Interview: Soul Doctor
By Tinu
Tommy Heart gehört zu den besten Sängern Deutschlands, auch wenn man ihm nicht die Würdigung erbringt, die der Sänger sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdient hätte. Der Junge mit der Berliner Schnauze (eigentlich müsste man dieses Interview hören und nicht lesen), wurde durch V2 bekannt und feierte seine ersten grossen Erfolge mit Fair Warning. Speziell in Japan, wo der Deutsche schon fast einen Heiligenstatus hat, ähnlich wie Kai Hansen von Gamma Ray, oder Yngwie Malmsteen.

Mit seiner Truppe Soul Doctor, die bedeutend rockiger und härter zu Werke geht, als Fair Warning, veröffentlichte Tommy bisher fünf Studio- und eine Live-Scheibe, die alle durch starke Songs überzeugen konnten. Dass Mister Heart ein Musiker durch und durch ist, belegt das folgende Gespräch. Er ist aber auch einer, der selbstkritisch mit sich ins Gericht gehen kann und eine klare Vorstellung von seiner Musik hat. Lest im folgenden Interview, wie Tommy den erneuten Line-up-Wechsel sieht oder auch die Karriere von Soul Doctor betrachtet, der Truppe, die am 15. Oktober 2011 im Rock City in Uster auftreten wird.

MF: Das Bandkarussell hat sich wieder gedreht. Wie kam es dazu?

TH: Wir haben irgendwie kein Glück oder es liegt an der Zeit (lachend). Eigentlich wollten wir wieder mit unserem ersten Trommler, dem Zacky, zusammenarbeiten. Wollten wir spielen, sagte uns der Gute immer ab. Da er von der Musik lebt und auch sehr viel Konzerte mit anderen Truppen spielt, war es uns nicht möglich nochmals mit ihm durchzustarten. Wir steckten die Köpfe zusammen und beiden Parteien mussten einsehen, dass dies alles keinen Sinn hat. Uns blieb nichts anderes übrig, als einen neuen Schlagzeuger zu suchen. So einen in Berlin zu finden, ist unheimlich schwer. Vielleicht ist es für diese Art von Musik auch in ganz Deutschland fast unmöglich einen geeigneten Mann hinter den Kesseln zu finden. Einer, der auch den richtigen Enthusiasmus mit sich bringt. So haben wir uns in Japan umgesehen und fanden dort Louis Sesto...

MF: ...liegt ja auch um die Ecke...

TH: ...genau. So kann das gehen (lacht).

MF: Wieso kommt es denn bei euch immer wieder zu diesen Wechseln innerhalb der Band?

TH: Ich glaube nicht, dass wir Leute sind, mit denen man schwer auskommt, sondern dass die Musiker, die sich entschieden haben eine solche Mucke zu spielen, mittlerweile alle einen festen Job haben und zusehen, dass sie überleben. So können sie nicht zu 100 % an einer solchen Sache dranbleiben, wenn die nicht das Geld einbringt, das sie brauchen. Du siehst das überall, auch bei Truppen, die mal grössere Erfolge feiern konnten und nun versuchen wieder Fuss zu fassen... Alle haben noch ein weiteres Projekt am laufen oder einen Job. Es ist unheimlich schwer geworden, für die Art von Musik, die wir spielen und auch lieben, Konzerte zu buchen und Platten zu verkaufen. Zum Glück kann ich von der Musik überleben, habe aber auch noch Fair Warning am laufen und bin gerade dabei meine Soloplatte einzutüten. Solche Dinge geben dir auch die Möglichkeit nur Musik zu machen und davon leben zu können. Kuck mal, ich mach das nun auch schon 20 Jahre. Auf einem professionellen Level würde ich zumindest mal behaupten. Vor 25 Jahren habe ich mit all dem begonnen und war 19 Jahre jung als ich mit den Aufnahmen für die erste CD startete. Oder Platte, wie man damals noch zu sagen pflegte (lachend).

MF: Du hast soeben deine Soloscheibe erwähnt. Was kann man davon erwarten?

TH: Dat wird im Moment noch alles aufgenommen. Da ich keine Songs schreiben wollte, habe ich mit einigen Fremdkomponisten zusammengearbeitet. Auch wenn das nun bei einem Soloalbum komisch klingt. Weil genau bei einem solchen solistischen Gang bedeutet dies ja, dass der Solokünstler sich verwirklichen will. Es war mir nicht wichtig meine eigenen Songs unterzubringen, auch weil die ganze Sache Soul Doctor und Fair Warning nicht im Weg stehen sollte. Stilistisch wird das eher in die Pop-Rock-Richtung gehen und noch ein bisschen seichter und softer als Fair Warning ausfallen. Viele Musiker haben Lust mitzumachen, aber wir müssen nun mal kucken, wer dann auch die Möglichkeit hat zu spielen. Wahrscheinlich wird Andy Malecek von Fair Warning mitspielen, ebenso wie der Gitarrist von Zeno. Geplanter Release ist 2011. In der Vergangenheit habe ich gelernt, steht man unter Druck die Platte zu einem bestimmten Zeitpunkt zu veröffentlichen, macht das einem Musiker keinen richtigen Spass, da man immer Abstriche macht, weil man fertig sein muss. Hätte man ein paar Wochen mehr zur Verfügung gehabt wäre das Endprodukt viel besser ausgefallen. Aus diesem Grund wollte ich mir mit meiner Soloplatte keinen Stress machen. So mussten zuerst alle Lieder fertig sein und dann entscheiden wir uns, welche auf die CD kommen. Weisst du, so ist alles ein bisschen relaxter. Du arbeitest mehr für die Musik und nicht für die Industrie, damit sie mit der Platte Geld verdienen kann. Das ist in den letzten zehn bis 15 Jahren echt abhanden gekommen. Du arbeitest nur noch für das Releasedate und um Moneten zu scheffeln. Das will ich mit dieser Solo-Platte nun überhaupt nicht. Deshalb sind auch keine Songs von mir drauf. So eine Egokiste fahre ich nicht, dass da unbedingt nur Tracks von mir zu hören sein müssen. Sollte ich noch einen Song haben, der zu den anderen passt, könnte er vielleicht noch draufkommen, aber momentan stammt das Material nur von Fremdkomponisten.

MF: Kommen wir zurück zu Soul Doctor. Kann man sagen, dass Gitarrist Chris Lyne und du die Antriebsfedern und die Ideengeber der Band sind?

TH: Eigentlich ja, klar. Sicherlich auch dadurch, dass wir die Urmitglieder von Soul Doctor sind. Wir zwei haben immer alles daran gesetzt, dass es mit der Truppe weitergeht. Obwohl uns andere Leute verlassen haben (lacht).

MF: Wie siehst du denn die Vergangenheit der Truppe?

TH: Wir wollten als Band die Welt erobern und alles miteinander teilen. Obwohl mir damals der Deal angeboten wurde. Als Tommy Heart sollte ich schon zu der Zeit eine Soloplatte veröffentlichen. Da ich aber der Meinung war, dass ich all das noch nicht alleine bewältigen kann, wollte ich eine Truppe um mich scharen. Einfach, weil mir die Erfahrung fehlte. So haben die ersten beiden Scheiben («Soul Doctor», «Systems Go Wild») einen Band-Sound. Sie klingen noch verspielter und straighter, auch weil wir auf der Suche nach unserem Sound waren. Mit dem dritten Streich «For A Fistful Of Dollars» sind wir ein bisschen ins kalte Wasser geschubst worden. Zacky war noch dabei, aber JD (Jörg Deisinger, ehemals Bonfire-Bassist) ist ausgestiegen. So mussten wir alles selber machen, weil uns der Produzent fehlte. Die ersten zwei CDs wurden mitproduziert vom Skew Siskin-Gitarristen (Jim Voxx), da wir bei denen im Studio aufgenommen hatten. Da uns Ronnie James Dio auf einer Tour sagte, dass wenn man als Band weiss, wie die eigene Musik klingen sollte, muss man alles selber in die Hand nehmen. Aus diesem Grund bauten wir unser eigenes Studio. Daraus entstand «For A Fistful Of Dollars», die so zu einer Rock’n Roll-Scheibe wurde. Da probierten wir einiges aus und testeten, wo wir überhaupt stehen.

Es ergab sich eine völlig andere Situation, als Songwriter, Produzent und Kritiker, bei der du alles selber machen musst. Ich bin mir sicher, würden wir diese Scheibe heute nochmals aufnehmen, würden wir noch viel, vielmehr rausholen. Darum klingt die Platte für mich halbfertig. Darauf folge «Blood Runs Cold». Da konnten wir alles, was wir bei «For A Fistful Of Dollars» gelernt hatten, umsetzen. Da machten wir den ersten Schritt in die Richtung, dass die Leute sagen konnten: «Wir nehmen diese Band ernst!» Viele Bands existierten zu der Zeit schon nicht mehr und wir konnten ein Lebenszeichen in die Landschaft setzen. Für mich ist das neue Album («Way Back To The Bone»), und das klingt nun vielleicht blöd, das beste geworden. Das Werk klingt sehr ausgewogen, die Performance, wie wir spielen ist sehr gut... Mit den beiden letzten Scheiben bin ich am meisten zufrieden. Du hast das auch richtig erklärt, dass wir den Weg gefunden haben wie wir klingen wollen und wie es sein soll. Das hatten wir bei «For A Fistful Of Dollars» noch nicht. Man lernt bei jedem Album. Das ist wie ein Lebensabschnitt.

MF: Könnte man auch sagen, dass Soul Doctor eher deine Baustelle und Baby ist, auch vom Musikalischen her?

TH: Dat erste Album mit Fair Warning war für mich wat ganz Besonderes. Da steckte man die ganze Energie rein und genau in diese Richtung sollte der Sound auch weitergehen. Jut, andere Mitglieder von Fair Warning wollten den Sound etwas verändern. Dadurch habe ich dann 2000 meine eigene Truppe Soul Doctor gegründet und konnte wieder in die Richtung gehen, die ich selber liebe und gerne spiele. So klingt die neue Doctor-Scheibe auch ein bisschen ähnlich wie die erste Warning-Platte. Das hört man oft, dass da gewisse Parallelen vorhanden sind. Persönlich sind mir beide Bands wichtig. Fair Warning hat mir den Weg geebnet um mit Soul Doctor weiter zu machen und die Solokarriere an den Start zu bringen. Arbeitest du selber intensiv an einer Produktion, dir niemand dauernd im Weg steht und sagt, wie das Resultat zu klingen hat, und sich alle in der Band einig sind, macht dies viel mehr Spass. Das soll nicht heissen, dass ich diese Aufmerksamkeit nur bei Soul Doctor und nicht bei Fair Warning erhalte. Weisst du... Das ist wie mit zwei Frauen, zwei Kinder zu haben. Du musst dich um beide Kinder kümmern, da es ja deine sind und du logischerweise auch beide liebst (lacht).

MF: Mit welcher Musik bist du aufgewachsen?

TH: Aufgewachsen bin ich mit dem Heavy-Metal (lacht). Mit der «New Wave Of British Heavy Metal»-Zeit und Bands wie Iron Maiden, Judas Priest oder Motörhead. Später kam dann der Black-Metal dazu (lachend). Als jugendlicher hatte ich eine grosse Plattensammlung und verschlang alles wo Heavy-Metal drauf stand (lacht). Klar hatte ich auch Vorbilder. Die ganze Sache startete bei mir mit Elvis. Dabei mochte ich die Musik und komischerweise auch seine Filme (lacht). Später war dann Bruce Dickinson ein Sänger, der mich unheimlich beeinflusst hat. Wie auch Ronnie James Dio. Damals mit meiner ersten Truppe sang ich noch wie Cronos von Venom. Also mehr Gerülpse als Gesang (lacht). Ick fand das toll. Aber meine Bandmitglieder sagten irgendwann einmal: «Kuck mal Junge, wir geben dir jetzt 14 Tage Zeit, geben dir vier Platten mit und du hörst dir alles an. Wir wollen einen solchen Sänger haben. Sollte das nicht klappen, müssen wir uns leider von dir trennen!» Dabei waren «Made In Japan» von Deep Purple, «On Stage» von Rainbow und «Tokyo Tapes» von den Scorpions. So habe ich bemerkt, dass man auch anders singen kann, wenn man an sich arbeitet. Von diesem Zeitpunkt an, hatte ich Bruce und Dio an meiner Seite. Mit ihren Alben haben mich die Beiden unheimlich inspiriert. Bruce traf ich mal bei einer Signing-Session in Berlin. Ein guter Freund von mir hat damals die Promotion für Bruce gemacht. Der rief mich an und fragte, ob ich als grosser Dickinson-Fan nicht mal vorbeikommen wollte? So habe ich meine zerkratzte «The Number Of The Beast» unter den Arm genommen, bin zu ihm hingegangen und konnte kurz mit ihm sprechen. Backstage habe ich ihm dann gesagt, dass er die Schuld dafür trägt, dass ich eine so schlechte Angewohnheit habe, überall als Kind sang, und prompt von der Schule geflogen bin, da ich während der Unterrichtsstunde Melodien summte (lacht). Dat fand er ganz jut und hat mir auf die Platte geschrieben: «Kann ich dir denn wirklich einen Grund geben?» Das hat mich tierisch gefreut. In den paar Minuten hat er sich als unheimlich netter und sympathischer Mensch gegeben und scheint auch sehr intelligent zu sein. Dat fand ich janz, janz doll.

Dann konnte ich mal eine Tour als Support von Ronnie James Dio spielen. Auf der «Killing The Dragon» supporteten Soul Doctor Dio. Dat war eine super Erfahrung. Das war die beste Tour, die ich jemals gespielt habe und das noch mit einer Grösse wie Ronnie! Der hatte es auch in keinster Weise nötig der Vorband Steine in den Weg zu legen. In Berlin hat er mich Backstage zu sich geholt. Wir waren in unserer Garderobe als der Personalmanager von Ronnie kam und mich fragte, ob ich schnell mit ihm mitkommen könnte, da Ronnie ganz gerne mit mir sprechen würde. Zusammen hatten wir ein tolles Gespräch und tauschten uns aus. Mit Riesenohren habe ich alles verschlungen was er mir sagte. Bei der letzten Show habe ich meine Platten mitgenommen und die musste er mir dann alle signieren. Das war ganz toll solche Leute kennen zu lernen und man merkt ganz deutlich, wenn jemand eine Persönlichkeit und Qualität als Sänger oder Musiker hat, dann hat er es gar nicht nötig andere Mucker irgendwie schlecht zu behandeln. Das waren echt tolle Erfahrungen, die ich mit Beiden machen durfte. Es ist echt schade, dass Ronnie vor kurzer Zeit von uns gegangen ist! Nach den Unteren hat er auf jeden Fall nicht getreten. Auf Grund dessen, dass wir ihm so gut gefallen haben, wollte er uns mit auf die komplette Europa-Tour nehmen. Die ganze Dio-Band war total überrascht, dass wir eine deutsche Truppe waren (lachend). Am ersten Tag der Tour machten die Dio-Jungs keinen Soundcheck. Wir konnten uns da locker Zeit lassen. Ab dem zweiten Tag checkten dann die Dio-Jungs auch ihren Sound vor dem Auftritt. Aus dem Grund, weil ihnen Dio sagte: «Passt auf Jungs, da spielt eine Combo vor uns. Soul Doctor sind echt gut, zieht euch warm an, gebt mal schön Gas und macht mal wieder Soundcheck!» Das sind auf Tour die schönsten Momente.

MF: Wenn wir schon beim Touren sind. Ganz zu Beginn deiner Karriere hast du mit V2 als Support von Helloween gespielt, als sie gerade mit «Keeper Of The Seven Keys – Part 2» mächtig Erfolge feiern konnten. Wie war das?

TH: Erstmals war das für uns überhaupt klasse eine solche Tour zu bekommen. V2 waren Newcomer und bei derselben Firma wie Helloween. Der Plattenboss stand auf uns und wollte unbedingt V2 eine tolle Tour anbieten. Die Möglichkeiten waren Kiss oder Helloween. Da die Kürbisse eher spielen würden und das mit Kiss in den Sternen stand, bekamen wir den Zuschlag für die Hamburger. Wie war das... Die waren jung und einzelne Musiker auch... (lacht) ...ein bisschen anders drauf, als der liebe Dio! Wir hatten es nicht leicht, weil sich Helloween über uns lustig machten und... Von dem ganzen Scheiss liessen wir uns nicht beirren, haben unsere Show gespielt und das war’s dann auch. Wir wussten, dass wir uns nicht nochmal über den Weg laufen würden, auch wenn ich später Kai Hansen noch einmal traf. Aber zu dem Zeitpunkt hatte er ja auch keine all zu grosse Lust auf Helloween, da er ziemlich Stress mit seinen Kollegen hatte. Klar, es war eine tolle Zeit, da wir in England, Schottland, Österreich, der Schweiz und in Deutschland in fetten Hallen spielen konnten. Das war was ganz Besonderes, eine schöne Zeit und für mich und ein super Start.

MF: Du hattest mit V2 deinen Einstieg, bist dann über Zeno zu Fair Warning gekommen...

TH: ...ick hab’ ja damals meine eigene Truppe Heartlyne in Berlin. Da spielte ich schon damals mit Chris, dem heutigen Soul Doctor-Gitarristen, Jogy und unserem neuen, zweiten Gitarristen Claus zusammen. Das war damals Heartlyne in den Jahren 1986-1988. Das Ganze war eine ernste Angelegenheit, bedingt durch meine vielen Studiojobs bekam ich das Angebot bei V2 einzusteigen. Durch die Mauer in Berlin war es unheimlich kompliziert an Konzerte oder in den Westen, nach West-Deutschland zu kommen. Mit dem Auto ging das fünf bis sechs oder mit dem Zug bis zu neun Stunden. Jedenfalls bekam ich das Angebot mit V2 eine Platte einzusingen und eine Tour zu spielen. Danach hätte ich wieder zu Heartlyne zurückgehen können. Das war auch mein Wunsch, da die Musik von V2 nicht so richtig mein Ding war. Auf Tour bekam ich das Angebot von Zeno, da sie die Platte mit V2 hörten und mich fragten, ob ich nicht Lust hätte vorzusingen. Nach der Tour mit Helloween bin ich gleich nach Hannover geflogen. Obschon ich dachte, dass mich da jemand verarscht, als am Telefon eine Stimme sagte, dass er der Schlagzeuger von Zeno sei. Meine Freunde wussten, dass ich ein ganz grosser Zeno-Fan war, und darum dachte ich, dass mich jemand veräppeln will (lacht).

Jedenfalls flog ich dann zu Zeno, habe dort zwei Song eingesungen und es war mir von Beginn weg klar, das ist meine Band. Heartlyne setzten mir damals die Pistole auf die Brust und sagten: «Tommy, entweder du entscheidest dich für Heartlyne oder V2!» Meine Bitte, dass sie uns dieses eine Jahr Zeit lassen sollten, in der sie neue Songs schreiben und wir durch mein Engagement mehr Aufmerksamkeit erhalten könnten, wurde nicht erhört. In Ost-Deutschland spielten wir vor 1'800 Leuten, aber im Westen hat das niemand interessiert. Die Plattenfirmen waren an einer Berliner Truppe nicht interessiert. Neue Deutsche Welle und Avantgarde-Musik war angesagt, aber Hardrock klang wohl komisch. So kam ich zu Zeno nachdem ich diese zwei Songs eingesungen hatte. Daraufhin nahmen wir ein paar Demos auf, bis der Namensgeber und Gitarrist zum Schluss kam, dass er aufhören wollte, da ihm die Musik keinen Spass mehr machte. Ule W. Ritgen (Bass) und C.C. Behrens (Schlagzeug) spielten bei Zeno mit, und wir beschlossen dann eine neue Band zu gründen. Dabei entstand Fair Warning.

MF: Eine Band, die speziell in Japan sehr erfolgreich war...

TH: ...und noch immer ist!

MF: Ist dies auch der Grund, wieso man gerade das neue Live-Abum «Talking Ain’t Enough – Live in Tokyo» dort aufgenommen hat?

TH: Klar (lacht). Wenn viel Publikum zu hören ist, auch wenn bei vielen Live-Scheiben dies nicht «live» ist (lachend), wirkt das immer besser. Eine Kulisse wie beim Loudpark, gibt man sich doch sehr gerne.

MF: Kommen wir zum Schluss. Hattest du denn nie das Angebot bei anderen Bands einzusteigen?

TH: Doch! Es gab und gibt noch heute viele Angebote. Dazu fehlt mir aber die Zeit. Da müsste ich mich dann wahrscheinlich von einer Band trennen. Definitiv. Persönlich finde ich es unfair, drei bis vier Bands zu haben. Da verliert dein Fan auch den Überblick, was du da als Künstler alles machst.

MF: Tommy, ich habe dir zu danken für die Zeit, die du dir genommen hast.

TH: Keine Ursache Martin, gern geschehen. Ich hoffe, wir sehen uns im Uster am Konzert?