Interview: Shakra

By Tinu
 
Zurück zur eigenen Musik.



Die Emmentaler sind wieder zurück und dies mit einem verdammt heissen Eisen, das sich «High Noon» nennt. Lange war es still um Bandleader Thom Blunier und seine Mannschaft. Zu lange? Nein, denn wer dermassen stark aus einer Ruhephase heraus kommt, darf mit erhobenem Haupt durch die Türe gehen. Ruhephase? Grundsätzlich waren die letzten Monate alles andere als ruhig. Dass sich Sänger John Prakesh von heute auf morgen von Shakra verabschieden würde, daran hätte Thom nie gedacht.

Der Himmel brennt, und die Götter spielen verrückt..., und auf Zeus ist sowieso kein Verlass. Also war guter Rat teuer und es kam, was eigentlich niemand vermutete, aber doch wie der berühmte Deckel auf den Eimer passt. Thom Blunier (Gitarre), Thomas Muster (Gitarre), Dominik Pfister (Bass) und Roger Tanner (Schlagzeug) versöhnten sich wieder mit ihrem Ex-Sänger Mark Fox. Wie es dazu kam, welchen Einfluss Krokus-Leader Chris von Rohr hatte, wie nahe die Band an einer fast Auflösung stand und wie sich das neue Album anhört, könnt Ihr in den folgenden Zeilen nachlesen. Mister Blunier nahm sich bei ihm zu Hause Zeit und sprach auch kritische Punkte offen an.

MF: Gehen wir kurz zurück zum Ausstieg von John. Wie kam es dazu?

Thom Blunier: Das kam sehr unverhofft! John bestellte uns in den Proberaum und eröffnete, dass er nicht mehr lange Mitglied von Shakra sein will. Wir waren total von der Rolle und fragten, was der oder die Gründe dafür sind. Er hatte die Lust an der Musik verloren und war nicht mehr mit vollem Herzen dabei. Dafür ist die Band dann schlussendlich ein zu grosser Aufwand, und so mussten wir wohl oder übel seinen Entschluss akzeptieren. Klar versuchte ich, ihn während den Konzerten die wir noch mit ihm spielten, immer umzustimmen. Es schien aber, dass seine Entscheidung unumstösslich ist. Der Job als Sänger von Shakra war wohl doch nicht seine Berufung.

MF: Wie war danach die Stimmung in der Band?

Thom Blunier: Seinen Entschluss teilte er uns fast ein Jahr vor seinem definitiven Ausstieg mit. Aus diesem Grund fielen wir auch nicht in ein Loch. Ich begann mit der Suche nach einem neuen Sänger und hatte das Gefühl, dass es irgendwie weiter gehen wird. Mittlerweile sind wir es gewohnt, nach einem neuen Shouter Ausschau zu halten (lacht). Es wollte sich aber kein geeigneter Nachfolger finden lassen, und ich merkte, wie Thomas Muster kaum Anstalten machte, einen neuen Sänger zu suchen. Es schien auch, dass er nicht wusste, wie es weiter gehen soll. Mit zunehmender Zeit wurde die Situation sehr..., komisch. Es gab einige Bewerber, aber der Richtige wollte sich nicht finden lassen. Die einzige Stimme, die ich mir als neuen Shakra Frontmann vorstellen konnte, kam aus Frankreich. Das alleine ist schon eine schwierige Situation, mit den ganzen Reisen, da die Zugsverbindungen ja nicht gerade die Besten sind...

MF: ...und der Flugplatz auch nicht vor der Türe steht...

Thom Blunier: ...nein, derjenige in Belp ist teuer (grinst). Eine Zeit lang sah es für die Zukunft der Band nicht gut aus! Okay, die Truppe hätte ich nie aufgelöst. Keine Ahnung, auf welcher Basis sie dann weiter existiert hätte. Mein Ziel ist es, Musik zu spielen. Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit man dieses Ziel anderen Leute noch zumuten kann? Ich denke auch, Thomas hatte langsam die Nase gestrichen voll, dass wir schon wieder einen neuen Sänger suchen mussten. Es ist nicht einfach, die Macken des Neuen akzeptieren zu können, aber auch dass der Neue unsere Macken frisst. So, als ob du eine neue Freundin suchst, aber eigentlich keine willst.

MF: Was war der ausschlaggebenden Punkt, dass ihr wieder mit Mark Fox zusammen arbeitet?

Thom Blunier: Das war folgendermassen (grinst). Plötzlich hatte Thomas wieder Mark als Sänger von Shakra im Kopf. Er mailte mit Chris von Rohr (Bassist von Krokus), dass wir wieder einmal ohne Sänger dastehen. Irgendwann nahm Chris den Telefonhörer in die Hand und rief Thomas an: «Himmel nochmal, jetzt sprecht doch wieder mit Mark», war seine Ansage. Zu dritt trafen sie sich bei Chris zu Hause und rollten die Probleme der Vergangenheit gemeinsam auf. Ich wusste damals nichts von diesem Treffen. Seien wir ehrlich..., grundsätzlich sind wir ein gutes Team und Marks Stimme passt perfekt zu unserem Sound. «Wieso sollte da nicht wieder zusammen finden, was zusammen gehört»?, fragte Chris. Ihm lag sehr viel daran, dass wir wieder zusammenkommen. Ein halbes Jahr später rief mich Thomas an und wollte ein Treffen. Er erklärte mir am Telefon, dass wir uns wieder mit Mark treffen sollten. Meine erste Reaktion war: «Das darf doch wohl nicht wahr sein!» (lacht). Ausgerechnet Thomas, der die grössten Probleme mit Mark hatte. Zu Beginn war für mich klar, dass ich bei dieser Geschichte nicht mithelfen werde. Aber, dieser Gedanke musste reifen. Mark und Thomas schrieben neue Songs und «Hello» war das Erste, was dabei heraus kam. Je mehr Ideen man mir unter die Nase hielt, desto vertrauter wurde mir der Sound. So entstand ein Meeting, zusammen mit Mark. Nach seinem Ausstieg hatte ich keinen Kontakt mehr zu Fox, aber bei diesem Meeting merkte ich, dass da ein gereifter Musiker vor mir stand. Es war etwas Vertrautes da..., so, als ob man einen alten Kumpel nach langer Zeit wieder trifft. Vieles war abgeflacht, insbesondere die Streitpunkte. Also, was hatte ich zu verlieren, lass es uns nochmals gemeinsam versuchen!

MF: Wie gross ist der Respekt, dass die alten Probleme wieder aufflammen?

Thom Blunier: Die Fehler hat nicht nur er gemacht! Die haben alle von uns verbrochen. Würden wir Mark die Schuld für alles geben, ist es klar, dass sich an der Situation nichts verändern würde. Beide Seiten müssen sich auf der gleichen Augenhöhe wieder gegenüber stehen. Wie müssen menschlich anders auf einander zugehen. Nur so kann es eine gemeinsame Zukunft geben und dass die alten Troubles nicht mehr aufkeimen. Da muss Mark auf uns zu gehen und wir auf ihn. Grundsätzlich können wir nicht ausschliessen, dass es wieder Probleme geben wird. Das kannst du aber auch bei einem neuen Sänger nicht (grinst). Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass John bei Shakra austeigen wird und dann kommt er an und sagt uns ohne Vorwarnung, dass er keine Lust mehr hat. Du weisst nie, was mit einer völlig neuen Person alles passieren kann. Bei Mark kennen wir die Problempunkte und können somit gezielt an ihnen arbeiten, dass sie nicht ausbrechen.

MF: Wird sich Mark der Verantwortung stellen, die er eingeht, wieder der Sänger von Shakra zu sein? Sprich, wird es wieder Konzerte geben, die wegen seiner verlorenen Stimme gecancelt werden müssen?

Thom Blunier: Ich hoffe, dass er sich der Verantwortung stellt. Garantieren kann dies niemand, Aber ich merke, dass von seiner Seite aus ein unheimlicher Wille vorhanden ist. Fuchs bleibt Fuchs. Er wird nie so sein wie ich. Er weiss bestens, was ihm schadet und was nicht. Er ist ein kantiger Typ und polarisiert. Mark ist ein typischer Frontmann.

MF: Wo siehst du das neue Album «High Noon» in der Geschichte von Shakra?

Thom Blunier: Das Werk geht eindeutig zurück zu Marks letztem Shakra-Album «Everest». Wir haben uns besonnen, was unsere Stärken sind und an was für Freude haben. Was macht grundsätzlich Shakra aus? «High Noon» widerspiegelt genau das. Mit den letzten beiden Platten versuchten wir eher in die Metal-, oder die Nightwish-Richtung zu gehen. Links und rechts haben wir Dinge ausprobiert. Heute wissen wir nun, was funktioniert und was eher nicht zu Shakra passt. Mit der neuen Scheibe zelebrieren wir nichts anders als die Musik, an der wir Freude haben. Erwartungen an die neue Platte habe ich nicht, da ich noch nie Erwartungen an eine unserer Scheiben hatte! Songwriting, produzieren und mischen..., danach bin ich froh, wenn ich nur noch geniessen und schauen kann, was passiert. Weisst du, jeden Tag kommen so viele neue Alben ans Tageslicht. Zusammen mit dem Internet ist das eine richtige Überflutung. Darum ist es unvorhersehbar, wie die neue Platte von uns aufgenommen wird.

MF: Was sind für dich die Höhepunkte in der Karriere von Shakra?

Thom Blunier: Ganz klar die Tourneen, die wir mit einem Nightliner machen konnten. Das ist ein völlig anderer Film, in dem du noch das Rock'n'Roll Feeling spürst. Wenn du am Abend siehst, wie die Leute durchdrehen. Also nicht unbedingt wir Musiker (grinst), eher die anderen Bands (lacht). Dieses Ausleben des Zigeunerlebens..., neue Städte sehen und am Abend auf der Bühne stehen, das sind für mich die Höhepunkte. Nicht unbedingt im Hallenstadion zu spielen als Support von Guns n' Roses. Auch wenn viele denken, dass dies für mich ein ganz wichtiger Höhepunkt war. Nein, das sind eher Shows in einem Z7, wenn die Leute wegen Shakra einen Konzerttempel besuchen. Momente, in denen du merkst, dass die Musik aufs Publikum überspringt und etwas zurück kommt. Diese Emotionen, dieses Gefühl ist absolut das Geilste!

MF: Was waren dann eher die ernüchternden Momente?

Thom Blunier: Tiefschläge hatten wir sehr viele. Die ganzen Geschichten mit den Sängern. Es ist doch nicht normal, dass man immer wieder einen neuen Mann fürs Mikrofon suchen muss (grinst). Das hat immer sehr viel Power benötigt, um sich da auch wieder aufzuraffen. Allerdings hatten wir nie einen Unfall, wenn wir unterwegs waren. Gestohlen wurde uns nie was und ungerecht behandelt wurden wir auch nicht. Grundsätzlich hatten wir ein «gutes Musikerdasein», wenn man sieht, wie bitter das Business eigentlich ist.

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Thom Blunier: Das Album releasen! Wir haben viel Arbeit in «High Noon» gesteckt und warten nun die Reaktionen ab. Das ist eine spannende Zeit. Du bist der Erste, welcher die neuen Songs hörte. Okay, Monika meine Frau, musste es auch schon ein paar Mal über sich ergehen lassen (lacht). Wie werden die Leute auf die neuen Lieder reagieren? Die Reaktionen auf Facebook waren interessant. Die meisten freuen sich, dass wir uns wieder gefunden haben. Aber ich habe keine Ahnung, was kommen wird.

MF: Thom, besten Dank fürs Interview!

Thom Blunier: Besten Dank für die Fragen...

MF: ...und viel Glück wie Durchhaltevermögen.

Thom Blunier: Grazie!