Ein weiss Gott eher seltener Umstand, den es aus zu nutzen galt. Die Show vom Vortag soll dem Vernehmen nach, respektive nach Rückfrage bei einigen Die Hard-Fans, die gleich beide Konzerte besuchten, ziemlich ordentlich abgegangen sein, obwohl das erste Konzert nicht ausverkauft war. Heute Abend war das Z7 aber "Sold Out" und die Vorzeichen für ein weiteres Metal Fest standen somit gut. Thunderstone eröffneten den Reigen vor Symphony X, bevor Tolkki & Co. alles in Schutt und Asche legten. Davor, respektive zu Beginn des Auftrittes der Amis nahmen Nino Laurenne (g) und Titus Hjelm (b) auf dem abgewetzten Leder-Sofa Platz. Wir mussten uns dann allerdings fast anschreien, da der Container rechts oben über der Bühne nicht schalldicht ist. "That's Rock'n'Roll!" (N = Nino, T = Titus)

MF: Wie war das Konzert von gestern Abend?

T: Ja, gestern war es besser als heute...

MF: ...ich hörte da so was aus der Gerüchteküche!

N: Yeah..., ein paar von uns sind (waren) nicht so fit, aber es machte trotzdem Spass zu spielen.

T: Und ich denke, die Leute waren lauter als heute, obwohl es gestern weniger Fans hatte. Wir hatten schon etwas mehr erwartet, aber es war auch so gut, keine Frage. Heute ist doch Freitag und die Leute können trinken...!

MF: Letztes Jahr, nachdem ihr euer superbes, erstes Album veröffentlicht hattet, wurdet ihr in allen Rock-Magazinen als "Newcomer des Jahres" gehandelt. Welche Ziele habt ihr für dieses Jahr?

T: Nun..., diese Tour gehört sicher dazu und nach dieser werden wir an neuem Material arbeiten. Das heisst, wir haben schon sechs bis sieben Songs (Demos), die aufgenommen werden können. Das Album wird dann anfangs des nächsten Jahres erscheinen.

MF: Dieses Tourpackage enthält drei Bands, die musikalisch relativ nahe beieinander liegen. War das die richtige Entscheidung für euch, ein Teil davon zu sein?

T: Ja, auf jeden Fall! Als erstes ist toll, mit Freunden unterwegs zu sein. Wir kennen die Jungs von Stratovarius, sie sind gute Freunde von uns. Sie behandeln uns vorbildlich und geben uns nicht das Gefühl, einfach eine Scheiss Support-Band zu sein. Wir haben aber solche Dinge schon gehört, und Symphony X sind auch angenehm, wir teilen uns den Bus mit ihnen. Das ist vielleicht das bestmögliche Package!

MF: Inzwischen gibt es eine ganze Menge guter Bands aus Finnland. Wie gross ist eigentlich die Szene bei euch zu Hause?

N: Ich denke, sie ist sehr gross, denn viele Metal Bands stehen in den finnischen Charts drin, immer wieder, wochenlang. Es wird noch zunehmen..., das finde ich riesig!

MF: Und da sind auch verschiedene Musik-Stile vertreten..., Power Metal, Melodic..., Death...

N: ...yeah! Sogar Children of Bodom gehören dazu, die stehen jetzt auf dem ersten Platz und grosse Radio-Stationen spielen ständig Metal Musik!

T: ...und Bands wie Stratovarius und Children of Bodom..., einfach all diese inspirierenden neuen Gruppen machen jetzt Karriere. Hoffentlich werden sie damit auch international erfolgreich sein.

MF: Grundsätzlich ist es aber so, dass der Support hier in Europa besser ist als in den Staaten...

N: Ja..., so ist es...

T: Yeah..., da ist wahr, aber wir haben jetzt von Symphony X gehört, dass es drüben wieder besser wird. Die Szene, die jahrelang gross war, erholt sich langsam aber sicher.

MF: Timo Tolkki hat auf eurem Album ein Solo gespielt. Wie wichtig ist (war) diese "Hilfe" oder der Einfluss von Stratovarius?

N: Er war uns eine grosse Hilfe, wenn es um das Business oder das Studio ging. Wir konnten zum Beispiel deren Equipment benutzen. Eine gewisse Inspiration ist da, aber...

T: ...ich würde es vielleicht mehr als menschliche, denn musikalische Inspiration bezeichnen.

MF: Für viele Leute wart ihr zu Beginn einfach ein Stratovarius-Klon. Ein Umstand, der euch heute auch noch nervt, wenn ihr dies irgendwo hört?

T: Darauf geben wir einen Scheiss, echt! (oder Original-Zitat, weil wir hier ja nicht in Amerika sind: "We don't give a fuck, seriously!")

N: (lacht)

T: Sieh mal..., wenn die Labels oder wer auch immer das sagt..., es gibt genügend andere, die dem entgegnen, dass wir eine verdammt gute und eigenständige Band sind!

N: Das ist halt noch oft so, dass eine neue Band mit anderen verglichen wird...

T: ...ich meine, Stratovarius wurden früher ja auch als billiger Helloween-Abklatsch tituliert..., also was soll's?! Wir haben eh keine Zeit, uns darüber auf zu regen.

MF: Ihr habt als Bonus-Track der limitierten Album-Version "Wasted years" von Iron Maiden gewählt (wurde ja für das Maiden Tribute-Album verwendet). Warum gerade dieser Song und wie schwierig ist es, gute Covers von grossen und bekannten Bands zu spielen?

N: Alle anderen Songs (für das Tribute) waren die, die meist verwendet werden. "Wasted years" hingegen ist ein guter Pop-Song (wie bitte??? MF), der gut zu uns passt. Ein sehr melodiöses Stück...

T: ...was unseren eigenen Stil bezüglich des Songs angeht..., also wir haben bisher schon ein paar Cover-Versionen gemacht. Dabei sollte es sich jedoch immer möglichst nach uns anhören und nicht, dass wir Note für Note kopieren. Das überlassen wir den anderen. Wir haben zum Beispiel ein Keyboard-Solo eingebaut, für das uns fanatische Fans wohl am liebsten killen würden, aber das kümmert uns nicht!

MF: Wie entstehen eigentlich eure eigenen Songs? Verarbeitet ihr bereits Ideen auf der Tour oder arbeitet ihr lieber zu Hause im stillen Kämmerlein?

N: Dieser Prozess hat sich seit letztem Jahr sehr stark verändert. Zu Beginn war es (Thunderstone) ja mein Projekt, also ich schrieb (fast) alle Songs. Aber jetzt haben wir eine richtige Band, wo jeder seinen Part einbringt. Wie haben auf diese Weise einige der Songs gemacht.

T: Ja..., meistens ist es so, wir die Basic-Tracks zu Hause vorbereiten, dann fügen wir die Ideen im Rehearsal-Room zusammen und arrangieren sie gemeinsam. So entsteht ein neuer Song als Band. Auf dieser Tour sind wir bislang aber nicht zum Komponieren gekommen. Wir waren zu beschäftigt mit Trinken...

MF: Es kommt eher selten vor, dass gleich zwei Gigs am selben Ort statt finden. Erinnert ihr euch an bestimmen Stellen an Tags zuvor gespielte Fehler?

N: Also ich kann mich jeweilen nicht mehr daran erinnern...

T: ...klar diskutieren wir nach der Show schnell darüber, was allenfalls in die Hose ging oder super war, aber am nächsten Tag ist das vergessen.

N: ...ist eh egal danach!

MF: Zum Schluss: Eure persönliche Message an unsere Leser lautet: ...

T: Hmm..., da muss ich was "Klassisches" dazu sagen..., Klischeebehaftetes...: "Danke vielmals Schweiz! Wir sind froh, hier sein zu dürfen und wir werden so bald wie möglich wieder zurück kehren. Stay heavy (lacht) ..., and let the demons free!

N: Genau!

MF: Besten Dank!